Читать книгу Verlangen - Monica J. Wagner - Страница 9
ОглавлениеKapitel 6
Taylor saß neben der Toilette, sie hatte die Knie angezogen und ihre Arme um die Beine gelegt. Ein unkontrolliertes Zittern fuhr durch ihren Körper, immer wieder spürte sie wie sich ihr Magen hob. Komm Taylor beruhige dich… atme langsam ein und aus. Sie hörte von unten ein Poltern und laute Rufe.
„Ich bin hier oben“, Taylor legte erschöpft ihre Stirn auf die Knie und hörte Santiago die Treppe hoch rennen.
„Oh mein Gott Taylor, was ist los? Ich habe die Polizei gerufen, sie müssen jeden Moment hier sein.“
Er legte einen Arm um ihre Schulter und rieb ihr über den Rücken.
„Ich gehe mal nach sehen, Karen bleib du bei Taylor.“
Santiago wollte aufstehen, doch Taylor hielt ihn zurück.
„Nein, tue es nicht, es ist zu schrecklich, bitte bleib hier. Das ist ein Tatort, lauf da nicht rum.“
Taylor war über sich selbst verwundert, das sie noch in der Lage war klar zu denken. Am liebsten hätte sie sich von jemandem in die Arme ziehen lassen, sie wollte Trost fühlen, Geborgenheit, sich sicher fühlen.
Santiago blickte an ihr runter und nickte zustimmend, obwohl sich der Magen umdrehte als er das Wort Tatort hörte. Was hat sie bloß gesehen?
„Dann lass uns aber bitte raus gehen, ich bekomme hier Beklemmungen.“
Draußen schien die Sonne immer noch mit einer Inbrunst, doch Taylor nahm die Hitze gar nicht wahr. Sie lehnte an dem Verandageländer und schaute starr in die Ferne. Immer wieder sah sie die Frau vor sich, aufgeschlitzt, misshandelt, der Mund zu einem Schrei geöffnet und die Augen unnatürlich weit aufgerissen. Taylor schauderte bei dem Gedanken. Karen trat neben sie und rieb ihr aufmunternd den Arm, sie blickte schuldbewusst zu ihr rüber.
"Wenn ich mit gegangen wäre, wäre das alles vielleicht gar nicht passiert!“ Karen blickte sie bittend an.
„Willst du jetzt eine Absolution von mir oder was?“ Taylor fuhr sie an, was sie sofort bereute.
„Entschuldigung.“
Sie schüttelte den Kopf und rieb sich die Stirn. „Es ist jetzt passiert, vielleicht sollte es so sein, ich wollte ja nicht auf euch hören.“
„Hey, so fängst du mir nicht an, hörst du?“ Santiago baute sich vor ihr auf und blickte sie finster an.
„Wenn du sie nicht gefunden hättest, dann vielleicht ein neugieriges Kind oder Teenager oder Nachbar oder… ach was weiß ich…“
Frustriert und geschockt ließ er die Arme hängen. Von weitem hörte man schon die Sirenen.
Beim Eintreffen der Polizisten, kamen augenblicklich Anwohner auf die Straße um zu gucken was los war. Die Polizisten Jones und Rikers nahmen die Aussage von Taylor auf. Jones ging anschließend nach oben um die Angaben zu überprüfen, während Rikers noch einige Fragen stellte. Karen und Santiago hörten geschockt zu. Sie konnten nicht fassen was sie da hörten. Mehrfach musste Taylor schlucken, sie merkte immer wieder von neuem wie sich Übelkeit aufbaute, drohte sie zu überrollen. Sie setzte sich erschöpft in einen Schaukelstuhl, da hörte sie von drinnen schnelle Schritte und ein Würgen.
