Читать книгу Tödliche Klamm - Mia C. Brunner - Страница 8
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ОглавлениеDie welken Blumen auf dem Grab seiner Frau sahen erbärmlich aus. Letzte Woche, als die Temperaturen noch merklich unter null Grad lagen, waren die Rosen mit einer dünnen Schicht kristallklarem Eis überzogen gewesen und hatten in der Sonne geglitzert. Jetzt war der ganze Strauß matschig braun und verwelkt. Er hätte ein Gesteck aus Tannenzweigen an ihrem Geburtstag aufs Grab legen sollen. Es war schließlich Winter. Auch war die Erde auf dem Grab noch trostlos leer, da er bisher keine Gelegenheit gehabt hatte, sich über die Begrünung Gedanken zu machen. Immerhin war Petra im November gestorben, kurz bevor der erste Frost ins Allgäu kam und eine Bepflanzung unmöglich machte. In ein paar Wochen würde er sich darum kümmern. Oder besser, er würde einen Gärtnerdienst beauftragen. Die hatten mehr Erfahrung als er und würden das Grab mit Sicherheit professioneller bepflanzen und pflegen.
Nachdem er die alten Blumen entsorgt hatte, verließ er den Friedhof wie jeden Sonntagnachmittag über den kleinen Weg durch die schön angelegte Teichlandschaft zum Nebenausgang, wo er sein Auto geparkt hatte.
Als er die Hand in seine Manteltasche schob, nach seinem Autoschlüssel suchte und ihn schließlich herauszog, fiel ein kleiner Zettel zu Boden, wurde vom Wind erfasst und ein paar Meter über den matschigen Sandweg geweht, bis der winzige Papierschnipsel in einer Pfütze liegenblieb. Einen kurzen Moment überlegte er, ihn einfach liegen zu lassen, doch als die Schmerzen und dieses verdammte Engegefühl in seinem Brustkorb ganz plötzlich zurückkamen und eine erneute Panikattacke ankündigten, bückte er sich doch nach dem Zettel, hob ihn auf und schaute auf die Zahlen und Buchstaben, atmete dabei tief ein und aus, so gut es mit seinen momentanen Beklemmungen eben ging, und überlegte fieberhaft.
Er musste diesen Beweis zerstören. Das Wasser aus der Pfütze würde dafür nicht ausreichen. Die Tatsache, dass niemand die Daten auf dem kleinen Bahnticket, das er vor ein paar Tagen in Oberstdorf aus dem Automaten gezogen hatte, auf ihn zurückführen können würde, da ja kein Name oder keine Adresse vermerkt war, beruhigte ihn keineswegs. Er musste das Ticket zerstören.
Es war unmöglich, das feuchte Papier anzuzünden, musste er feststellen, als er die Flamme seines Feuerzeugs an den Zettel hielt. Doch er bemerkte zufrieden, dass die Hitze des Feuers die Thermoschicht des Zettelchens pechschwarz färbte und die Zahlen unleserlich machte. Als sich zudem die Worte »Kempten (Allgäu) Hauptbahnhof« in schwarzes Wohlgefallen aufgelöst hatten, lächelte er zufrieden, auch weil die Schmerzen in seiner Brust langsam nachließen. Er legte das wertlose Ticket vorsichtig zurück in die Pfütze und schob das Feuerzeug in seine Hosentasche.
Ja, ein Problem war gelöst.
»Bin wieder da«, rief Jessica, warf ihren Haustürschlüssel achtlos auf die Anrichte im kleinen Flur und drückte mit ihrem Hintern die Wohnungstür zu. »Ich habe Essen mitgebracht! Hallo, Rico!«
Der junge Ecuadorianer, der aus ihrer Küche geeilt war und jetzt direkt vor ihr stand und sie anstrahlte, hob grüßend die Hand. »Holla, Frau Grothe«, sagte er und es klang etwas gepresst, doch sein stetes Lächeln überspielte seine Unsicherheit. Trotz des eisigen Wetters draußen trug er in der Wohnung ständig nur knielange Hosen und kurzärmelige Hemden und wirkte durch seinen leicht dunklen Teint, als wäre er gerade frisch aus dem Urlaub gekommen. Und so war es vermutlich auch. Gab es in Ecuador überhaupt Winter, Schnee und Kälte?
