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Kapitel: 2 eine talentierte Malerin

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Claudia ist pünktlich im Atelier. Sie stellt eine Tüte auf den großen Tisch und geht hinüber um die Kaffeemaschine einzuschalten. Als würde sie sich hier auskennen. Da kommt Werner gerade zur Türe herein und hält den Zucker in der Hand. „Hallo – herzlich willkommen“, ruft er in den Raum. „Darf ich mich bei Dir etwas umsehen“, fragt sie und ist gerade dabei sich einige seiner Werke anzusehen. Doch dann fragt sie ihn ganz unvermittelt, „wir suchen in der Akademie eine Aushilfe, hättest Du Lust und Zeit?“ Für Werner wäre es die Rettung, aber er darf jetzt nicht sofort „Ja“ sagen, er wird sich etwas zieren und dann fragen, was es denn einbringen wird. Schon einmal hat er in einem Malkurs ausgeholfen, aber da bekam er als Bezahlung nur einen dicken Kuss. Diesmal, will er mit richtigen Studenten arbeiten, nicht mit Hausfrauen, die eine Freizeitbeschäftigung suchen. Er hätte wirklich Lust zuzusagen, so fragt er, wann er denn einspringen sollte und um welche Altersgruppe es ging. Dass er dringend etwas Cashflow auf seinem Konto braucht, dass muss er nicht extra erwähnen, der Kühlschrank ist leer und die Stromrechnung muss endlich bezahlt werden. Claudia redet nicht viel, sie ist eine Frau der Tat, so meint sie, „Komm trink deinen Kaffee und dann lass uns gehen, der Professor wartet bereits, wir haben einen Termin um elf.“

Werner Kropp betritt seine ehemalige Arbeitsstätte, hier in der Kunstakademie verbrachte er seine schönsten Jahre. Besonders das Aktmalen, bevorzugte er und da war er richtig gut. Sie betreten einen Raum im ersten Stock und der Professor ist kein anderer als sein ehemaliger Mentor. Sie fallen sich um den Hals und Werner meint, „ist es nicht schön, dass wir uns auf diese Art und Weise wieder sehen?“

Dieter, sein ehemaliger Professor ist begeistert und so erfährt Werner, warum es Claudia sein musste, die ihn zurück an die Akademie bringen sollte. Claudia ist die Tochter von Dieter. Sie war es, die Werner als Aushilfe für ihren Vater haben wollte und ihn lange davor schon im Auge hatte. Werner geht durch die ehrwürdigen Räume und erinnert sich an alte Zeiten. An die Atelierfeste, von denen er noch heute schwärmt. Der Professor erklärt ihm, dass er für einige Monate nach Florenz gehen wird. Dort habe er eine Gastprofessur und auf diese sei er natürlich ganz mächtig stolz, aber er kann den Auftrag nur annehmen, wenn er für eine zuverlässige und qualitative perfekte Aushilfe sorgen kann. Seine Tochter hatte dann die rettende Idee, „wir nehmen den Werner, war das nicht mal dein Schüler?“ Claudia ist bereits gut im Geschäft, hat schon so manche Ausstellung bewerkstelligt und kann vom Malen ganz gut leben. Sie ist oft in der Akademie alleine, schon weil sie die Atmosphäre braucht. Sie hat sich im ersten Stock eine Ecke eingerichtet und hat die Erlaubnis hier zu malen, auch wenn sie keine Kunststudentin mehr ist.

Da das Wetter gerade passend für einen Besuch in einem Biergarten ist ziehen sie gemeinsam hinüber in den Max Emanuel Biergarten in der Adalbertstraße.

Bei ARRI scheint die Mittagspause begonnen zu haben. Der Biergarten füllt sich innerhalb weniger Minuten. Nach weiteren zehn Minuten ist kein Platz mehr zu bekommen. An einem der Tische sieht er Guggi mit einer Kollegin sitzen. Sie arbeiten bei einer ehrwürdigen Filmfirma und Guggi ist dort als Cutterin beschäftigt. Er muss sich kurz entschuldige um ihr eine Nachricht zu übergeben. Als er zurück an den Tisch kommt, meint Claudia, „ist das deine Frau?“ Werner muss so erstaunt geschaut haben, dass sie auf keine Antwort wartet und gleich meint, „ach - ich weiß ja, du bist Junggeselle.“

Nun schaut ihr Vater erstaunt, „ihr kennt euch wohl schon länger, ich meine nur, weil ihr euch duzt?“ Die Verwirrung könnte nicht perfekter sein. Nun meint Claudia sich entschuldigen zu müssen. Um die Sache zu verkürzen, meint Werner, dass man sich doch unter Künstlern immer duzen sollte. Der Herr Professor stimmt zu und meint, „ich bin der Dieter, seine Tochter meint, „ich bin die Claudia“ und er meint, „und ich bin der Werner.“ Dann kommt Claudia auf ihn zu, um den obligatorischen Kuss zu übermitteln. Werner sagt schmunzelnd, „dann wäre das auch schon mal geklärt. Sie küsst sehr liebevoll, das nur ganz nebenbei. Außerdem meint Werner, dass Claudia den Kaffee gerne mit Milch und Zucker hat.