Nach kurzer Zeit kam Jones runter, sein Hemd klebte an ihm. Er schaute wissend zu Taylor rüber und gab über Funk die Daten durch und forderte Jordan und Mike an. Die Polizisten sperrten das Haus mit Absperrband ab, um die Menschenmenge zurückzuhalten, die sich bereits gebildet hatte. Taylor hörte vereinzelt Fragen zu ihr rüber schwappen, die von den beiden Polizisten nicht kommentiert wurden. Unruhig blickte Taylor an ihren Händen runter, sie kämpfte mit den Tränen. Sie fühlte sich noch nie so alleine, wie in diesem Moment. Verliere jetzt bloß nicht die Fassung, reiß dich zusammen! Sie schloss die Augen und atmete mehrfach tief ein.
„Hey, wenn hier alles gelaufen ist, dann bringen wir dich zur Pension.“
Taylor schaute nach oben und blickte Karen ins Gesicht, die sie besorgt musterte.
„Es geht schon, danke.“ Sie hörte wie ein Motorengeräusch erstarb und blickte in die Richtung aus der es kam und ihr blieb das Herz stehen.
Jordan stieg aus dem Auto und blickte sich um, er setze seine Sonnenbrille auf und blickte zum Haus hoch. Mike kam zu ihm und folgte seinem Blick.
„Hm,.. da sind Möbel vor das Fenster geschoben, man erkläre mir das.“
Jordan guckte rüber zu Mike.
„Ich bin ehrlich, ich kapituliere. Wer weiß was in so einem kranken Hirn los ist, komm lass uns zu Jones rüber gehen.“
Jones stand am Absperrband und versuchte die Menge im Zaum zu halten, von allen Seiten wurde er mit Fragen überschüttet.
„Scheiße, spätestens morgen finden wir was in der Presse, jetzt wird’s haarig.“
Mike drehte Jones von dem Menschenpulk weg, um sich in Ruhe mit ihm unterhalten zu können. Er war immer noch blass im Gesicht und war sichtlich aufgebracht. Jones schüttelte den Kopf, er konnte das Gesehene immer noch nicht fassen.
„Detectives, halten sie mich nicht für ein Weichei, aber das...“, dabei zeigte er auf das Haus, „das habe ich noch nie gesehen. Dort oben auf der Veranda sitzt Ms. Hastings, sie hat die Leiche gefunden.“
Mike holte sein Block vor um sich Notizen zu machen. Jordan blickte hoch zur Veranda, er sah eine Frau am Geländer stehen und einen Mann der die ganze Zeit hin und her lief.
„Sie meinen die Frau die am Geländer steht?“ Jones folgte seinem Blick.
„Nein, das sind ihre Kollegen, sie sind von dieser Organisation die mithelfen bei Katstrophen, wissen sie.“
Bei diesem Satz wurde Jordan hellhörig.
„Ms. Hastings sitzt im Schaukelstuhl, sie ist ziemlich fertig. Kann ich ihr nicht verübeln, sie ist aber trotzdem sehr gefasst.“ Sie tauschten noch einige Informationen aus und gingen die Verandastufen hoch.
„Ms. Hastings?“
Taylor hob den Kopf und sah zwei Männer die Stufen hoch kommen. Ihr Herz raste, nun stand sie dem Mann gegenüber, der sie nur mit seinem Blick fesselte. Oh je, das übersteh ich nicht! Sie wusste nicht, was auf sie zukam. Sie wollte nicht nochmal an das erinnert werden, was sie gerade erlebt hatte, es würde sie ihr ganzes Leben begleiten. Sie schaute zu dem groß gewachsenen Mann auf, der sich als Detektive Mike Webster vorstellte. Er war ihr sofort sympathisch, er hatte einen offenen Gesichtsausdruck und in seinem Blick lag Mitgefühl, was sie sofort beruhigte. Sie schaute rüber zu seinem Partner der jetzt seine Sonnenbrille abnahm und es verschlug ihr die Sprache. Sie blickte wieder in das unglaublichste Blau das sie je gesehen hatte. Seine Augen zogen sie augenblicklich wieder in seinen Bann. Sie räusperte sich, sie schämte sich für ihr Verhalten. Jordan blickte sie ausdruckslos an, sie konnte in seinem Gesicht nichts erkennen. Sie spürte Unsicherheit aufsteigen.
