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Lewis und Clark

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Unter dem Druck von Napoleon Bonaparte (1769-1821) musste Spanien im Geheimvertrag von San Ildefonso, das im Jahre 1763 zugesprochene Französisch-Louisiana in Nordamerika an Frankreich zurückgeben. Im Gegenzug erhielt der Schwiegersohn des spanischen Königs Karl IV und damalige Herzog von Parma das Königreich Etrusien zugesprochen, was in etwa der heutigen Toscana entsprach. Das Louisianagebiet selber verblieb dabei zunächst weiter unter spanischer Verwaltung.

Nach Abschluss des Vertrages, am 01. Oktober 1800, dessen Inhalt den Amerikanern erst Anfang 1802 bekannt werden sollte, mehrten sich die Gerüchte, dass der freie Warenverkehr auf dem Mississippi behindert werden könnte, eine Einschätzung, die am 18. Oktober 1802 zur bitteren Realität wurde, nachdem der spanische Stadthalter von New Orleans eigenmächtig eine langjährige Vereinbarung aufkündigte, wonach amerikanische Schiffe ihre Ladung fortan nicht mehr in New Orleans löschen durften.

Schnell wurde diese unerfreuliche Nachricht von Mund zu Mund, von Siedlung zu Siedlung und von Stadt zu Stadt weiter den Mississippi und seiner Nebenflüsse hinaufgetragen, bis sie schließlich in der Hauptstadt Washington angekommen war und dort Gehör bei Präsident Thomas Jefferson (1763-1826) fand, der als dritter US-Präsident ins Weiße Haus gewählt worden war, um die noch junge Nation in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen.

Amerikas wirtschaftliche Interessen und damit verbunden die finanzielle Existenz von rund einer halben Million Siedler und Händler im Einzugsgebiet des Mississippi waren bedroht und bei manchen Kongressabgeordneten wurde die Forderung laut, die reguläre Armee von 3.000 auf 50.000 Mann zu erhöhen, um New Orleans mit Waffengewalt einzunehmen. Notfalls müssten sich die Vereinigten Staaten:

„(...) mit der englischen Flotte vermählen, um von New Orleans Besitz zu ergreifen",

war ihre politische Forderung gewesen.

Jefferson, der die politische Ansicht vertrat, dass es anderen Nationen nicht gestattet werden durfte, ihre Herrschaftsbereiche auf Nordamerika hin auszuweiten, war jedoch an einer friedlichen Lösung interessiert und so beauftragte er seinen Gesandten in Paris Robert R. (Robert) Livingstone (1746-1813), mit der französischen Regierung in Verhandlung zu treten, um New Orleans eventuell käuflich zu erwerben oder auf Garantien zu bestehen, damit der Mississippi für den Schiffsverkehr offen blieb. Livingstones Verhandlungspartner waren Napoleons Finanzminister Francois Barbé-Marbois (1745-1837) sowie der Außenminister Charles Maurice Talleyrand (1754-1838).

Die Verhandlungen liefen zunächst nur schleppend an. Napoleon forderte einen Kaufpreis von 100 Millionen Franc, doch zugleich stellte Talleyrand dem schwerhörigen Livingstone am 11. April 1803 auch die Frage, was die Amerikaner gegebenenfalls für das gesamte Louisianagebiet zu zahlen bereit wären? Ein einmaliges Angebot und Eile war geboten, zudem Jefferson zwischenzeitlich auch seinen Außenminister James Monroe (1758-1831) nach Paris entsandt hatte, um den Verhandlungen mehr Gewicht beizumessen. Die Forderung der Franzosen belief sich am Ende auf 80 Millionen Franc oder umgerechnet 15 Millionen Dollar und als Monroe in Paris eintraf, hatte Livingstone die Vorverhandlungen bereits am 27. April abgeschlossen. Am Samstag, dem 30. April 1803, unterzeichneten die beiden Amerikaner und Barbé-Marbois den Vertrag, der als Louisiana-Purchase in die Geschichte eingehen sollte, auch wenn Livingstone und Monroe ein hohes persönliches Risiko eingegangen waren, da sie Jeffersons Vorgabe von zwei Millionen Dollar bei weitem überschritten hatten. Der Vertrag selber indes verdoppelte das Staatsgebiet der USA um satte 2,14 Millionen km², wenngleich die genauen Grenzen zu den Einflussgebieten Spaniens und Englands noch nicht so richtig ausgelotet gewesen waren. Sie reichten im Süden bis hin zum Golf. Im Osten markierte der Mississippi die Grenze, im Norden die heutigen Staaten Montana, Minnesota und North Dakota und im Westen die heutigen US-Bundesstaaten New Mexiko, Colorado, Wyoming und Idaho, wobei die westliche Grenze nicht eindeutig markiert gewesen war und erst in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten endgültig festgelegt werden sollte.

Nachdem der Vertrag am 17. Oktober 1803 vom Senat ratifiziert worden war, ging man als Nächstes daran, das neue Gebiet aufzuteilen, wobei das heutige Louisiana als Orleans-Territorium und der restliche Teil als District of Louisiana deklariert wurde. Ferner beschloss man, das neue Gebiet zu erforschen und auch in dieser Hinsicht war Jefferson seinen Mitmenschen einen Schritt voraus gewesen, denn bereits Anfang 1803 hatte er den Kongress um die Finanzierung einer Expedition in den Westen gebeten, wobei er es für ratsam gehalten hatte, einen schiffbaren Wasserweg zum Pazifik hin zu finden, die Region zu katalogisieren und die dort lebenden Indianerstämme zu studieren. Dieses Unternehmen, so schloss er weiter:

„(...) könnten intelligente Offiziere mit zehn oder zwölf ausgesuchten Männern meistern, um das Land bis zum westlichen Ozean hin zu erkunden.“

Die Kosten für solch eine transkontinentale Expedition veranschlagte er dabei auf gerade mal geringen 2.500 US-Dollar, wobei sich die tatsächlichen Kosten später auf die astronomisch hohe Summe von 38.722,25 Dollar belief, ohne dass man im Vorwege abzuschätzen vermochte, was sie am Ende für einen Nutzen bringen würde. Am 04. Juli 1803 machte Jefferson seinen Freund Meriwether Lewis zum Leiter seines „Corps of Discovery.

