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25. November, Ankunft in Oviedo

Ankunft 10 Uhr morgens. Endlich kann ich nach 24 Stunden Busfahrt meine Gelenke wieder zurechtrücken. Ich habe Oviedo erreicht, die Hauptstadt der spanischen Provinz Asturien.

Es gibt einen großen Schuhmarkt und ich hätte mich mit ein paar passenden Stiefeln eindecken können, wenn ich das vorher gewusst hätte. So jedoch hatte ich mir vor der Tour eiligst preisreduzierte Wanderschuhe in einem Restposten-Markt organisiert, mit denen ich mich bisher nicht richtig anfreunden konnte. Da sie mein Fußgelenk einquetschen und ich Schmerzen bei jedem Schritt empfinde. Aber ich werde mich an diese Schuhe gewöhnen müssen. Vielleicht werden sie sich dehnen und meinen Füßen anpassen. Und wenn nicht – egal. Diesmal habe ich nur eine kürzere Wanderung vor mir. Weniger als zwei Wochen, vermutlich 10 Tage werde ich für diesen Weg brauchen.

Eine Woche zuvor war mildes Wetter vorhergesagt, es sah nach einem goldenen Herbst aus. Nachdem ich die Busfahrt gebucht hatte, wurde die Prognose für die kommenden Tage nach unten korrigiert und jetzt ist es ziemlich frisch. Es fröstelt ein wenig. Sicherlich fühlt sich die Temperatur wegen meiner Müdigkeit kälter an, da ich vergangene Nacht im Bus schlaflos verbracht habe. Jedoch muss ich mich in Geduld üben und warmhalten. Die Pilgerherberge öffnet laut Hinweis ihre Pforten erst um 17:30 Uhr.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt bestaune ich die malerischen schneebedeckten Berggipfel im Hintergrund: die mächtige Gebirgslandschaft der Picos de Europa, die sich über der Ebene erhebt. Möglicherweise habe ich Glück, treffe unterwegs auf erste Vorboten des Winters und die ersten Schneeflocken fallen. Vielleicht. Derzeit ist es dafür aber noch nicht kalt genug.

Die Straßen der Altstadt sind gesäumt von zahlreichen Restaurants, von denen ich keines besuche. Ich fühle mich hier noch fremd. Oder zu müde. Bei einem Spaziergang durch einen Park fallen mir Jugendliche ins Auge, die in einem Kreis gruppiert auf dem Rasen sitzen, die sich abwechselnd erheben, um einen Baum zu umarmen. Spirituelle Menschen, die mit dieser rituellen Berührung Kraft aus der Natur ziehen. Vielleicht eine religiöse Randgruppe. Möglicherweise Pilger.

Am Rande des Parks befindet sich die Touristeninformation, eine nette Spanierin händigt mir dort einige Informationen aus und so habe ich eine gute Übersicht über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Die Wartezeit bis zum Abend vertreibe ich mir bei einem Spaziergang durch die Stadt und bewundere die vielen Gebäude im Jugendstil, besichtige die Kathedrale, sowie einige Kirchen. Eine von ihnen ist Judas gewidmet. Seltsam, denn in der Christenheit besitzt er keinen besonders guten Ruf. Von einer Kirche bin ich besonders beeindruckt: San Juan el Real – künstlerische Perfektion, abgerundet mit leuchtend roten Kuppeldächern.

Als ich am späten Nachmittag ein Bett im Schlafsaal beziehe, um mir nach der weiten Anreise ein paar Stunden Ruhe zu gönnen, befürchte ich, der Einzige zu sein – bis spät abends zwei Pilger ihren Kopf durch den Türrahmen in den Saal stecken und mich freundlich begrüßen. Zwei Franzosen. Ich fühle mich nun nicht mehr ganz verloren.

Abends sind die Beiden damit beschäftigt, Dehn- und Streckübungen im Aufenthaltsraum zu vollführen, während ich mir in der Kochecke mit Käse belegte Brötchen toaste. Nebenbei erfahre ich von meinen zwei Mitbewohnern: sie sind Skilehrer aus Chamonix - einer Stadt am Fuße des Mont Blanc – und wären einige Tage auf dem Camino del Norte gewandert: dies ist der Küstenweg und eine weitere Variante des Jakobsweges, der am Atlantik im Norden entlangführt. Weil dort fast keiner unterwegs gewesen wäre, erzählen sie, hätten sie sich entschieden, auf den Camino Primitivo zu wechseln. Und ich sei erst der dritte Pilger, dem sie unterwegs begegnen.

Auf dem Jakobsweg durch die weiße Hölle

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