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Kapitel: 3 Der Ausflug
ОглавлениеEs ist Freitag und der Tag an dem Werner mit Claudia nach Tölz fahren wird. Schon in aller Früh richtet er eine Decke für die Brotzeit, den Wein gekühlt in einer Tasche und einige Flaschen Wasser. Sie erscheint pünktlich, die Zeichenmappe unter dem Arm und einen Korb mit Überraschungen, wie sie meint. „Es sind lauter leckere Sachen drin, mehr sag ich nicht.“ Sie verstauen alles und Claudia sieht zum ersten Mal das Auto von Werner. Etwas erstaunt meint sie, „eine schönere Farbe gab es wohl damals nicht. Das sieht ja schrecklich aus, dieses Mokka mit dem Sahnejogurt gemischt.“
Werner sagt nicht viel, immerhin hört er sich solche Kommentare schon seit über fünfzehn Jahren an. Er weiß selbst, dass die Farbe nicht besonders ansprechend ist. Aber er fährt und ist sehr praktisch, hat kaum Macken und wie schon erwähnt, man kann auch mal drin übernachten. Warum sollte er Schulden machen und sich etwas anderes kaufen? Werner startet ihn und der kleine Motor fängt kräftig an zu brummen, ein gutmütiges Brummen das auch heißen kann, „ich bringe euch beide wohin ihr auch immer wollt.“ Im zweiten Gang und dann später im Dritten ist vom Motor kaum noch etwas zu hören, es ist ein säuseln und mehr nicht. Sie sind schon an der Stadtgrenze und nun sind es bis Tölz nur noch etwa vierzig Kilometer. Das Schiebdach war ein Sonderwunsch und wurde nachträglich eingebaut und nun ist es offen und lässt die Sonne in ihrer ganzen Pracht hineinfluten. Claudia fragt ganz vorsichtig, „geht’s auch ein bisschen schneller?“ Die Antwort folgt prompt, „mehr wie fünfundneunzig geht er nicht. Also sei froh, wenn wir uns mit achtzig gemütlich bewegen, es ist nun mal kein Auto zum Rasen. Am Ortseingang von Tölz entdeckt Claudia einen Metzger, „ach, halt doch mal, ich will noch eine Salami mitnehmen, wer weiß, wann wir zurückkommen.“ Werner bittet sie noch ein frisches Brot mitzunehmen, da er keines mehr im Haus hatte. Claudia kommt mit einer großen Tüte zurück, „erschreck bitte nicht, ich hab gleich für mich mit eingekauft, schließlich ist ja morgen schon Wochenende.“
Werner hat schon einen schönen Platz zum Zeichnen im Kopf, „wir werden da vorne abbiegen, da gibt es eine kleine Anhöhe, da hast du einen traumhaften Blick auf die Berge und ins Tal. „ach ja, dann kannst du ja gleich dein Auftragsbild malen, sicher finden wir dann auch noch den röhrenden Hirschen“, meint Claudia.
Wir richten es uns tatsächlich auf dem übersichtlichen Hügel ein und verteilen unsere Malutensilien. Claudia stellt ihre transportable Staffelei auf und beginnt auch gleich mit der Arbeit. Werner braucht noch etwas Zeit, es fehlt ihm noch die Inspiration, erst wie er Claudia bei der Arbeit beobachtet, kommen ihm die notwendigen Ideen. Er greift zu einem Kohlestift und beginnt den Rücken von Claudia zu skizzieren. Beide sind sehr in ihre Arbeit vertieft, erst nach einer guten Stunde meint Claudia, dass eine kleine Pause nicht schaden könnte. Aus der Kühlbocks holt er eine Limo und zwei Gläser und so steht für eine Brotzeit mit all den leckeren Sachen nichts mehr im Wege. Etwas später meint Claudia, „ich leg mich ein wenig hin, lass dich durch mein Schnarchen nicht stören.