»Sag doch bitte Jessica zu mir, Rico«, schlug sie zum wiederholten Mal vor und bemühte sich, ebenfalls freundlich zu lächeln. Doch der vergebliche Versuch, ohne Zuhilfenahme ihrer Hände aus ihren nassen Stiefeln zu steigen, ließ sie genervt das Gesicht verziehen. »Mistdinger!«, fluchte sie, lehnte sich gegen die Wand, beugte sich hinunter und zog mit beiden Händen an dem rechten Stiefel, der nur langsam, als hätte er sich an ihrem Bein festgesaugt, von ihrem Fuß glitt. »Verdammter Mistschuh«, zischte sie durch die fest zusammengebissenen Zähne, schaute auf und sah in drei grinsende Gesichter.
»Was gibt’s denn zu essen, Jessy?«, fragte Svenja, und Tobi griff bereits nach den zwei Plastiktüten, die Jessica neben der Anrichte abgestellt hatte und die herrlich nach Currywurst und Pommes dufteten.
»Oh, be careful, Tobi«, rief Rico entsetzt, als eine der Tüten geräuschvoll gegen die Wand klatschte, besann sich dann aber darauf, dass er nach Kempten gekommen war, um besser Deutsch zu lernen, nahm Tobi das Essen ab und sagte ermahnend: »Du mussen aufpassen gut.«
»Du musst gut aufpassen«, belehrte ihn Svenja, nahm Tobi an die Hand und lief zurück in die Küche.
Die Entscheidung, ein Au-pair für die beiden Kinder zu besorgen, um wieder ganztags arbeiten zu können, war Jessica zuerst schwergefallen. Und auch der durchaus sympathische ecuadorianische Deutschstudent Ricardo Hernandez war nicht ihre erste Wahl gewesen. Jessica hätte durchaus lieber ein junges Mädchen als Aufpasserin für die achtjährige Svenja und ihren drei Jahre jüngeren Bruder Tobias gehabt, doch Rico stellte sich als überaus kompetent und freundlich heraus und fand sofort einen Zugang zu Tobi und Svenja. Er war jetzt seit zwei Wochen bei ihnen und hatte den Haushalt und die Kinder bereits besser im Griff, als Jessica es je gehabt hatte. Und er kam gut an bei den Nachbarn, besonders bei den weiblichen. Das lag mit Sicherheit auch an seinem blendenden Aussehen, doch vor allem die älteren Damen, die in diesem Mehrfamilienhaus wohnten, schätzten seine überschwängliche Höflichkeit, seine Hilfsbereitschaft und sein humorvolles Wesen. Er hatte die sonst so zurückhaltende, etwas grantige und misstrauische Allgäuer Frauenwelt hier im Haus im Sturm erobert. Bei den Männern war das anders. Den Allgäuer Männern hielt er einen Spiegel vor, in dem sie sich selbst nicht wiedererkannten und sich äußerst bedroht fühlten. Doch Rico quittierte jede versteckte Beleidigung oder unangebrachte Bemerkung mit einem freundlichen Lächeln.
»Du musst gut aufpassen«, wiederholte er jetzt Svenjas Worte und lachte so schallend, dass Jessica ebenfalls bessere Laune bekam, sich auch von ihrem zweiten Schuh befreite und das Paar achtlos in die Ecke warf.
»Hast du alle Mörder gefasst und eingesperrt, Jessica?«, fragte Rico grinsend. Seit drei Tagen, seit Jessica ihren Job im Kemptener Präsidium angetreten hatte, stellte er ihr diese Frage immer, wenn sie die Wohnung zu Feierabend betrat.
»Ausnahmslos alle«, gab Jessica dann immer augenzwinkernd Auskunft. »Wir werden heute also gut schlafen können.«
Es schneite so heftig, dass der Scheibenwischer an Hauptkommissar Forsters Dienstwagen auf Hochtouren lief und trotzdem kaum die Windschutzscheibe freihalten konnte. Beinahe hätte er den Abbieger verpasst, weil er die abzweigende Straße durch das Schneegestöber nicht gesehen hatte.
