Читать книгу Die Abenteuer der Ausländer in Westsibirien - Михаил Чайковский - Страница 4
Erster Teil. Die Ausländer
Kapitel 1. Die Ausländer in unserer Stadt
Оглавление1. Anfang
Die ersten Ausländer, die in unsere Region kamen, sind Kanadier gewesen. Klar, daβ kanadische Breiten den unseren ähnlich sind. Aber das Erscheinen der kanadischen Gruppe hat in der Stadt Furore gemacht. Sie haben in einem Camp Unterkunft gehabt, das Lager bestand aus Containerwagen, einem Saporogerkosaken – oder Gisitenlager ähnlich, was an sich neu und interessant und Neugier erregend war, weil unsere Arbeiter in ziemlich wilden Bedingungen gewohnt und aus von zu Hause mitgebrachten Eβtüten Speck, Wurst, Zwibel, Brot mit den vom Erdöl und Schmierung verfleckten Händen gegessen haben. Und da! Sauberkeit, Behaglichkeit, eine prima Kantine mit abwechslungsreicher Kost und Alkoholgetränkenverkauf, und – sonderbar – mit Canbier. Unglaublich und ganz unbegreiflich! Die verfluchten Kapitalisten sind vom Wurzel auf verfault! Aber…was für eine Pracht in der Siedlung herrschte – unter den Baracken und Holzhäusern mit Büros, die später Offices genannt wurden.
2. «Willst du?»
Im Mai 1991 saβ ich zu Hause mit meinen Gästen und feierte den 1. Mai und den Tag des Sieges. Alle Feiertage haben die Russen gern, besonders aber sind die Maitage beliebt, weil der langweilige und kalte Winter vorbei war und sich die langersehnte Urlaubszeit näherte. Es klingelte, meine Frau ging zur Tür, kehrte bald zurück und sagte: «Du bekommst Besuch».
Im Vorzimmer stand, nachlässig gegen die Wand gelehnt, ein unbekannter Mann, mittelgroβ vom Wuchs, eine Brille mit groβen Gläsern, dunkelhaarig. Der Kleidung nach war es schwierig, seine Beschäftigungsart zu bestimmen: ein Hemd mit kurzen Ärmeln, leicht abgetragene Jeanshose, eine typische Hülle auf den Menschenleibern, sogar der Geschätsleuten beliebigen Alters, in der warmen Jahreszeit. «Guten Tag», beantwortete der Unbekannte meine Begrüβung.
– Ich lade Sie ein, mitzufahren, – es gibt ein ernstes Gespräch mit einem soliden Mann. In seiner Redensart verspürte ich einen leichten ukrainischen Akzent. Das Subjekt hatte keine Zeit gefunden, sich vorzustellen.
Ich aber, da ich eine bestimmte Neigung zu den Abenteuern habe, beschloβ, ihn nicht zu erfragen.
Vor dem Haus stand ein heller «Volga» – Wagen des letzten Typs, gewaschen und gepflegt. Aber im Wagen habe ich kein einziges Wort gehört, wohin wir fahren. Ich dachte, ob der Mann ein trockener Wicht, ein Schweiger oder sogar verkatert ist, fand aber keine Antwort und lieβ die Ereinisse weiter geschehen. In einigen Minuten hielt «Volga» vor dem neunstöckigen Gebäude der Produktionsverwaltung «Kogalymneftegas», und der Fahrstuhl hat uns bis zur letzten Etage gefahren. Dort war die Renovierung in vollem Gange. Im Korridor stand das aus den Räumen gebrachte Möbel, Kopierer und Computers, Tresoren, und herrschte da das der Reparatur eigenes Durcheinander. In einem der Räume mit drei Tischen, einem Dutzend Stühle, mit den verkümmerten Blumen auf den Fensterbrettern, saβ ein Mann am Tisch und schrieb etwas konzentriert. Sogar im Sitzen war es merklich, daβ er gegen zwei Meter hoch ist. Dunkle Haare hatten eine Schetelfrisur, frisches Hemd mit einer Kravatte. «Ein Snob?», dachte ich.
