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Kapitel 2 Dojo-Regeln

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"Die Nachlässigkeit des Schülers spiegelt die Nachlässigkeit des Lehrers wider."

(aus "Miamoto Musachi")

Es ist natürlich leicht, einem undisziplinierten Karateschüler die Schuld an dessen Fehlverhalten zu geben. Aber es ist nun mal die Aufgabe des Trainers seinen "Haufen" zu erziehen und zu lenken. Wenn dieses konsequent durchgezogen wird, reiht sich jeder Neuzugang problemlos ein. Wie jede andere Sportart auch hat Karate seine Regeln. Um ein sauberes und effektives Training zu gestalten, ist es unablässig, sich an diese Regeln zu halten. Die hier aufgeführten "15 ehernen Regeln" (Verfasser nicht bekannt) sollten die Grundlage eines jeden Dojos sein.


1.

Für uns Karateka ist das Dojo eine Stätte der inneren Sammlung und Ruhe, ein Ort der Konzentration und der Höflichkeit. Lautes und aufdringliches Verhalten und Gebaren oder gar Lärmen gehören im Trainingsraum nicht hinein.

2.

Beim Betreten oder Verlassen unseres Dojos grüßen wir mit einer leichten Verbeugung. Dieser Gruß gilt zunächst der Übungsstätte und dem Karate - Do, aber auch unserem Lehrer (Sensei) und unserer Übungsgruppe. 3.

Klatschen oder gar Pfeifen sind in einem Karate - Dojo nur äußerst selten angebracht! Unsere Zustimmung drücken wir lieber durch aufmunternden Zuspruch "Oss" sowie besonderen Einsatz und Anstrengung aus. Unser Karatelehrer braucht keine Beifallsbekundung. Als Sensei versucht er, in jedem Training sein Bestes zu geben. Lasches und gleichgültiges Trainieren wäre eine Beleidigung für unseren Lehrer und Schmähung der Übungsgruppe und unserer Partner.

4.

Vermeide es unbedingt, verspätet zum Karateunterricht zu kommen. Sollte dies dennoch einmal der Fall sein, so grüße Lehrer und Gruppe kurz mit einer leichten Verbeugung an. Spare Dir zu viele Erklärungen und Ausreden und warte auf ein Zeichen deines Lehrers, dich dort in der Gruppe einzuordnen, wo du als "Zuspätkommer" am wenigsten störst: ganz hinten nämlich!

5.

Das Verlassen des Dojos während des Trainings gilt als unhöflich. Ist es dennoch einmal unumgänglich, so zeige deinem Lehrer die Absicht durch eine leichte Verbeugung an und warte auf seine Bestätigung. Melde dich auch wieder genauso korrekt zurück. 6.

Unterbrich nach Möglichkeit nicht zu oft den Unterricht durch Fragen oder gar durch kluge Einwände! Die meisten Fragen lassen sich durch eigenes Nachdenken selbst beantworten. Nach dem Unterricht ist übrigens noch genug Zeit, Fragen und Einwände zu klären und zu besprechen.

7.

Versuche immer, durch dein Verhalten und deine Mitarbeit zu einem reibungslosen Unterrichtsverlauf beizutragen. Sei immer aufmerksam, schnell und konzentriert. Bemühe dich, so weit mitzudenken, dass du der Situation immer die berühmte Nasenlänge voraus bist. Du willst Kämpfen lernen, da sind Wachsamkeit, Beobachtungsgabe und Mitdenken die Grundvoraussetzungen.


8.

SEI WACHSAM! Ob es um die Aufstellung der Übungsgruppe geht oder die Ausführung einer neuen Partnerübung: Sei so wachsam, dass dir kein Fehler unterläuft. Jede Bewegung im Karateunterricht hat ihren Sinn, ihre Bedeutung. Jedes Kommando verlangt deine volle Konzentration. Unaufmerksamkeit und mangelnde Konzentration müssen im Karateunterricht beseitigt werden, denn im Kampf sind diese beiden Dinge die größten Fehler. 9.

