Читать книгу Verlangen - Monica J. Wagner - Страница 4
ОглавлениеKapitel 1
New York
Sie war froh endlich zu Hause zu sein. Erschöpft von ihrer Nachtschicht, holte sich Taylor ein Glas Wasser und schaute aus dem Panoramafenster, runter zu den Straßen New Yorks.
Oh, wie sie diese Stadt liebte, die belebten Straßen, sie schien nie zu schlafen, sie pulsierte.
Taylor zog vor 8 Jahren nach New York – ihre für sie damals, große weite Welt – und fing im Kings County Hospital in der Notaufnahme an, dort lernte sie ihre jetzige beste Freundin, Mitbewohnerin und Arbeitskollegin Christine O`Connor kennen. Sie beschlossen, sich gemeinsam eine Wohnung zu mieten um die Kosten so gering wie möglich zu halten, denn damals im Alter von 22 Jahren, war der Big Apple die große Verführung, wenn man dort nicht groß geworden war. Die Geschäfte hatten eine zu große Anziehungskraft.
Bei dem Gedanken an ihre Freundin lächelte Taylor, sie war ihr eine große Hilfe, Balsam für ihre angeschlagene Seele und ihr angeknackstes Selbstvertrauen.
Oh nein.. denke nicht mal daran ermahnte sich Taylor, sie atmete tief ein und drückte die Schultern durch, du wirst jetzt nicht wieder an die damalige Zeit denken, es ist vorbei…schluss…aus!
Trotzdem konnte sie sich nicht ganz davon freimachen. Sie verspürte immer noch einen Stich in der Brust, wenn sie an Vergangenes dachte.
„Du bist schon da?“ Erschrocken drehte sich Taylor um und stand einer verschlafenen Christine gegenüber.
„Mensch hast du mich erschreckt, kannst du dich nicht irgendwie bemerkbar machen?“
Christine reckte sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
„Habe ich doch, du warst wohl so in Gedanken, das du mich nicht gehört hast. Ist irgendwas passiert, du schaust deprimiert aus? Bist Du etwa traurig, weil du ab heute Urlaub hast?“
Christine zwinkerte ihr mit einem Auge zu und ging in die Küche um sich Kaffee zu kochen.
„Urlaub wird es wohl kaum werden, ich werde nachher nochmal mit Darlene sprechen und mir schon mal Infos geben lassen was mich in Ardmore erwartet, zumal ich noch einige Vorbereitungen zu treffen habe.“
Taylor ließ sich ihren Jahresurlaub geben um nach Ardmore zu fliegen, sie war Mitglied der Human Nature Organisation. Sie leisteten gemeinnützige Arbeit, indem sie in Katastrophengebieten Aufräumarbeiten durchführten und bei der medizinischen Versorgung halfen. Nachdem ein Tornado die Stadt heimgesucht hatte, machten sich schon Mitglieder auf den Weg dorthin um zu helfen.
Darlene, die Organisatorin des Einsatzes war schon vor Ort, gemeinsam mit Santiago dem Teamleiter, sowie einigen anderen. Taylor konnte sich erst jetzt frei machen, ihr Urlaub musste noch genehmigt werden.
„Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken das du da unten bist. Ich finde es ja toll das du helfen möchtest, aber Mensch Taylor, die Tornadowarnung ist noch nicht aufgehoben. Hast du überhaupt eine Ahnung, in welcher Gefahr du dich begibst?“
Christines blaue Augen fixierten sie und es lag Sorge in ihrem Blick. Es rührte Taylor und machte sie gleichzeitig froh, das sie so eine tolle Freundin hatte, nein, Freundin konnte man das schon nicht mehr nennen, sie waren wie Schwestern. Sie ging rüber zu ihr und nahm sie im Arm.