„Ms. Hastings, Officer Jones teilte uns gerade mit, das sie diejenige sind, die das Opfer gefunden hat. Weswegen sind sie hier?“
Taylor saß in ihrem Sessel und fühlte sich klein gegenüber den Detectives, was sie dazu veranlasste aufzustehen. Das Ergebnis war auch nicht beruhigender, Webster und Paul überragten sie dennoch um einiges. Sie musste sich eingestehen, das die Anwesenheit von Jordan sie nervös machte. Sie berichtete weswegen sie hier war, versuchte nichts zu vergessen. Doch sobald sie in das Gesicht von Jordan blickte, war es mit ihrer Sicherheit vorbei.
Mensch Taylor, reiß dich zusammen, wieso bist du so nervös? Wütend über sich selbst, ging sie rüber zum Geländer um sich dort anzulehnen. Frei stehen konnte sie nicht, ihre Beine waren wie Gummi. Sie hatte Angst zusammenzuklappen, wie eine Marionette der man die Fäden durch schnitt.
Sie krallte sich am Geländer fest, was Jordan nicht entging. Er sah, das sie sich zusammenriss um nicht zusammenzubrechen, er bewunderte ihren Mut, spürte aber auch eine unerklärliche Wut brodeln.
„Sagen sie mal Ms. Hastings“, er sprach herablassend, was ihn selber störte, doch er konnte nicht anders, „das ist sicherlich nicht ihr erster Einsatz in einem Katastrophengebiet. Wieso sind sie alleine in das Haus gegangen? So geht man doch sicherlich nicht vor, oder?“
Sein Blick durchbohrte sie, sie fühlte sich ihm schutzlos ausgeliefert. Wie kann er mich so zurechtweisen, nach diesem Anblick! Taylor spürte, wie die Wut langsam die Oberhand gewann.
„Hören sie mal Detective“, sie baute sich vor ihm auf und reckte ihr Kinn nach vorne. „Es mag vielleicht nicht clever gewesen sein…“
Weiter kam sie nicht, da sich Santiago einmischte.
„Detective, es ist schon in Ordnung so gewesen. Sie ging rüber um nach zu schauen, ob dort jemand verletzt ist und sie kann sehr wohl erkennen, ob das Haus einsturzgefährdet ist oder nicht. Sonst wäre sie hier fehl am Platz!“
Santiago schaute Jordan herausfordernd an, was er leicht grinsend kommentierte. Mike beobachtete die zwei Männer, die sich wie zwei Kamphähne gegenüber standen. Santiago stellte seine Position sicher, indem er einen Arm um Taylor legte. Sie blickte lächelnd zu Santiago hoch.
„Ist schon gut Santiago, sie tun nur ihren Job, nicht wahr, Detective?“ Dabei blickte sie herausfordernd zu Jordan hoch, der grinsend zu ihr runter blickte. Touché Ms. Hastings..
Jordan und Mike befanden sich in der ersten Etage des Hauses und betraten das Schlafzimmer, indem sich die Leiche befand.
„Was ist heute eigentlich mit dir los?“ Mike stand im Türrahmen und musterte seinen Kollegen.
„Wieso? Was meinst Du? Mit mir ist nichts.“
Jordan ging an der Wand entlang, er wollte keine möglichen Spuren verwischen.
„Hey, wir sind seit 6 Jahren Partner, ich kenne dich besser, als ich mich selber. Wieso hast du die Zeugin so angemacht? Nachdem was sie gesehen hat“, dabei blickte er auf das Opfer, „wäre Mitgefühl und Einfühlungsvermögen angebrachter gewesen. Also erzähl.“
Jordan lehnte sich an die Wand und blickte runter zu seinen Füßen.
„Ich kann’s dir auch nicht erklären, wieso ich gerade sie so angeblafft habe. Sie hat es am wenigsten verdient.“ Jordan war zerknirscht. Er sah sie wieder vor sich, ihre Körperhaltung war auf Kampf aus, doch in ihrem Blick lag unendliche Traurigkeit.