SEI ERNSTHAFT! Wenn du die ganze Sache nur von der lustigen Seite her nehmen willst, so such dir bitte schnell eine andere "Sportart" aus. Karateka sind übrigens sehr lustige und fröhliche Leute, aber nur außerhalb des Unterrichts.


10.

SEI HÖFLICH! Zeige deinem Übungspartner, dass du ihn achtest. Streng dich an, ein fairer und guter Partner zu sein. Nimm deinen Partner ernst, unterschätze ihn niemals, trainiere aber auch nicht überheblich oder gar herablassend mit ihm. Überlasse Übungsaufforderungen immer den älteren und höher graduierten Partner. 11.

SEI STARK! Zeige nie deinem Partner ein Zeichen von Schwäche! Lass dir nicht anmerken, wenn du müde und erschöpft bist. Im Kampf wachsen deinem Gegner im gleichen Maße die Kräfte zu, wie du Schwäche zeigst. Setz dich während des Unterrichts nicht unaufgefordert hin; leg dich nicht, während sich deine Kameraden bei einer Übung anstrengen, wenn du selbst einmal eine Pause haben solltest. Während des Unterrichts stütz dich nicht ab, verlasse nicht deinen Platz, zappele nicht unnötig herum: Ein Karateka hat seinen Geist und seinen Körper immer unter Kontrolle!

12.

SEI BEHERRSCHT! Zeig in allen Situationen Selbstdisziplin und wahre die Beherrschung! Lerne deine positive und negative Emotionen zu unterdrücken. Mache zum Beispiel wegen einer Bagatellverletzung kein großes Aufheben, kämpfe kontrolliert und konzentriert weiter: Du betreibst Karate, eine harte Zweikampfsportart!

13.

SEI GRÜNDLICH! Strebe immer nach dem höchsten Ziel: der Perfektion! Selbst wenn du sie nie erreichen wirst, allein der Weg (DO) zählt! Bereite alle Übungen konzentriert vor ("YOI"), schließe alle Übungen bewusst und konzentriert ab ("YAME"), dann erst kannst du Körper und Geist entspannen. Wehre dich gegen Müdigkeit, Unlust und Unaufmerksamkeit. Vergiss im Unterricht die Zeit, widme dich nur der Sache selbst, deiner Übung und deinem Partner. Lass dich nicht von außen ablenken und lenke selbst nie einen ab! Auch wichtige Dinge haben oft eine halbe oder eine Stunde Zeit!


14.

SEI SAUBER! Bei einer Kampfsportart kommen Menschen miteinander auf "Tuchfühlung" und in Kontakt. Daher müssen gewisse hygienische Grundbedingungen erfüllt und beachtet werden. Wasche dir grundsätzlich vor dem Unterricht die Füße, schneide Finger- und Fußnägel kurz und halte sie sauber. Achte auf die Sauberkeit deines Karate-Gi. Alkoholgenuss vor dem Karateunterricht: unmöglich! Du willst doch nicht zur Gefahr für deine Partner werden? Ringe, Halsketten, Stecker jeder Art haben im Karateunterricht kein Platz. Kaugummi kauen während des Unterrichts: undenkbar!

15.

SEI BESTÄNDIG! Du hast dich entschlossen, Karate zu lernen. Nun besuche regelmäßig deinen Unterricht. Dein Lehrer und deine Partner mögen es gar nicht, wenn du sie zu unnötigen Wiederholungen zwingst, nur weil du zu träge warst, deinen Unterricht zu besuchen.

Der Disziplin gehen Höflichkeit und Respekt voraus. In diesen Regeln ist eigentlich schon alles gesagt. Leider, so zeigt es sich, haben diese Regeln nicht alle Dojos erreicht oder man hat sie Stück für Stück ignoriert. Wenn Trainer sich über diese Regen hinwegsetzen, was kann man dann vom Nachwuchs erwarten? Schlimmer noch, durch die Hofierung der Mitglieder arteten einige Missachtungen der Regeln aus. Beim Kindertraining werden mehrfache "Trinkpausen" eingelegt oder man lässt sie durch die Halle toben. Wenn es sehr warm ist oder sie gar schwitzen, steht der Flüssigkeitsaufnahme nichts im Weg. Aber auch Kinder sollten in der Lage sein, auch mal eine Stunde ohne Getränk auszukommen. Sie sind ja auch in der Lage, sich stundenlang einem PC-Spiel hinzugeben.