Meriwether Lewis wurde am 18. August 1774 in der Ortschaft Ivy im Abermale County, Virginia als zweites Kind seiner Eltern William Lewis und Lucy Meriwether Lewis geboren. Im Alter von zehn Jahren zog die Familie nach Georgia, doch als Meriwether 13 Jahre alt geworden war, wurde er zurück nach Virginia geschickt, wo er von Privatlehrern unterrichtet wurde. Danach ging er zum Militär, wo er im August 1794 u. a. an der Unterdrückung der sogenannten „Whiskey-Rebellion“ beteiligt gewesen war, bei der die Siedler im Monongahela-Tal, im Westen Pennsylvanias gegen die Alkoholsteuer der Bundesregierung „zu Felde gezogen“ waren. Zudem führte mit George Washington zum einzigen Male ein Präsident persönlich Truppen im Feld an. Am Ende wurde alles unblutig beigelegt und Lewis wurde 1801 der Privatsekretär von Präsident Jefferson. Während dieser Zeit war er eng an der Planung und Vorbereitung der Forschungsexpedition beteiligt gewesen. So schickte Jefferson ihn nach Philadelphia, wo er in medizinischen Dingen, dem Zeichnen von Landkarten, im Umgang mit nautischen Geräten u. a. Fertigkeiten geschult wurde. In Pittsburg gab Lewis den Bau eines Kielbootes und zwei Pirogen in Auftrag und erwählte daneben William Clark als seinen gleichberechtigten Partner für die Dauer der Expedition.

William Clark wurde als neuntes von zehn Kindern seiner Eltern John Clark III und Ann Rogers Clark am 01. August 1770 in Ladysmith, Caroline County, Virginia geboren und ging, wie schon sein Bruder George vor ihm, zur Armee, wo er 1792 zum Leutnant ernannt worden war. Unter General Anthony Wayne (1745-1796) nahm er u. a. an der Schlacht von Fallen Timbers teil und auch Meriwether Lewis sollte eine Weile lang unter seinem Kommando dienen. 1796 verließ Clark die Armee und verbrachte die nachfolgende Zeit auf Reisen und auf seinem Anwesen in Louisville, Kentucky. Als Lewis ihn fragte, ob er ihn auf seiner Expedition begleiten wolle, stimmte er zu.

Bald begannen die Offiziere, geeignete Kandidaten für die Expedition zu mustern. Es wurden unverheiratete, gesunde, ausdauernde und stämmige Männer gesucht, die darüber hinaus auch gute Jäger waren. Neben den Soldaten wurden auch Zivilisten als Dolmetscher und Hilfskräfte angeheuert. Die spätere Begleitmannschaft der beiden Leutnants bestand am Ende schließlich aus 26 erfahrenen Grenzern, sowie Clarks schwarzen Diener Benjamin York, der die Reise zum Pazifik hin mitmachen durfte. Zu diesen Männern gesellten sich ferner noch 17 Soldaten, deren Aufgabe es war, die Disziplin an Bord der Boote aufrechtzuerhalten und eventuelle Gefahrensituationen abzuwehren. Als schließlich alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, begann die lange Reise nach dem Westen. Mit einem 18 m langen Kielboot, das einen geringen Tiefgang besaß sowie zwei Pirogen, Vorräten, Geschenken und Handelswaren für die Indianer, auf die man unterwegs treffen würde, sowie bewaffnet mit dem neuesten Gewehr „Modell 1803“ verließ die Expedition am 14. Mai 1804 ihren Liegeplatz Camp Dubois (Camp Wood), nördlich von St. Louis in Illinois und segelte den Missouri River hinauf.

Laut den Tagebuchaufzeichnungen war die Fahrt den Fluss hinauf nicht immer einfach für die Teilnehmer gewesen. Der Sommer war extrem feucht und heiß in jenem Jahr gewesen, sodass Myriaden von Stechmücken den Fluss bevölkerten, die die Männer quälten und piesackten. Dunkle Gewitterwolken zogen auf und wahre Wolkenbrüche gingen auf die Männer hernieder, die trotzdem frohen Mutes gewesen waren. So oft es möglich gewesen war, ging Lewis an Land, wo er zu Fuß die Pflanzen und Tiere studierte, während Clark die Mannschaft auf den Booten kommandierte und Landkarten von dem Gebiet anfertigte. Am 25. Mai passierte die kleine Flottille die französische Niederlassung La Charette, die zu jener Zeit letzte Siedlung von Weißen am Missouri.