Der Biergarten beginnt sich zu leeren, da anscheinend die Mittagspause vorüber ist. Sie bestellen sich noch einen Cappuccino und als Absacker einen Schnaps. Dieter meint dann noch, dass er seine Dienststelle benachrichtigen muss, da sollte Werner besser dabei sein, damit alle Beteiligten informiert sind. „Ach ja, in zwei Wochen geht es los, dann müsse er nach Florenz.“, meint er noch nebenbei. Es folgt noch ein herzliches Verabschieden und Werner ist mehr als froh, dass er diesen kurzfristigen und interessanten Job bekommen hat. Das bedeutet ein geregeltes Einkommen, auch wenn es nur für vier Monate ist. Auf dem Heimweg überlegt er, ob er nun den Fiat in die Werkstatt geben soll, oder nicht. Kaum daheim, steht Gerd Wildfang vor seiner Türe. Er macht es offiziell, hat einen Aktenordner unter dem Arm. „Seit wann bringst du dir Arbeit mit, wenn du auf ein Bier vorbeikommst?“, fragt Werner.

Gerd Wildfang erklärt, dass er einen fachlichen Rat braucht. Er öffnet den Ordner und legt ihm einige Dokumente vor. Es sind Expertisen von bekannten Bildern. Er soll sie sich mal ansehen, er vermute, dass sie gefälscht sind. Nun muss Werner ihn darüber aufklären, dass man sie nicht fälschen muss, es gibt genügend Fachleute, die gegen eine bestimmte Summe auch eine Expertise ausfertigen. Ob das Bild dann tatsächlich vom Meister stammt oder nicht, das ist dann eine ganz andere Frage.

Werner erfährt nun, dass seit einigen Tagen Bilder auf dem Markt sind, welche bei Fachleuten Erstaunen auslösen. Er sei mit der Aufklärung betraut worden. Wenn es sich tatsächlich um Originale handelt, dann sei ja alles in Ordnung, aber einige Galeriebesitzer hätten ihre Zweifel angemeldet. Ein Auktionator hätte sogar ein Bild aus seiner Aktion herausgenommen. Nachdem nun Werner über den Sachverhalt informiert ist und in Kürze an der Akademie seine Arbeit aufnehmen wird, muss er sich in diesem Fall bedeckt halten. Umständlich beginnt er Gerd über diese heikle Aktion aufzuklären. Sollte er sich irren, könnte das für ihn fatale Folgen haben. Aber er hat eine Adresse, da wird Gerd Wildfang als Kommissar eine sichere Antwort erhalten. Gerd ist mit der Auskunft zufrieden und wird nun plötzlich doch auch privat. „Wollten wir uns nicht deinen Vergaser ansehen, da war doch ein Problem.“ So gehen sie gemeinsam zur Garage von Werner, hier steht ein betagter Fiat Multipla, vielleicht können sie gemeinsam eine Lösung finden. Er stammt aus dem Jahr 1961 und hat sein „H“-Kennzeichen schon seit einigen Jahren. Ersatzteile gibt es leider keine mehr, vor allem, da dieser Fahrzeugtyp nie sehr beliebt war. So ist Werner auf fachliche Hilfe angewiesen und Gerd kennt sich mit alten Autos aus, das hat man mehrfach bewundern können. Außerdem hat Gerd Wildfang einen alten Ford aus dem Jahr 1956, den er eigenhändig in Schuss hält. Der Fahrzeugtyp Multipla hat den Motor hinten, so wie ein sechshunderter Fiat ebenfalls. Die Fahrgestelle sind sich ähnlich. Gemeinsam beginnen sie den Vergaser auszubauen und zu zerlegen. Die Vergaserklappe ist wohl beschädigt, so Gerds erste Diagnose. Wir kriegen das wieder hin, meint er und fragt nach einem kühlen Bier. Auch Guggi ist inzwischen heimgekommen, sie wohnt im zweiten Stock im Vorderhaus zusammen mit ihrer Freundin Heidi und hat Werner bei der Garage entdeckt, gleich muss sie ihn fragen was das denn für ein toller Mann war, mit dem er im Biergarten war.

