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Jablonskis kleine Rache
ОглавлениеWie an jeden Montagmorgen war der Warteraum des San- Bereichs überfüllt. Die
Zahl der Simulanten hatte sich aufgrund des Fünfundzwanzigers fast verdoppelt.
Die Symptome waren alle ähnlich. Fuß- und Kniebeschwerden waren die
typischen Erkrankungen, die ohnehin schwer nachzuweisen waren. Gelegentlich
wagte es auch einer mit dem Kreuz. Der Stabsarzt sorgte dann mit ein paar gut
gemeinten Spritzen in den Rücken für rasche Hilfe. Wenn der Soldat
anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht heraustrat, hielt er die anderen
heilend davon ab, die gleichen Beschwerden anzugeben. Scheinkranke meldeten
sich grundsätzlich am Anfang der Woche in der Hoffnung, eine Marsch- und
Sportbefreiung zu erhaschen. Andere wiederum hatten den Dreh heraus, sich
bestrahlen zu lassen. Möglichst morgens, damit sie ein bisschen Schlaf
nachholen oder sich den morgendlichen Appell entziehen zu konnten.
Je mehr sich eine Woche dem Ende neigte, um so echter waren die Kranken. Wer
sich auf einen Freitag krank meldete, musste damit rechnen, auf die Station des
San-Bereichs gelegt zu werden. Verständlich, dass man das Wochenende über die
Zähne zusammenbiss und sich das mögliche Malheur für den Montag
aufbewahrte.
Jablonski gab meistens immer die gleichen Medikamente heraus: Mobilat und
Heruduisalbe, die gut und teuer waren. Das Dumme daran war, dass sie später
ungenutzt im Spind oder zivilen Hausapotheken lagen.
An diesem Tag hatte Jablonski UvD und war daher auch für die Mahlzeiten der
im San- Bereich liegenden Patienten verantwortlich. Der UvD Dienst dauerte von
12 bis 12 Uhr. Normalerweise hätte er den morgigen Marsch gar nicht mitmachen
brauchen. Aber der freie Tag war ihm wichtiger. Dem Oberfeldwebel hatte er im
Laufe des Vormittags das Versprechen abgeluchst, den möglichen Tag
Sonderurlaub schon am Freitag nehmen zu dürfen. Der San-Gruppenführer war
nicht weniger stolz, dass sich auch einmal ein Sanitäter um Leistung bemühte.
Der Tag verging stupide und ereignislos wie unzählige andere auch. Der einzige
Unterschied war, dass einige erfolglose Simulanten der Ersten die Tauglichkeit
ihres Stabsarztes infrage stellten. Ab 17 Uhr trat im San-Bereich Ruhe ein.
Kameraden und Vorgesetzte verdrückten sich pünktlich und Jablonski suchte
sich, nachdem er die Kranken auf der Station versorgt hatte, eine Beschäftigung.
Erst räumte er sein Behandlungszimmer auf, dann sah er mit ein paar Kranken
fern und zum Schluss legte er sich schließlich auf das Bett im UvD- Zimmer und
las ein Buch.
Spätabends gegen 23 Uhr ging er noch einmal nach draußen um ein wenig frische
Luft zu schnappen. Es war kühl und der bedeckte Himmel verschluckte das Licht
des Mondes. Unzählige Mücken tanzten um die Laternen. Ein leichter Wind
bewegte die Blätter des Rhododendronbusches links vom Eingang.
„Hallo Sani!“, grüßte ihn plötzlich jemand aus der Dunkelheit. Jablonski erkannte
zwei Wachsoldaten der Ersten, die in das Neonlicht des Eingangs traten. Beide
waren Reservisten wie er, die vom Soldatendasein genug hatten. Ausgerechnet
Unteroffizier Hechler war ihr Wachhabender und sie erzählten, wie sie unter
seinen Schikanen zu leiden hatten. Er kontrollierte seine Streifen auf Schritt und
Tritt, duldete keine Kippen im Aschenbecher und kein überflüssiges Wort mit
den Arrestanten. Aus jeder gewöhnlichen Wachablösung machte er einen
Staatsakt, kontrollierte Kleidung und Wissen über das Verhalten einer Streife.
