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Kapitel drei

Das ist mein Bruder Chris. Er steht auf Punkrock.

Krist Anthony Novoselic wurde am 16. Mai 1965 in Compton, California, geboren. Seine Eltern Krist und Maria waren kroatische Einwanderer; Krist Novoselic (der Name heißt auf Kroatisch so viel wie „neuer Siedler“) zog 1963 in die Vereinigten Staaten, seine zukünftige Frau kam ein Jahr später nach. Sie siedelten sich in Gardena, California, an, und Novoselic wurde Ausfahrer für Sparklets-Trinkwasser.

Sie wechselten mit Chris und dessen jüngerem Bruder Robert mehrmals die Wohnung, ehe sie zunächst ein bescheidenes Haus und 1973, als Chris’ Schwester Diana geboren wurde, ein größeres kauften.

Obwohl es in Kalifornien bereits gemeinsame Schulbusse gab, blieben die verschiedenen Rassen in Gardena unter sich – außer in einem Fall. „Es gab eine gemeinsame Szene aus allen, die im Mathematik-Förderkurs waren,“ sagte Novoselic. „Wir waren total integriert. Alle, die sonst nirgends hineinpassten, kamen dort zusammen, und es gab keine Rassenschranken. Die Integration funktionierte.“

„Robert und ich waren ziemlich großgewachsene Kinder, und wir trieben viel Unsinn,“ erzählte Chris über seine Kindheit unter zehn Jahren. „Reifen aufstechen und so. Mein Vater verprügelte uns, weil er nicht anders konnte. Wir hatten Angst vor ihm. Aber er war kein richtiger Kindesmisshandler – ich glaube, er hat uns nie richtig misshandelt. Er hat uns nicht wegen jeder Kleinigkeit verdroschen. Es war immer ein Wechselspiel von Aktion und Reaktion.“

„Robert zum Beispiel – er bekam eine Brille, und gleich am ersten Tag hat er sie zertrümmert,“ setzte Chris fort. „Typisch Robert. Wir machten einfach solches Zeug. Steine auf Häuser werfen, Steine hinter Autos herwerfen. Es gab eine Zeit, in der galt das als cool. Wir haben uns ziemlich hineingesteigert – Eier werfen und so ...“

Chris meint, dass er und sein Bruder sich gebessert hätten, als die Familie nach Aberdeen zog – Chris war damals vierzehn. Die Grundstückspreise in Südkalifornien waren einfach zu teuer für die Familie Novoselic geworden, und in Aberdeen konnte man für wenig Geld ein schönes Haus erwerben. Außerdem gab es in der Gegend eine Menge andere kroatische Familien. Novoselic bekam Arbeit als Maschinist in einem der zahlreichen Sägewerke der Stadt.

Im Vergleich zum sonnigen Kalifornien mochte Chris Aberdeen überhaupt nicht. „Alles sprach dagegen,“ sagte er. „Dauernd Wolken und Regen, und die Straßen sind voller Dreck von den LKWs. Die Häuser sind alle schmutzig. Es ähnelt irgendwie einer ostdeutschen Stadt. Alles ist so feucht, dass sogar das Holz weich und morsch wird und alles auseinanderfällt.“

Wie Kurt hatte es auch Chris in der Schule nicht leicht, denn auch er passte nicht dazu. Das Klischee, das man mit Kalifornien verbindet, erwies sich als richtig – dort war wirklich alles lockerer gewesen. „Ich war verblüfft über diese unheimlich verdrehte Gesellschaft in Aberdeen“, sagte Novoselic. „Alle kamen mir viel verschlossener und strenger vor.“

Die Aberdonians trugen lederne Tennisschuhe und Glockenhosen, aber Chris trug geschlossene Schuhe und gerade geschnittene Levi’s. Wer gerade geschnittene Hosen trug, galt als Idiot. „Drei Jahre später trugen sie dann alle gerade Hosen, und ich hatte unnötig dafür gelitten“, sagte Chris.