„Hey mir wird schon nichts passieren, du kennst mich doch, Unkraut vergeht nicht. Außerdem wird schon aufgepasst das uns nichts passiert.“
Taylor knuffte sie am Arm und holte 2 Tassen aus dem Schrank um Kaffee einzuschütten. Christine raufte sich ihre roten langen Haare und schüttelte den Kopf.
„Wieso kannst du nicht Urlaub machen wie andere Leute auch. Und wenn du auf Abenteuerurlaub stehst, da finde ich mit Sicherheit auch noch eine Lösung.“
Taylor schaute sie über den Rand ihrer Kaffeetasse an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Jaja schon gut, ich bin schon ruhig, aber versprich mir, das du mich zwischendurch anrufst, damit ich weiß das alles ok ist, ok?“
„Ja Mama“, beide schauten sich an und mussten dann doch lachen.
„Wer fährt dich denn jetzt zum Flughafen?“
Taylor lächelte bei dem Gedanken an ihren Bruder.
„Gott sei Dank konnte sich Ben doch noch frei nehmen.“
Christines Gesicht nahm eine rosige Färbung an, bei der Erwähnung seines Namens, was Taylor keines falls verborgen blieb. Sie dachte sich schon öfter, das Christine mehr für Ben übrig hatte, mochte sie aber auch nicht darauf ansprechen.
„So, ich muss mich jetzt fertig machen. Bevor ich zum Dienst fahre, wollte ich nochmal schnell in die City. Am Wochenende haben wir doch die Betriebsfeier, da brauche ich noch was zum Anziehen. Ruf mich an, wenn du dort gelandet bist.“
Christine ging in ihr Zimmer und Taylor schaute ihr nach, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie räumte die Tassen in die Spülmaschine und ging rüber in den Wohnbereich, griff zum Laptop und machte es sich im Sessel gemütlich.
Während der Laptop hochfuhr blickte Taylor sich im Loft um und Stolz lag in ihren Augen. Sie hatten eine wunderschöne Wohnung, sie liebte sie. Helle Wände, dunkler Holzfußboden, für den Küchenbereich hatten sie weiße moderne Möbel gewählt, die Elektrogeräte waren aus Edelstahl, das Wohnzimmer war das Gegenteil.
Dort war auf Gemütlichkeit Wert gelegt worden, nicht auf Funktionalität. Während sie weiter darüber nachdachte, wie sie damals mit viel Ausdauer und Eigenarbeit die Wohnung renovierten und sie so zu ihrem Eigen machten, überfiel sie eine bleierne Müdigkeit. Nur kurz ausruhen…
Sie legte den Kopf an die Lehne, schloss die Augen und schlief ein. Als Taylor erwachte, surrte noch der Laptop und die Sonnenstrahlen die ins Wohnzimmer fielen, ließen die Staubkörner im Lichtschein tanzen. Oh Gott, wie spät ist es? Sie schaute blinzelnd zur Wanduhr und erschrak.
„Oh Mist!“Hastig sprang sie auf, wobei sie gegen den Couchtisch stieß und während sie Richtung Bad humpelte rieb sie ihr Bein, mit der Gewissheit das sich dort morgen ein blauer Fleck gebildet haben würde. Taylor blickte nach einer ausgiebigen Dusche im Spiegel. Es musterten sie grün braune Augen, sie lagen groß und geheimnisvoll in einem ovalen Gesicht. Leicht gesprenkelt von kleinen Sommersprossen, umrahmt von langem kastanienbraunem Haar. Der Schlaf hatte gut getan und lächelte ihrem Spiegelbild zu. Sie ging rüber in ihr Zimmer, zog sich an und packte die letzten Dinge, die sie für ihre Reise brauchte.
Bei dem Gedanken bekam sie Magenkribbeln und rief Darlene an, um sich nochmal zu vergewissern das sie vom Flughafen abgeholt wurde und um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Während sie mit ihr telefonierte kündigte Ben seine Anwesenheit durch ein Klingeln an.
