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VORWORT

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ES WAR SOMMER 1994, ich hatte das Schuljahr erfolgreich abgeschlossen und meine VHS-Videokassetten nach Titel, Genre und Schauspielern kategorisiert und geordnet. Das Programm dazu habe ich auf meinem brandneuen Intel 386er PC in Turbo Pascal geschrieben.

Dieser Sommer war für mich eine aufregende Zeit, denn ich hatte einen Ferialjob im Gesundheitsministerium. Mit viel Ehrfurcht ging ich an meinem ersten Arbeitstag an meinen neuen Arbeitsplatz. Durfte ich doch in der österreichischen Verwaltung mitarbeiten, erleben, wie der Staat funktioniert – gerade in jenem Jahr, in dem Österreich seinen EU-Beitritt vorbereitete. Aber aus der Ehrfurcht wurde rasch Fassungslosigkeit. Das Ministerium war voll mit Papierakten, in braunen Ordnern, organisiert in riesigen Archiven, die mir in diesem Sommer auch als Ort des Rückzugs und für ein Mittagsschläfchen dienten. Ich verstand eines nicht: Wie war es möglich, dass ich meine Videokassetten moderner und effizienter geordnete hatte als der Staat seine Akten und Unterlagen?

Dieses Erlebnis hat mich nie wieder losgelassen – darum erzähle ich es Ihnen auch hier, im Vorwort meines „Manifestes für die Digitalisierung“. Man kann sagen, dieser Ferialjob hat mich und meine Karriere geprägt, denn zu diesem Zeitpunkt ist mein Feuer entfacht. Und es brennt noch immer, mein Feuer, meine Leidenschaft und meine Mission: mit Technologie Mehrwert schaffen – für jeden Menschen, für jede Organisation, für jedes Unternehmen, für die Wirtschaft.

In diesem Sommer wurde der Grundstein für meine Karriere gelegt. Ich habe nach meinem erfolgreichen Schulabschluss in Wien an der TU und danach an der Leeds University in England studiert – Wirtschaftsinformatik natürlich, denn dieses Studium ist die Verbindung von Technologie und Wirtschaft. Nach dem Uni-Abschluss habe ich schnell den Weg in die Beratung gefunden. Ich konnte so die digitale Transformation im realen Leben kennenlernen und mitgestalten. Nach dem ersten Abschnitt meines Beraterlebens wollte ich in der Selbstständigkeit das KMU-Leben verstehen. Der sehr praktische Unterschied von Liquidität und Gewinn, was Geschäftsführer von Beratern wirklich brauchen und die Demut eines Kleinunternehmers sind bis heute wertvolle Erfahrungen. Dass ich dabei auch noch meinen Lebenstraum ausleben konnte und zwei Jahre in Los Angeles als Unternehmer in der Filmbranche verbracht habe, war Glück. Danach kehrte ich nicht nur nach Österreich, sondern in die Beraterbranche zurück – mit einem besonderen Fokus auf den öffentlichen Bereich. – Sie sehen, die Bilder von den Aktenbergen begleiten mich immer noch und motivieren mich jeden Tag aufs Neue aufzustehen. Jetzt kann ich sagen, dass ich neben unzähligen Digitalisierungsprojekten in fünf öffentlichen Organisationen die digitale Transformation mitgestaltet und erfolgreich umgesetzt habe.

2020 war und ist ein entscheidendes Jahr für die Digitalisierung. Digitale Prozesse und Services waren von einem Moment auf den anderen kein Nice-to-have mehr. Sie waren ein Must-have. Ich will mir gar nicht ausmalen, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Weltwirtschaft zwanzig, zehn oder auch nur fünf Jahre zuvor gehabt hätte. Die Digitalisierung, Remote Working, digitale Geschäftsmodelle waren die Ader unserer Wirtschaft. Sie haben das System – die Weltwirtschaft, die Verwaltung, aber auch die einzelnen Unternehmen – am Leben gehalten. Es wäre ein immenser Fehler, nach einer überstandenen Krise in den alten Modus zurückzufallen. Es ist das Gebot der Stunde, diese Entwicklung weiterzuführen, weil die Digitalisierung unsere Wirtschaft resilienter macht, widerstandsfähiger, robuster. Die Digitalisierung ist einerseits der Impfstoff in der Corona-Wirtschaftskrise und andererseits das Rezept, um aus der Krise gestärkt herauszukommen.

Wir gehen jetzt in jene Phase, die entscheidet, ob wir morgen vorne mit dabei sein, digitale Champions sein und eine führende Position in der Weltwirtschaft einnehmen werden. Österreich hat die besten Voraussetzungen zu reüssieren, gestärkt aus der Krise zu kommen und in der Digitalisierung in der ersten Reihe mitzuspielen.

Weil ich davon zutiefst überzeugt bin, habe ich dieses Buch verfasst. Und es ist eine Liebeserklärung an die Technologie, ein Leitfaden für die digitale Transformation und ein „Lehrbuch“, wie Österreich zum digitalen Champion werden kann. Ich will damit aufklären, Angst nehmen und die besten Beispiele für eine erfolgreiche Digitalisierung aufzeigen.

Ich danke aufrichtig meinen Gesprächspartnern Thomas Arnoldner, Stefan Borgas, Sabine Herlitschka und Michael Seifert, die die Digitalisierung in Österreich mitgeprägt haben und mitprägen, und mit denen ich die Thesen diskutieren konnte. Die Ergebnisse dieser Gespräche finden Sie ebenso in diesem Buch wie ein Best-of von Österreichs Digitalisierungsprojekten und tiefgreifendes, interessantes Studienmaterial.

Tauchen Sie mit mir ein in die fabelhafte Welt der Technologien!

Das digitale Wirtschaftswunder

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