Immer häufiger tragen Kinder und Jugendliche Ketten, Ohrringe und Freundschaftsbänder, die sie nicht bereit sind abzulegen. Wenn schon solche Dinge nicht abgelegt werden oder dürfen, sollten sie mit Tape versehen werden, um eine Verletzung zu vermeiden. Dreist schon die Benutzung eines Handys im Dojo. Diese sogenannte lockere Form breitete sich auch auf die Erwachsenen aus. Bei einer Trainingseinheit in einem "Frauen Dojo" pflegte man nicht nur die Unterhaltung während des Trainings, sondern man trug Schmuck, als wenn es zur Party gehen sollte. Hier hatte die weibliche Eitelkeit einen höheren Stellenwert als die übliche Dojo Etikette. Hinzu musste der männliche Trainer bei jeder Korrektur an weiblichen Karatekas die Frage vorausschicken, ob er sie anfassen dürfte. Ich möchte die Leistung und Trainingsbereitschaft der Damen keineswegs herabwürdigen. Aber so viel Distanz zwischen Männlein und Weiblein finde ich überzogen. Ich hatte ihn diese Erlaubnis erteilt, bevor er mich fragte (oder auch nicht) und somit etwas irritiert. Ich wollte mal witzig sein.

Zugegeben, jede Regel muss nicht so heiß gegessen werden, wie es gekocht wird. Niemand erwartet, dass die Schüler (besonders Kinder) stocksteif wie die Zinnsoldaten da stehen und jeden Kommentar ihres Trainers mit "Oss Sensei", bestätigen. Aber ohne Ordnung und Disziplin kann man kein effektives Training führen. Sie ist eine Voraussetzung zum vernünftigen und störungsfreien Ablauf jeder Trainingseinheit. Gleichgültiges und gelangweiltes Dahintrainieren ist Zeitdiebstahl für sich, dem Trainer und den restlichen Karatekas. Ein undisziplinierter Haufen ist nicht nur störend, sondern auch gefährlich. Denn die meisten Verletzungen entstehen durch halbherzige und unkontrollierte Techniken. Hinzu kommt, dass das Karate einen hohen erzieherischen Effekt hat. Gerade das ist es, was Eltern gefällt, die mit ihren Erziehungstheorien auf der Strecke geblieben sind. So lieb, wie wir unsere Kleinen auch haben, es entbindet uns nicht von der Pflicht, sie zu erziehen und zu lenken. Denn:

"Kinder sind wertvoll wie ein Rosengarten. Wird dieser nicht regelmäßig beschnitten, verwildert er."

(Verfasser nicht bekannt)

Die Erfahrung zeigt, dass sich Kinder am wenigsten daran stören. Sie erkennen frühzeitig, dass Fleiß und Regelmäßigkeit sie weiter bringt. Ein bisschen um die Ecke gedacht, lässt sich vieles aus dem Karatedo ins alltägliche Leben prädizieren.

Und noch etwas: Ein Dojo ist ein neutraler Ort. Rasse, Herkunft, Religionszugehörigkeit oder politische Interessen sollten keinen Einfluss haben. Religiöse Zeichen oder politische Zugehörigkeitszeichen sind im Dojo fehl am Platze. Wer sich, bedingt durch Glauben oder politischer Einstellung, den Regeln widersetzt, sollte sich Gedanken darüber machen in wieweit er oder sie Karate betreibt.

Es mag, je nach Dojo, die eine oder andere Ausnahme geben. Das aber entscheidet letztlich der Trainer bzw. der Betreiber individuell für sich. Ausnahmen sollten kein Freibrief für ständige Veränderungen sein. Ein Dojo freut sich über jedes Neumitglied und ist bestrebt, sich das Mitglied zu erhalten. Aber nicht um jeden Preis. Karate ist eine freiwillige Entscheidung. Niemand wird dazu gezwungen.

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