„Gestern hatte mir Carol auf den AB gesprochen. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, das ist alles.“
Mike bedachte ihn mit einem prüfenden Blick und nickte. Er konnte sich noch zu gut an Jordans Ex erinnern. Sie war die einzige Frau gewesen die Jordan je liebte. Er versuchte ihr immer alles recht zu machen, doch nichts war ihr gut genug. Zum Ende hin nahm sie eine Stelle in Washington an, dort hatte sie die Möglichkeit im Management einer großen Werbeagentur zu arbeiten. Sie verließ Jordan und packte ihre Sachen, als er im Dienst war. Sie hinterließ lediglich einen Brief, indem sie sich entschuldigte.
Es dauerte lange bis Jordan über diese Trennung hinweg war. Er hatte mehrfach versucht sie telefonisch zu erreichen, doch sie nahm nie auch nur einmal das Gespräch entgegen. Sie hatte sich nie wieder gemeldet - bis gestern. Was wollte sie?
„Ok, wenn du Hilfe brauchst, du weißt wo du mich findest.“
Jordan war dankbar. Er wusste, er konnte sich auf Mike verlassen, er hatte ihn damals vor so manchen Unsinn bewahrt. Die Luft im Raum war immer noch heiß, trocken und es stank nach Tod. Angewidert von dem Anblick der Leiche ließ Jordan den Blick durch das Zimmer schweifen. Sie gingen nicht zu nah ran, sie wussten genau was Rick sonst mit ihnen machen würde. Jordan hörte sie schon die Treppe hoch kommen, Todd und Rick mit seinem Team. Ricks Blick bohrte sich in Jordans Augen, der unschuldig die Arme hob.
„Hey, wir waren Musterschüler, haben nichts angefasst, nur einen kurzen Blick, das war’s. Ehrlich!“
Mike grinste und machte für die Mannschaft Platz die sofort mit der Arbeit begangen. Alles wurde dokumentiert, Fotos wurden geschossen und Proben gesammelt. Jordan und Mike warteten auf die ersten Ergebnisse von Todd und machten sich anschließend auf den Weg zur Dienststelle. Es gab noch viel zu tun.
Taylor war froh endlich in ihrem Pensionszimmer zu sein. Sie brauchte dringend Ruhe. Santiago setzte Taylor an der Pension ab, nachdem sie ihm mehrfach versichert hatte, das es ihr gut ging und sie es nicht schlimm fand, wenn er zu Darlene fuhr, um zu berichten was vorgefallen war. Er stimmte zu, aber nur unter der Bedingung das Karen da blieb, falls etwas war. Taylor fand es rührend, wie Santiago sich um sie sorgte. So etwas hatte sie sich damals so sehr gewünscht, das jemand da war, der sich so um sie sorgte. Beziehungsweise, es war jemand da, doch er sorgte sich nur um sich selbst.
Taylor ließ sich aufs Bett fallen und blieb auf dem Rücken liegen. Sie schloss die Augen, nur um wieder in das tote Gesicht der Frau zu blicken. Erschrocken setzte sie sich auf, ging ins Bad, zog sich aus und ging unter die Dusche. Das warme Wasser floss über ihren Körper und entspannte die verkrampften Muskeln und der Geruch des Duschgels beruhigte ihre angeschlagenen Nerven. Danach schlüpfte sie in ihr Nachthemd legte sich ins Bett und schlief ein. Sie erwachte durch ein Klopfen.
„Ja? Wer ist da?“Die Türe ging auf und eine nervöse Vivian kam ins Zimmer gestürmt.