Am 21. Juli erreichte die Expedition den Zusammenfluss des Platte in den Missouri River und am 03. August kam es nahe der heutigen Stadt Council Bluffs in Iowa zu einer Konferenz mit den Stämmen der Missoura, Omaha und Oto, die von gegenseitiger Freundschaft geprägt gewesen war. Lewis und Clark erfuhren dabei auch, dass sie demnächst durch das Gebiet der Teton-Sioux fahren würden, eine Indianergruppe, die den Missouri River nach dem Westen hin überschritten hatte und die als kriegerisch und gefährlich einzustufen gewesen war. Die Omaha als auch andere am Missouri beheimatete Stämme waren von den Teton aus ihrem angestammten Land vertrieben worden und hegten von nun an eine erbitterte Feindschaft zu ihnen. Die beiden Leutnants nahmen diese wichtige Information dankbar zur Kenntnis und am Ende der Beratungen übergaben sie den versammelten Häuptlingen noch einige bronzene Medaillen, auf deren Vorderseite das Konterfei des Präsidenten und auf deren Rückseite die amerikanische Fahne zusammen mit einem Adler abgebildet gewesen waren. Danach schied man in Freundschaft und die Expedition begann weiter den Fluss hinaufzufahren. Am 20. August hatten die Männer ihren ersten Toten zu beklagen. Nicht etwa durch den Pfeil eines feindlich gesinnten Teton kam Sergeant Charles Floyd ums Leben, sondern der Grund seines irdischen Dahinscheidens war eine schlichte Blinddarmentzündung, die für ihn in der Wildnis am Ende tödlich endete. Er wurde von den Männern an Land gebracht und dort mit militärischen Ehren in fremder Erde beigesetzt. Um es vorweg zu nehmen, Sergeant Floyd sollte der einzige Tote der Expedition bleiben, was aufgrund der Dauer und der Beschwerlichkeit der Reise zum Pazifik und wieder zurück fast wie ein kleines Wunder anmuten sollte.

Am 04. September erreichten Lewis und Clark die Mündung des Rapid Water River im heutigen Nebraska in dessen Nähe das Volk der Ponca-Indianer beheimatet gewesen war. Ende September erreichte man das schon besagte Gebiet der Teton-Sioux und von diesem Zeitpunkt an herrschte eine erhöhte Wachsamkeit an Bord der Boote. Am 24. September gingen Lewis und Clark am Zusammenfluss des Teton- und Missouri Rivers vor Anker, um die Ankunft der Indianer entgegenzusehen, die die Flottille der Amerikaner bereits seit geraumer Zeit beobachtet hatten. Lange brauchten sie sich nicht in Geduld zu üben, denn bereits am nächsten Tag erschienen ca. 50 Sioux, angeführt von mehreren Häuptlingen und indianischen Würdenträgern am Liegeplatz. William Clark begrüßte die Häuptlinge, übergab ihnen einige der mitgeführten Geschenke und lud sie anschließend dazu ein, an Bord des Kielbootes zu kommen, um dort beiderseitige Verhandlungen bezüglich der Durchfahrtsrechte durch das Gebiet der Sioux zu führen. Allerdings verliefen diese Gespräche dann alles andere als erwünscht. Die Häuptlinge, allen voran Schwarzer Büffelstier (Tatanka Sapa) verhielten sich derart unkooperativ, dass Clark nach drei Stunden erst einmal genug von ihnen hatte und sie wieder zurück an Land bringen ließ. Dort angekommen, wollten die ihrerseits wütenden Sioux Clark nicht wieder zurück an Bord lassen, darüber hinaus forderte Black Buffalo auch noch eine der Pirogen samt Ladung als angemessenen Wegzoll, ein mehr als üppiger Preis, den Clark natürlich ablehnte. Schließlich drohte die brenzlige Situation zu eskalieren, wobei sich die Soldaten und die Sioux mit dem Säbel bzw. Pfeil und Bogen gegenüberstanden. Clark selber war die Ruhe selbst und ließ sich überhaupt nicht einschüchtern. Mit einem gezogenen Säbel in der Hand machte er den Sioux gegenüber glaubhaft, dass er:

„(…) an Bord mehr Medizin habe, als er benötige, um 20 Nationen, wie die der Sioux, an einem Tage von der Erde zu vertilgen“,

womit er auf die schwenkbare Kanone am Bug des Kielbootes anspielte. Tatsächlich schien das Eindruck auf die Häuptlinge gemacht zu haben. Sie gaben ihre feindliche Haltung gegenüber den Weißen zunächst auf, woraufhin sie William Clark wieder zurück an Bord brachte. Die Segel wurden gesetzt und man fuhr weiter ein Stück den Missouri hinauf, um einen günstigeren Ankerplatz zu finden. Black Buffalo beharrte jedoch darauf, die Nacht über an Bord des Kielbootes verbringen zu dürfen, als kleines „Schmerzensgeld“ sozusagen. Clark zögerte aus verständlichen Gründen heraus, doch Lewis, der pragmatischer dachte, war der Meinung, den Häuptling über Nacht an Bord zu behalten, wäre vielleicht eine versöhnliche Geste. Clark blieb weiterhin skeptisch und misstraute seinem indianischen Gast, doch am Ende ließ er sich von Lewis überzeugen und gab dem Ganzen seinen Segen. Und während Black Buffalo am Abend über diese merkwürdigen weißen Männer nachdachte und Lewis seine Tagebuchaufzeichnungen vervollständigte, bevor er sich auf sein Nachtlager bettete, hatte der nervöse Clark eine relativ unruhige Nacht vor sich.

