Читать книгу Panoramawege Elbsandsteingebirge - Michael Moll - Страница 11
1 Barbarine auf dem Pfaffenstein Klassische Felsnadeln und imposante Höhlen
ОглавлениеEines der Wahrzeichen in der Sächsischen Schweiz ist zweifelsohne die Barbarine. Wie ein Fels in der Brandung, möchte man beinahe sagen, wäre hier doch Brandung, ragt die Felsnadel in die Höhe. Beim Anblick der Barbarine gibt es zudem drumherum Aussicht pur.
Tourencharakter
Grundsätzlich eigentlich leichte und kurze Tour, die jedoch durch Engstellen und Eisenleitern eher als mittel einzustufen ist und Trittsicherheit erfordert.
Ausgangs-/Endpunkt
Bushaltstelle Pfaffendorf Ortsmitte
Anfahrt
Mit dem Bus 244a ab Kleingießhübel via Cunnersdorf; mit dem Auto in Königstein die B172 verlassen und der Beschilderung nach Pfaffendorf folgen. Entweder bis zum Parkplatz an der Haltestelle oder 500 m weiter bis zum Wanderparkplatz
Gehzeiten
Rundweg ab Bushaltestelle – Kreuzung am Waldrand 0:20 Std. – Berggaststätte Pfaffenstein 0:45 Std. – Barbarine 1:00 Std.– Aussichtspunkt Quirl 1:40 Std.– Diebskellerhöhle 1:50 Std.
Beste Jahreszeit
Ganzjährig
Einkehr
Berggaststätte Pfaffenstein, Pfaffensteinweg 1, 01824 Königstein, Tel. 035021/594 10, www.pfaffenstein.com
Hinweis
Trittsicherheit erforderlich; Kinder sollten wegen Absturzgefahr beaufsichtigt werden; Hundebesitzer wählen besser den »bequemen Aufstieg«, siehe Beschilderung und Hinweis im Text.
Auf dem Weg zur Barbarine durchquert man zunächst das Naturschutzgebiet Paffenstein auf dem gleichnamigen Tafelberg. Nicht die schlechteste Voraussetzung für eine tolle Wanderung. Außerdem sind es nur wenige Meter, bis wir das überschaubare Zentrum vom nahe gelegenen Ort Pfaffendorf verlassen haben. Gleich neben der Haltestelle und dem Parkplatz verläuft ein schmaler Trampelpfad zwischen zwei Häusern hindurch. Kaum erblickt, hat man schon die ersten leichten Höhenmeter absolviert. Am Sportplatz wenden wir uns nach links und spazieren zunächst auf dem asphaltierten Landwirtschaftsweg. Keine Sorge, der Asphalt verschwindet noch. Vor uns erhebt sich bereits deutlich sichtbar der Tafelberg Pfaffenstein und man ahnt schon, dass der Untergrund dort alles andere als asphaltiert ist.
Parallel zu den Häusern von Paffendorf und mit Blick über den Ort gelangen wir zur ersten Wegkreuzung. Von links kämen nun die Wanderer, die mit dem Auto angereist sind und sich lieber für den etwas größeren Wanderparkplatz am hinteren Ende des Dorfes entschieden haben. Die Richtung scheint klar, wir biegen rechts auf den Pfaffensteinweg ab und haben gleich am Waldrand die Qual der Wahl. Die Beschilderung schlägt vor, dass wir rechts einen bequemen Aufstieg wählen können. Ja, er ist in der Tat bequem und führt zunächst am Waldrand entlang und wenig später dann mit einem leichten Aufstieg durch die sogenannte Nasse Schlucht. Keine Frage, das ist absolut sehenswert. Aber wir mögen es dann doch lieber etwas herausfordernder und die Nasse Schlucht mit ihren engen Felswänden können wir auch von der anderen Seite aus erreichen. Und solange wir ohne Vierbeiner unterwegs und mit dem Besteigen von Eisenleitern vertraut sind, wählen wir den links abzweigenden Weg durch den Wald. Zunächst sind es nur ein paar Holzbohlen, die wir überwinden und dabei an Höhe gewinnen. Ab und an müssen wir den Kopf einziehen, weil so mancher Gesteinsbrocken neben dem Aufstieg liegt und mit seinem Überhang in den Wanderweg hineinragt. Den breiten Stufen aus Holzbohlen folgt eine schmalere steinerne Treppe. Ein Handlauf gibt uns beim Aufstieg Sicherheit und Halt, während sich rechts und links von uns die Felswände in die Höhe erheben.
Und plötzlich ragt ein Felsen in die Höhe.
Stellenweise wird es so eng, dass wir den Gegenverkehr abwarten müssen. Und nach kurzer Zeit folgt im Anschluss an eine Engstelle die bereits erwähnte Eisenleiter. Auch hier heißt es nochmal Kopf einziehen. Der Rucksack schleift vielleicht noch ein wenig an dem überhängenden Felsen, doch ehe man sich‘s versieht, hat man die Leiter hinter sich gebracht. Nicht ohne Grund trägt dieser Aufstieg auch den Namen Nadelöhr. Hinter dem Nadelöhr wandern wir deutlich angenehmer und folgen der weiß-rot-weißen Markierung durch den Wald des Pfaffensteins. An einem Abzweig hätten wir die Möglichkeit zu einem kleinen Abstecher nach rechts, um die bereits erwähnten Felswände in der Nassen Schlucht zu erleben. Ganz automatisch kommen wir geradeaus an der Berggaststätte Pfaffenstein vorbei. Aber warum eigentlich »vorbei«? Die Tische und Bänke laden zu einer herrlichen Pause bei einer kleinen Speise ein. Und ganz nebenbei erhebt sich direkt neben der Gaststätte ein runder Aussichtsturm. Einen Rundumblick darf man jedoch nicht erwarten, denn auf dem 29 Meter hohen Turm ist das Panorama durch die umstehenden Bäume ein wenig eingeschränkt. Das mag bei der Fertigstellung im Jahr 1904 noch anders gewesen sein. Damals ersetzte dieser Turm einen bereits bestehenden hölzernen Aussichtsturm.
