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Die Sippe vom scwallenden Wasser
Оглавлениеnsere Sippe reicht bis in jene Zeiten zurück, als die Thüringer und Franken miteinander in heftigen Kämpfen lagen, Kämpfe, die schließlich zum Untergang des Thüringer Königreiches führten.1
Im Jahre 531 traf in einer gewaltigen Schlacht an einem Orte namens Runibergun das Heer der Franken mit König Theudebert an der Spitze auf die Thüringer unter König Herminafried. Auf beiden Seiten wurde tapfer gefochten, allein nach drei Tagen sank der Stern der Thüringer. Viele von ihnen wurden erschlagen, ihr Land unter den Franken aufgeteilt. Zu den mutigsten Streitern auf Seiten der Franken soll einer unserer Ahnen gezählt haben. Er ließ sich am schwallenden Wasser nieder, den später Werra genannten Fluss, und heiratete die Tochter eines Thüringer Adligen.
Ein weiterer Ahne, von dem mir unser Großvater erzählte, war ein Mann namens Huntolf. Dieser hatte einen Egilolf geheißenen Sohn, und der wiederum einen Sohn mit Namen Helpfolf. Egilolf schenkte im Jahre 795 einen Teil seiner Güter dem Kloster Fulda. Comitissa2 Cunihilt vermachte im Jahre des Herrn 874 einen Teil ihrer Güter zu Schwallungen ebenfalls dem Kloster Fulda unter Abt Sigihart.
Aufgrund seiner Treue zum Grafenhaus der Henneberger und deren Treue wiederum zum Königshaus der Franken wurde unserem Ahnen Sigifrid das Recht gewährt, eine Burg auf einer Anhöhe am schwallenden Wasser zu erbauen. Diese Burg aus Buchen- und Eichenholz wurde in den folgenden Jahrhunderten nach und nach durch Steinbauten ersetzt. Im Jahre 1057 schenkte der Edle Sigifrid dem Kloster Fulda unter Abt Eggebert zahlreiche Hofstätten, Hufen, Äcker und dreiundzwanzig Leibeigene.
Sigifrids Treue hielt ihn fortan neben Graf Poppo von Henneberg im Sattel und als wieder einmal die Sachsen während der großen Sachsenkriege3 Schmalkalden und alle umliegenden Höfe und Weiler heimsuchten und verheerten, stellten sich die Anhänger des Königs zur Schlacht.
Darunter befand sich auch Sigifrid in glänzender Rüstung. Er sank als Held neben Graf Poppo am 7. August 1078 ins Gras. Dessen eingedenk war unsere Sippe, die sich die „Swallinger“ nannte, fest mit dem Grafenhaus verbunden und nichts und niemand konnte unsere Treue zu den Hennebergern erschüttern. Und als ich, Heinrich von Schwallungen, noch gar nicht geboren war, rettete mein Vater Brun dem Grafen Berthold von Henneberg vor der landgräflichen Runneburg das Leben! Das war im Jahre 1212.4
Ich erzähle all dies, um die Geschichte meiner Ahnen und die Taten unserer Sippe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Zeit meines Lebens war ich kein Mann der Feder, eher ein Mann des Wortes, selten ein Mann des Schwertes. Aber ich komme dem Wunsche meiner Familie nach, die mich nach langen Erzählungen am Kamin bat, all die Mären und Geschichten der Ritter vom schwallenden Wasser aufzuschreiben. Ich bin kein begnadeter oder gar tugendhafter Schreiber. Ich vermag nicht, meine Worte in kunstvolle Reime, Verse oder sonst etwas zu setzen. Vielmehr werde ich meine Geschichte, die Geschichte unserer Sippe so aufschreiben, wie es mir in den Sinn kommt und was mir aufzuschreiben vergönnt ist.