Am nächsten Morgen immerhin schien Black Buffalo sehr viel umgänglicher gewesen zu sein, während Lewis und Clark ein weiteres Stück den Fluss hinauf segelten, und zwar bis zu einer Stelle, wo sich inzwischen eine große Anzahl Tetons versammelt hatte, um die Ankunft ihrer Stammesführer und der fremdartigen weißen Männer abzuwarten. Nachdem die Flotte vor Anker gegangen war, wurden Lewis und Clark in das Tipidorf der Indianer gebracht, wo man mehrere Hunde schlachtete, die gekocht als Festmahl zu Ehren der Weißen dargereicht wurden. Am Abend wurden sie mit indianischer Musik und Tanz unterhalten, bevor man wieder zurück an Bord ging, im Schlepptau zwei weitere Häuptlinge, die ebenfalls die Nacht über dort verbrachten. Ein erster Schritt, freundschaftliche Kontakte mit dieser Indianergruppe zu knüpfen, war damit getan, auch wenn das bei dem kriegerischen Erscheinungsbild der Teton eine höchst unsichere Sache zu sein schien.

Am darauffolgenden Tag, dem 27. September, begab sich zunächst Lewis wieder in das Zeltdorf, um sich dort Notizen über das Lagerleben der Teton zu machen. Am Abend wurde seitens der Indianer ein großes Fest veranstaltet, bei dem diese ihren Sieg bei einem vorangegangenen Kriegszug gegen die Omaha feierten, bei dem an die 75 gegnerischen Krieger getötet und weitere 25 Frauen und Kinder gefangen genommen worden waren. Als Mitternacht vorbei war, gingen die Weißen wieder zurück zum Fluss, um am nächsten Morgen Vorbereitungen für die Abreise zu treffen. Am 28. September drängten die beiden Offiziere zum Aufbruch und als man die Abschiedsworte am Flussufer wechselte, fiel Black Buffalo gerade noch rechtzeitig ein, dass die Sache mit dem Wegzoll ja noch nicht so richtig geklärt gewesen war. Während einige der Teton dass Haltetau des Flussbootes festhielten, verhandelten beide Seiten verbissen miteinander, und zwar solange, bis die beiden Leutnants sich bereit dazu erklärten, den Häuptlingen zu den bereits geschenkten Waren auch noch eine Rolle Tabak zu überlassen, um den Frieden zu wahren. Die Teton waren damit am Ende zufrieden gewesen und wandten sich in würdevoller Haltung wieder zurück in ihr Dorf. Lewis und Clark gaben nun den Befehl zum Segelsetzen und unter einer leichten Brise fuhren die Männer, erleichtert über den glücklichen Ausgang ihres zurückliegenden Abenteuers, weiter den Fluss hinauf.

Damit endete das erste Zusammentreffen der Amerikaner mit den Teton-Sioux, jenem Volk, mit der wir uns im weiteren Verlaufe dieses Buches natürlich noch intensiver beschäftigen werden und von dem Lewis später in seinem Tagebuch schreiben sollte, dass sie (die Sioux):

„(...) die gemeinsten Schurken unter den Wilden seien.“

Nach dem Zusammentreffen mit den Tetons, erreichte die Expedition am 07. Oktober 1804 das erste der Dörfer der am Missouri lebenden Arikara-Indianer (auch: Ree oder Recaree), die sich dereinst von den Pawnee abgespalten hatten und dabei stetig weiter nach dem Norden, nach Dakota, gewandert waren, wo sie schließlich sesshaft geworden waren. Durch ihre Tradition, zwei aufrechte Wapiti-Hörner in ihrem Haar zu tragen, waren sie im englischen auch als "Elk People" bekannt gewesen. Wie auch die Pawnee gehörten sie der Caddo-Sprachgruppe an und lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Mandan, Hidatsa und nun auch den Teton-Sioux, mit denen sie aber lediglich eine tiefe Feindschaft verband. Der Expedition der Weißen gegenüber verhielten sie sich jedoch überaus freundschaftlich, wobei sie den Amerikanern großzügig noch etwas Mais u. a. Nahrungsmittel für ihre Weiterfahrt schenkten.

Das erste der Mandandörfer erreichten Lewis und Clark am 24. Oktober. Dabei wurden sie von dem hellhäutigen Häuptling Shahaka, der bei den Weißen auch als „Big White“ bekannt gewesen war, freundlich empfangen. Er bot den Weißen in einem ersten Gespräch an, sich mit einem Teil der Wintervorräte der Mandan einzudecken, ein Geschenk, was Lewis und Clark mit Freuden entgegennahmen und nachfolgend von Dorf zu Dorf zogen, um sich mit den Nahrungsmitteln zu versorgen. Auch war es an der Zeit gewesen, sich nach einem geeigneten Platz für die Errichtung eines Winterlagers umzusehen, denn erste Eisschollen trieben bereits auf dem Missouri und machten eine Weiterfahrt auf dem Fluss unmöglich. Auch die Kleidung der Männer war zerschlissen und mussten durch solche aus Tierfellen ersetzt werden. Am 02. November 1804 begannen die Männer damit, Bäume zu fällen, um ihr erstes Winterquartier, zwölf Meilen vom heutigen Ort Washburn in North Dakota entfernt, zu errichten, welches bei seiner Fertigstellung Fort Mandan getauft werden sollte. Es hatte an der Frontseite eine Holzpalisade und seitlich jeweils rechts und links eine Reihe Blockhütten als Wohngebäude, die am hinteren Ende miteinander verbunden waren, sodass Fort Mandan eine dreieckige Form aufgewiesen hatte. Während dieser Bauzeit traf dort am 04. November ein französisch-kanadischer Fallensteller namens Toussaint Charbonneau (1758-1843) ein, der bei Lewis und Clark nach einer Anstellung nachfragte. In seiner Begleitung befanden sich zwei Indianerfrauen, wovon die eine schwanger gewesen war. Charbonneau, der den Missouri befuhr und Handel mit den dort ansässigen Indianerstämmen betrieb, beherrschte französisch und einige Indianerdialekte, konnte allerdings kein Wort englisch. Jedoch konnte George Drouillard, der Dolmetscher der Expedition, französisch ins Englische übersetzen, womit Charbonneau am Ende schließlich engagiert wurde, auch wenn Lewis und Clark enttäuscht darüber gewesen waren, dass Charbonneau, die Sprache der Hidatsa, ein Volk, durch dessen Gebiet sie demnächst fahren würden, immer noch nicht beherrschte, obwohl er 30 Jahre bei ihnen gelebt hatte.