“ Sie schnappt sich die zweite Decke und verzieht sich in Richtung Waldesrand und legt sich ein Tuch über die Augen und kurz darauf scheint sie bereits eingeschlafen zu sein. Werner betrachtet sie interessiert und findet, dass sie eine Sünde wert wäre, aber er will vorsichtig sein, immerhin ist sie die Tochter seines Professors. Bis Claudia wieder unter den Lebenden ist, vergehen fast zwei Stunden. Sie scheint ziemlich fertig zu sein, was sie wohl so stresst. Als sie sich umdreht und einen Blick zu Werner wirft nutzt dieser die Gelegenheit und fragt, „sag einfach, wenn du einen frischen Kaffee möchtest, ich hab einen Kocher dabei.“ Claudia meint etwas unverständliches, aber Werner versteht es als Zusage oder besser gesagt als Wunsch. Er holt seinen kleinen Gaskocher und das Gefäß, womit er immer seinen Kaffee aufbrüht. Der Kaffeeduft zieht bis hinüber zu Claudias Schlafstelle und es dauert nicht lange und er hört ganz leise, „ach Gott, riecht das gut – ich komme ja schon.“ Doch leider kurz danach brauen sich Gewitterwolken zusammen. „Ich glaube, wir müssen einpacken.“ Er hat den Satz noch nicht ausgesprochen, da hören sie lautes Donnern. Nun wird es Zeit aufzuräumen. In Minutenschnelle verstauen sie ihre Sachen, der Gasbrenner steht noch auf der Wiese, da kommen schon die ersten großen Tropfen. In der letzten Sekunde wird das Schiebedach geschlossen und schon öffnet der Himmel seine Schleusen. Sie sitzen im Fahrzeug und die Scheiben beginnen sich zu beschlagen. Eine Stimmung, die ihnen noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Den schönen Platz zu verlassen, kommt ihnen natürlich nicht in den Sinn, Claudia beginnt ein Gespräch, über ihren Vater, der nur selten wirklich daheim war, dann von ihrer Mutter, die viel zu früh verstorben ist und ihren Bruder, der in Australien Kängurus zählt, wie sie es in scherzhafter Weise meint. Sie will natürlich auch wissen, wie er sich eigentlich die Zukunft vorstellt. „Ich lebe bereits in der Zukunft, mehr erwarte ich nicht, vielleicht ein bisschen mehr Geld verdienen, das könnte mir nicht schaden.“ Dann erzählt er, dass er mit dem Geld, was er für die Aushilfe bekommt nach Italien fahren wird. Die Toskana, der Gardasee, Siena und die Riviera besuchen, das ist für ihn die Gegenwart und die Zukunft zugleich. Mehr braucht er nicht für ein glückliches Leben. Endlich hört es auf zu regnen und Werner kümmert sich um den Gasbrenner. Reinigt ihn und Claudia beobachtet ihn dabei und stellt fest, dass er ihrem Vater sehr ähnlich ist. Nur keine Verantwortung übernehmen, es könnte ihn ja einschränken. Claudia verspricht sich in diesem Moment, dass sie mit ihm befreundet sein will, aber auf keinen Fall mehr, „Du darfst dich in ihn nicht verlieben!“ Ihr Blick wirkt noch etwas abwesend, als Werner die Seitentüre öffnet und den Brenner hinein stellt. Sie meint, „sieh doch mal nach ob ich nichts liegengelassen habe. Wo ist denn eigentlich mein Tuch?“ Werner geht zurück an den Waldesrand und findet in einem Zweig ihr großes Tuch. „Wenn du dieses meinst, das hing im Gestrüpp.“
Claudia legt es sich über die Schultern und es ist deutlich zu spüren, dass sie mit ihren Gedanken weit von ihm entfernt ist. „Sollen wir zurückfahren oder hast du noch eine andere Idee“, fragt er mit Blick zu Claudia.
„Ich werde mich nicht in dich verlieben, nur damit du das weißt.“, meint sie sehr bewusst. Er überlegt, was er auf diesen Satz antworten soll, er mag Claudia, aber er weiß auch, Claudia ist keine Frau für eine kurze Liebe, wenn man sie für sich gewinnt, dann für immer. Aber will er das überhaupt, bei seinem Lebensstil, sie würde verzweifeln und dann würden sie sich irgendwann trennen und dann gäbe es böses Blut, nein, er wird es nicht soweit kommen lassen.