„Das war Dieter, er ist Professor an der Akademie. Hat er dir gefallen, oder ist er schon zu alt für dich. Das Mädchen war seine Tochter, sie studiert ebenfalls Kunst.“

„Ach, dann ist er ja verheiratet.“, meint sie enttäuscht. Natürlich kennt Gerd Wildfang auch Guggi, sie hat beim Einzug geholfen und sich so einige Euro nebenbei verdient. Gerd bittet Guggi eine Haarnadel zu besorgen, aber bitte schnell, sonst fallen ihm die Einzelteile des Vergasers aus der Hand. Sie sprintet nach oben und kommt schon nach wenigen Minuten zurück. Dann fragt sie, ob sie nicht einen Wurstsalat machen soll, wenn jemand das Bier dazu spendiert, dann würde sie den Salat dazu beitragen. Sie hätte heute keine Lust alleine zu Abend zu essen. Heidi sei im Italienisch-Unterricht und ist eigentlich für die Küche zuständig und daher gibt es nur Wurstsalat im Angebot. Alle stimmen dem Vorschlag zu und Gerd meint, dass er dann für den Schnaps sorgen würde. Es wird ein gemütlicher Abend, der sich im Hof des Anwesens abspielt. Im Laufe des Abends kommen noch weitere Hausbewohner hinzu. Jeder steuert etwas Leckeres zum Essen bei. Es ist ein Schwabinger Abend, wie man ihn früher viel öfter erlebt hat.

Am folgenden Morgen wacht Werner mit einem dicken Schädel auf, der letzte Schnaps war wohl nicht mehr ganz okay. Gegen halb zwölf muss er in der Akademie sein. So war es vereinbart. Gleich am Hauptportal trifft er auf Claudia. „Bin ich zu spät?“, fragt er vorsichtig. „Nein, das passt schon. Mein Vater führt gerade die Vorgespräche. Gleich sollst du dich vorstellen, aber du kennst das ja aus früheren Zeiten, da gibt es immer noch einige Professoren, die dich sowieso kennen.“ Bevor Werner nun in den ersten Stock hinaufwirbelt, fragt ihn Claudia noch, was er denn am Abend täte, es gäbe eine Karte für die Lach und Schieß.

Er ist schon oben und ruft noch, „wenn sie nichts kosten, immer gerne.“ Dann ist er schon bei den Professoren. Es dauert eine knappe halbe Stunde, dann ist es entschieden, eigentlich wäre es noch schneller von statten gegangen, hätte da nicht der Professor Eberwein wegen Werners permanenter Unpünktlichkeit Bedenken geäußert. Nach dem Werner versprochen hat, sich an die Arbeitszeiten zu halten bekommt er doch den Posten des Aushilfsprofessors.

Die Treppen hinunter geht er gelassen, jetzt hat er keine Sorgen mehr, zu mindestens für die nächsten vier Monate. Claudia wartet auf ihn und so fragt sie natürlich gleich, „und, hast Du ihn bekommen?“

Werner lacht und antwortet, „ich musste versprechen immer nüchtern zu erscheinen, damit der Ruf der Akademie nicht unter meinem Unterricht leidet.“ Beide fallen sich ohne es geplant zu haben in die Arme. „Ich brauch das Geld im Moment sehr dringend, vielen Dank für die Vermittlung“, meint er zu Claudia. Sie sagt nicht viel und meint nur, „dann lass uns darauf anstoßen.“ An der Leopoldstraße suchen sie sich einen gemütlichen Platz mit Blick in die Sonne. Sie reden über Gott und die Welt und Werner wird das Gefühl nicht los, dass Claudia ihn schon seit längerer Zeit im Blick hat. Sie weiß erstaunlich viel über seine Lebensgewohnheiten. So fragt sie ihn, ob er nicht Lust an einem Zeichenausflug hätte, sie hätte da einen Auftrag für eine Illustration in einer bayerischen Zeitung abzuliefern. Sie dachte an die Gegend um Tölz herum. Er überlegt nicht lange. „Klar machen wir das, ich werde dich unterstützen, wir nehmen den kleinen Fiat, da passt alles hinein. Wann soll es sein?“, fragt er und beobachtet dabei die Grübchen an Claudias Mundwinkeln. „Übermorgen“, meint Claudia und dann verspricht sie noch, „ich bringe eine Brotzeit mit, wenn du für die Getränke sorgst. Ich bin um neun bei dir.“

Er beginnt auch gleich mit den Vorbereitungen. Zeichenblock, Zeichenstifte und eventuell die Staffelei. Er bringt die Sachen auch sofort in den reparierten Wagen, der in der Garage steht. Als er zurück in sein Atelier kommt ist er erstaunt, da steht Herr Bechstein in einer Ecke und betrachtet sich seine Bilder. „Schön – schön.“, meint er mit fachmännischen Blick, dann fährt er fort, „haben sie eine halbe Stunde, ich muss mit ihnen etwas besprechen?“

Werner nickt und schweigt etwas erstaunt. Herr Bechstein ist ihm unsympathisch, warum kann er eigentlich nicht erklären, aber er ginge ihm lieber aus dem Weg, also wartet er ab was da für Ideen kommen.