„Oh Entschuldigung, habe ich sie geweckt? Santiago erzählte gerade was sie heute erlebt haben. Oh mein Gott, möchten sie einen Tee?“
Aufgebracht blickte Vivian zu ihr. Taylor brauchte eine Zeit um zu verstehen, was Vivian von ihr wollte, dann kamen die Erinnerungen wieder zurück. Sie sah sich wieder in dem Haus wie sie die Treppe hoch ging,, trotz des unguten Gefühls, das Klebeband durchschnitt und das Zimmer betrat. Sie roch wieder die Verwesung, als hätte sie sie mitgebracht. Ein Schaudern lief durch ihren Körper. Sie rieb sich die Augen und blickte Vivian an, die immer noch starr an ihrem Bett stand. Den Blick verängstigt auf sie gerichtet und die Finger gruben sich in ihrem Rock. Taylor lächelte leicht um Vivian ein bißchen zu beruhigen.
„Oh ja gern, danke. Ein Tee wird mir mit Sicherheit gut tun. Wie spät ist es denn?“
„Es ist gleich 17 Uhr, in einer Stunde richte ich das Abendbrot an, alle sind unten. Als ich hörte was passiert war, bin ich sofort hoch gekommen um zu gucken, ob alles in Ordnung ist mit ihnen. Wieso sagten sie denn nichts? Ich hätte ihnen doch sofort einen Tee gemacht, oder sie hätten sich bei mir aussprechen können.“
„Vielen Dank Vivian, das ist wirklich nett von ihnen, doch ich brauchte etwas Zeit für mich. Ich hoffe sie verstehen das.“
Taylor schwang sich aus dem Bett, sie wollte runter gehen und mit ihren Kollegen reden und erfahren was es neues gab.
„Ja, natürlich verstehe ich das, wer weiß was ich gemacht hätte, wenn ich einen Toten gefunden hätte“, sie fuchtelte angewidert mit den Händen und verließ das Zimmer. Taylor zog sich einen Jogginganzug über und ging runter in den Salon wo die anderen saßen und sich unterhielten. Als sie das Zimmer betrat herrschte sofort Stille und alle schauten zu ihr auf. Darlene hatte sich als erste wieder unter Kontrolle und kam zu ihr rüber um sie zum Sofa zu bringen.
„Setz dich, wie geht’s dir? Santiago hat uns allen erzählt was passiert ist und wie dich dieser Detective zurecht gewiesen hat. Wenn ich den sehe, dann…!“
Taylor musste lachen bei der Vorstellung, wie Darlene diesen Detective zur Schnecke machte. Erst da viel ihr auf, das sie den Namen des Detectives gar nicht wusste, oder hatte er sich vorgestellt und ich habe es nicht mit bekommen? „Es war nicht so schlimm, der Detective hatte ja recht. Naja ein kleines bißchen zumindest.“
Schulterzuckend ließ sie sich auf das Sofa nieder, da flog die Türe auf und Vivian kam ins Zimmer und rollte einen Teewagen rein. Der Duft des Tees erfüllte sogleich den Raum. Vivian schenkte ein, doch ihre Hände zitterten so stark das sie Schwierigkeiten hatte, nichts zu verschütten.
„Lassen sie nur, ich mache das, so zittrig wie sie sind brauchen sie auch einen Tee. Setzen sie sich.“
Darlene nahm ihr die Kanne ab und schenkte Tee in die Tassen. „Nein, das kann ich nicht machen, ich muss das Abendessen vorbereiten“, sie blickte Taylor noch einmal an und verließ den Raum.
„Mensch, sie ist schwer nervös.“
Darlene blickte ihr hinterher und verteilte die Tassen. Nachdem sie zu Abend gegessen hatte, beschloss Taylor nach draußen zu gehen um spazieren zu gehen. Sie wollte ein wenig am See entlang laufen, die Gegend anschauen. Die Sonne stand schon tief am Himmel und eine leichte Röte überzog den Horizont. Die Sonnenstrahlen brachen durch einige Wolken und wärmten die Luft. Taylor lief immer tiefer in das sumpfige Gelände, die Blumen standen in voller Pracht und versprühten ihren süßen Duft. Vereinzelt hörte Taylor Vögel zwitschern und Frösche quaken, alles wirkte so friedlich. Zwischen dem Schilf kam ein kleiner Steg zum Vorschein, er wirkte stabil, so daß Taylor ihn hochlief. Am Ende blieb sie stehen. Von dort aus hatte sie einen fantastischen Blick über den See und das umliegende Ufer, es war eine malerische Idylle. Sie setzte sich, zog ihre Schuhe aus und tauchte ihre Füße in das kühle Nass. Das Wasser umspielte ihre Füße, sie legte sich hin und schaute in den Himmel.