„Ja alles klar Darlene, wir sehen uns dann später, ich werde gegen 22.30 Uhr landen.“
Sie öffnete im vorbeigehen die Türe und winkte Ben rein.
„Danke, das du dich darum gekümmert hast, ich habe alles eingepackt, … ja mache ich,… dann bis später.“
Taylor legte auf, umarmte Ben und drückte ihm ein Kuss auf die Wange.
„Hey Bruderherz, danke das du hier bist, ich wüsste gar nicht was ich sonst tun würde.“
Sie war schon einigermaßen groß, doch bei Ben mußte sie ihren Kopf in den Nacken legen. Er grinste verschmitzt.
„Ähm.. Taxi rufen?“
Sie verdrehte die Augen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Trotzdem danke.“
„Klar, für dich immer. Weißt du doch, also, wo sind deine Sachen?“
„Noch bei mir im Zimmer, na dann lass uns loslegen.“
Ben ging in ihr Zimmer. Sie blieb noch an der Türe stehen und wartete auf seine Reaktion, die auch prompt durch ein erstauntes Ausrufen kam.
„Sag mal, hast du noch Sachen im Schrank oder hast du alle deine Besitztümer eingepackt?“
Sie ging zu ihm und blickte ihn schuldbewusst an.
„Nee, ein bisschen was habe ich noch in den Schränken, doch das meiste befindet sich in den Taschen.“
Taylor blickte beschämt auf ihr Gepäck, sie hat sich schon beim Packen zusammengerissen, ist ihr aber dann doch nicht ganz gelungen. Wie typisch für mich, dachte sie für sich, naja man muss auf alles vorbereitet sein. Sie griff beherzt zu ihrem Gepäck.
„Dann lass uns mal los, wenn ich den Flieger noch erreichen möchte.“
Ardmore, Oklahoma
Taylor war froh, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Die wenigen Stunden Schlaf im Sessel, die alles andere als gemütlich waren, machten sich jetzt bemerkbar. Sie ging zum Laufband um ihr Gepäck zu holen und schaute sich anschließend suchend im Gate um, ob sie schon jemanden ausfindig machen konnte der sie abholte. Sie blinzelte mit den Augen und konnte etwas abseits stehend eine kleine, zierliche Frau ausmachen, die sich schon ungeduldig umschaute.
Taylors Mund umspielte ein Lächeln, als sie Darlene darin erkannte. Es gab eben nur eine Frau die so krause braune Haare hatte, die mit nichts zu bändigen waren. Sie spiegelten Darlenes Charakter und Widerspenstigkeit wieder. So klein wie sie körperlich war, ihre innere Stärke war umso größer. Beide Frauen gingen aufeinander zu und umarmten sich herzlich.
„Ist das schön dich zu sehen, wie geht’s dir?“
Darlene nahm Taylors Gepäck mit einer Leichtigkeit und legte es auf den Gepäckwagen, was Taylor bewunderte, da ihre Taschen doch ganz schön Gewicht hatten.
„Mir geht`s ganz gut, bin etwas erschöpft vom Flug, aber sonst okay. Und – wie ist die Lage?“
Darlene schob behände den Wagen zielsicher durch den Flughafen. Selbst abends um kurz vor elf war doch noch reger Betrieb auf dem Gelände.
Während die zwei Frauen das Gepäck im Auto verstauten, brachte Darlene Taylor auf den neuesten Stand.
„Santiago und Angela sind gerade vor Ort um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Was ich dir jetzt schon sagen kann ist, das es kein Zuckerschlecken wird. Was du bisher erlebt hast, ist nichts im Vergleich zu dem, was dich hier erwartet.“
Darlene hielt bei diesen Worten inne um Taylor anzuschauen.