Auf dem Heimweg und bei dem dichten Verkehr, fällt es gar nicht auf, dass sein Wägelchen nur wenig über achtzig fährt. Sie nähern sich dem Stadtrand und Claudia meint, „könntest du mich daheim absetzen, ich muss noch bügeln.“
„Klar, mach ich“, meint Werner, „stell dir vor, in einer Woche muss ich schon in der Akademie antreten, du bereust es doch nicht, dass du mich vermittelt hast.“
„Nein, du bist gut und mit uns hat das doch nichts zu tun. In der nächsten Zeit will ich dich etwas weniger sehen, ich brauch Abstand, das verstehst du doch.“ Werner antwortet nichts, er ist froh, dass es ausgesprochen ist. Er ist ihr noch behilflich beim hinauftragen der Malutensilien. Ein richtiges Bild hat sie nicht zustande gebracht, dafür war sie sicher mit ihren Gedanken zu weit von der Zeichnung entfernt. Noch um zwei Ecken und Werner ist daheim. Er sperrt das Garagentor auf und fährt seinen Fiat hinein. Holt noch die Gasflasche um sie später zu tauschen und dann entdeckt er noch die Einkaufstasche von Claudia, sie hat ihre eingekauften Leckereien vergessen. So entscheidet er sich schnell, sie ihr schnell vorbei zu bringen. Er macht das zu Fuß, es ist ja nur ein Katzensprung. Als er vor Claudias Türe steht und läutet, merkt er plötzlich, dass er eigentlich lieber bei ihr bleiben würde, aber er nimmt sich vor, nichts zu sagen. Sie braucht Zeit, auch für eine Freundschaft, dann soll sie sie haben. Sie öffnet und ist bereits umgezogen, kommt wohl gerade aus der Dusche. Werner übergibt ihr die Einkaufstüte und meint, „dann einen schönen Abend, ich gehe vielleicht noch ins Kino.“ Als Claudia darauf nichts sagt, weiß er, dass er jetzt lieber geht. „Also, mach’s gut und tschau.“
Werner geht nicht mehr ins Kino, er vollendet seine Zeichnung und findet sie sogar gut, was nur selten vorkommt. Es ist eine Ansicht von Claudia, wie sie ihn von der Seite ansieht. Ihre langen blonden Haare hängen über ihre rechte Schulter und ihr Blick ist einfach umwerfend. Er stellt das Bild auf die Staffelei um es sich noch ein wenig zu betrachten und darüber nachzudenken. Er muss sich eingestehen, dass in den letzten Jahren keine Frau ihn so sehr in den Bann gezogen hat.
Dann läutet es Sturm, Werner erschrickt und sieht zur Türe, „ach du - Guggi, was kann ich für dich tun, ich bin gerade von einer Zeichentour zurückgekommen und muss meine Sachen noch aufräumen.“ Guggi fragt ganz unverhohlen, „du warst mit Claudia weg, hab ich recht? Hast du etwas mit ihr? Die ist nicht einfach, nicht so, wie deine diversen Mädchen, die meint es ernst, sei also vorsichtig.“
Werner murmelt etwas von, „ich will jetzt gerne alleine sein, macht es dir etwas aus, wenn du dir noch ein Bier schnappst und dann gehst?“
Tatsächlich geht Guggi zum Kühlschrank, schnappt sich ein kühles Bier, übrigens das letzte und verschwindet. Da ist es besser den Fernseher einzuschalten es sich auf der Couch mit einer Flasche Wein bequem zu machen.