Die Festung Königstein ist gut zu erkennen.
Der Wanderweg auf dem Tafelberg bietet weitere spektakuläre Engstellen. Gerade einmal 40 bis 50 Zentimeter sind zwischen zwei Felswänden Platz, die eine weitere enge Treppe flankieren. Kopf einziehen und wieder ein wenig mit dem Rucksack an den Wänden entlangschleifen – aber das kennen wir ja schon. Am Ende des Weges erreicht man schließlich ein felsiges Plateau. Eine gute Gelegenheit, den Rucksack abzustreifen, sich hinzusetzen und einfach bei einem kleinen Picknick den Blick über die bewaldeten Hügel schweifen zu lassen. Insbesondere nach Süden und Westen kann man gut blicken. Nach Norden weniger, denn von dort kamen wir durch die Felsschluchten. Und für den Blick nach Osten gehen wir ein paar Schritte zurück und durch die schmale Schlucht hinein zum Aussichtspunkt.
Der Ausblick ist fantastisch. In der Ferne weitere Hügel und Wälder, unter uns in der Tiefe ein paar Kletterer und direkt vor uns erhebt sich die über 40 Meter hohe Barbarine. Sie scheint zum Greifen nah, ist aber dennoch unerreichbar. Das gilt auch für die vielen Kletterer, die hier normalerweise in der Sächsischen Schweiz aktiv sind und denen man während einer Wandertour immer wieder zuschauen kann. Seit 1975 darf die Barbarine aus Gründen des Naturschutzes nicht mehr bestiegen werden. Genau 70 Jahre zuvor stand der erste Mensch auf der abgeflachten Kuppe der Felsnadel. Damals wurde die Barbarine von einem Dresdner und einem amerikanischen Bergsteiger in einer Erstbesteigung »erobert«. Nachdem wir die Pause auf dem Plateau bei einer leckeren Brotzeit ausgiebig genossen haben, ziehen wir los zu unserem nächsten Wanderziel auf dieser Tour. Dafür gehen wir ein kurzes Stück zurück bis kurz vor die Berggaststätte und wenden uns nach links. Dort führt uns der sogenannte bequeme Abstieg langsam wieder vom Pfaffenstein herunter. An der Kreuzung könnten wir rechts abbiegen und am Waldrand entlang wieder zum bereits bekannten Abzweig zurückgelangen. Wir gehen jedoch geradeaus und folgen dem Pfad durch den Wald bis zum Oberen Kohlweg. Diesen berühren wir jedoch nur kurz und verlassen ihn schon nach wenigen Metern wieder halbrechts. Über die Felder zu unserer Rechten blicken wir zurück zum Pfaffenstein. Auf unserer linken Seite erhebt sich inmitten der Bäume der nächste Aussichtspunkt. Nach einer scharfen Linkskurve geht es für uns wieder deutlich in die Höhe und wir gelangen zum Aussichtspunkt Quirl. Auch beim Quirl handelt es sich um einen Tafelberg, auch wenn er kaum als solcher erkennbar ist. Er ist bekannt für zahlreiche Höhlen, die sich zum Teil erkunden lassen. Zu ihnen gehört zum Beispiel die Baumannhöhle in unmittelbarer Nähe zur Aussicht. Ein wenig weiter im Wald gelangt man zur größten Höhle der Sächsischen Schweiz, der Diebskeller-Höhle. Mit einem Felsen als Tisch bietet sie guten Unterschlupf, falls das Wetter während der Wanderung nicht mehr halten sollte. Doch leider hat diese Bequemlichkeit auch ihren Preis, denn die Höhle wird in den Abendstunden gern von ortsansässigen Jugendlichen als Treffpunkt genutzt. Unrat, alte Lagerfeuerplätze und zum Teil verrußte Felswände sind die stummen Zeugen.
Pfaffenstein
Der Tafelberg Pfaffenstein trägt auch den Beinamen »Sächsische Schweiz im Kleinen«. Grund hierfür ist die vielseitige Struktur mit zahlreichen Höhlen, Schluchten und zerklüfteten Felswänden auf dem Berg. Touristisch erschlossen wurde der Pfaffenstein insbesondere durch Carl Gottlob Jäckel im 19. Jahrhundert, der erste Wege anlegte und ausbaute.
Die Barbarine ist eines der Wahrzeichen der Region.
Einige Stufen sind zu überwinden.
Auf einem schmalen Weg geht es langsam wieder hinab und durch den Wald bis zum Waldrand. Abermals blickt man auf den rund 1 Kilometer entfernten Pfaffenstein, der mit seinen aufragenden Felswänden ein toller Hingucker ist. Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Häuser von Pfaffendorf erreichen. An der ersten Gabelung vor den Gebäuden halten wir uns rechts und umrunden einen Sportplatz. Wir kennen ihn schon, denn an seinem anderen Ende finden wir den Abstieg zum Ausgangspunkt bzw. der Haltestelle wieder.