Außerdem war er sehr groß – als er aus der Highschool kam, schon knapp über zwei Meter. Seine Eltern hofften, dass aus ihm ein Basketballspieler werden würde, aber seine Größe machte ihn nur linkisch. „Ich war einfach daneben, mehr als alles andere“, sagte Chris. „Ich war wirklich deprimiert, als ich nach Aberdeen kam. Ich kam mit niemandem aus. Ich verschlief den ganzen Nachmittag oder hörte alleine Musik, weil ich mit den anderen Kids nicht klarkam. Sie waren Arschlöcher. Sie behandelten mich wirklich mies. Ich verstand es nicht. Aber sie waren einfach nicht cool.“

Während Chris auf Bands wie Led Zeppelin, Devo, Black Sabbath oder Aerosmith stand, hörten die Gleichaltrigen nur Top Forty – wahrscheinlich, weil die örtliche Radiostation sonst nichts anderes sendete. Chris musste sich im Schulbus immer Top Forty anhören, zum Beispiel Kenny Rogers, der „Coward of the County“ trällerte. Immer und immer wieder.

Zum Glück war wenigstens die Geographie gnädig zu Chris Novoselic. Das Haus der Famile stand auf dem Think-of-Me-Hill (der Hügel hieß so, weil es um die Jahrhundertwende dort ein großes Werbeschild für Think-of-Me-Tabak gegeben hatte). Er war die höchste Erhebung in Aberdeen, daher war der Radioempfang außerordentlich gut – an klaren Tagen konnte er sogar Portland, Oregon, hereinbekommen. So lag er in seiner Depression in seinem Zimmer und hörte sich stundenlang die Rock-Sender aus Seattle an.

Im Juni 1980 machten sich seine Eltern wegen seiner Depressionen so große Sorgen, dass sie ihn zu Verwandten nach Kroatien schickten. Chris hatte schon vorher ein bisschen Kroatisch aufgeschnappt und spricht immer noch fließend. Er liebte das Leben dort – er schloss viele Freundschaften, die Schule war ausgezeichnet. Und er bekam etwas zu Ohren, das sich „Punkrock“ nannte: Er entdeckte die Sex Pistols, die Ramones und sogar ein paar jugoslawische Punk-Bands. Aber es prägte sich nicht allzu stark ein. „Für mich war es einfach Musik“, erinnerte sich Chris. „Es hatte keine tiefere Bedeutung – es war einfach Musik, die ich mochte.“ Nach einem Jahr holten ihn seine Eltern wieder zurück.

„Es war die Hölle“, sagte Chris. Er begann, stark zu trinken und Unmengen von Pot zu rauchen. „Ich war immer schon ein großer Säufer,“ sagte er. „Wenn ich einmal anfange, höre ich nicht mehr auf. Ich mag es deshalb so gerne, weil man in so eine Art Comic-Land kommt, in dem alles möglich ist. Du nimmst alles wie durch einen Nebel wahr, und gleichzeitig macht alles und nichts einen Sinn. Es ist verrückt. Es ist eine andere Wirklichkeit und eine andere Bewusstseinsstufe.“

Chris wurde ein berühmter Partygänger. „Auf den Parties begrüßten sie ihn immer mit ,Hey, Novie!‘“ sagte Matt Lukin. „Er war bekannt als der große durchgeknallte Kerl, der immer für eine ausgeflippte Aktion gut war. Sie hielten ihn einfach für ulkig. Er ging auf die Partys und führte sich auf.“

Er hatte zwar einige Bekannte, mit denen er meistens zusammensteckte, aber man konnte sie nicht wirklich Freunde nennen. „Ich war mit ihnen zusammen, weil ich keine andere Möglichkeit hatte“, sagte Chris. „Die Atmosphäre war eigenartig und ungemütlich.“ Später bekam er einen Job bei Taco Bell in der Stadt und stürzte sich in die Arbeit. Er arbeitete jeden Tag, ging nie aus und legte das gesamte Geld auf die Seite. Im letzten Jahr auf der Highschool besaß er ein Auto, Stereolautsprecher und eine Gitarre. Zusammen mit seinem Bruder Robert nahm er Gitarreunterricht und erzählte seinem Lehrer Warren Mason (der auch Kurts Lehrer gewesen war), dass er den echten Blues spielen wollte. Nach ein paar Monaten hörte er mit dem Unterricht auf und übte stundenlang in seinem Zimmer — er und sein Bruder versuchten, alte B. B. King-Platten Ton für Ton nachzuspielen.

Dann lernte er Buzz Osborne kennen.