Tags darauf, es regnet in Strömen und Werner entscheidet sich dafür endlich mit seinem Auftragsbild zu beginnen. Er muss schmunzeln, als er sich einen röhrenden Hirsch vor einer Bergansicht vorstellt. Er macht zuerst eine Zeichnung und dann fällt ihm ein, dass er ja einen Kunstdruck von Garmisch hat. Ein Buch mit herrlichen Bergansichten. Er beginnt darin zu blättern und hat dann die passende Idee. Er wird es modern malen, eher expressionistisch, dass müsste eigentlich zur Einrichtung passen, denkt er. Die Zeit vergeht, ohne dass er es eigentlich bemerkt hat, denn das Bild ist in seinen Grundzügen fast fertiggestellt. Da poltert es an seine Türe, es ist Guggi, „wollte dir nur dein Bier zurückbringen, es war ja das letzte, gestern.“ Werner ist in Gedanken, wie immer wenn er mit Malen beschäftigt ist. Dann lebt er in einer anderen Welt. Guggi hat noch die Tageszeitung mitgebracht, es ist ein Bericht über einen Liebermann, der auf der Fahndungsliste steht und jetzt plötzlich aufgetaucht ist und das inmitten von Schwabing. So steht es als Aufmacher in der Zeitung. Werner murmelt etwas von, „dass haben sie mir zu verdanken.“ Guggi hat wohl Langeweile und wartet darauf, dass sie eine Arbeit von Werner zugeteilt bekommt. „Sollte ich nicht deine Hose bügeln? Oder war es ein Hemd?“
„Ich glaube Hose, aber das kannst du auch noch am Montag machen, jetzt bin ich gerade mit einem Bild beschäftigt, das wird in drei Tagen abgeholt, dann kommt endlich Geld in die Kasse.“, meint Werner mit einem breiten Grinsen. Guggi lässt nicht locker, „soll ich uns etwas zum Essen machen, Kartoffeln sind noch da und einen Leberkäs könnte ich noch schnell holen.“
„Mach das, Geld ist in der Hosentasche.“
Guggi schnappt sich den letzten Zwanziger und verschwindet. Er beginnt den Tisch zu richten und dann stellt er fest, dass die Garagentüre immer noch offensteht. Als er sie verschließen will, vermisst er seine Vespa. „klar, die hab ich ja Guggi geliehen, wo hat sie diese denn abgestellt, vielleicht im Hausgang?“ Als er den letzten Satz vor sich hinspricht, steht Guggi im Raum. „Die hab ich bei Gerhard gelassen, ich hole sie dir später ab. Ich hatte einfach zu viel intus, du verstehst das ja sicher, da gehe ich dann lieber zu Fuß.“ Guggi richtet dann in Windeseile ein leckeres Mittagessen, Bratkartoffel mit Ei und Leberkäse. Süßen Senf dazu und ein frisches Bier, was will man mehr, denkt Werner und muss automatisch an Claudia denken. Sie sprach von einer Zukunft, was hat sie wohl damit gemeint, überlegt er. Seine Zukunft ergibt sich von Tag zu Tag, warum sollte man sich da Gedanken machen? Er wird aus seinen Überlegungen gerissen, als Guggi ruft, „Essen steht auf dem Tisch.“ Bei diesem leckeren Essen bringt Guggi das Gespräch auf die bevorstehende Party, schließlich ist sie ja die Chefin von einem noch nicht existenten Catering-Services. Aber in Zukunft wird sie einen haben. Aha, da ist es wieder das Wort „Zukunft“. Werner schiebt den Gedanken bei Seite. Zukunft, das ist etwas wie für Guggi geschaffen, sie muss für Gerd einen Abend organisieren, aber er, Werner doch eher nicht. Er kann ihr einen Rat geben, aber die Zukunft mit dem Catering-Service, das ist ja doch eher ihr Ding, denkt er und beißt in seinen Leberkäse. Er betrachtet Guggi, eine Schönheit ist sie sicher nicht, außerdem kennen sie sich schon seit Kindertagen. Ihre Mutter war eine Näherin und hatte ihre Kunden aus der Schwabinger Nachbarschaft. Guggi hält seine Wohnung in Schuss und manchmal muss sie ihn an Termine erinnern. Sie macht die Buchhaltung für ihn und sie organisiert seine Ausstellungen. Guggi ist die Frau für die Organisation, mehr nicht. Werner überlegt, dass er eigentlich noch einen Unterrichtsplan für die Akademie braucht, vielleicht sollte er gleich morgen mal bei seinem Mentor Dieter vorbeischauen, oder erwartet Dieter, dass er das selbst organisiert? Er erinnert sich an die Tage mit Dieter in der Akademie, eigentlich arbeitet er mehr aus der Westentasche, lies sich auch gerne von seinen Schülern inspirieren. Einen festen Stundenplan gab es eigentlich nie. Nur zu den Semesterabschlüssen, da gab es gewisse Arbeiten, die abgeliefert werden sollten. Okay, so wird er es handhaben, außerdem gibt es ja da noch Kollegen, die er aus alten Zeiten noch gut kennt, die kann er immer fragen, wenn es überhaupt notwendig ist.
