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Ein armer Mann aus Amsterdam
ОглавлениеEin armer Mann aus Amsterdam, jüngst einen Haufen Geld gewann.
Sein Reichtum machte schnell die Runde, von Mund zu Mund tat man es Kunde.
Die Geier flogen tief mit wachen Augen, um ein Stück seines Reichtums zu rauben.
Ihre Schnäbel hacken tief und unermüdlich und tun sich an dem Festmahl gütlich.
Alle tun sich an seinem Glücke laben, tragen neue Gewänder mit hohem Kragen.
Böse Früchte taten keimen, ein feiger Schlag, den tat keiner beweinen.
Legt auf ein Scheit aufs lodernd Feuer, nichts war dem feisten Mob zu teuer.
Reich geworden an Gut und Geld, was kümmert uns der Rest der Welt.
Was kümmert uns der Krüppel dort, man jage ihn mit Knüppeln fort.
Weh euch, ihr niederes Aasgefieder, singt nur weiter eure Hochmutslieder.
Putzt eitel euer Federkleid, obwohl ihr doch so hässlich seid.
Ihr könnt euer Antlitz nicht verstecken, am Aasgeruch wird man euch entdecken.
Euch zu erkennen, fällt wahrlich nicht schwer, eure Augen und Herzen sind kalt und leer.
Eure Mäuler sind krumm, die Kleider blutig, ihr seid nur gegen die Schwachen mutig.
Eure Anblick ist schwarz und ohne Farbe, falsch und erbärmlich ist euer Gehabe.