Chris hatte bei Taco Bell einen Arbeitskollegen namens Bill Hull, dessen Ruhm sich vor allem darauf gründete, aus der Aberdeen Highschool hinausgeworfen worden zu sein, weil er im Glashaus eine Rohrbombe gelegt hatte. Als Hull auf die Montesano High kam, machte er dort die Bekanntschaft von Buzz und Matt Lukin. Eines Tages besuchten die beiden Hull bei Taco Bell. „Und dieser lange, dämliche Kerl sang dort laut zu den Weihnachtsliedern, die als Hintergrundmusik liefen“, erinnerte sich Lukin. Chris erwähnte beiläufig, dass er Gitarre spielte, und kurz darauf lud ihn Osborne nach Montesano ein.

Sie sprachen über Weltanschauungen, und Osborne begeisterte ihn für die neue Musik – von den Vibrators, Sex Pistols, Flipper, Black Flag und den Circle Jerks. „Es war wie ein Wunder: Wow, Punkrock!“, sagte Novoselic mit noch immer glänzenden Augen. „Ich vergaß sofort die ganze stupide Metallmusik – Ozzy Osbourne, Judas Priest, Def Leppard, alles Mist. Ich konnte es einfach nicht mehr hören. Es war Scheiße, es hatte jede Anziehungskraft verloren. Sammy Hagar, Iran Maiden, ich mochte das Zeug nicht mehr. Das Einzige, was überblieb, waren Sachen wie Led Zeppelin oder Aerosmith.“ – Es hatte übrigens auch eine Prog-Rock-Phase in seinem Leben gegeben – ja, Emerson, Lake and Palmer und anderes von der Sorte –, aber, um Chris’ Lieblingsworte zu verwenden: „Ich sprang nie darauf an.“

Wie bei Kurt kam auch bei Chris die Reaktion auf Punkrock mit Verzögerung. „Es erwischte mich nicht gleich, weil es so live klang,“ sagt Chris. „Es dauerte ungefähr eine Woche, bis es mich voll traf. Ich hörte mir Generic Flipper an, und das Album bewegte mich. Es war so etwas wie Kunst. Es war ein Kunstwerk. Es war so echt. Viele bewundern Led Zeppelin IV oder das Weiße Album, aber das da stand auf der gleichen Stufe. Es hat mein Leben umgekrempelt.“

Er begann, Punkfanzines wie Maximumrocknroll zu verschlingen, entdeckte politische Hardcore-Bands wie MDC und las alles, was er in die Finger kriegen konnte, über Themen von Anarchismus bis zu den Rechten der Tiere. Er entdeckte Bands wie die Butthole Surfers, Minor Threat und Hüsker Dü. Er quetschte sich mit einem Haufen Freunde in Matt Lukins riesigen blauen Impala, um zu Punkrock-Konzerten nach Seattle zu fahren – zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück. Aus Scheu vor der Großstadt blieben sie immer unter sich. Etwa um diese Zeit brachte Chris’ Bruder Robert seinen Freund Kurt Cobain in das Haus der Novoselics. Als Kurt sich nach dem Lärm erkundigte, der von oben zu hören war, antwortete Robert: „Oh, das ist mein Bruder Chris. Er steht auf Punkrock.“ Kurt hielt das für sehr cool und speicherte die Information.

1983 wurde Chris mit der Schule fertig. Bald darauf ließen sich seine Ekern scheiden. Das war an sich schon schlimm genug, aber dazu kam noch, dass Chris eine Gesichtsoperation über sich ergehen lassen musste – die Ärzte schnitten ein Stück Knochen aus seinem Kiefer und rückten ein paar Zähne nach vorne, um seinen schweren Unterbiss zu korrigieren („Ich sah aus wie Jay Leno“, sagt er).

Lukin erinnerte sich, dass er ihn mit Osborne am Tag der Operation besucht hatte. Sie läuteten und läuteten, aber niemand machte auf Dann warfen sie Kieselsteine gegen sein Fenster. „Als wir gerade aufgeben wollten, öffnete sich das Fenster, und wir sahen seinen riesigen, total verschwollenen Kopf – er sah aus wie ein fettes orientalisches Kind, wie ein Elefantenmensch, der aus dem Fenster schaut.“ Chris war zornig, weil sie ihn aus dem Narkoseschlaf geweckt hatten. Seine Kiefer wurden mit Drähten zusammengehalten, aber irgendwie schaffte er es, seinen Freunden etwas mitzuteilen: „Ihr Ärsche!“ schrie er.