Gedanklich formte sie aus den vorbeiziehenden Wolken Figuren, wie sie es als kleines Mädchen gerne tat, sie dachte an ihren Bruder und Christine. Oh wie sie sie jetzt vermisste, was würde sie dafür geben, jetzt ihren Bruder oder Christine an ihrer Seite zu wissen. Taylor musste unbedingt mit ihnen sprechen, sie beschloss sie noch heute Abend anzurufen. Sowohl Ben als auch Christine würden alle Argumente ausspielen, damit sie die Heimreise antrat, das konnte sie sogar verstehen. Würde sie nicht genau das gleiche sagen, wenn einer von ihnen das erlebt hätte? Taylor schloss die Augen und lauschte den Geräuschen des Sees, es war so ein wunderschöner Klang, kein Vergleich zu dem Großstadtlärm, den sie Tag täglich hörte. Sie war so vertieft in ihren Gedanken, das sie gar nicht hörte, wie jemand an sie heran trat. Sie spürte, wie sie an der Schulter angestupst wurde. Taylor schrie erschrocken auf und setzte sich hin. Um besser sehen zu können, schirmte sie ihre Augen ab und sah Darlene vor sich stehen, die sie prüfend musterte.
„Wie geht’s dir? Ich habe gesehen, das du hier lang gelaufen bist, da dachte ich mir mal das ich dir unverschämter weise mal folge.“
Taylor rückte ein Stück, damit Darlene sich neben sie setzen konnte.
„Ich kann einfach nicht vergessen, was ich heute Mittag gesehen habe. Vor allem stelle ich mir immer wieder die Frage, was wäre gewesen, wenn der Mörder noch da gewesen wäre?“
Nackte Angst ergriff Taylor, sie konnte ein Schaudern nicht zurückhalten. Darlene schaute raus auf den See.
„Du hattest großes Glück und ich bin froh darüber. Wenn du jetzt nach Hause fliegen möchtest kann ich das verstehen.“
Tränen schwammen in Taylors Augen, es kostete ihre ganze Kraft sie zurückzuhalten, denn sie wusste, wenn sie jetzt weinte könnte sie so schnell nicht mehr aufhören. Um Fassung ringend atmete sie mehrfach tief durch und blickte Darlene an.
„Nein ich bleibe! Wenn ich jetzt gehe, werde ich es mein Leben lang bereuen.“
Sie schaute ihr fest in die Augen, um dem Gesagten nochmal Nachdruck zu verleihen. „Ok, doch wenn etwas ist, egal was, wir sind für dich da.“
Taylor konnte nur noch nicken, sie hatte einen zu großen Kloß im Hals.
Er saß in seinem Zimmer, niemand wusste was er dort alles hortete. Dies war sein Rückzugsort, dort konnte er so sein wie er war, musste sich nicht verstecken. Hier konnte er seine Heiligtümer bewundern. Liebevoll strich er mit den Fingern über Fotos, Bilder seiner Kunst.
„Ich habe dich gesehen, du bist so schön, du würdest dich gut machen in meiner Sammlung“, gurrte er. Er ging zum Schrank, zog eine Schublade auf und holte eine kleine Tüte heraus. Er setzte sich auf die Couch, holte das Wäschestück aus der Tüte und roch daran. Oh du duftest gut…. Du tust so anständig, doch das bist du nicht, keine Frau ist das, auch du hast ein Geheimnis….Ich werde es dir entlocken. Grinsend rieb er seine Nase an dem Höschen, zufrieden eine neue Aufgabe zu haben. Doch zuerst musste er noch was anderes erledigen, das duldete keinen Aufschub