»Kreuzkruzifix«, fluchte er und riss das Lenkrad herum, als der Wagen nach der Kurve dem Graben neben der Straße gefährlich nah kam. Die Hinterräder des Autos schlitterten über den mit Schnee bedeckten Asphalt. Doch Florian hatte das Fahrzeug schnell wieder im Griff, drosselte jetzt aber vorsorglich das Tempo. Mit gerade einmal 15 Stundenkilometer lenkte er den Wagen durch den Schneesturm und starrte dabei angestrengt auf die Straße vor sich.
»Welcher depperte Siach geht bei so einem Wetter bloß wandern? Wahrscheinlich irgend so ein Flachlandtourist«, schimpfte er ärgerlich, doch von seinem Kollegen Willig auf dem Beifahrersitz kam keine Reaktion. Berthold hielt sich krampfhaft am Innengriff der Beifahrertür fest und hatte die Augen weit aufgerissen, als würde er Achterbahn fahren und direkt auf einen dreifachen Looping zurasen. Welchen depperten Wanderer sein Chef meinte, konnte Berthold eh nur spekulieren. Er vermutete, Forster sprach von dem Herrn, der die Polizei gerufen hatte, weil er auf seiner morgendlichen Tour durch die Breitachklamm eine Leiche gefunden hatte, und nicht von der Leiche selbst. Das wäre immerhin etwas pietätlos gewesen.
Nach mehreren Wochen Tauwetter und Temperaturen über zehn Grad hatte der Winter sich heute Mittag mit Unwetter und bis zum Nachmittag mit fast 40 Zentimetern Neuschnee zurückgemeldet. Die Schneeräumfahrzeuge kamen kaum hinterher, wenigstens die Hauptverkehrsstraßen einigermaßen frei zu halten, der große Parkplatz vor dem Eingang der Breitachklamm war ein einziges weißes Meer aus Schnee. Jetzt gab Hauptkommissar Forster noch einmal Gas und pflügte den Streifenwagen durch den Schnee. Er wollte so nah wie möglich an das kleine Tickethäuschen kommen und hoffte inständig, dass er sich gut genug erinnern konnte, wo ungefähr die Holzpfosten standen, die die Bereiche des Parkplatzes abgrenzten und in Parzellen einteilten.
Er war vor über zwei Jahren das letzte Mal hier gewesen. Im Sommer.
Direkt hinter ihm fuhr Erwin Buchmann, der Gerichtsmediziner, zusammen mit seiner Kollegin in einem weißen Transporter. Er nutzte die kurzzeitig entstandene Fahrrinne von Florians Wagen. Ohne sie wäre er vermutlich schon am Anfang des Parkplatzes mit dem schweren Fahrzeug im Schnee stecken geblieben.
Hauptkommissar Forster hielt direkt vor dem Eingang zur Klamm und wollte gerade aussteigen, als sein Dienstwagen einen kleinen Satz nach vorne machte und dann langsam gegen einen dieser Pfosten rutschte, die nur noch wenige Zentimeter aus dem Schnee herausschauten. Als der Transporter die hintere Stoßstange des Dienstwagens zusammendrückte, die ächzend ein metallisch knirschendes Geräusch von sich gab, war Florian bereits aus dem Wagen gesprungen und versank augenblicklich bis zum Knie im Schnee.
Er schloss die Augen, atmete einmal tief durch und wartete mehrere Sekunden, bis er sich schließlich umdrehte, Jacke und Mütze vom Rücksitz holte, sich seinen Schal dreimal um den Hals wickelte und in die Daunenjacke schlüpfte.
»Sag mal, wo hast du eigentlich fahren gelernt, du Zipfel?«, fuhr er schließlich Erwin Buchmann an, als der aus dem Transporter stieg und ebenfalls laut fluchte.
»’tschuldige, Mann. Konnte nicht rechtzeitig bremsen.«
Die vier mussten beinahe eine halbe Stunde gehen, bis sie den vermeintlichen Unfallort erreichten. Dort trafen sie auf das Team der österreichischen Bergrettung aus dem Kleinwalsertal, das zuerst gerufen worden war. Doch die Unglücksstelle lag auf deutschem Boden, sodass die Zuständigkeit den deutschen Kriminalbeamten oblag.