Umständlich beginnt er von einer Sammlung zu reden, die katalogisiert werden müsste, ob Werner an so einem Auftrag Interesse hätte? Er fragt es so, das Werner schon darauf wartet, was da noch für ein Pferdefuß folgt. „Eigentlich nicht, das wird schlecht bezahlt und braucht eine Menge Zeitaufwand. Was sind es denn für Bilder?“, fragt er uninteressiert. Bechstein gibt sich aber noch nicht geschlagen, von irgendwoher hat er nämlich erfahren, dass Werner in Kürze an der Akademie arbeiten wird. Wer hat ihm das gesteckt, überlegt er. War es einer der Professoren? War es vielleicht Claudia, die ihm finanziell aus der Patsche helfen will? Fragen will er nicht, er meint, „ansehen kann ich mir ja die Bilder, wenn sie mich begeistern, dann mach ich die Arbeit, aber ich will einen guten Stundenlohn, das nur vorab.“

Bechstein willigt ein und meint, „ich hol sie am Donnerstag ab, ich muss dabei sein, der Besitzer ist schon ein etwas betagter Mann und möchte, dass ich es überwache.“

Der frisch ernannte Professor sagt nur, „okay, dann machen wir es so, ab elf, vorher geht es bei mir nicht.“ Werner ist gerade dabei in seinem Kalender die Daten einzutragen, da ruft Claudia durch. „Vergiss nicht, um halb acht – du kommst doch mit in die Lach und Schieß?“

Werner vereinbart, dass sie sich dort treffen, da kann er vorher noch bei Mutti-Bräu eine Halbe trinken gehen. Als Werner das Lokal betritt, ist es bereits vollständig besetzt, aber eigentlich ist das dort täglich so. Der Maler Kalkbrenner hat etwas zu feiern, hört Werner von einem Freund, der bestimmt schon seinen dreifachen Schnaps intus hat. „was feiert er denn?“, fragt Werner. „Seine Scheidung – hat ihn so viel gekostet, dass er so wie es aussieht seine Einladung nicht mehr bezahlen kann“, scherzt Bertl, ein bekannter Graphiker. Werner holt sich an der Theke seine Halbe ab und zahlt denn er möchte nicht schuld sein, wenn sein Freund Kalkbrenner ab morgen pleite ist. Es wird viel gelacht und dann wird er gefragt, ob er von einem Kunsthändler angesprochen wurde, wegen einer Bilderauflistung. Werner sieht ihn etwas erstaunt an und meint, „ich hab keine Ahnung von was du sprichst.“ Nun weiß er zumindest eines, dass Bechstein vor ihm wohl schon mehrere angesprochen hat. Warum haben die Kollegen abgelehnt, eigentlich würde er jetzt fragen, aber er will es gar nicht wissen. Er sieht auf die Uhr und muss erkennen, dass er nur ein Haus weiter muss, die Veranstaltung bei der Lach und Schieß geht in zehn Minuten los und Claudia wird schon auf ihn warten. Claudia erkennt ihn bereits, als er aus dem Lokal kommt. „Hätte ich mir doch denken können, dass du dir noch ein Bier gönnst.“ Bis dann die Vorstellung tatsächlich beginnt, vergeht nochmal eine Viertelstunde. Dann aber endlich startet die Vorstellung und Werner erfährt, um wen es eigentlich geht. Er hat vergessen zu fragen und in die Auslagen zu schauen war ihm einfach zu kompliziert. Es sind drei bekannte Kabarettisten und einen davon kennt er sogar persönlich, dabei fällt ihm ein, dass er ihm noch dreißig Euro schuldet. Es wird viel gelacht und Wahrheiten kommen natürlich ebenfalls im Programm vor. Mit einigen deftigen Zugaben ist das Programm dann nach zwei Stunden doch beendet. Schade, es war wirklich gut und bissig. Anschließend ziehen dann einige Besucher in eines der benachbarten Lokale. Eigentlich kennen sich hier alle, es sind fast alles Nachbarn von Werner, auch wenn die Leopoldstraße sie trennt. Claudia geht mit ihm noch auf einen Schlaftrunk, wie sie es nennt. Eine Halbe, dann schläft es sich doch gleich viel ruhiger. Werner erzählt von dem Angebot, welches ihm Bechstein unterbreitet hat, nennt aber keinen Namen. Claudia meint, „sei vorsichtig mit solchen Listen, könnte ja sein, dass ein gestohlenes Bild dabei ist und dann musst du es melden.“

