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Die Milesische Naturphilosophie – Thales, Anaximander und Anaximenes

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Milet wird ab dem 8. Jahrhundert vor Christus bedeutender und mächtiger Handelsplatz inklusive Kulturzentrum für den gesamten Osten des Mittelmeers. Hier entsteht der erste Versuch, alles Geschehen auf nicht mythische Ursachen zurückzuführen.

Über Thales selbst wissen wir sehr wenig. Hat er überhaupt Schriften hinterlassen? Laut Aristoteles soll er geglaubt haben, die Erde sei aus dem Wasser entstanden und schwimme darauf – als Scheibe? – wie ein Schiff. Auch finde er, „dass ein bestimmter Stein [Magnetstein? Bernstein?] eine Seele besitze, weil er das Eisen bewege“. Seine berühmte Vorhersage der Sonnenfinsternis des Jahres 585 vor Christus hat er, wenn überhaupt, aus babylonischen Aufzeichnungen entwickelt.

Tatsächlich beginnt das naturphilosophische Denken als Logos – gegen den Mythos – mit Anaximander, der wahrscheinlich ein Schüler von Thales war. So erklärt er aus dem Verdunsten der Feuchtigkeit um die schwimmende Erde Erscheinungen wie Nebel, Wolken, Wind – und auch Sterne, Mond und Sonne. Letztere zwei sollen leuchtende Öffnungen in den mit Feuermaterie gefüllten Schläuchen von Nebelmassen um die Erde herum sein. Alles Leben ist ursprünglich aus Wassertieren entstanden. Das räumliche und stoffliche Apeiron, wörtlich „dessen Grenzen man nicht erreichen kann“, umschließe und steuere alles. Daraus entstehen alle Gegensätze wie warm und kalt. Anaximander denkt auch schon quantitativ. Die Erde ist eine Scheibe, 3-mal so breit wie hoch. Der Sonnenschlauch soll 27-mal so groß wie die Erdscheibe sein. Über raschenderweise liegt der Sternenhimmel nahe an der Erde. Wahrscheinlich stellt er ihn sich als kris tallartigen Zustand vor. Die punktuell unterschiedliche Trübung dieses Zustands lässt die Feuermaterie von außerhalb des Himmels als einzelne Sterne durchscheinen. Das starke Sonnen- und Mondlicht dagegen kann alles klar durchdringen. Verstopfungen der Schlauchlöcher erklären die Finsternisse. Sehr innovativ ist die Drehung oder Verschiebung des Sonnenrades im Laufe eines Jahres, das die verschiedenen Sonnenhöhen und -wendepunkte erklärt.

Anaximenes verändert das Apeiron von Anaximander zu etwas eindeutig Materiellem, der Luft. Luft ist Ursprung und Wesen aller Dinge. Sie sei ständig in Bewegung, das ergibt Veränderung. Verdichtete Luft ist kalt, verdünnte warm – wie die auf der Haut gefühlte aus kleiner Mundöffnung herausgepresste Luft zeigt, im Gegensatz zu warmer gehauchter Luft aus breitem Mund. Verdünnt sich die Luft noch weiter, wird sie zu Feuer. Mensch, Tier, Pflanzen, der Gesamtkosmos sind beseelte Zustände der Luft. Seine Kosmologie bleibt traditionell. Kreise der Himmelsgestirne um die Erde herum kennt er nicht. Dafür kennt er – wahrscheinlich von Babylon übernommen – die fünf sternförmigen Wandelsterne Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn. Zusätzliche dunkle, erdartige Körper erklären ihm die Verfinsterung von Sonne und Mond.

JT


Kosmologische Vorstellungen von Anaximander.


Anaximander mit Sonnenuhr in einem römischen Mosaik.

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