Читать книгу Liebe hoch 3 - Michaela Santowski - Страница 8
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ОглавлениеUnd was ist dann passiert?
Cora dachte einen Moment nach. Die Kinder schliefen tief und fest und sie schrieb schon seit mindestens einer Stunde mit Daniel. Sie nahm noch einen Schluck Wein, bevor sie mutig antwortete.
Gib mir doch deine Telefonnummer. Das ist einfacher, als alles aufzuschreiben.
Einen langen Moment blieb ihr Bildschirm leer. Zulange. Hatte sie sich jetzt zu weit aus dem Fenster gelehnt? War es falsch gewesen, ihn nach seiner Nummer zu fragen? Andererseits würden sie sich in knapp vier Wochen wiedersehen. Warum nicht vorher telefonieren? Cora hatte einen denkwürdigen Tag hinter sich und niemanden, mit dem sie reden konnte, da Jen in New York war. Daniel wusste immer noch nichts von ihrer Trennung. Vielleicht fand er es komisch, dass sie seine Nummer haben wollte.
Es wäre klasse, deine Stimme nach so langer Zeit wiederzuhören. Dann folgte eine Festnetznummer.
Bevor Cora es sich anders überlegen konnte, nahm sie den Hörer zur Hand und rief nach achtzehn Jahren ihre unerfüllte Jugendliebe an.
„Hallo, Kleine. Schön, deine Stimme zu hören.“
Seine Stimme jagte genau wie damals kleine Schauder über ihren Rücken. Sie lächelte. „Hallo, Schmierlappen“, begrüßte sie ihn mit dem für Köche üblichen Spitznamen.
Sie hörte ihn durchs Telefon lachen. „Diese Beleidigungen aus deinem Mund haben mir gefehlt. Es ist, als hätten wir uns erst gestern gesprochen.“
Cora merkte, dass ihre Hände zitterten. „Ja, es fühlt sich genauso an.“
„Also, jetzt will ich aber sofort wissen, was dann passiert ist.“
„Du meinst, nachdem ich Nils aus der Pfütze herausgezogen habe, in die dieses Mädel ihn mit voller Absicht geschubst hat.“
„Genau.“
„Die Mutter kam wie der Teufel aus einem Café gerannt. Ich dachte schon, gleich geht sie auf Nils los, dabei war er gar nicht schuld. Aber Mütter neigen dazu, sich immer erstmal vor ihr Kind zu stellen.“
„Habe ich von gehört.“
„Jedenfalls schob ich vorsichtshalber Nils ein wenig hinter mich. Doch die Mutter griff nach ihrer Tochter, kniete sich neben sie und sagte Ich habe zwar nicht alles gesehen, aber genug, als dass ich weiß, dass du den Jungen ohne Grund geschubst hast. Und bevor du jetzt irgendwelche Ausreden hervorbringst, entschuldigst du dich bei ihm. Da war ich echt platt. Die Kleine hat sich dann tatsächlich bei Nils entschuldigt. Tamara, das ist die Mutter, hat uns in das eigentlich noch geschlossene Café gebeten. Das gehört ihr nämlich. Drinnen war noch ein Junge im gleichen Alter wie das Mädchen.“
„Zwillinge“, warf Daniel ein.
„Genau. Jedenfalls hat Tamara mir einen Kaffee gemacht und Nils trockene Sachen gegeben. Das Café war komplett eingerichtet, mit Tischen, Stühlen, einem Tresen, Kühlung für den Kuchen und allem, was dazugehört. Es gab einen extra Raum für die Kinder, mit lauter Spielzeug, einem Bällebad, einem Zelt und ganz vielen Kuscheltieren, in den sich alle fünf Kinder gestürzt haben. Tamara hat mir erzählt, dass es ihr Traum gewesen war, ein Café zu eröffnen, in dem die Mütter sich auf der einen Seite bei einem Stück Kuchen und Kaffee entspannen und die Kinder auf der anderen Seite in ihrem eigenen Raum spielen können. Doch kurz vor der Eröffnung ist der zweite Geldgeber abgesprungen, und alleine schafft sie das nicht. Um es kurz zu machen, ich habe ihr angeboten, ihr zu helfen. Und jetzt bin ich Teilhaberin des La Le Lu Cafés. In zwei Monaten soll Eröffnung sein.“
„So spontan habe ich dich gar nicht in Erinnerung. Aber es freut mich für dich. Warum nicht mal was riskieren im Leben?“
„Genauso sehe ich das auch.“
„Was sagt dein Mann dazu?“
Sie stockte kurz. „Ach, dem ist das recht“, sagte sie daraufhin und verschwieg bewusst, dass es Dennis nicht mehr die Bohne interessierte, was sie tat. Er war tief verletzt, da er den Grund ihrer Trennung nicht verstehen konnte oder wollte. Sie verschwieg ebenfalls, dass sie Tamara, die seit der Geburt der Zwillinge vor fünf Jahren alleine war, angeboten hatte, das dritte Zimmer zu beziehen. Dann hätte Daniel gewusst, dass es keinen Mann mehr in ihrem Leben gab. Irgendwie wollte sie das nicht; noch nicht.
„Ich bin gespannt, wie es läuft. Und ich freue mich sehr darauf, dich in vier Wochen wiederzusehen.“
„Ich mich auch. Ich bin neugierig, ob du ein altes Bild bei Facebook eingestellt hast und in Wirklichkeit endlich aussiehst, wie ein Koch aussehen sollte.“
„Wie sollte ein Koch denn aussehen?“, fragte Daniel lachend.
„Dick und rund.“
„Na, dann lass dich mal überraschen.“