„Okay, das ist ein guter Tipp, vielleicht sollte ich die Sache abblasen, was meinst du?“

Claudia lehnt ganz prinzipiell solche Angebote ab, „da hängst du zwei oder drei Wochen in einer stickigen Bude, musst auf die Bezahlung warten und am Schluss hast du mit der Polizei zu tun.“ Irgendwie hat Claudias Erklärung Werner neugierig gemacht, jetzt will er wissen, um was es sich handelt. Sicherheitshalber wird er mit seinem Freund Gerd Wildfang sprechen, nur um sich abzusichern. Claudia hat sich bei Werner die Couch heraus gesucht um die Nacht bei ihm zu bleiben. Sie reden nicht lange darüber, es ist eine stillschweigende Übereinkunft und absolut üblich unter Künstlern in Schwabing.

Schon am frühen Morgen wählt er die Nummer von Gerd. Eine kurze Erklärung genügt, Gerd kennt sich mit solchen Auflistungen aus. Oft landen sie dann in einem Aktionshaus und der Ersteller der Liste wird bekannt gegeben. Gerd macht den Vorschlag, dass sich Werner von ihm eine kleine Kamera am Rever seines Jacketts installieren lässt. Dann kann er bei jedem Bild ein Foto machen. Fünf Fotos reichen um die Qualität und die Herkunft zu klären. Tatsächlich geht Werner doch lieber auf Nummer sicher und lässt sich von Gerd das kleine Ding am Jackett befestigen. Am folgenden Morgen wird er von Bechstein pünktlich um elf abgeholt. Sie fahren um einige Ecken und am Arthur Kutscherplatz sind sie am Ziel. Der Lift bringt sie in den vierten Stock und Bechstein scheint den älteren Herren sehr gut zu kennen, sie begrüßen sich wie alte Freunde. Werner wird kurz als Kunstexperte vorgestellt, wobei ihm auffällt, dass Bechstein ihn als Mitarbeiter der Akademie bezeichnet, sogar das Wort „Professor“ fällt. Das gefällt ihm nicht und er verbessert, dass er nur als Gast dort manchmal tätig ist. Das erste Bild, was Werner zu sehen bekommt, ist ein bekanntes Bild von Liebermann. Werners Vater war ein Freund von Liebermann und so kannte er die zum Bild gehörende Zeichnung, die als Vorlage für das später gefertigte Bild galt. Woher das Bild stammen würde, fragt Werner, aber mit dieser Frage war dann das Gespräch bereits beendet. Denn Werner wurde von dem älteren Herren als Helfer für eine Auflistung abgelehnt. Eigentlich war er froh, dass es so gekommen ist. Leider hat er für Gerd Wildfang nur ein Foto schießen können, aber er ist sich sicher, dass Gerd damit einiges anfangen kann. So betritt er wieder sein kleines Reich und es vergehen nur Minuten, da steht Bechstein im Raum und poltert los, „wie kommen sie dazu, gleich beim ersten Bild nach der Herkunft des Bildes zu fragen.“

Werner meint, „hab ich das?“ Er muss erkennen, dass er Bechstein noch nicht abgeschüttelt hat. Bechstein hat noch eine weitere Aufgabe für ihn, die er nicht ablehnen werde, so meint zumindest Bechstein, er suche einen Fachmann, der für ihn Bilder beurteilen soll, die dann später in Auktionen gebracht werden sollen. Er, Werner bekommt für jedes Bild eine Provision. Natürlich überlegt Werner, wie er weiter vorgehen soll, ein kleiner Nebenverdienst, könnte ihm nicht schaden, eine reine Beurteilung, da könnte man ihn auch nicht haftbar machen. Er wird mit Gerd reden und dann wird er sich entscheiden, so meint er, „okay, Herr Bechstein, ich werde es mir überlegen. Wann soll ich denn das erste Bild beurteilen?“

So ist Bechstein erstmal zufrieden, dass Werner nicht gleich abgelehnt hat, und erklärt er weiter, „die Bilder sind in der Nähe von Rosenheim, da gibt es eine Malschule, die von meiner Organisation unterstützt wird. Einige Bilder sind so gut, dass wir sie in eine Auktion für Nachwuchskünstler geben wollen, schließlich kann man ja nicht nur bezahlen, irgendwann muss auch mal Geld zurückkommen.