Am meisten hatte der Posten am Schlagbaum zu leiden. Dieser war angehalten,
jeden rein- und rausgehenden Soldaten zu überprüfen, egal wie gut er ihn kannte.
Hechlers stichprobenartige Fragerei nach Namen und Einheit verunsicherten ihn
jedes mal. Wer konnte sich schon drei oder vier Namen mit Kompaniezugehörigkeit
merken? Er scheute nicht einmal davor zurück, den unkontrollierten
Passierenden mit dem Rad zu verfolgen, um sich dessen Truppenausweis zeigen
zu lassen.
„Das Schlimmste ist“, erzählte der Eine, „mein Kumpel sitzt in der Arrestzelle
und ich habe nicht einmal die Möglichkeit ihn ein paar Zigaretten zuzustecken.
Selbst das Essen lässt er von einem Rotarsch verteilen, damit ich ja keinen
Kontakt zu ihm habe. Zum Kotzen ist das!“
Jablonski nickte mitleidig und fragte: „Wann habt ihr eure Ablösung?“
„Halbe Stunde, wieso?“
„Dann schaffe ich ihn euch für eine Weile vom Hals“, versprach er seinen
Kameraden, die sich verwundert ansahen.
„Mensch, das wäre echt geil!“, rief einer der Wachen begeistert, „ Dann läuft der
andere Rotarsch nämlich Wache!“
Voller Vorfreude boxte er Jablonski gegen die Schulter, verabschiedete sich und
ging mit seinen Kameraden in die Dunkelheit zurück.
Um 23 Uhr 30 nahm Jablonski den Hörer vom Telefon und wählte die Wache an.
„Wache Graf Golz-Kaserne, Erste 174, Unteroffizier Hechler!“, schnarrte es aus
dem Hörer.
„UvD San-Bereich Gefreiter Jablonski. Können Sie mal vorbeikommen? Irgend
jemand schleicht hier um den San-Bereich herum.“
„Warum gucken Sie nicht selber nach?“, fragte Hechler schnippisch.
„Weil ich den San-Bereich nicht verlassen darf und es Ihre Aufgabe ist!“, gab
Jablonski gelassen zurück. Vorsichtshalber fügte er hinzu: „ Aber wenn Sie nicht
wollen, dann rufe ich den San-OvWa (Wachhabender Sanitätsoffizier) an und das
wird garantiert Ärger geben.“
„Ist ja gut, ich komme!“, versprach Hechler gereizt. Zufrieden legte Jablonski
den Hörer wieder auf und wartete mit verschränkten Armen am Haupteingang auf
dessen Ankunft.
Minuten später kam er auch schon angeradelt und stellte sein Rad neben den
Stufenabsatz. Misstrauisch fragte er Jablonski, was er gesehen oder gehört haben
wollte.
„Ich habe Schritte gehört. Als ich aus dem Fenster sah, verschwand da etwas
hinter dem Anbau dort“, erklärte Jablonski und zeigte zur linken Ecke des San-
Blocks. Hechler starrte in die Dunkelheit.
„Könnte natürlich auch die Streife gewesen sein“, fügte er hinzu, obwohl er
genau wie Hechler wusste, dass zu diesem Zeitpunkt keine Streife in der Nähe
war. Hechler gab keine Antwort, reagierte aber sofort. Er zog seine Pistole, lud
sie durch und machte sich auf die Suche. Kaum dass er hinter der Ecke
verschwand, fiel Jablonskis Blick auf das Speichenschloss des Fahrrades, in dem
noch der Schlüssel steckte. Kurzerhand schloss er ab und warf den Schlüssel in
die Richtung, in der Hechler verschwand. Es sollte so aussehen, als wenn er den
Schlüssel dort verloren hätte. Klimpernd landete dieser auf dem Asphalt und
rutschte gegen den Randstein. Sekunden darauf kam Hechler zurück und fragte:
„Was war das?“
„Was war was?“, stellte Jablonski die Gegenfrage.
„Das Geräusch“, erklärte Hechler und ließ den Lichtstrahl seiner Lampe über den
Parkplatz huschen.
„Sie hören Geräusche?“, erkundigte sich Jablonski besorgt, als machte er sich
ernsthafte Gedanken um dessen psychischen Zustand. Unsicher, irgendetwas vor
sich hin brummelnd, drehte er sich weg und machte sich erneut auf die Suche.