Guggi ist gerade damit beschäftigt, sein Bett neu zu überziehen, sie hat morgen große Wäsche, da schmeißt sie seine Sachen einfach mit dazu. So erklärte sie es ihm vor einiger Zeit. Sie wäscht für drei Parteien und da kommt es auf die paar Gramm Waschmittel nicht an. Dann sieht Werner plötzlich wieder die Überschrift mit dem „Liebermann“. Er muss mit Gerd sprechen, damit er sich richtig verhält, er will nicht, dass ihn Bechstein in der Szene schlecht macht, das kann er nicht gebrauchen. Er ruft bei Gerd durch, aber es ist nur seine Freundin Gerti dran. „Er ist auf einer Wanderung“, erfährt er von ihr. „Sag ihm bitte, dass ich besorgt bin wegen der Überschrift auf der Sonntagsausgabe unserer Zeitung.“
Gerti meint nur, „mach dir keine Sorgen, es hat nichts mit dir zu tun.“ Werner sieht das anders, aber richtet dann noch Grüße aus und widmet sich wieder seinem Bild, das er gerne noch heute fertig stellen will. So kann er morgen kassieren. Guggi ist längst gegangen, aber er hat es gar nicht bemerkt. Er war so in Gedanken, dass sie es vorzog, einfach zu gehen. Sie kennt das, wenn er mit seiner Arbeit verwoben ist, darf man ihn nicht stören. Gerade ist er dabei sein Bett zu richten, da läutet sein Handy. Am anderen Ende ist Gerd Wildfang. „Hast du schon gelesen, es tut mir leid, dass es schon bei der Presse gelandet ist. Wenn dich jemand anruft, dann sag einfach, dass du es nicht bist, der die Info weitergegeben hat.“
Werner sagt nicht viel, „mach dir keine Sorgen, ich sage einfach, die Polizei hätte den Tipp schon länger und dann gebe ich deine private Nummer heraus.“
„Unter steh dich, dann bekommst du Ärger.“ Natürlich weiß Gerd, dass er sich auf Werner verlassen kann. Außerdem was ist schon dabei, von wem die Information letztendlich kam ist doch ganz egal. Werner ist müde und will jetzt nur noch seine Ruhe, morgen wird er das Bild übergeben und endlich Wein kaufen gehen. Tatsächlich ruft schon in aller Früh, so gegen acht Uhr sein Auftraggeber an. „Ich habe gehört, dass das Bild fertig ist.“ „Ja, du kannst es abholen und vergiss nicht das Geld, ich kann es dringend gebrauchen.“ „Alles klar, ich gehe noch schnell zur Bank und dann kannst du schon mal den Kaffee aufsetzen.“
Gerade sieht er auch Guggi in die Arbeit gehen, so ruft er ihr nach, wo er denn seine Vespa abholen könnte, aber Guggi hat ihn wohl nicht gehört und verschwindet um die Ecke. Der heutige Tag scheint für Werner ein aufregender zu werden. Er will gerade in das Badezimmer gehen, da läutet das Telefon. Es ist Shoel, so lange schon hat er von ihm nichts mehr gehört. Er war wohl schon wieder auf einer seiner bekannten Reisen. Er ist Reiseschriftsteller und ständig mit seinem Wohnmobil auf Achse. „Dich gibt es also tatsächlich noch, ich dachte die Wilden haben dich als Nachspeise verzehrt.“, meint er lachend zu seinem alten Freund. Auf die Frage, was es denn gäbe, dass er sich schon so früh melden würde, meint Shoel, dass er eine Idee hätte, außerdem läge in seinem Briefkasten eine Einladung für eine Geburtstagsfeier. „Der Gerd wird also tatsächlich schon fünfzig“, meint er lachend, so ist es, aber er muss ihn auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten, da ja gleich der Bilderkauf über die Bühne gehen soll. „Also, dann bis spätestens am nächsten Wochenende, auf der Feier bei Gerd.“