Direkt vor ihnen klaffte ein großes Loch. Ein gewaltiger Erdrutsch hatte mindestens zwei Meter des Weges mitgerissen, auf dem sie standen, und Schutt, Felsbrocken und Erde in die weiter unten liegende Breitach gespült. Vom Fluss selbst war von hier oben nichts zu sehen, denn es war jetzt am späten Nachmittag bereits so dunkel, dass Florian kaum mehr als die Umrisse seiner Kollegen erkennen konnte. Doch das Rauschen des Wassers dröhnte laut und klang bedrohlich. Einen Sturz aus dieser Höhe in den reißenden Fluss würde man wohl nur schwerverletzt überleben.
Wenn man viel Glück hatte.
»Waren Sie schon unten?«, fragte der Hauptkommissar den Bergretter auf der anderen Seite der breiten Grube zwischen ihnen und leuchtete gleichzeitig mit seiner Taschenlampe suchend über die entstandene Schutthalde.
»Die Leiche liegt weiter unten. Ich war schon dort«, gab der junge Mann Auskunft. »Wenn Sie runter wollen, muss ich Sie abseilen, anders ist es unmöglich.«
Jetzt sah Florian die Seile, die weiter oben an einem Baum befestigt und mit allerlei Karabinerhaken und Knoten gesichert waren. »Na, dann wollen wir mal.« Der Hauptkommissar seufzte. »Ich gehe zuerst. Ewe, du kommst nach. Die anderen beiden bleiben hier oben«, befahl er, fing das Gurtsystem auf, das der Bergretter ihm zuwarf, und ließ sich schließlich beim Abstieg helfen, ohne zu wissen, was ihn dort unten erwarten würde.
Der Scheinwerfer war über und über mit Dreck überzogen. Das Gerät war genau wie er beim Herunterlassen durch braunen Schlamm gerutscht und an Felsen geschlagen. Sollte er jemals wieder diese schleimige Soße von seinem Körper und seinen Klamotten bekommen, würden die unzähligen blauen Flecken sichtbar werden, die er an Armen und Beinen hatte. Sich in dieser Dunkelheit einen felsigen und nassen Abgrund abseilen zu lassen, war keine gute Idee gewesen, leider aber eine Notwendigkeit. Mit dem Ärmel seiner verschmutzten Jacke wischte er die matschige Dreckschicht vom Scheinwerfer und endlich wurde es etwas heller hier unten.
»Obacht«, hörte er Ewes Stimme weiter oben brüllen, gefolgt von einem polternden Geräusch, das stetig lauter wurde und auf ihn zuzukommen schien. Geistesgegenwärtig sprang Hauptkommissar Forster zurück, trat dabei ungeschickt auf einen glitschigen Stein, rutschte aus und landete schmerzhaft auf seinem Hinterteil. Der schwere Metallkoffer des Gerichtsmediziners, der sich verselbständigt hatte, krachte im gleichen Augenblick gegen eine Felswand neben ihm und blieb dort liegen. Das Teil hätte ihn nicht nur von den Füßen gerissen, sondern ihm vermutlich beide Schienbeine gebrochen.
»Das ist heute schon der zweite Anschlag auf mein Leben«, brüllte Florian seinem Freund Ewe entgegen, um den tosenden Lärm der Breitach hinter ihm zu übertönen.
»Tut mir echt leid«, schrie der Gerichtsmediziner. »Hast du die Leiche schon gefunden?« Er glitt den letzten Felsvorsprung hinunter, stand schließlich direkt neben Florian und löste den Karabiner an seinen Gurten. »Die Österreicher meinen, sie liegt etwas weiter flussabwärts.«
Den Anblick hätte er sich gern erspart. Das, was sie schließlich fanden, das, was der Wanderer als Leiche erkannt haben will, sah alles andere als menschlich aus. Florian hatte eine Person erwartet, die tragischerweise beim unerlaubten Klettern abgerutscht war und seit zwei oder drei Tagen unentdeckt in einer Felsspalte lag. Das, was sie fanden, war zuerst nur ein Schädel. Ein menschlicher Schädel ohne Nase, ohne Augen. Eine Gesichtshälfte war zerfetzt und von teils ledriger, teils schleimiger Haut bedeckt. Die andere Hälfte war blanker Knochen. Etwa einen Meter entfernt lag der Torso, ebenfalls nahezu vollständig skelettiert und fast gänzlich zerstört. Nur wenige der zahlreichen Knochen waren nicht gebrochen und zersplittert. Das rechte Bein fehlte komplett.