Die Drähte blieben sechs Wochen lang in Chris’ Kiefer. Trotzdem ging er auf Partys wie immer, mit dem einzigen Unterschied, dass er eine Drahtschere bei sich hatte, falls ihm etwas im Hals steckenbleiben würde oder er kotzen musste. „Er machte sich komplett nieder,“ erinnerte sich Lukin, „dann kotzte er, und alles rann durch die Drähte. Er musste sie aber nie durchschneiden, denn er ernährte sich praktisch nur von Milkshakes und nahm keine feste Nahrung zu sich. Irgendwie war es trotzdem ziemlich leichtsinnig.“ „Dann ging die Schwellung zurück“, sagte Chris, „und ich hatte ein neues Gesicht.“

Eines Tages, in seinem letzten Jahr auf der Highschool, ging er hinter zwei jüngeren Mädchen her, die von der Platte Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols schwärmten. „Die sind wirklich Spitze!“, mischte er sich ein. Eine der beiden war Shelli. Damals wirkte er auf sie wie ein „Clown, der immer einen Scherz auf Lager hatte“. Sie unterhielten sich ein bisschen und wurden Freunde.

Shelli hatte auch zu Kurt ein gutes Verhältnis. Er war für sie der Typ, dem es am meisten Spaß machte, seinen spießigen Sitznachbarn im Kunstunterricht zu ärgern. Kurts Mutter beherbergte eine Zeit lang einen seiner Freunde, und Shelli kannte wiederum dessen Schwester, die alt genug war, dass sie Bier kaufen durfte. Sie ging manchmal zu Kurt und fand ihn und seine Freunde meist dabei, wie sie sich zu Musik von Led Zeppelin bekifften.

Shelli verließ die Schule kurz vor dem Abschluss, nahm einen Job bei McDonald’s an und mietete auf der Market Street direkt gegenüber der Feuerwehr ein Appartment für hundert Dollar pro Monat.

Der Weg zur Arbeit führte sie bei der Foster Painting Company vorbei, wo Chris arbeitete, und sie kamen ins Gespräch. Er gab ihr seine Telefonnummer, und sie rief ihn regelmäßig an. Sie hatten vieles gemeinsam – Shelli war in der Schule auch ein Außenseiter gewesen –, und ab März 1985 verbrachten sie ihre Freizeit gemeinsam in Shellis Wohnung, hörten sich Punkrock-Platten an und gingen zu Konzerten. Bald waren sie ein festes Paar.

Chris und Osborne hatten für kurze Zeit eine Band mit dem ersten Drummer der Melvins Mike Dillard, Chris spielte Gitarre und Osborne Bass. Chris spielte im Vorprogramm eines Melvins/Metal Church-Konzerts im D&R-Theater von Aberdeen mit Mitgliedern der Melvins eine Punk-Version von „Sunshine of Your Love“. Er wurde Lead-Sänger der Stiff Woodies, eines Ablegers der Melvins. Die Besetzung änderte sich immer wieder, in der Band spielten unter anderem Osborne, Crover, Lukin, ein Bursche namens Gary Cole und einige andere – zum Beispiel auch Kurt Cobain am Schlagzeug. (Kurt behauptete: „Wir klangen wie die Butthole Surfers.“)

Chris war ein sehr auffälliger Frontman, wie sich Dale Crover erinnerte: „Er trug eine purpurrote Fransenjacke und machte eine Riesenshow. Er war sehr unterhaltsam.“ Die Stiff Woodies spielten auf einigen Partys, ehe sie den Weg aller Ableger-Bands gingen – vielleicht auch, weil das Gesangstalent von Chris sich in etwa so anhörte wie in seinem kurzen Auftritt am Anfang von „Territorial Pissings“ auf Nevermind.

In einem anderen Ablegerprojekt der Melvins spielte Chris Bass, die Band spielte Coverversionen der Mentors. Sein Bühnenname war Phil Atio.

Inzwischen hatte er seinen Job als Anstreicher verloren und bekam 55 Dollar Arbeitslosengeld in der Woche. Üblicherweise verschlief er den gesamten Vormittag und hielt sich dann im Probenraum der Melvins auf, wo jeden Nachmittag Sessions stattfanden. Langsam zog er immer mehr zu Shelli und verbrachte nicht mehr so viel Zeit mit den Cling-Ons bei den Melvins, sondern widmete sich lieber seiner Freundin.

