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Vorwort:

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Das Wort Museum leitet sich vom griechischen museíon her, also dem „Tempel der Musen“, welche bekanntlich die Schutzgöttinnen der Künste und der Wissenschaften sind. Liebhaber des Schachspiels schätzen die unvergleichliche Art, in der sich wissenschaftliche und künstlerische Aspekte sowohl in den konkreten Abläufen als auch in den nach- und vorgeordneten Interpretationen einer Schachpartie durchdringen. Je tiefer man die Feinheiten des Spiels kennenlernt, desto mehr wird man bereit sein zu bestätigen, dass das Schachspiel kaum weniger rätselhaft ist als das Leben selbst.

Wenn wir den Begriff des „Lebens“ einschränken und z.B. von Lebewesen oder Lebensformen sprechen, so lässt sich auch das Verständnis von „Museum“ konkretisieren. Es sind Lehr- und Lernorte, in denen man häufig genug Dinge zu sehen bekommt, die man schon kennt, nur eben in einem andersartigen Deutungsrahmen. So wird man – neben vielem Unbekannten – in einem Naturkundemuseum bestimmte Tiere und Pflanzen aus dem alltäglichen Leben vorfinden, aber die wissenschaftlichen Namen und der logische Bezug dieser Fachbegriffe untereinander werden einem neuartig und fremd erscheinen, wenn man kein ausgebildeter Lebenswissenschaftler ist. Zwar gewinnen diese Begrifflichkeiten durch den Museumsbesuch nicht übermäßig an Verständlichkeit, aber der aufmerksame Betrachter wird eine Ahnung davon erhalten, wie eine verwirrende Fülle von Erscheinungen systematisiert werden kann und wie sich aus der so erzeugten Ordnung Rückwirkungen auf den theoretischen und praktischen Umgang mit den Lebensphänomenen ergeben. Nicht selten wird ein solcher Besucher später bemerken, dass er gewisse „alltägliche“ Dinge unter diesem Eindruck anders betrachtet als zuvor.

Ein solcher systematisch-ordnender Aspekt wird beim Schach besonders in den Bereichen Eröffnungs- und Endspieltheorie als Selbstverständlichkeit angesehen, während das Mittelspiel sich der Systematisierung eher widersetzt, auch wenn der Rede von bestimmten „Stellungstypen“ und ihrer spezifischen Behandlung hohe Bedeutung zukommt. Das vorliegende dreiteilige Buch widmet sich einem anderen Bereich, der systematisch und nomenklatorisch bisher nicht recht bearbeitet wurde, nämlich dem Abschluss einer Schachpartie. Genauer gesagt, wird der Versuch unternommen, Matt-, Patt- und Dauerschachkonstellationen systematisch geordnet zu erfassen.

Das Hauptaugenmerk der Untersuchung liegt dabei auf den Mattbildern. Es wird eine neue systematische Unterteilung von Mattbildern vorgeschlagen, die vierundzwanzig Gruppen umfasst. Im anschließenden Vergleich mit dieser Systematisierung wird dargelegt, dass eine ähnlich differenzierte Unterteilung für Patt- und Dauerschachkonstellationen nicht möglich ist, für diese werden provisorisch nur drei bzw. zwei Hauptgruppen aufgemacht.

In der Präsentation wird versucht, die Eigenheiten des Mediums e-book zu nutzen. Für fast alle aufgeführten Beispiele werden Diagramme von Ausgangs- und Endstellungen gezeigt; besonders für die Endpositionen soll damit ein höherer Grad von Visualisierung ermöglicht werden, als es sonst in Schachbüchern üblich ist. Die Diagramme werden als Einzelseiten angeboten, so dass man sie in Ruhe betrachten kann und erst auf der nächsten Seite weitere Erläuterungen sowie die geschehenen Züge findet (ein geübter Spieler wird die Züge im Kopf durchgehen und dann mit der Endposition abgleichen können). Zwar ist bei den Ausgangsstellungen angegeben, welche Seite am Zug ist, es handelt sich jedoch nicht um Taktikaufgaben zum Lösen. Stattdessen werden teils sehr bekannte „Klassiker“, teils weniger bekannte Stellungen gezeigt, und dies immer im Hinblick auf die Frage, wie sich die unüberschaubare Fülle der Mattbilder systematisch ordnen lässt. Es handelt sich also um eine Kompilation, die in erster Linie den ordnenden Intellekt anspricht – trotzdem sollen die ausgewählten „Exponate“ natürlich auch die kreative Seite des Schachs repräsentieren. Wie oben bei der Erläuterung der Museumsmetapher angedeutet, dient der logisch-begriffliche Rahmen des angebotenen Systems in erster Linie dazu, Altbekanntes auf neue Art und Weise kennenzulernen – in der Hoffnung, genau hiermit dem innersten Geist des Schachspiels zu entsprechen.

Kleines Schach-Museum

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