»Wer hat den Kerl bloß so zugerichtet? Das ist ja grauenvoll«, stöhnte der Hauptkommissar und musste sich abwenden. »Wie lange liegt der wohl schon hier?«
»Höchstens ein paar Stunden«, erklärte Ewe. Der Lichtstrahl seiner Taschenlampe glitt über die zertrümmerten Knochen. An einigen größeren Brüchen hielt der Gerichtsmediziner inne und sah sie sich genauer an.
»Ein paar Stunden? Willst du mich verarschen? Der ist doch bereits total verrottet«, rief Florian angewidert und wies jetzt wieder auf den Schädel. »Keine Haut mehr dran, außer das bisschen im Gesicht.«
»Na ja, das stimmt ja jetzt nicht«, brüllte Ewe und versuchte das Grollen des rauschenden Flusses zu übertönen. »Hautfetzen, Sehnen und Muskelstränge liegen hier doch überall zwischen den Knochen. Wird eine Scheißarbeit, alles einzusammeln. Das werden wir erst morgen bei Tageslicht machen können.«
»Ja, gut«, würgte Florian, der froh war, dass er diese beschriebenen Hautfetzen und Sehnen nicht sehen konnte. Aber die Vorstellung reichte bereits, in ihm Übelkeit und Abscheu hervorzurufen, und er trat vorsorglich ein paar Schritte zurück. Nicht, dass er unwissend womöglich noch auf irgendwelchen Leichenteilen stand. Hier allerdings war er dem reißenden Fluss so nahe, dass aufspritzendes Wasser, das unaufhörlich mit großer Geschwindigkeit gegen einen Fels schlug, ihm in wenigen Sekunden die Kleidung durchnässte. Er wischte sich die unzähligen Wassertropfen aus dem Gesicht und suchte sich eine trockenere Position.
»Und wie viele Stunden, schätzt du, ist der Kerl tot?«
»Stunden? Der Tod trat vor vielen Monaten oder sogar Jahren ein. Ich muss das alles erst genau untersuchen, bis ich es präzise sagen kann«, erklärte Ewe und blickte etwas verwirrt zu Florian auf. »Wie kommst du denn bei diesem Anblick darauf, dass die Person erst ein paar Stunden tot ist?«
»Das hast du mir doch gerade gesagt, du Idiot«, polterte Forster wütend. »Du hast gesagt, der Mann liegt erst ein paar Stunden hier unten.«
»Das stimmt ja auch«, nickte Ewe und Florian konnte sein breites Grinsen im Licht des Scheinwerfers sehen. »Aber von einem Mann habe ich nicht geredet. Das hier«, er deutete auf die Knochen vor sich, »ist eine Frau. Das erkennt man deutlich unter anderem an den Beckenknochen. Erwachsen, aber das Alter möchte ich hier im Dunkeln nicht schätzen.«
»Boah, Mann. Willst du mich heute mal richtig wütend machen, oder was?« Florian war kurz davor, auf seinen Freund loszugehen, ihn am Kragen zu packen und vom Boden hochzureißen. Vielleicht würde er ihm dann auch gleich eine Kopfnuss verpassen. Jedenfalls fehlte dazu nicht mehr viel und nur der Gedanke an die herumliegenden Leichenteile hielt ihn von diesem Vorhaben ab.
»Die Brüche sind alle ganz frisch, soweit ich das erkennen kann. Ich vermute also, die Leiche hat bereits seit geraumer Zeit weiter oben gelegen. Vermutlich sogar vergraben.«
Der Lichtkegel der Taschenlampe leuchtete kurz nach oben.
»Der Erdrutsch muss den Torso mitgerissen haben. Durch den Sturz sind die Knochen gebrochen und jetzt liegt die skelettierte Leiche hier unten seit ein paar Stunden«, betonte Ewe und brach in schallendes Gelächter aus.