Kaum ist Bechstein verschwunden, holt sich Werner ein Telefonbuch und sucht nach einer Malschule im Umkreis von Rosenheim. Seinen Versuch zu recherchieren, gibt er aber auf, da er eine so große Anzahl an Malschulden im Landkreis von Rosenheim findet, dass er keine Aussicht auf Klärung sieht. Er wird abwarten, Geduld ist seine größte Tugend überlegt er, ob er nicht mit seiner Vespa zum Aumeister fahren soll, er könnte dort auch einige Skizzen anfertigen, vielleicht kann sie ja Claudia sogar gebrauchen. Den Zeichenblock nicht vergessen und so schiebt er seine etwas eingestaubte Vespa aus der Garage und startet sie. Richtung Englischer Garten. Als er am Aumeister eintrifft, muss er jedoch erkennen, dass diese Idee auch noch andere hatten. Er sucht sich einen schattigen Platz unter einer Kastanie und holt sich eine Radlerhalbe am Ausschank, warmen Leberkäse mit süßem Senf und einer frischen Brezel von der Theke. Während er an seiner Radlerhalben nippt, fällt ihm ein älteres Ehepaar auf, das ihn in seinen Bann zieht. Er beginnt es zu zeichnen und als er es skizziert hat meint eine weiche Stimme hinter ihm, „gut gelungen, gefällt mir, machen sie das öfter?“ Werner sieht sich um und blickt in die Augen eines jungen Mädchens. Von ihrer Stimme ist er noch ganz benommen, dann aber fängt er sich und meint, „wollen Sie bei mir Platz nehmen? Ich bin übrigens der Werner.“

„Okay, warum eigentlich nicht, ich bin die Silvie“. Sie beginnt an seiner Arbeit herum zu kritisieren und meint, dass die Striche zu stark seien und dass er vielleicht auch noch an den Hintergrund denken sollte. Werner meint nur, „du kennst dich anscheinend aus, oder gehst du nur in den Biergarten um andere Leute zu kritisieren?“

„Ich bin Kunststudentin und bin halt gerne behilflich. Das Zeichnen ist meine Stärke und warum sollte ich dir nicht sagen, wenn ich vielleicht einen besseren Vorschlag habe.“ Werner betrachtet sie und merkt natürlich, dass sie ihn gerne etwas herausfordern würde, was allerdings bei ihm ein schwieriges Unterfangen ist. Er lässt sich einfach nicht herausfordern. „Aber wenn du schon so gut Bescheid weißt, dann zeig doch mal was Du kannst.“ Darauf reicht er ihr einen Bogen Zeichenpapier und einen Stift dazu.

„Ich mach mal ihr Gesicht, wenn du erlaubst“, meint Silvie.

Werner betrachtet sich Silvie genau, sie hält den Stift absolut professionell und sie hat einen guten Strich. Ihre Lippen sind faszinierend und ihre Augen… Er ist begeistert, vielleicht sollte er sie fragen ob sie mal für einen Akt zur Verfügung stehen würde. Aber besser sagt er momentan nichts dergleichen. Doch er saugt alle Eindrücke in sich auf, doch sehr plötzlich schreckt er aus seinen Träumen auf, als Silvie ihm ihre Zeichnung vor die Nase hält. In der kurzen Zeit hat sie eine Skizze von ihm angefertigt und Werner ist erstaunt. So fragt er, „in welcher Gruppe bist du denn? Du bist doch sicher an der Akademie?“

„Ja, ich bin bei Dieter im zweiten Stock.“ Werner muss schmunzeln und sagt aber nichts, das sie schon bald eine Schülerin von ihm sein wird. Silvie fragt ihn dann noch, wie er denn hierhergekommen sei, mit dem Rad oder der Straßenbahn. Werner erklärt, dass er eine Vespa sein eigen nennt. „Kannst du mich mit nach Schwabing nehmen, ich sehe gerade, dass es für mich knapp wird, ich muss nämlich auf meine Schwester aufpassen.“ In diesem Moment fällt auch Werner ein, dass er in einer Stunde Zuhause sein muss, weil dann seine Enkelin vor der Türe stehen wird. „Okay, dann fahren wir aber gleich.“ Als er Silvie vor ihrer Haustüre absetzt, stellt er fest, dass es nur einen Häuserblock von ihm entfernt ist. Er sagt aber nichts und meint nur, „wir sehen uns.“