Nach zehn Minuten tauchte Hechler auf der anderen Seite des Blocks wieder auf
und meldete auch noch falschen Alarm. Als er sich auf das Rad schwang,
blockierte das Hinterrad. Es hätte nicht viel gefehlt und Hechler wäre über die
Lenkstange geflogen. Erst stutzte er, überlegte und begann dann seine Taschen zu
durchwühlen.
„Suchen Sie was?“, fragte Jablonski scheinheilig, aber er bekam keine Antwort.
Notgedrungen machte sich der Unteroffizier, der selbst davon überzeugt war, das
Rad abgeschlossen zu haben, auf die Suche. Eine halbe Stunde suchte er mit der
Taschenlampe seine zurückgelegte Strecke ab, bis er den Schlüssel auf dem
Asphalt fand. Wortlos, mit kurzem Anlauf schwang er sich auf den Sattel und
machte sich auf dem Weg zur Wache. Jablonski griff erneut zum Telefon und
kündete Hechlers Rückkehr an.
„Alles klar Sani, vielen Dank!“, rief der stellvertretende Wachhabende erfreut
und am Gelächter im Hintergrund war deutlich die Begeisterung zu hören.
Jablonski legte den Hörer auf und machte abermals einen Rundgang durchs
Krankenrevier. Dann legte er sich aufs Bett und verschränkte die Arme hinter den
Kopf. Er starrte an die Decke und dachte an Britta und den freien Tag mit ihr. Mit
diesem Gedanken schlief er alsbald ein.
Hechler hatte von der ganzen Schieberei nichts mitbekommen. Er wunderte sich
nur über die ausgelassenen Fröhlichkeit seiner Wachen. Er fühlte zwar, dass da
was faul war, aber es war ihm nicht möglich dahinter zu kommen, was es war.
In den frühen Morgenstunden wurde Jablonskis Nachtruhe jäh unterbrochen. Mit
der Faust gegen die Glastür hämmernd stand der Zugführer der vierten
Kompanie, Leutnant Schlapphoff, sternenhagelvoll, runtergekommen und in zivil
vor der Tür. Wankend stützte er sich am Türrahmen ab und ließ seine unkontrollierten
Blicke durch die Finsternis schweifen.
Sich die müden Augen reibend schlenderte Jablonski zur Tür und öffnete. Im
selben Augenblick fiel ihm der Leutnant auch schon entgegen und hielt sich an
ihm einigermaßen aufrecht.
„Mensch Jablonski, bin ich froh, dass Sie Dienst haben“, lallte er erleichtert und
drängte ihn unweigerlich in den Flur des San- Bereiches.
„Meine Güte, welcher Kosakenhaufen hat sie denn überritten?“, fragte Jablonski
erstaunt, als er den Leutnant erkannte.
„Sie müssen mich verstecken! Die dürfen mich jetzt nicht finden. Sie müssen mir
helfen!“
Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt und an den Unterarmen waren
zahlreiche Hautabschürfungen und Schmutzkrusten zu sehen.
„Die Wachen sind hinter mir her! Verstecken Sie mich, schnell!“, forderte der
Leutnant ängstlich. Ein kurzer Blick aus dem Fenster bestätigte dessen
Befürchtung. Aus der Dunkelheit näherte sich vom Zaun her der Unteroffizier
Hechler mit zwei Wachsoldaten. Geistesgegenwärtig riss Jablonski den Leutnant
aus dem Blickfeld des Fensters und schob ihn in den hinteren Unterrichtsraum,
der von den Sanis als Fernsehraum benutzt wurde. Mit dem Fuß zog er eine
Trage hervor, die unter einem hochbeinigen kleinen Schrank stand. Mehr fallend
als hinlegend verfrachtete er den Leutnant, der sich stöhnend zur Seite wälzte, auf
die bereitgestellte Trage.
„Sie bleiben jetzt hier liegen und verhalten sich ruhig!“, mahnte Jablonski den
Leutnant. Eilig zog er noch die Vorhänge zu, löschte das Licht und eilte wieder
hinaus. Gerade noch rechtzeitig erreichte er den UvD- Raum, als Hechler auch
schon klingelte. Betont langsam und mit gespielter Müdigkeit öffnete er die Tür.
