Читать книгу Kleines Schach-Museum - Mirko Czentovic - Страница 5

Zur neuen Systematik und Nomenklatur der Mattbilder

Оглавление

Je nach Angriffswirkung des mattsetzenden Steines kann ein König von einem direkt benachbarten Feld oder aber „aus der Ferne“ mattgesetzt werden. Ersteres wollen wir ein Kontaktmatt, letzteres ein Distanzmatt nennen.

Wenn wir ferner darüber nachdenken, von wie vielen Feldern ein König umgeben sein kann, so ergeben sich drei konstante Zahlenwerte: es sind bei einem König in der Ecke immer drei Felder, bei einem am Rand stehenden immer fünf, auf allen sonstigen aber acht. Auf diese Zahlenwerte wird im Zusammenhang mit der neuen Systematik besonders geachtet; es soll darum gehen, die potentiellen Fluchtfelder mit der Angriffsstärke der mattsetzenden Figur sowie deren relativer Nähe zum angegriffenen König zusammenzubringen.

Setzt z.B. ein Turm von einem direkten Nachbarfeld aus den König matt, so wäre dies ein Turmkontaktmatt. Die Position des Königs soll aber ebenfalls benannt werden und als Wortelement in der Bezeichnung des Mattbildes auftauchen. Steht er also z.B. am Brettrand, so wäre dies ein Turmkontaktrandmatt, abgekürzt TKRM. Jene inneren Felder, die nicht zum Randbereich des Brettes gehören, wollen wir sprachlich vereinfachend als „Feld“ vom „Rand“ und von den „Ecken“ abgrenzen: außer dem TKRM gäbe es also beim Turmkontaktmatt noch das TKEM = Turmkontakteckmatt sowie das TKFM = Turmkontaktfeldmatt.

Wir schreiben bewusst in einem Wort „Turmkontaktrandmatt“ statt etwa Turm-Kontakt-Randmatt, denn auf diese Weise lernt man als Leser schneller, die hilfreichen Abkürzungen zu schätzen. Sobald man jeder auf dem Brett befindlichen bzw. visualisierten Mattkonstellation sogleich die richtige Benennung und das richtige Kürzel zuordnen kann, ist außerdem das sprachliche bzw. das Zeichen-Gedächtnis an der Erkennung von „figürlichen“ Mattbildern beteiligt. Eine solche zusätzliche Memorierungs- und Benennungsfähigkeit könnte im praktischen Spiel, d.h. während der Variantenberechnung, die temporär ja immer wieder die Form eines Selbstgespräches annimmt, die Mustererkennung erleichtern.

Bevor wir den Punkt Mustererkennung vertiefen, zunächst ein Überblick über die gerade entwickelte Systematik. Sie ist einerseits symmetrisch angelegt, da sich zwölf Gruppen von Kontaktmattbildern und zwölf Gruppen von Distanzmattbildern ergeben. Sie enthält andererseits aber auch eine Asymmetrie, denn Bauern können immer nur aus der Nähe, also von einem direkten Nachbarfeld aus, mattsetzen, während umgekehrt Springer dies nie können, sondern immer nur aus dem typischen Springerabstand heraus. Absteigend nach Stärke der mattsetzenden Figur geordnet erhalten wir für das Kontaktmatt also die Gruppen DKEM, DKRM, DKFM, TKEM, TKRM, TKFM, LKEM, LKRM, LKFM und nun, ein reduziertes Kürzel verwendend, BEM, BRM und BFM für den Bauern (da das „K“ für Kontakt bei dem Bauer nicht erwähnt werden muss: ein Bauernmatt ist immer ein Kontaktmatt). Dementsprechend ergeben sich für die Distanzmattbilder die systematischen Einheiten DDEM, DDRM, DDFM, TDEM, TDRM, TDFM, LDEM, LDRM, LDFM und nun erneut reduziert SEM, SRM und SFM für den Springer (das „D“ nicht mehr aufführend, da ein Springermatt immer ein Distanzmatt ist).

Mit diesen vierundzwanzig Nomina bzw. ihren Abkürzungen lassen sich alle Mattbilder erfassen. Trotzdem soll ein unscharfer Bereich nicht verschwiegen werden, und dies sind jene Matts, die als Doppelschach gegeben werden. Die vorgeschlagene Systematik wäre nicht mehr praktikabel, würde man in diesem Fall beide mattsetzende Steine berücksichtigen und entsprechende neue Hauptgruppen bilden wollen. Für diesen Sonderfall wird deshalb eine einfache pragmatische Lösung bevorzugt: bei Matt durch Doppelschach zählt für die Systematik und Nomenklatur derjenige Stein, mit dem zuletzt gezogen wird.

Kleines Schach-Museum

Подняться наверх