Als Werner vor seinem Atelier ankommt, sieht er schon seine Enkelin vor der Türe warten. Er sieht auf die Uhr und fragt, warum sie schon da sei, sie habe doch erst in einer halben Stunde Schluss. „Nein antwortet sie, heute habe sie die Lehrerin schon früher gehen lassen.“ Werner richtet eine kleine Brotzeit für Angelina und beginnt damit seine Malutensilien für eine Skizze zu richten. Zwischendurch geht er zum Briefkasten um die Post herauszuholen. Er lässt sie durch seine Finger gleiten, wie immer sind es fast nur Rechnungen. Doch dann hält er inne, denn er hält ein Kuvert in der Hand, das auf eine Einladung schließen lässt. Dann sagt er laut, „sieh mal einer an, der Gerd wird fünfzig und gibt ein Fest. Da muss ich mir etwas einfallen lassen.“ Er sieht auf das Datum und dann wirft er einen Blick auf den Kalender und stellt fest, dass das ja schon in zwei Wochen. Werner trägt den Termin auf seinem Kalender ein und da geht die Türe auf. Angelina meint, „ach, schau mal, der Onkel Gerd kommt uns besuchen.“ „Hallo, Werner – ich komme wegen des Fotos, was du kürzlich gemacht hast. Ich muss wissen, wo sich das Bild befindet, es wird gesucht von einer Familie aus den Staaten. Sie sollen die rechtmäßigen Besitzer sein und verlangen natürlich die Herausgabe des Bildes.“

„Dachte ich es mir doch, irgendwoher wusste ich sofort, dass dieses Bild auf einer Liste von gesuchten Bildern steht - Mist, jetzt steck ich ja in einer blöden Situation.“

Werner sucht nach einem Zettel und schreibt die Adresse auf und meint, „lass aber meinen Namen aus der Sache heraus, es wird sowieso Ärger geben.“ Daraufhin spricht Werner, Gerd auf die Feier an. „Soll ich etwas besorgen, oder etwas beisteuern?“

„Nein, das macht alles Guggi, ein Freund von ihr hat einen Catering-Service und wird sich um alles kümmern. Du darfst dich um den Schnaps kümmern, wenn du unbedingt etwas beisteuern willst.“ Werner berichtet dann von seinem neuen Job bei der Akademie und wird natürlich beglückwünscht. Wegen des Liebermann Bildes will er aber nochmal nachhaken und so fragt er, seit wann das Bild gesucht wird und erfährt, dass dieses Bild mit dem Reiter schon seit einigen Jahren auf einer Liste aus Amerika steht. Gerd will ein bisschen mehr über die Person erfahren, bei der solche Werte schlummern. Werner ist aber sehr vorsichtig mehr zu erzählen, da er ja nur einen kurzen Blick auf die Bilder werfen konnte, aber er meint zu Gerd, „ich gehe mal davon aus, dass dort etwa einige hundert Bilder lagern, so wie er es erkennen konnte. Sicher liegen sie dort schon seit etlichen Jahren, zumindest lässt darauf die Staubschicht schließen. Er erzählt dann noch, dass er am kommenden Wochenende mal wieder mit seinem Vehikel einen Ausflug unternehmen wird denn er habe da eine sehr nette Studentin kennengelernt. Claudia, ist die Tochter eines Professors und ist sehr aktiv in der Kunstszene. Gerd fällt dann ein, dass er noch für das Abendessen einkaufen müsse, Gerti hätte ihn darum gebeten und sogar gemeint, „bitte vergiss es nicht wieder!“

Am folgenden Tag hat Werner einen Termin bei seiner Bank, der gewährte Kredit ist schon wieder überzogen. Er wird sich seriös kleiden und von seinem neuen Job berichten, er ist sich sicher, dass dies den Sachbearbeiter milde stimmen wird.

Die Nacht wir ruhig, da er hat sich einen Fernsehkrimi hineingezogen hat und dabei bereits eingeschlafen ist. Wie gut, dass sein Fernsehgerät eine automatische Abschaltung hat. Am kommenden Morgen wirft er einen kurzen Blick auf seinen Kalender. Zuerst also der Banktermin erledigen und dann anschließend ein Treffen mit einem Kunstmalerkollegen in der Türkenstraße. Werner steht pünktlich bei dem jungen Banker auf der Matte und dieser meint, dass es höchste Zeit wird, dass Werner mal einen größeren Abschluss machen müsste. Sein Vorgesetzter sagte vor einigen Tagen, „dem Werner müssen wir mal klarmachen, dass wir unser Geld auch mal wiedersehen wollten.“ Das Gespräch ist dann ziemlich schnell beendet, als er erklären kann, dass er schon in Kürze einen einträglichen Job haben wird. „Dann zahlen sie den Kredit zurück, oder stehen da noch andere Ausgaben an? Ansonsten müssten wir die Schuld auf ihr Hinterhofanwesen eintragen.“