Das schwangere 16-jährige Indianermädchen war die Tochter eines Häuptlings der nördlichen Shoshonie-Indianer und war als 12-jähriges Mädchen von den Hidatsa von ihrem Stamm entführt worden, wobei sie später durch irgendeinen Kuhhandel in Charbonneaus Hände gefallen war. Ihr Name lautete: Tsi-ki-wa-wi oder Sacajawea = „Vogelfrau“, das andere Indianermädchen hieß „Otter-frau.“ Sacajawea fasste schnell Vertrauen zu den beiden Leutnants, insbesondere zu dem fröhlichen Clark, der ihr später den Kosenamen „Janey“ geben sollte. Bei mehreren Gesprächen mit ihr, erfuhren die beiden Männer dann auch, dass sie den Missouri nur bis zu einer bestimmten Stelle befahren könnten, danach bräuchten sie Pferde, um die Rocky Mountains nach dem Westen hin überqueren zu können. Pferde, die sie bei ihrem Volk, den Shoshonie, einhandeln könnten. Die beiden Weißen erkannten rasch, dass sich Sacajawea bei dem noch ausstehenden Pferdehandel bei ihrem Volk als noch weitaus nützlicher als ihr Ehemann Charbonneau erweisen könnte, der, wie Clark später in seinem Tagebuch notierte:

„(...) ein fauler Schurke zu sein schien.“

Am Ende schließlich konnten sie die Shoshonin dazu überreden, sich der Expedition der Weißen anzuschließen, auch wenn man ihren „faulen Ehemann“ sozusagen als „zweite Wahl“ mit auf die weitere Reise nehmen musste.

Am 24. Dezember waren die Bauarbeiten an Fort Mandan fertiggestellt und am 25. wurde das Sternenbanner gehisst, während Clark jedem der Männer im Verlaufe des Tages drei Becher mit Branntwein ausschenken ließ. Am 11. Februar 1805 durfte sich Lewis als Geburtshelfer betätigen, denn Sacajawea bekam ihr Kind, und zwar ihr erstes, wie Clark später in seinem Tagebuch vermerkte. Es war ein Junge und wurde von Charbonneau auf den Namen Jean Baptiste getauft. Von den Männern der Expedition bekam das lebhafte Kind jedoch den Spitznamen „Little Pomp“ bzw. „Pompey“ und es war bei jedem der Expeditionsteilnehmer beliebt gewesen.

Den Winter über ging es friedlich im Lager zu. Zusammen mit den Mandan ging man auf die Bisonjagd, wobei die Weißen aber lediglich die Büffelzungen verzehrten. Neue Kanus wurden angefertigt, Kleidungsstücke und Mokassins geschneidert und auch Feste wurden zusammen gefeiert, auf denen Peter Cruzatte die Geige spielte und York dazu tanzte, während die Indianer ihre Stammestänze aufführten. Als der Frühling herangebrochen und das Eis auf dem Missouri geschmolzen war, begann man Vorbereitungen zu treffen, um die zwangsweise unterbrochene Fahrt auf dem Fluss weiter fortzusetzen. Dieses geschah schließlich mit 33 Personen am 07. April, wobei das Kielboot mit einigen Männern zurückgelassen wurde. Es kehrte nach St. Louis zurück und mit an Bord befanden sich neun Kisten mit Fundstücken verschiedenster Art sowie angefertigte Landkarten, die für Präsident Jefferson bestimmt gewesen waren. Clark dazu in seinem Tagebuch:

Fort Mandan, 07. April 1805

Heute um vier Uhr Nachmittag fährt das Kielboot mit sechs Soldaten, zwei Franzosen und einem Indianer, alle unter dem Kommando eines Korporals, der für die Weiterleitung unserer Berichte verantwortlich ist, in Begleitung eines Kanus mit zwei Franzosen von hier weg und flussabwärts nach St. Louis. Gleichzeitig beginnen wir, mit zwei Pirogen und sechs Kanus die Reise flussaufwärts.“

O´Dell, „ABENTEUER AM MISSOURI“, S.78

Nach einer relativ ruhigen Fahrt den Missouri hinauf, kam es am 14. Mai zu einem Unglück, als eine der Pirogen von einer Windböe erfasst wurde, während am Ruder der (wie Lewis später in seinem Tagebuch vermerkte):

(...)„wohl furchtsamste Boots- und Rudermann der Welt“,

nämlich Charbonneau höchstpersönlich stand. Anstatt die Segel einzuholen und das Ruder in die Hand zu nehmen, fing er an zu beten, während die Piroge begann, sich bedenklich zur Seite zu neigen und voll Wasser zu laufen. Schließlich nahm Peter Cruzatte beherzt das Steuerruder in die Hand und sich kaum über Wasser haltend, schafften sie es gerade mal zurück an Land zu kommen, wo Charbonneau kurzerhand das „Steuermannspatent“ aberkannt wurde. Anzumerken wäre noch, dass Sacajawea sofort von Bord der Piroge gesprungen war und einige wichtige Dinge, die in die Fluten des Flusses gespült worden waren, durch ihr beherztes Eingreifen retten konnte. Darunter befanden sich auch Clarks Tagebuch und Kompass. Andere Dinge wie Schießpulver, Mehl, Medikamente sowie Handelswaren für die Indianer, waren hingegen unwiderruflich verloren gegangen. Das galt auch für den Großteil des getrockneten Fleisches, sodass Lewis nachfolgend Gruppen von Männern auf der Jagd nach Wild an Land setzen musste, um die Verluste wieder auszugleichen.

