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Kapitel 1
Rumbarasseln und Nonnenfasching

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Als mein Freund Gott und ich uns das erste Mal bewusst begegneten, waren Rumbarasseln und Nonnen im Spiel. Und das kam so.

Ein paar Musikerfreunde und ich gingen zu einem Konzert einer christlichen Band, weil wir gehört hatten, dass deren Gitarrist extrem geil mit einem Wah-Wah-Effektgerät spielen könne. Tat er aber nicht, was uns extrem frustrierte. Allerdings wurde das durch die extrem hübsche Sängerin der Band mehr als ausgeglichen. Und auch der kleine Keyboarder, der bei einem Gospelsong mit Rumbarasseln am Bühnenrand auf und ab hüpfte und ekstatisch ins Publikum schrie: „Das macht euch an, oder?!“, vermittelte uns das gute Gefühl, Christentum könne vielleicht doch nicht ganz so schlecht sein, wenn Christen so gut drauf und dazu noch hübsch sein könnten.

Ein paar Tage später lud unser Religionslehrer, ein alter lutherischer Pastor, unsere Klasse über die Faschingstage in das Bendiktinerinnenkloster Engelthal ein. Das fand ich natürlich total abwegig, bis ich erfuhr, dass auch die hübsche Sängerin mitfuhr. Das würde mir schon über die vertrockneten Nonnen hinweghelfen, dachte ich. Als die uns dann aber schon an der Klostertür mit einer Lebendigkeit schier umhauten, die ihnen direkt aus dem kolion, den Gedärmen floss (Johannes 7,38), ahnte ich schon, dass ich da auf etwas Besonderes gestoßen war. Restlos überzeugt mit einer ihnen eigenen Authentizität hatten die Nonnen mich aber dann mit der Bemerkung, dass sie am Dienstag, wenn wir wieder weg seien, im Konvent ebenfalls Fasching feiern und sich dazu auch verkleiden würden. Ich kann mir gut vorstellen, wie mein Freund Gott in diesem Augenblick über meine entgleisten Gesichtszüge geschmunzelt hat.

Besagte Sängerin, auf die ich ständig „rein zufällig“ traf, hatte natürlich längst gemerkt, dass ich total für sie schwärmte, und nutzte das gnadenlos aus. Sie war nahe daran, mir das Ohr blutig zu erzählen mit ihren Jesusgeschichten. Und dabei erzählte sie von ihm wie von einem Freund, mit dem sie tatsächlich in Kontakt steht. Das machte mich extrem neugierig, genau wie ihre Behauptung, Jesus habe sie schon mehrmals geheilt. Wenn das stimmt, dachte ich, und irgendwie sehen die hier alle so aus, als würde es tatsächlich stimmen, dann fehlt mir etwas total Wichtiges.


Ich bin dann auf mein Zimmer gegangen, habe mich vergewissert, dass niemand da war, und habe ganz zaghaft auf den Knien mein erstes Gebet irgendwo in die Mitte des Raumes hineingesprochen: „Also, Herr Jesus, ääh, also wenn es dich wirklich gibt ..., na ja ..., also, Herr Jesus, ich möchte auch gerne diese Freude, diese Lebendigkeit haben, die die ganzen Jugendlichen da draußen und die Nonnen haben. Herr Jesus, ich vertraue dir jetzt mein Leben an, ich möchte zu dir gehören.“ Zwar umleuchtete mich in diesem Augenblick kein Feuer, aber ein tiefer Friede breitete sich in mir aus, und ich wusste ganz tief in mir drinnen, dass ich von nun an „dazugehörte“, auch wenn ich ja noch gar nicht so recht wusste, wozu ich nun dazugehörte. Dieser Friede hat mich seit diesem Tag im März 1976 nie wieder losgelassen, nicht in der größten Zappelei während des „Toronto-Segens“ und auch nicht in der fürchterlichsten Depression in der Nervenklinik Hohe Mark.

Das Leben, auf das ich an Fasching im Kloster gestoßen bin, fließt jetzt auch in mir. Bis heute sitzen mein Freund Gott und ich regelmäßig zusammen und schauen uns Bilder von damals an. Dann reden wir über die „gute alte Zeit“ und träumen davon, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden und sich nicht durch ihre berechtigten Vorurteile den Christen gegenüber vom Leben abhalten lassen. Aber da hat mein Freund Gott ja auch immer schon selbst mit Hand angelegt (Psalm 127,1) und sich nicht in die Gnadensuppe spucken lassen. „Mit Rumbarasseln und Nonnenfasching kommt ihr dabei meinem Wort jedenfalls schon sehr nahe“, sagt er dann immer und spielt darauf an, dass wir der Welt ein Schauspiel und Narren um Christi willen geworden sind (1. Korinther 4,9+10). Dann lachen wir uns kringelig, lassen das Leben weiterfließen und fahren fort, Fische ins Wasser zu werfen.

Erlebnistipps

1. Lass dich mal auf eine Art ein, deinen Glauben zu leben, die dir ganz fremd erscheint, und das vielleicht auch noch zu einer scheinbar unpassenden Zeit. Solche Erlebnisse wie in dem Kloster an Fasching kann man nämlich nur machen, wenn man „vor Ort“ ist.

2. Leb mal ein paar Tage das Leben von „Gottsuchern“ mit, und schau sie dir in allen möglichen und unmöglichen Lebenslagen genau an. Nur so kannst du prüfen, ob an so einer Sache auch für dich etwas dran sein könnte.

3. Trau dich auch mal, ein Gebet direkt aus deinem Herzen in die leere Luft zu sprechen, und achte darauf, was danach in dir oder um dich herum passiert.

Mein Freund Gott und ich

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