Werner lächelt, „sie wissen doch, wenn ich ein Bild verkaufe, ist ihre Bank immer die erste Stelle, die es erfährt und mein Hinterhofanwesen bleibt Schuldenfrei, nur damit das klar ist.“ Damit war der erste Termin gelaufen und Werner freut sich schon auf einen Cappuccino in der Türkenstraße. Sein Kollege Alfons ist Werbegraphiker und ist mit einer Demo beschäftigt. „Es wird Zeit, dass man etwas gegen die Spekulanten in der Maxvorstadt unternimmt“, meint er. Sie sprechen den Zeitplan ab doch dann muss Werner feststellen, dass die Demo genau in die Zeit fällt, wo er eigentlich eine Reise an der Gardasee geplant hatte. „Also, wenn ich dann doch noch Zeit habe, melde ich mich bei dir.“ Mit dieser Ansage verlässt er das dortige Atelier. Er geht dann noch hinüber zur Firma Sukfüll, da er für seinen Fiat neue Beschläge braucht. Werner hat schon vor Jahren bei seinem Fahrzeug einen Klappmechanismus eingebaut, der aus einem Sitz eine Liegefläche macht. So kann er auch mal im Fahrzeug übernachten. Legt er den Sitz um, hat er eine Liegefläche von fast zwei Metern. Das reicht aus um auch mal eine Nacht im Fahrzeug zu verbringen. Den Nachmittag verbringt er dann mit basteln im Hof, wird sich einen Sonnenschirm aufstellen und einen kleinen Tisch dazu und legt dann wie gewohnt los. Ein kleines Vorzelt, das er sich selbst genäht hat, kommt dazu. Das Schiebedach gefettet, der Gepäckträger entrostet, bis das alles geschafft ist, wird es Abend sein. Aber er hat ja keine Eile, nur das Auftragsbild für einen Nachbarn, damit sollte er irgendwann beginnen. Es soll ja ein Geschenk werden, die Gattin von Helfried Haberstein hat Geburtstag und sie hat sich ein Bild vom Werner gewünscht. Beim Motiv, hat er absolute Freiheit, vorausgesetzt, es zeigt einige schöne Berge, vielleicht den Watzmann von der Ostseite. Werner muss lachen, wenn er so einen Auftrag erhält. Das kommt nicht oft vor, aber zwei, dreimal im Jahr, da kann er nicht nein sagen, dieses Geld legt er dann in seine Reisekasse. Das Geld für die Gardasee Reise hat er schon beisammen. Er ist völlig in Gedanken und bemerkt überhaupt nicht, dass ihn Guggi bei seiner Arbeit beobachtet, bis sie meint, „soll ich dir ein Bier bringen?“ Sie setzen sich zusammen und Werner fragt nach der Feier für Gerd Wildfang. Guggi schildert, wie sie es sich vorstellt und dann muss sie auch für einen Putztrupp am nächsten Tag sorgen, denn die Wohnung wird ziemlich mitgenommen aussehen, das ahnt sie schon jetzt. Sechzig Personen sollen kommen und es werden ja in Schwabing immer einige mehr erscheinen, ganz nach dem Motto „Wenn es was Gutes zu Essen gibt, dann muss man hin.“ Guggi und Werner besprechen dann noch den Terminkalender, wenn er an der Akademie arbeiten wird. Er wird Guggi etwas öfter zum Aufräumen brauchen und sie muss da sein, wenn seine Enkelin von der Schule kommt. Sie diskutieren noch einige Zeit, bis dann Guggi meint, „das passt doch alles recht gut, wieviel zahlst du denn?“

Werner lacht und meint, „Du darfst dann die Vespa nehmen, auch gerne mal für ein Wochenende, dann kannst du mit deinem Liebhaber einen Ausflug machen.“ Guggi kennt die Scherze von Werner und weiß, dass es wegen der Bezahlung noch nie eine Diskussion gab. Sie meint dann noch, „heute Abend gibt es Spaghetti, kommst du dann rauf.“

Werner nickt nur und meint, „ich bring dann den Wein mit.“ Eine gute Stunde verbringt er dann noch damit, sein Fahrzeug fertig zu machen, dann geht er unter die Dusche um sich für den Abend bei Guggi vorzubereiten. Danach wird er noch ein wenig durch Schwabing ziehen, bei Mutti-Bräu vorbei schauen, Freunde treffen und die Bildergalerie an der Leopoldstraße betrachten.

Tres Amigos 4

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