„Wir suchen einen Zivilisten!“, polterte Hechler los und sah an ihm vorbei, als
hoffte er jenen Eindringling hinter seinem Rücken zu entdecken.
„Gehen Sie mal zum Hauptbahnhof, dort finden Sie welche“, antwortete
Jablonski gähnend. Die beiden Wachen schmunzelten vergnügt vor sich hin und
hoben genervt die Augenbrauen.
„Ich suche einen Zivilisten, der hier in die Kaserne eingedrungen ist!“, wiederholte
Hechler gereizt, „Ich habe den Verdacht, dass er sich im San-Bereich
aufhält!“
„Da irren Sie. Nachts werden hier keine Besucher eingelassen. Wir sind ein San-
Bereich und kein Puff, Herr Unteroffizier.“, widerlegte Jablonski dessen
Verdacht. Hechler presste wütend die Lippen zusammen und maßregelte seine
lachenden Wachen.
„Sparen Sie sich ihre Sprüche! Lassen Sie mich vorbei, damit ich mich selbst
überzeugen kann!“ Hechler trat ein und wollte an Jablonski vorbei. Etwas
unschlüssig wollten die Wachen ihren Wachhabenden folgen, da verstellte
Jablonski ihnen den Weg.
„Sie wollen doch nicht im Ernst mit Waffen hier eindringen?“, fragte er den
Unteroffizier scharf und sah ihn drohend in die Augen.
„Natürlich, und Sie werden mich nicht daran hindern!“, entgegnete ihm der
Unteroffizier voller Selbstüberzeugung.
„Einen Schritt weiter und ich rufe den San-OvWa an. Dann geht es hier aber
rund. Wachen haben hier im San-Bereich nichts zu suchen, am allerwenigsten mit
Waffen“, belehrte Jablonski den völlig verdutzten Unteroffizier. Auch die
anderen hielten inne und sahen abwartend auf ihren Vorgesetzten. Tatsächlich
durften die Wachen nur bei unmittelbarer Gefahr den San-Bereich durchsuchen
und das auch nur bei rechtzeitiger Benachrichtigung des San-OvWa´s.
Unschlüssig stand Hechler da und wusste nicht recht, was er machen sollte. Mit
gezügelter Wut musste er passen.
„Wenn Sie etwas Verdächtiges bemerken, melden Sie es mir!“, befahl er
trotzdem, um sich wenigstens ein bisschen das Gefühl der Wichtigkeit zu
erhalten.
„Jetzt wo ich weiß wer Wache hat, bleibt mir wohl auch nichts Anderes übrig“,
antwortete Jablonski feststellend. Hechlers ohnehin düstere Gesicht verfinsterte
sich noch mehr.
„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte er und achtete dabei auf seine Wachen,
die eventuelle Frechheiten würden bezeugen können. Scheinbar desinteressiert
betrachteten sie sich ihre Schuhe und schossen imaginäre Steinchen weg.
„Wenn ich davon ausgehe, dass hier jeder ein- und ausgeht, stelle ich ihre
Wachtauglichkeit infrage, Herr Unteroffizier“, erklärte Jablonski ihn recht
sachlich.
„Der Eindringling kam über den Zaun und verschwand in dieser Richtung.“,
rechtfertigte sich Hechler, wobei er zum San- Gebäude zeigte, wo er den
Flüchtenden vermutete. Dann machte er auf der Hacke kehrt und befahl seinen
Wachen, ihm zu folgen. Jablonski schlug die Tür zu und beobachtete vom UvDRaum
aus, wie die Drei in der Dunkelheit verschwanden. Vergnügt über dessen
Machtlosigkeit ging er zum U-Raum zurück. Kaum hatte er die Tür geöffnet, da
schlug ihm der saure, üble Geruch von Erbrochenen entgegen. Die Luft
anhaltend, öffnete Jablonski sämtliche Fenster und schaltete das Licht ein, damit
er sich das Malheur betrachten konnte. Schnarchend, mit weit geöffneten Mund
lag der Leutnant auf der Trage. An seiner Wange klebten die Reste des
Erbrochenen und verteilte sich auf Trage und Fußboden. Penetrant breitete sich
der Geruch aus und reizte die Nase. Mit einen kräftigem Ruck zog Jablonski die
Trage aus der Lache raus, wobei der Leutnant erwachte. Mühsam richtete er sich
auf und besah sich recht hilflos seine angerichtete Schweinerei. Mit
entschuldigenden Beteuerungen versuchte er es gutzumachen. Jablonski aber
hörte gar nicht hin, sondern holte sich Eimer, Scheuertuch und Schrubber, womit
er des Leutnants Erbrochene beseitigte. Mehrmals musste Jablonski schlucken,
um sich nicht selbst zu übergeben. Zu guter Letzt säuberte er so gut es ging den
Offizier und die Trage. Dabei erzählte ihm der Leutnant auch, wie er in diese, für
einen Offizier peinlichen Situation kommen konnte.