Am 25. April erreichte die Expedition den Yellowstone River, zwei Tage später das Gebiet des heutigen Montanas. Am 03. Juni erreichte man die Mündung des Marias River, wo das Camp Deposit errichtet wurde. Am 13. Juni erreichten die Männer die Great Falls Wasserfälle und ab dem 15. Juni waren sie damit beschäftigt, die Boote und die Ausrüstung 19 km über Land zu transportieren, um die fünf tosenden Wasserfälle, verbunden mit gefährlichen Stromschnellen zu umgehen. Die Truppe litt an Furunkeln und der Amöbenruhr und auch Sacajawea erkrankte so schwer, dass man sie zu den nahegelegenen heißen Schwefelquellen brachte, die schließlich für eine Gesundung der Shoshonin sorgten. Zu alledem tagte am 29. Juni schließlich auch noch ein Kriegsgericht, dass die beiden Soldaten Collins und Hall zu 100 bzw. 50 Peitschenhieben auf dem Rücken verurteilte, da die beiden Männer sich verbotenerweise an einem Whiskeyfass zu schaffen gemacht hatten.

Am 16. Juli wurden die Boote oberhalb der Fälle wieder zu Wasser gelassen und dann konnten die Männer ihre Fahrt in ruhigen Gewässern weiter fortsetzen. Knappe zwei Wochen später erreichte man jene Stelle, wo sich der Missouri in drei gleichgroße Flussarme aufteilte. Lewis und Clark beschlossen nach eingehender Beratung, dem nördlichsten der drei Flussläufe zu folgen, der zu Ehren des amtierenden Präsidenten, Jefferson River getauft wurde. Der mittlere und südliche Flussarm wurden in Madison- bzw. Gallatin River umgetauft, nach dem Außen- sowie Finanzminister der USA. Mittlerweile hatte die Expedition das Gebiet der Shoshonie oder Schlangen-Indianer erreicht, wobei Sacajawea aufgeregt einige Landpunkte wiedererkannte, darunter auch einen rundlich geformten Felsen, der von den Indianern „Biberkopf-Felsen“ (Beaverhead Mountain) genannt wurde. Am 17. August kam es zu einem ersten Zusammentreffen mit einem Jagdtrupp der Shoshonie, dem sich Lewis mit einem über dem Kopf gehaltenen Sternenbanner näherte, um so seine friedlichen Absichten kundzutun. Es waren Krieger aus dem Dorf, in dem Sacajaweas Bruder Cameawait mittlerweile Häuptling geworden war. Zunächst hatten die Indianer geglaubt, dass es die fremdartigen Weißen auf eine Gruppe Squaws ihres Dorfes abgesehen hatten, auf die Lewis mit seiner Gruppe Männer bei seinem Landgang überraschend gestoßen waren. Allerdings klärte Sacajawea die Sache schnell auf, woraufhin die Weißen in das Dorf der Indianer geführt worden waren. Nach den vielen Jahren der Trennung sah Sacajawea dort zum ersten Mal ihren Bruder wieder und die Wiedersehensfreude war recht rührselig, wie Clark später in sein Tagebuch schrieb. Sie erwies sich als wertvolle Hilfe beim Einhandeln von 29 Pferden, mit deren Hilfe Lewis und Clark ihren weiteren Weg über die Rocky Mountains hinweg fortsetzen wollten. Zudem wurde der Indianer, der Old Toby genannt werden sollte, als Führer engagiert. Anfangs weigerte sich Charbonneau, diese weitere Reise mitzumachen, doch als Clark ihm androhte, dass er keinerlei Lohn bekommen würde, änderte der Franzose schlagartig seine Meinung und schon bald rüstete man sich für den Aufbruch zu den Bitterroot Mountains im Westen, während Clark beschloss, das Lager bei den Shoshonie Camp Fortunate = „Glückslager“ zu nennen.

Am 04. September trafen die Weißen auf eine Gruppe Flathead-Indianer, von denen sie weitere Pferde einhandelten. Bereits eine Woche später folgten sie dem Lolo Trail in Idaho, um die steilen Bitterroot Mountains zu überwinden. Dieser Teil der Reise zerrte an den körperlichen und geistigen Kräften der Expeditionsteilnehmer, doch mit eiserner Disziplin hielten Lewis und Clark ihre Mannschaft zusammen, wobei Clark im zunehmenden Maße Sacajawea vor den Grobheiten Charbonneaus in Schutz nehmen musste. Als die Männer ein Dorf der Flatheads erreicht hatten, schenkten ihnen die Bewohner eine Hirschkeule, derweil Charbonneau kurzerhand die Tochter des Häuptlings zur Frau nahm. Diesen Ort nannte Clark später Travelers Rest = „den Rastplatz der Reisenden.“ Mitte September waren die Nahrungsmittelvorräte derart knapp geworden, dass Lewis Fleischbrühwürfel an die Expeditionsteilnehmer ausgeben ließ, die er für den äußersten Notfall, der nun eingetreten war, mit auf die Reise genommen hatte und die nun zu dem alltäglichen Verzerr von Pferdefleisch, als Brühe aufgekocht wurden. Ab und zu gelang es den Männern, etwas Wild zu schießen, darunter einen Wolf sowie einige Fasane und Enten. Als sie den Lolo-Pass am 22. September endlich überwunden hatten, mussten sie sich bereits von wilden Beeren und Wurzeln ernähren, um nicht zu verhungern. Die Expedition hatte das Tal des Clearwater River erreicht, wo das Volk der Nez Perce lebte, die die Amerikaner freundlich in ihre Zelte aufnahmen.