– Also, machen wir unsere Bekanntschaft, – fing er an ohne Eile, – ich heiβe Dmitrij Sergeewitsch. Wir haben mit den Deutschen ein Joint Venture angefädelt. Es wird Erdöl mit einer neuen Methode gefördert, die Fracturing heiβt. Genauer zu sagen, ist die Mithode nicht ganz neu, sie hat ein russischer Ingeniuer noch in Dreiβigsten entwickelt, später aber haben die Amerikaner alles abgefangen, und jetzt müssen wir für die Technologie dickes Geld zahlen. Aber nicht das ist im Moment wichtig. Ich habe einige Fragen, die Sie betreffen: wo arbeiten Sie? Im übrigen, weiβ ich, in der Schule. Wieviel verdienen Sie? So gegen 500 Rubel? So, im Durchschnitt?
– Ja, – antwortete ich ohne Verzögerung, – sogar mehr. Und Sommerurlaub jedes Jahr, fast 3 Monate lang.
Mein Gesprächspartner lächelte skeptisch:
– Ich schlage Ihnen vor, bei mir als Dolmetscher zu arbeiten, mit einem Lohn bis 1000 Rubel. Haben Sie eine Wohnung?
– Ein Zimmer in der Wohnung mit Nachbarn, – in diesem Fall ist es schwer zu bluffen. So ist ein Drittel der Stadtbewohner untergebracht, und man meint, diese Leute sind Glückskinder, weil sie Möglichkeit haben, im Zentrum der Stadt zu wohnen, eine eigene Wohnung zu erwarten und auf die Verbesserungen, wie auf Himmelsmanna zu warten.
– Ich verspreche Ihnen eine separate Wohnung im Laufe eines Halbjahres. Einverstanden?
Und ob! In einer Stadt, wo die Leute durch Barake, Schlittenhütten, Wohntanks, zweistöckige Holzhäuser und Unterkunfte mit mehreren Bewohner durchkämpfen, eine eigene Wohnung im vielstöckigen Haus mit einem Aufzug, Badezimmer, Toilette zu kriegen, ist ein echtes Menschenglück. Und ich hauchte aus:
– Ja!
3. «Die Grünen kommen!»
«Green go!», lautet die erste Zeile des Liedes aus den Zeiten des amerikanisch-meksikanischen Krieges. Die Amerikaner haben grüne Uniform getragen. Auβerdem “Green” nennt man im Alltag den amerikanischen Dollar wegen seiner traditionell grünen Farbe. Meksikanischer Spitzname der Amerikaner aus
USA ist «Gringo».
Im August 1991 habe ich «Ehre gehabt», einer «schlauen» Beratung beizuwohnen. Die Beratung wurde durchgeführt, um die Vorhaben der möglichen Partner zu bestimmen und zu ergründen, wer von den ausländischen Unternähmern zu Mitbegründern eines neuen Joint Venture gehören will. Aber ein Teilhaber muβ bei der Geldeinzahlung in ein unsicheres Unternehmen in einem vor kurzem zerfallenen Lande riskieren. Unter den Gästen war Mark Kanonier mit dem listigen Gesicht, Hartmut Abgott, gebückter und bebrillter Millionär Günter Klebeberg, in eine Hose mit «Fuβballknien» angezogen, ein gewisser Freise, Helene Drinke, Managerin und Dollmetscherin zugleich, und andere interessante Personen von beiden Seiten.
Die ausländischen Gäste bekamen Unterkunft im «Waldhotel», das gerade für den Empfang der VIP-Gäste errichtet war. Es befand sich auserhalb der Stadt, in einem malerischen Fichtenwald. Auβer Hauptgebäude, befand sich auf einer Wiese ein geräumiges Haus mit Küche, Sauna, und Lager.
Im Erdgeschoβ des Hauptgebäudes gab es sechs oder sieben Schlafzimmer und ein Festmahlsaal für die Ehrengäste. Der Saal war sehr gemütlich, ohne Unmäβigkeiten, häuslich ausgestaltet, mit der Ansicht von einer guten Villa.