Sie hatten weder ein Fernsehgerät noch ein Telefon, und die gesamte Einrichtung stammte aus Trödelläden. Sie hatten gebatikte Vorhänge und hörten sich Platten von den Cream und den frühen Rolling Stones an. „Es war eine der schönsten Zeiten in unserem Leben“, sagte Shelli. „Alles war so neu. Alles schien wunderbar. Zum ersten Mal waren wir weg von unseren Eltern, und die Welt gehörte uns. Es war wirklich cool.“

Im Dezember zogen Chris und Shelli in ein größeres, aber sehr baufälliges Haus in Aberdeen. Es war ziemlich zugig, vor allem in den feuchten Wintern des Nordwestens – man konnte die Sonnenstrahlen durch die Risse der Wände leuchten sehen.

Als sie mitbekamen, dass die Melvins für die Arbeit eines einzigen Abends die fürstliche Summe von 80 Dollar bekamen, starteten Chris und Kurt gemeinsam eine Band, die Creedence Clearwater Revival-Coverversionen spielte – sie hatte den bezeichnenden Namen The Sellouts. Sie spekulierten damit, dass CCR eine Country-Rock-Band waren und die Sache im ländlichen Aberdeen gut gehen müsste. Die Band bestand aus Kurt am Schlagzeug, Chris an der Gitarre und einem Kerl namens Steve Newman am Bass (dieser verlor später bei der Holzarbeit seine Finger). Sie probten im Haus von Chris und Shelli, aber es kam nur zu fünf oder sechs Sessions. Sie gingen auseinander, nachdem Kurt einmal einen Riesenstreit mit Newman hatte. Sie saßen bei Chris und Shelli und tranken, als Newman plötzlich Kurt mit dem Staubsauger angriff. Kurt schnappte sich einen Holzprügel und knallte ihn seinem Gegner, der ein gutes Stück größer war als er, auf den Schädel.

Obwohl sie nicht mehr zur Schule gingen, waren sie Aberdeen und ihren provinziellen Kameraden noch immer nicht entkommen. „Es war die klassische Kleinstadt, absolut uninteressant – und alle hielten sie für den Mittelpunkt des Universums“, sagte Matt Lukin. „Es gab einige Wichtigtuer, die in der Highschool beliebt gewesen waren, und ihre Cliquen hielten sich auch noch nachher, weil die Leute nach wie vor zusammensteckten. Kleinstadt-Mentalität – engstirnige Menschen, die alles, was für sie ungewöhnlich war, für schlecht und böse hielten.“

„Kurt war wirklich ein Opfer“, sagte Shelli. „Sie wollten ihn fertigmachen. Er war anders als sie. Er war kein Redneck, und er mochte seine eigene Art von Musik — in einer Kleinstadt fürchtet man sich davor; kaum bis du anders, bist du schon der Freak. Es lief jede Menge Scheiße in Aberdeen. Chris sprach einmal auf einer Party über Sozialismus, und die Rednecks wollten ihm gleich die Kehle aufschlitzen, weil sie ihn für einen Kommunisten hielten. Es war eine Atmosphäre voller Angst, vor allem um 1985 herum.“

Im März 1986 zogen Chris und Shelli nach Phoenix, Arizona, um Arbeit zu finden. Aber sie hatten bald genug von der gnadenlosen, alles erstickenden Hitze und den Republikanern und kamen wieder zurück in ihr Hundert-Dollar-pro-Monat-Appartement. Dort blieben sie sechs Monate und zogen dann in eine Wohnung über einer Garage im nahegelegenen Hoquiam (Quinault-Indianisch für „Gierig auf Holz“).

Sie wurden Vegetarier. Chris war von einem befreundeten Arbeitskollegen namens Dwight Covey für diese Idee begeistert worden – er war ein älterer Freak, der sich selbst im Wald eine Hütte gebaut hatte und dort ohne Elektrizität und fließendes Wasser lebte. Chris hörte auf, rotes Fleisch zu essen, später auch mit Geflügel und Fisch. „Ich glaube, ich suchte einfach einen Weg, um besser zu leben“, sagte er. „Ich begann, über all die geschlachteten Kühe nachzudenken – ich hielt es für eine gute Sache.“


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