„Die medizinische Versorgung ist mehr als dürftig. Das Krankenhaus wurde vom Tornado getroffen, die stabilen Patienten hat man umverteilt in andere Krankenhäuser, soweit ich weiß. Ist auf jeden Fall gut das du hier bist. Du arbeitest in der Notaufnahme New Yorks, da bist du Stress gewohnt. Wir brauchen jede helfende Hand, ich danke dir.“
Taylor war zu gerührt um etwas zu sagen, also beließ sie es dabei und packte die letzte Tasche in den Kofferraum.
„Ich habe uns für die Zeit unseres Aufenthaltes in eine kleine Pension eingemietet. Ich finde sie fantastisch, hat was von Schneewittchen und den 7 Zwergen.“
Darlene zuckte mit den Schultern und ein Grinsen flog über ihr Gesicht.
„Wohnen noch andere in der Pension von uns dort, oder nur wir beide?“
„Angela und Santiago sind auch noch dabei, die anderen haben geguckt das sie in ein anderes Hotel unterkommen, ist ja jetzt relativ einfach. Die, die Urlaub machten, sind abgereist.“
Taylor saß auf dem Beifahrersitz, schaute aus dem Fenster und versuchte in der Dunkelheit die tolle Landschaft auszumachen. Sie war sehr gespannt auf die Umgebung, sie hatte nachgelesen das Ardmore eine Kleinstadt im Süden der USA war. Umgeben von vielen Seen, unter anderem dem Lake Murray, der sich im State Lake Murray Park befand. Die Attraktion der Gegend die viele Besucher anlockte, war der Tucker Tower, er stand auf einer Landzunge, umgeben von schroffen Felsen die steil ins Meer abfielen.
Da muss ich auf jeden Fall mal hin, machte sich Taylor geistig eine Notiz.
„Hey, bist du noch wach?“
Darlene stieß sie von der Seite an und schreckte sie aus ihren Gedanken hoch.
„Sorry, ich hing meinen Gedanken nach, aber lange halte ich nicht mehr durch.“
Taylor rieb sich die Augen und gähnte herzhaft. Das gleichbleibende Motorengeräusch und das leichte Schaukeln des Autos, hatten bei Taylor den Effekt als läge sie in einer Hängematte, die Augenlider wurden immer schwerer.
Als sie durch ein Rütteln erwachte, erkannte sie, das sie am Ziel angekommen waren.
„Na endlich wirst Du wach, wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?“
Darlene stieg kopfschüttelnd aus dem Auto. Taylor blieb noch ein Moment sitzen um sich zu sammeln. Beim Aussteigen schlug ihr warme Luft entgegen, sie schloss die Augen und sog gierig die Nachtluft ein. Sie hörte das quaken der Frösche und das leichte rauschen der Blätter im Wind.
„Willst du da Wurzeln schlagen?“
Darlene schlug die Heckklappe des Wagens runter und lehnte sich dann am Auto an, um mal tief Luft zu holen.
„Was hast du denn alles mit?“
Taylor blickte zu Darlene rüber und zuckte hilflos mit den Schultern, „alles was mir sinnvoll erschien, was ich hier brauchen könnte.“
Sie ging zu ihr rüber und tat es ihr gleich. Sie lehnte sich ans Auto und ließ ihren Blick über die Umgebung wandern.
Sie parkten vor einer zweigeschossigen, holzverkleideten Pension. Sie war umgeben von mächtigen Eschen, als würde sie dort Schutz suchen.
Die kleine Veranda wurde durch eine Laterne beleuchtet. Die roten Geranien, die die Fensterbänke schmückten, schienen dadurch noch roter zu leuchten und verströmten ihren Duft. Schaukelstühle flankierten die Seiten der Veranda und luden zum Verschnaufen ein.
„Es ist wunderschön hier, ich freue mich schon darauf morgen alles bei Tageslicht zu sehen.“
„Ich habe nicht übertrieben was? Dann lass uns mal reingehen, damit du dich in deinem Zimmer einrichten kannst. Morgen ist ein langer Tag.“
Darlene blickte lächelnd zu Taylor und wollte sich gerade eine Tasche um die Schulter legen, als die Türe sich öffnete und eine zierliche Frau mittleren Alters, sich schnellen Schrittes den beiden näherte.
