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Rolle des Menschen

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Ausschlaggebend für meinen Entschluss, dieses kleine Buch zu schreiben war schließlich auch ein Artikel aus dem SPIEGEL 10/2012 (Hertz ist Trumpf), der sich mit dem Einfluss der erst vor wenigen Jahrzehnten erfundenen Mikroprozessoren befasste. Beim Lesen dieses Artikels wurde mir schon ein wenig mulmig zumute, denn er bestätigte eigene Einschätzungen. Eine Kernaussage war unter anderem die Vermutung, dass durch den Einsatz immer schnellerer und effektiverer Techniken „der Mensch nur noch Randfigur“ wird.

Weiterhin wird in dem genannten Artikel der amerikanische Computerwissenschaftler Martin Ford erwähnt. Er behauptet, Computer seien irgendwann einmal so leistungsfähig, dass sie keinen oder kaum noch Menschen mehr bräuchten. Laut seinem Buch „The Lights in the Tunnel“ hält Ford eine Arbeitslosigkeit von 75% im Laufe dieses Jahrhunderts für möglich. Noch härtere Geschütze fährt der ebenfalls in diesem Artikel genannte Soziologe Zygmunt Baumann auf. Nach dessen Auffassung bedeutet die Fähigkeit mehr Produkte und Leistungen herzustellen, also höhere Effektivität, dass die Zahl der Arbeitslosen weiter wachsen werde. Diese würden laut Baumann „zum menschlichen Abfall“. Ist an solchen Aussagen etwas dran und könnten sich diese in einer Art „Selbsterfüllende Prophezeiung“ verwirklichen? Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich teile diese Begrifflichkeiten nicht. Den beiden Autoren geht es wohl um das Bild vom Menschen und worüber sich dieser selbst und andere beschreibt und Wert beimisst. Wenn lediglich Arbeit als Hauptmerkmal von positiver Selbstwahrnehmung definiert wird, dann allerdings entstehen schnell negative Begrifflichkeiten mit zerstörerischen Auswirkungen auf die Betroffenen ohne Tätigkeit. Auch der Ökonom Jeremy Rifkin prophezeite bereits im Jahr 2005, dass „die Arbeit langfristig verschwinden wird …..... selbst die billigste menschliche Arbeitskraft ist teurer als die von Maschinen“. Weltweit würden bis zum Jahr 2020 nur noch 2 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Fabriken gebraucht (1).

Die Weber haben vor Jahrhunderten die automatischen Webstühle zerstört. Es hat ihnen aber nichts geholfen und ihr Berufsstand ist in Deutschland praktisch ausgestorben. Große Bauernhöfe können heutzutage durch die eingesetzte Technik von nur wenigen Menschen betrieben werden. In früheren Zeiten ernährten solche Höfe etliche Dutzend Menschen. Das Internet wird die Gesellschaft noch viel stärker verändern als gedacht. Hochschulen könnten etwa darüber nachdenken, sich von teuren Gebäuden und Lehrkräften zu trennen. Warum hundert oder mehr Studenten in Säle pferchen, wenn die Studenten ohne große Kosten online an fast allen Kursen teilnehmen können? Ein einziger Dozent ist in der Lage, mehrere Tausend Studenten an allen Orten der Welt zu unterrichten. Kein Student muss mehr mit dem Auto die Luft verschmutzen, Kosten für eine dauerhafte Unterkunft aufbringen oder Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verschwenden. Faktenwissen wird zu einer recht leicht handel- und austauschbaren Ware. Entscheidend aber wird die Umsetzung dieses Faktenwissens in der realen Welt sein.

Wozu benötigt man noch den Großhandel, wenn man direkt online beim Hersteller oder Amazon & Co bestellen kann? Die neuen technischen Mittel werden enorme Effizienzreserven heben und somit Beschäftigung von Arbeitnehmern überflüssig machen. Durch die Abbildung aller Vorgänge (Bestellung, Zahlung, Abwicklung, Lieferung) als immer gleiche Prozesse wird kaum noch Personal benötigt. Alle Schritte dieser Prozesse werden hoch standardisiert sein, auch wenn sie individuell aussehen mögen. Externe Zertifikate werden verstärkt dazu dienen, das 'Saure-Gurken-Problem' zu lösen, also die schwarzen Schafe am Markt zu erkennen.

Es kommen aus meiner Sicht gigantische Veränderungen auf alle Jahrgänge zu, die im Berufsleben stehen oder bald in den Beruf eintreten werden. Auch die Gesellschaft wird sich massiv verändern. Die Beschleunigung des täglichen Lebens und die permanente Erreichbarkeit durch technische Medien und Techniken stellt bisher unbekannte Anforderungen an unseren Geist, aber wohl auch Körper. Die erst vor wenigen Jahrzehnten eingeführte e-mail gilt schon wieder als überholt. Jedoch ersetzte diese in immer größerem Maße die Briefpost sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld. Kinder und Jugendliche wachsen in einer Welt auf, die manch älterem Mensch mittlerweile fremd geworden ist.


Quelle: Gerd Altmann / www.pixelio.de

Pack doch deinen Rucksack selbst!

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