Der Tisch war mit der östlichen Pracht serviert. Drauf standen einige Fischsorten, körniger, gepreβter und roter Kaviar, Schaschlyks, verschiedene exotische Fleichgerichte, frisches (!) Obst und Gemüse, Zitrusfrüchte, sogar Melonen und Wassermelonen! Die Auswahl der Spirituosen könnte jeder Oberkellner eines beliebigen Hauptstadtrestaurants beneiden.
Ich versuchte alle zu verstehen und den Faden des Gesprächs zu halten, was nicht immer gut klappte: alle sprachen sehr schnell, ohne zum Gesagten zurückzukehren, ich aber habe die «lebendige» deutsche Sprache seit mehr als 10 Jahre nicht mehr gehört, auβerdem berührte das Gesprächsthema die technischen Fragen, und einmal muβte ich, anscheinend zum Spaβ, an Frau Drinke wenden: «Helene, Hilfe!» Sie antwortete, auch als ob scherzend: «Man darf beim Mittagessen kein Wodka trinken!» Das heiβt, du bist zu klein, und darfst dich für einen den anwesenden Herren Gleichen nicht halten. Ich fühlte aber keinen besonderen Respekt zu den anwesenden Geldsäcken, und wollte keinesfalls vor denen hinfallen und auf dem Bauch kriechen. In Gedanken aber nahm ich Abschied von dem neuen Job und goβ einen hinter die Binde. Was es nicht alles gibt! Jetzt ist es einfach so, zum Wort gesagt. Später erfuhr ich, daβ Frau Drinke eine Russin ist, die den Deutschen, Herren Drinke, geheiratet hat, fand bei Mark Kanonier Arbeit und rollt mit ihm im Ausland, auch in Rusland, und ihr Mann sitzt entweder zu Hause, oder fährt im Auto hinter Helene und Herren Kanonier her. Die Tatsache fügte keine Hochachtung zur Dame hinzu.
Nach dem Mittagessen fand die Rundfahrt durch die Stadt, auβerhalb der Stadt zum sich im Bau befandenen Flughafen statt. Dann befahl unser Generaldirektor, zur Lagerstätte Powch zu fahren, die 80 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Zu jener Zeit war vor dem Flughafen ein Denkmal errichtet, das ein jundes Paar der Erdölarbeiter darstellte, einen Jungen und ein Mädchen, die träumerisch und zielstrebig in die Ferne starren. Der Junge hält in seinen Armen einen Radschieber, das Mädchen hat auch etwas Eisernes in den Händen. Und all das, Rohr – und Schwungradartiges, ist nicht angeschlossen, mit Nichts verbunden. Ich verstehe, dass es eine Allegorie ist, aber sie soll doch nicht so primitiv aussehen! Später kapierte ich, daβ die Blicke der Skulpturgruppe nicht zielstrebig, sondern verwirrt sind; und sie selbst verstehen es nicht, wofür man sie so sinnlos zum Gegenstand des Spottes herausstellte. Alles wurde klar – wieder betrogen.
Unsere Basis der Lagerstätte machte keinen guten Eindruck: ein Dutzend hölzernen Häuschen, in denen die Renovierung im Gange ist, wiesen Risse der Drähte und Tapeten vor, Latten und Leisten lagen mit den Nägeln nach oben, überall lagen abgeschlagene Putzstücke und Werg, Kehricht und Plunder herum. Man muβte immer nur vorsichtig sein, um auf keinen Nagel zu treten oder sich in dem Draht nicht zu verwickeln.
Um das Territorium herum gab es keine Umzäunung, eine Sperre aus Betonplatten liegt schief, Pfützen und Kot mit Trödel. Ich weiβ nicht, über welche Einbildungskraft Herr Kanonier verfügen sollte, wenn er sich entschloβ, in diese unsichere Wirtschaft sein eigenes Geld einzutragen und in diesem Chaos ein Unternehmen europäischen Niveaus gesehen zu haben?
Als erster sagte seine Teilnahme der Millionär ab, und seine «Grünen» blieben bei ihm. Herr Kanonier riskierte, und ich denke, daβ er bis heute darum nicht bedauert, da er sich mit Hilfe des sibirischen Erdöls auskömmliche Existenz bis zum Greisenalter gewährleistet hat.