Die Nez Perce, die sich selber Nimipu = „Volk“ nannten und der Sprachfamilie der Sahaptin angehörten, erhielten ihren Namen neper´se von den französischen Fallenstellern und er hieß übersetzt „Durchstochene Nasen“, an denen die Nez Perce Muschelschmuck trugen. Lewis und Clark schätzten ihre Anzahl auf ca. 6.000 Personen ein. Den Weißen anfangs freundlich gesinnt, sollte sich ihre Haltung in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ändern, als die US-Armee den Befehl bekam, die Nez Perce von ihrem Land zu vertreiben und in ein Reservat umzusiedeln. Unter ihren Häuptlingen Chief Joseph, Looking Glass und White Bird, flohen die Indianer daraufhin rund 2.900 km weit durch die heutigen US-Bundesstaaten Oregon, Idaho, Wyoming und Montana hindurch bis hinauf zur rettenden kanadischen Grenze, wo die Nez Perce dann doch noch von einer Armeeeinheit unter dem Befehl von Colonel Nelson Appleton Miles (1839-1925) zur Kapitulation gezwungen werden konnten. Jetzt jedoch im Jahre 1805 halfen sie den Amerikanern wieder zu Kräften zu kommen, darüber hinaus versorgten sie deren Pferde, und zwar solange, bis die Weißen später auf ihrem Rückweg vom Pazifik wieder in die Dörfer der Nez Perce kommen würden. Die Männer bekamen genügend Nahrungsmittel, darunter Körbe mit getrockneten Lachs. Bäume wurden gefällt und durch Brand ausgehöhlt, um als Kanus zu dienen. Lewis und Clark ließen die Sättel und anderes Pferdegeschirr vergraben und dann, als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, begannen die Weißen den Snake- und Columbia River zu befahren, wobei letzterer im Pazifischen Ozean mündete. Das Meer selber erblickten die Weißen am 07. November 1805, was Clark zu der euphorischen Tagebuchaufzeichnung:

„Ocean (sic) in view. Oh! the Joy.“ („Ozean in Sicht. Oh! Diese Freude.“),

veranlasste. Allerdings wich dieser Freude schon bald wieder dem harten Alltag, denn der nächste Winter stand vor der Tür und erneut musste man ein befestigtes Lager errichten, welches nach seiner Fertigstellung auf den Namen Fort Clatsop getauft wurde, benannt nach dem gleichnamigen Indianerstamm, der dort in Nachbarschaft zu den Weißen beheimatet gewesen war. Das Fort selber war 50 Schritt im Quadrat groß mit zwei gegenüberliegenden Kabinen. Der Raum zwischen den Kabinen diente als Exerzierplatz mit Toren an jedem Ende. Es steht heute noch an der Mündung des Columbia Rivers.

Zum nahenden Weihnachtsfest, dem 24. Dezember, wurde das Fort fertiggestellt und die Expedition feierte ihr zweites Weihnachten fern der Heimat und jeglicher Zivilisation, derweil Clark in Ermangelung geistiger Getränke, den restlichen Tabak unter den Männern verteilen ließ. Den Winter über wurden neue Kleidungsstücke aus Hirschleder angefertigt, außerdem sammelten die Weißen Wurzeln und Knollen, schossen Wild, räucherten das Fleisch und trieben darüber hinaus regen Handel mit den Clatsop, bis sämtliche Handelsgüter aufgebraucht gewesen waren.

Als der Frühling 1806 ins Land ging, machte sich die Expedition am 23. März auf den Rückweg nach St. Louis, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. In Kanus fuhren sie den Columbia flussaufwärts. Dabei versuchten einige Chinook-Indianer mehrfach Ausrüstungsgegenstände der Weißen zu entwenden. Die Rocky Mountains konnten aufgrund der Schneeverhältnisse erst Ende Juni überquert werden. Mehrere Wochen lang verbrachten Lewis und Clark daher bei den Nez Perce, wobei einige der Indianer als Führer über die Berge angeheuert werden konnten. Am 03. Juli beschlossen beide Offiziere sich nahe dem heutigen Missoula, Montana zu trennen. Während Lewis mit einigen Männern den Marias River hinauffuhr, um die nördlichen Zuflüsse des Missouri zu erforschen, befuhr Clark zusammen mit seinen Leuten den Missouri weiter flussabwärts, über das Tree-Forks-Gebiet und die Great Falls hinweg, bis zur Mündung des Yellowstone River, wo sich die beiden Gruppen schließlich wieder vereinen wollten. Lewis selber bekam im besagten Gebiet einige Schwierigkeiten. So kam es am 27. Juli zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einigen Blackfoot-Indianern, die es auf die Waffen und Pferde der Weißen abgesehen hatten. Lewis und ein weiterer Expeditionsteilnehmer namens Ruben Felder (Reuben Field) konnten den Raub zwar verhindern, jedoch wurden zwei der Blackfeets dabei getötet, was, neben der Pelzhandels-Politik der American Fur Company, zu einer langjährigen Feindschaft mit den Amerikanern führen sollte. Kurz darauf, am 11. August, wurde Lewis während eines Jagdausfluges aus Versehen, vermutlich von Pierre Cruzatte angeschossen und dabei am Rücken verwundet, sodass er zeitweise auf einer Trage durch die Wildnis transportiert werden musste. Am 12. August vereinten sich die beiden Expeditionsgruppen in der Nähe des heutigen Stanley, North Dakota wieder, der weitere Rückweg lief problemlos. An den Dörfern der Hidatsa, Mandan und Arikara vorbei, passierte die kleine Flottille am 20. September wieder La Charette, um am 23. September 1806 wohlbehalten in St. Louis einzutreffen, wo die Expeditionsteilnehmer von einer jubelnden Menschenmenge wie Helden gefeiert wurden.