„Schön das sie da sind. Entschuldigen sie, ich sollte mich erst mal vorstellen. Ich bin Vivian Parks, mir gehört die Pension.“
Vivian nahm Taylors Hand in ihre und schüttelte sie kräftig um sie anschließend zur Pension zu führen.
„Kommen sie ruhig rein, Raymond wird sich um ihr Gepäck kümmern, sie müssen ganz erschöpft sein von der langen Reise.“
Vivian brachte Darlene und Taylor in den Eingangsbereich der Pension, es war eine kleine Halle, sie war sehr wohnlich eingerichtet. Der Parkettboden glänzte mit den Fenstern um die Wette und von der Mitte aus, ging eine breite Holztreppe nach oben ins erste Geschoss. Vivian ging hinter den Tresen um den Zimmerschlüssel Taylor zu überreichen. „Hier bitte ihr Zimmerschlüssel, es ist die Nummer 5. Es liegt direkt neben Darlenes und falls irgendetwas ist, was ihnen fehlt sagen sie ruhig bescheid, damit wir das schnell beheben können.“
„Vielen Dank, ich freu mich auf das Bett, ich bin doch recht müde.“
Taylor versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihr nicht ganz gelang.
„Na anstrengenden Flug gehabt?“
Taylor drehte sich um und schaute gegen eine Männerbrust. Doch diese Stimme hätte sie unter Millionen raus gehört.
„Santiago, schön dich zu sehen, wie geht’s dir? Leider sehen wir uns immer unter so grausigen Umständen.“
Taylor stellte sich auf Zehenspitzen um Santiago einmal zu drücken. Sie lernten sich durch die Organisation kennen und verstanden sich auf Anhieb.
„Also schieß los, wie ist dein Eindruck?“
Santiago konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Das ist typisch für dich, bist noch nicht ganz hier, willst aber schon wissen was los ist. Naja, es sieht nicht gut aus, hier haben wir noch Glück. Der Tornado hat diesen Teil der Stadt ausgelassen, auf der anderen Seite siehts anders aus. Das Schlimme daran ist, das genau dort das Zentrum der Stadt ist, wie das Krankenhaus, das Einkaufscenter, Wohnviertel…, wir haben viel zu tun. Das Krankenhaus wurde bis auf weiteres evakuiert. Die dortigen Patienten wurden verlegt, bzw. sie sind jetzt noch dabei. Menschen die durch den Tornado verletzt wurden oder medizinische Hilfe benötigen, werden vor Ort versorgt. Es wurde eine ärztliche Grundversorgung in der örtlichen Turnhalle eingerichtet. Die schweren Fälle werden stabilisiert und dann ins nächste Krankenhaus transportiert."
„Okay, was ist meine Aufgabe?“
Taylors Müdigkeit war wie weg geblasen, sie stellte sich sofort wieder Menschen vor, die ihre Hilfe benötigten. Menschen die unter Schutt lagen, die sich nicht selbst befreien konnten aufgrund ihrer Verletzungen, oder weil sie einfach zu schwach waren.
„Ich muss dich enttäuschen, heute nichts mehr. Du gehst jetzt mit Darlene, Vivian und Raymond nach oben. Dort legst du dich zum schlafen hin und morgen früh um halb sechs treffen wir uns im Speiseraum und besprechen den Einsatz, okay?“
Taylor war gar nicht aufgefallen das sich in der Zwischenzeit Raymond zu ihnen gesellte. Er stand am Treppenabsatz, bepackt mit ihren Koffern und Reisetaschen, was dazu führte das sie sofort wieder ein schlechtes Gewissen bekam.
„Entschuldigung, ich habe sie gar nicht kommen hören, mein Bruder beschwerte sich schon über mein Gepäck, weil ich immer so viel mitnehme. Warten sie, ich nehme ihnen was ab.“
Taylor wollte zu ihm hin um ihm zu helfen, doch Vivian hielt sie zurück.
