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Prolog - Heißes Erwachen

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Dunkelheit.

Alles ist schwarz. Ich ziehe hastig Luft in meine Lungen, erst dann schlage ich die Augenlider auf. Feuer frisst sich in mich hinein. Schnell, ich muss hier weg! Doch ich schaffe es nicht, bin wie gelähmt. Die Muskeln wollen mir einfach nicht gehorchen und Schmerzen hämmern mir vor die Schädeldecke.

Dann werde ich wach …

Das Licht brennt sich in meine Linsen, obwohl mir eine innere Stimme sagt, dass es nicht wirklich hell ist. Langsam richte ich mich auf, blicke hastig in alle Richtungen.

Wo zum Teufel bin ich hier?

Mein Rücken schmerzt, die Fingerkuppen sind taub und meine Kehle fühlt sich an, als hätte ich tonnenweise Wüstensand gegessen. Behutsam drehe ich meinen Kopf nach links, wo eine Maschine meine erhöhte Herzfrequenz mit einem gleichmäßigen Piepton begleitet. Es klingt so, als wäre ich kurz vor dem Kammerflimmern.

Offensichtlich liege ich in einem Krankenhaus. Ich bin allein in diesem Zimmer, schummriges Licht legt sich auf meine Haut. Moment, bin ich allein?

Meine Sinne scheinen verrückt zu spielen. Nicht weit von meinem Bett werden aus Schatten Silhouetten und aus den Umrissen formt sich eine Männergestalt.

»Hallo?«, sage ich zaghaft in die Richtung des Schattens, obwohl jeder Ton in meiner Kehle kratzt. Als sich mein Blick verfestigt, steigt die Silhouette aus dem Fenster und ist verschwunden. Ein kalter Windhauch bläst den Vorhang ins Zimmer und mir fröstelt es in diesem Moment. Ich schüttle mit dem Kopf.

Nachwehen eines Traums, die es ins Hier und Jetzt geschafft haben müssen. Stirnrunzelnd stelle ich fest, dass irgendjemand die Jalousien nicht zugezogenen hat. Es ist dunkel, einige Schneeflocken tanzen in der Nacht.

Was für einen Monat wir wohl haben? Obwohl, die Jahreszahl würde mir für den Moment schon reichen. Ich richte mich weiter auf und beobachte meinen eigenen Herzschlag auf dem Gerät. Das Piepen wird schneller.

Ich will mir selbst Mut zusprechen.

Beruhige dich …

Verdammt! Der Monat und die Jahreszahl werden auf einen Schlag unwichtig. Ich weiß ja nicht einmal meinen eigenen Namen. Ich spüre, wie Hitze mir durch die Brust kriecht und langsam meine Stirn erfasst. Wie von Seilen gezogen umfassen meine Finger den Schalter mit dem Notfallknopf. Doch irgendetwas hindert mich daran, ihn zu betätigen. Das Letzte, was ich jetzt brauche, sind unzählige Schwestern und Ärzte, die mir in die Pupillen leuchten, mir Fragen stellen und Tests an mir durchführen. Mich wundert ja schon, dass die Nachtschwester nicht nachgesehen hat, als meine Herzfrequenz Kurven fuhr wie bei einer Auto-Rallye. Mit aller Macht muss ich mich zur Ruhe mahnen und reibe mir über meine Augen. Ich greife neben mich, öffne die Wasserflasche und trinke sie in kleinen Schlucken.

Das beruhigt. Obwohl ich es nicht will, ziehe ich meine Knie an mich heran und umschließe sie mit meinen Armen. Mein Kinn lege ich auf den Knien ab und spüre erst dann, wie meine Muskeln schmerzen. Selbst das Atmen tut mir weh.

Einige Minuten sitze ich einfach nur da und dehne in minimalsten Bewegungen meinen Körper.

Denk nach!

Ich weiß, dass ich in einem Krankenhaus liege, ich bin weiblich, gut, das kann man sehen, aber ich weiß auch, dass ich 33 Jahre alt bin.

Was kann ich noch?

Krampfhaft halte ich die Luft an und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Das Erste, was mir in den Kopf kommt, sind Tilgungsraten und Annuitätsdarlehen. Ich kann sie berechnen, habe ein klares Bild vor Augen und weiß, dass man bei einer 15-jährigen Festschreibung am besten eine hohe Tilgung vereinbart, um nicht zu viel Restschuld am Ende noch auf dem Buckel zu haben. Nicht sehr sexy.

Was für bescheuerte Gedanken!

Ich höre noch tiefer in mich hinein und schließe die Augen. Klingt nach einem Job bei einer Versicherung, oder so etwas in der Art. Doch da sind auch andere Bilder, die ich mir nicht erklären kann.

Blut, Leder, Feuer, so viel Feuer.

Ich spüre eine innere Hitze, eine Lust, die sich plötzlich und unerwartet aufbäumt. Sie ergreift mich, lässt mich für einige Herzschläge nicht mehr los. Ich bin in dem Gedanken gefangen, kann ihm nicht mehr entfliehen. Da sind Masken und nackte Haut, dann wieder Feuer, grünes Feuer!

Meine Hände beginnen zu zittern. Es schmerzt, daran zu denken. Wie Fetzen aus einem Traum, die es gerade so in die Realität geschafft haben. Die Bilder vor meinem geistigen Auge sind verschwommen. Ich will sie greifen, sie zu mir in die Wirklichkeit ziehen, jedoch verschwinden sie, kurz bevor ich sie erreichen kann.

Wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kommt, schüttele ich mich am ganzen Körper und befreie mich von den Überlegungen.

Was bleibt, sind pure Gefühle. Angst vermischt sich mit Unsicherheit zu einer ganz eigenen Symphonie von innerer Unruhe. Ich ergreife langsam den Schalter und ziehe ihn zu mir.

Blumen schmücken einen Großteil des Zimmers. »Gute Besserung« steht auf Karten und einige Luftballons verlieren langsam ihr Helium und huschen über den Boden. Ich scheine zumindest keine Einzelgängerin zu sein. Noch ein letzter Blick auf den Herzmonitor verrät mir, dass ich zumindest jetzt nicht mehr der Panik nahe bin. Eine Nadel steckt in meinem linken Arm. Gerne würde ich diesen Fremdkörper loswerden. Unbedingt!

Ich warte noch eine Minute, dann drücke ich zielstrebig den Notfallknopf.

Es ist Zeit, herauszufinden, wer ich bin.

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