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Kapitel zwei

Professor Amadeus Zwinkerle war ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit einer schwarzen Brille und einem freundlich dreinblickenden Gesicht. Seine karottenorangefarbenen Haare standen in alle Richtungen ab. Der Professor setzte sich in die Hocke und betrachtete ganz genau den runden Käselaib, der vor ihm auf dem Tisch ruhte. Er schaute sich jeden noch so kleinen Fleck, jeden noch so kleinen Buckel und Spalt an und machte sich in seinem Kopf Notizen.

Doktor Carsten Schabernack war das genaue Gegenteil von Amadeus. Er war groß und spindeldürr. Auch schaute er immer griesgrämig drein. Aber genau wie sein Freund und Kollege war Carsten Schabernack ein freundlicher und wissbegieriger Mann, der möglichst viel über die Erde oder – in diesem Fall – über den Mond herausfinden wollte. Auch er untersuchte den Käselaib auf den Tisch, nutzte dafür aber ein Lineal und einen Zirkel, mit dem er kleine Kreise auf den Laib zeichnete oder mit dessen Spitze er kleine Löcher hineinbohrte. Dann nahm er eine Lupe, durch die er die Löcher und die Kreise vergrößert betrachtete. Gelegentlich hörte man von ihm ein zufriedenes „Hmhm“, manchmal aber seufzt er auch und murmelte ein „Schade.“

So auch jetzt: „Schade“.

„Und doch könnte es möglich sein“, bemerkte Amadeus, der seinem Freund Mut machen wollte.

„Zweifelsohne, lieber Herr Kollege, zweifelsohne. Von der Form her könnte es auf jeden Fall passen.“

„Und die kleinen Pickel und die feinen Risse kann man auch erkennen.“

„Darum kann es eben sein, dass der Mond keine flache Scheibe ist, sondern tatsächlich dicker, aber…“

„Aber?“ Amadeus wurde es plötzlich Angst und Bange, dass sich seine Theorie, der Mond bestünde aus Käse, in Wohlgefallen auflösen könnte. Dabei träumte er doch schon davon, dass er und sein Freund für diese sensationelle Entdeckung ein Preis bekommen würden. Vielleicht einen großen Pokal oder einen Orden. Vielleicht kämen sie sogar in die Zeitung mit einem langen Artikel und einem Foto. Oh ja, das wäre großartig. Er würde es ausschneiden und einrahmen und hier im Labor aufhängen. Es bekäme einen Ehrenplatz, wo ein jeder, der die beiden Wissenschaftler besuchte, es sehen und sich für die beiden Freunde freuen würde. Vielleicht bekämen Sie auch den Pokal. Dann würde er beides ins Labor stellen.

„… aber so ganz sicher ist es nicht.“

„Oh…“

In Amadeus Kopf zerplatzen die Bilder von Foto, Pokal und Orden wie eine Seifenblase, die man mit einem Finger piekt. „Und was spricht dagegen?“, fragte er, weil er seine Idee nicht zu schnell aufgeben wollte.

„Wir beide haben den Mond doch schon längere Zeit durch unser Teleskop beobachtet.“

Sein Freund nickte bedächtig mit dem Kopf.

„Und wir haben festgestellt, dass der Mond an manchen Tagen so rund ist wie der Käse auf dem Tisch. Und dann gab es Tage, an denen wurde er kleiner und kleiner, bis er nur noch halb so groß war. Und dann wurde er wieder größer und größer, bis er wieder war wie zuvor. Wenn du dir aber den Käselaib anschaust, der wird weder kleiner noch größer.“

Amadeus' Mundwinkel verzogen sich nach unten. Was sein Freund und Kollege erzählte, war nicht von Hand zu weisen. „Aber auszuschließen ist es nicht!“, beharrte er trotzig.

„Um das herauszufinden, müssten wir allerdings direkt auf dem Mond sein.“

„Und wie willst du das anstellen, lieber Karsten. Wir Menschen sind doch viel zu schwer, um die Erde zu verlassen.“

„Wir sind zu schwer, dass stimmt, aber ich dachte an zwei bestimmte Käseliebhaber, die so klein und so leicht sind, dass man sie ohne Probleme auf den Mond bringen kann.“

„Du meinst…?“ Ein Leuchten stahl sich in Professor Zwinkerles Augen.

Erneut sah er den Pokal und das Foto vor sich, sah, wie begeisterte Menschenmassen die beiden Wissenschaftler auf ihre Schulter nahmen und sie durch die Straßen trugen, sie feierten, sie lobten für diesen bedeutenden Schritt in der Wissenschaft. Nicht nur Pokal oder Orden und Foto wären ihm gewiss, nein, man würde ihm zu Ehren sogar eine große Parade abhalten. Mit viel Musik und Konfetti und Luftschlangen.

„Ich meine“, bestätigte Carsten Schabernack die Gedanken seines Freundes. Beide Wissenschaftler drehten ihre Köpfe zu einem großen Regal, auf dem nicht nur einerlei wissenschaftlich wichtige Gerätschaften ruhten, die Amadeus und Karsten für ihre Arbeit benötigten, sondern auf dem auch ein kleiner Käfig stand, in dem die beiden kleinen Käseexperten auf einem kleinen lila Sofa saßen und gebannt auf einen kleinen Fernseher schauten: Mäuse.

Wie Katze Felicette den Mond rettete

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