Am Nachmittag geht dann endgültig der Bilderkauf über die Bühne, der Besteller ist begeistert und zahlt auch tatsächlich in bar. Werner sieht auf die Uhr und sprintet noch schnell auf seine Bank, um die Ecke um etwas einzuzahlen. Den Rest des Bargeldes legt er wie gewohnt in seine Blechschachtel, die er immer als seinen Safe bezeichnet. Dieser so wertvolle Safe wird wie gewohnt hinter einem Buch mit dem Titel, „Krieg und Frieden“ versteckt. Werner ist der Meinung, dass es keinen besseren Titel für so ein Versteck geben könnte. Es dämmert schon, als Guggi bei ihm vorbei kommt. Sie meint, „es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.“ Werner meint, „Ist mein Bettzeug beim Waschen eingegangen? Oder hast du meine Hose zu heiß gebügelt und sie hat jetzt ein übergroßes Loch am Gesäß.“ Sie meint aber weiter, dass er ihr bitte versprechen muss, dass er sich nicht aufregt. „Sag was gibt es aufregendes.“
„Deine Vespa ist geklaut worden, das war die schlechte Nachricht und nun die Gute, sie wurde schon wieder aufgefunden. Aber es fehlt der Motor.“ Werner sieht Guggi lange an und fragt sie, wie sie das Problem lösen möchte. Auf die Frage von Guggi ob er nicht versichert sei, zuckt Werner mit den Schultern. Er beginnt zu überlegen, ob er sie überhaupt jemals umgemeldet hat. Er hat sie vor acht Jahren eingesteigert und dann…er weiß es nicht mehr. Hat er überhaupt einen Brief für das Fahrzeug gehabt? Werner geht hinüber zu seinem Schrank, wo er normalerweise seine wichtigen Papiere abgelegt hat und beginnt mit einer Suche nach Unterlagen, die seine Vespa betreffen könnten. Auf Anhieb kann er wohl nichts finden, doch er beruhigt Guggi, die inzwischen den Tränen nahe ist. „Wir werden schon eine Lösung finden, im schlimmsten Fall muss Gerd Wildfang einspringen, der weiß, wie man das regeln kann. Ich hab ja noch etwas gut bei ihm, immerhin hat er den Tipp mit dem Bild von mir erhalten. „Lass uns auf dein Missgeschick trinken, dann findet sich sicher eine Lösung.“ Sie stoßen gerade an, da hält ein Streifenwagen vom Revier aus der Türkenstraße vor seiner Türe. „Sind sie der Besitzer einer Vespa mit dem Kennzeichen…?“ Werner meint, mein Kennzeichen kenn ich nicht, ich sitze ja immer darauf und sehe mir meine Vespa sicher nur selten von hinten an.“ Der Beamte muss lachen und meint, „sie werden es nicht glauben aber wir haben den Motor gefunden, der Dieb konnte ihn wohl nicht einbauen, da es ein anderes Modell ist. Wir haben den Motor im Wagen draußen.“ Guggi beginnt zu lachen, „das kann doch alles nicht wahr sein, da ist er so blöd und klaut einen Motor und vergisst er nach dem Modell zu sehen. Werner ist zufrieden, jetzt braucht er nur noch eine Person, die den Motor wieder einbaut. Sie sitzen noch zusammen, da sieht Werner im Regal eine Mappe mit der Aufschrift „Fahrzeuge“. Er holt sie herunter und blättert darin. „Na Gott sei Dank, ich hatte sie doch umgeschrieben und sie ist auch versichert, dann müssen sie den Einbau bezahlen.“ Guggi muss fest versprechen, wenn sie jemals wieder die Vespa benutzt, dann darf sie diese nicht einfach irgendwo stehen lassen. Gerne möchte sie noch über die Feierlichkeiten bei Gerd sprechen und so holt sie eine Liste mit den Besuchern heraus. Sie zählt durch und muss feststellen, dass es über siebzig sein werden. Das bedeutet, dass sie die Getränke aufstocken muss. Auf die Frage, wieviel trinkt wohl jeder meint Werner, „mit zwei Flaschen beim Wein musst du schon rechnen. So dreht sich in den kommenden Tagen alles um Gerds Feierlichkeiten. Es werden ständig irgendwelche Dekodinge angeliefert und Werner wurde verdonnert, sie in Empfang zu nehmen. Mit der Bemerkung, dass man testen muss, was angeliefert wird, öffnet er den ersten Karton eines guten Weines. „Kann man trinken“, meint er lachend. „Mal sehen, was noch kommt.“
Guggi droht damit, wenn er noch mehr davon trinkt, dann muss er die Kartons alleine in den dritten Stock hinauftragen.