„Ich hatte meinen Truppenausweis vergessen und als ich sah, wer Wache hat, bin
ich über den Zaun. Dieser Hechler hätte das ganze doch nur hochgespielt.“
„Mit dem besoffenen Arsch über den Zaun ist auch nicht die feine Art. Man hätte
auf Sie schießen können“, warf Jablonski ihn kopfschüttelnd vor.
„Ja, ja, das verstehe ich ja. Aber stellen Sie sich vor, Väterchen Fleck würde
davon Wind bekommen, wenn ich in der Ausnüchterungszelle gelandet wäre.“
Trotzdem war sich dieser Mann der Gefahr nicht bewusst. Gerade Hechler, der
dafür bekannt war, seine Streifen auf Schritt und Tritt zu verfolgen, hätte ohne
Skrupel das Feuer eröffnet. Jablonski selbst war schon in so eine Situation
geraten. Doch die Wachen erkannten damals ihren Sanitäter, der volltrunken auf
allen Vieren am Zaun entlang kroch und seine Kompanie suchte. Sie erbarmten
sich seiner und brachten ihn zu seinen Kameraden in den San- Bereich, wo er
seinen Rausch ausschlafen konnte.
Nachdem Jablonski die Reinigung beendet hatte und dem Leutnant eine Decke
gebracht hatte, schlug er vor, dass dieser sich erst einmal ausschlief. Beschämt
aber doch erleichtert bedankte sich der Leutnant mit dem Versprechen, es
irgendwann wieder gutzumachen. Jablonski ging wieder zurück in sein UvDZimmer
und sah noch einmal aus dem Fenster. Am Zaun suchten Hechler und
seine Wachsoldaten mit einer Taschenlampe nach verräterischen Spuren.
Sensationslüstern und diensteifrig wie nie zuvor wollte oder konnte er nicht
aufgeben. Genervt und widerwillig ließen die beiden Wachen die Lichtkegel ihrer
Taschenlampen hin und her gleiten. Jablonski schüttelte nur den Kopf und legte
sich zum Schlafen.
Früh um sechs war für ihn die Nacht zu Ende und er machte sich daran den
Leutnant zu wecken. Dieser aber hatte sich bereits durchs Fenster davon gemacht.
Vermutlich aus Angst, von irgendeinen anderen Sanitäter entdeckt zu werden.
Jablonski schloss das Fenster und schob die Trage wieder unter den Schrank. Der
üble Geruch hatte sich mittlerweile verzogen und es war von dem Vorfall keine
Spuren mehr zu sehen.
Der Gefreite Biermann übernahm den UvD-Dienst für Jablonski. In der Dienstzeit
brauchte das UvD- Zimmer ja nicht besetzt sein und Biermann wäre ohnehin
als nächster dran gewesen. Jablonski erzählte dem Oberfeldwebel der Form
halber von Hechlers Vermutungen und auch, dass sich wahrscheinlich jemand am
San-Gebäude aufgehalten hatte. Vorsorglich hatte er auch alles ins UvD-Buch
eingetragen, um einer möglichen Meldung seitens Hechler vorzubeugen. Dann
lief er rüber zu seiner Kompanie. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht der einzige,
der seinen Wachdienst wegen des Fünfundzwanzigers verkürzen durfte. Auch
Hechler war mit von der Partie. Er wirkte müde und hatte Ringe unter den
Augen. Offensichtlich hatte er die halbe Nacht die Kaserne nach dem
vermeintlichen Eindringling durchsucht. Das hinderte ihn jedoch nicht daran auf
den Marsch zu verzichten. Hechler wollte sich und der Welt beweisen was ein
deutscher Soldat leisten kann.