Und das zu Recht, denn die 12.870 Kilometer lange Forschungsreise hin zum Pazifik und wieder zurück, war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg geworden. Mit zahlreichen Indianerstämmen am Missouri und darüber hinaus, waren freundschaftliche Kontakte geschlossen worden, die u. a. einen erfolgreichen Vorstoß der Pelztierjäger nach dem hin Westen erst ermöglichten. Der erste von ihnen, John Colter, hatte die Expedition bereits verlassen, kurz bevor diese wieder in St. Louis eintraf, um zurück in den Westen zu gehen. Lewis und Clark hatten Landkarten von dem unbekannten Gebiet erstellt und mehr als 1.700 Pflanzen- und 122 Tierarten und Unterarten entdeckt.

Einen nicht unwichtigen Anteil am Gelingen dieser Forschungsreise hatte dabei auch Sacajawea. Auf Einladung von William Clark reiste die Familie im August 1809 nach St. Louis, wo sie zunächst sesshaft wurde. Im März 1811 verkaufte der unstete Charbonneau jedoch sein Land wieder und ging mit Sacajawea zurück nach Dakota, während ihr Sohn Pomp in der Obhut von Clark zurückblieb und in St. Louis eine schulische Ausbildung erhielt. Sacajawea starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter Lisette am 22. Dezember 1812 an einer schweren Krankheit im Fort Manuel, einem Handelsposten der Missouri Fur Company, im heutigen Montana. Da jedoch der Name Sacajawea in den damaligen Berichten nicht explizit erwähnt worden war, gehen einige Historiker davon aus, dass es sich bei der Verstorbenen womöglich nicht um Sacajawea, sondern um Charbonneaus zweiter Ehefrau „Otterfrau“ gehandelt haben könnte. Einer Theorie zufolge, die von den Indianern mündlich überliefert wurde und die von Grace Raymond Hebard an der Universität von Wyoming im Jahre 1907 aufgestellt worden war, soll Sacajawea nach der Trennung von Charbonneau einen Comanchen geheiratet haben, der später im Kampf gegen die Weißen getötet wurde. Danach soll sie zurück zu Ihrem Volk gegangen sein, wo sie am 09. April 1884 in Fort Washakie in der Wind River Reservation in Wyoming gestorben sein soll. Diese Theorie hat viele Anhänger, doch gilt sie bis dato als nicht bewiesen. Der weitere Lebensweg von Lewis und Clark verlief nach Beendigung der Expedition völlig unterschiedlich:

William Clark verbrachte viel Zeit damit, die gesammelten Informationen zu festigen. Er wurde zum Brigadegeneral der Miliz ernannt und 1807 zum Inspektor für indianische Angelegenheiten im Louisiana-Territorium. Am 05. Januar 1808 heiratete er Julia Hancock, die ihm einen Sohn gebar, den sie Meriwether Lewis Clark nannten. Er führte einige militärische Aktionen während des Krieges von 1812 durch und errichtete den ersten Außenposten im heutigen Wisconsin. 1813 berief man ihn zum Gouverneur des Missouri-Territoriums. Er starb am 01. September 1838 in St. Louis, wo er auf dem Bellefontaine-Friedhof beerdigt wurde. Sein verfallenes Grab wurde über die Zeit hinweg durch Spenden in Höhe von 100.000 Dollar am 21. Mai 2004 restauriert, dem 200. Jahrestag der Expedition.

Lewis erhielt nach der Rückkehr einen doppelten Sold von insgesamt 1.228 Dollar sowie 1.600 Morgen Land. 1807 wurde er zum Gouverneur des Louisiana-Territoriums ernannt. In der Folgezeit bekam er jedoch Alkoholprobleme, unter denen auch sein freundschaftliches Verhältnis zu Präsident Jefferson mehr und mehr litt. Die Suche nach einer Ehefrau verlief ebenfalls erfolglos. Lewis starb am 11. Oktober 1809 im Alter von nur 35 Jahren in einer abgelegenen Taverne namens Grinder´s Stand am Natchez Trace, etwa 100 km südlich von Nashville, Tennessee, durch zwei Pistolenschüsse in Kopf und Brust, die er sich in einem Anflug von geistiger Verwirrung selber zugefügt haben soll. Seine Familie behauptete hingegen, dass er ermordet worden wäre. Lewis befand sich zusammen mit einigen Reisebegleitern auf dem Weg in die Hauptstadt Washington, wo er die Reiseberichte der Expedition veröffentlichen wollte. Er wurde in der Nähe der Taverne auf einer Lichtung beerdigt. Unter seiner Hinterlassenschaft befanden sich u. a. ein paar Pistolen, seine silberne Taschenuhr sowie 25 Cent an Bargeld.

Die Teton-Sioux

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