„Nein, nein lassen sie nur. Raymond wird ihnen die Taschen nach oben tragen, für ihn ist es sein Training, statt Hanteln nimmt er Gepäck.“
Vivian lächelte Taylor an und schob sie Richtung Treppe.
„Macht es ihnen wirklich nichts aus?“
Taylor war etwas verunsichert, doch um Raymonds Mund legte sich ein Lächeln und er schüttelte den Kopf.
„Machen sie sich da mal keine Gedanken. Vivian hat recht, für mich ist es mein Training, doch ich muss gestehen, bei dem Gewicht ihres Gepäcks kann man schnell in die Knie gehen.“
Na wenn er das schon sagt, dachte sie sich, während sie Raymond mit einem Blick musterte.
Er war groß und kräftig gebaut. Eine feine Röte stieg in ihr Gesicht was die umstehenden Personen in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Sie nuschelte eine Entschuldigung und setzte sich in Bewegung. Darlene gesellte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Taille und schubst sie an.
„Hey, Kopf hoch, hättest du weniger Gepäck, würden wir dich für krank erklären.“
Gemeinsam stiegen sie die Treppe hoch. Raymond blieb vor ihrer Zimmertür stehen und wartete darauf das die Türe aufgeschlossen wurde. Vivian nahm den Schlüssel entgegen um aufzuschließen. In der Zeit verabschiedeten sich Santiago und Darlene von Taylor und wünschten ihr eine gute Nacht.
Vivian führte Taylor ins Zimmer und zeigte ihr, ihr Reich für die nächsten Tage. Es war ein großes behaglich eingerichtetes Zimmer, mit einem hellen Teppich, Mahagonimöbel und ein angrenzendes Bad. Raymond deutete auf den Kamin, ein Feuer prasselte darin.
„Ich habe mir erlaubt ihn anzumachen, damit es nicht so kalt ist für sie, das Zimmer war doch etwas ausgekühlt.“ Raymond stand neben einem eindrucksvollen Kamin, der seine Wärme im Zimmer verteilte. Vivian gesellte sich zu ihm und drückt seine Hand.
Sie reichte ihm knapp über die Schulter und wirkte klein und zerbrechlich in seiner Gegenwart, doch Taylor hatte ihren kraftvollen, zupackenden Händedruck nicht vergessen.
„Vielen Dank, es ist ein sehr schönes Zimmer. Wunderbar, ich werde mich hier sicher sehr wohl fühlen.“
„Gut, dann lassen wir sie jetzt alleine, damit sie sich ausruhen können“, mit diesen Worten verließen Raymond und Vivian das Zimmer.
Taylor ging zu den Balkontüren um sie zu öffnen und schob die geblümten, frisch duftenden Gardinen zur Seite und öffnete die Flügeltüren. Sie trat auf den kleinen schmalen Balkon hinaus und der Anblick der sich ihr bot, verschlug ihr den Atem.
Vor ihrem Auge erstreckte sich ein See, umgeben von großen mächtigen Bäumen.
Das Mondlicht spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und leichter Nebel waberte darüber. Die Frösche sangen ihr eigenes Konzert. Eine leichte Brise umspielte ihr Haar und strich über ihre Haut.
Sie genoss diesen Moment in vollen Zügen und beschloß, die Türen über Nacht offen stehen zu lassen. Nichts erinnerte daran, das gestern Nacht ein Tornado durch diese Stadt fegte.
Als erstes nahm sie eine Dusche, schlüpfte anschließend in ein kurzes Nachthemd. Sie löschte das Licht und lauschte den Geräuschen der Nacht. Der Mond stand in voller Größe am Nachthimmel und schien in ihr Zimmer, sie spürte wie sie sich entspannte und der Schlaf sie übermannte.