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Angst

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Ich sehe die vermummten Männer vor meinem Bankschalter, ihre Gesichter sind mit schwarzen Schals bedeckt, und ich sehe nur ihre Augen. Ich versuche den Notknopf zu erreichen, werde aber vom dicken, vermummten Mann daran gehindert. Die Männer sagen irgendetwas, das ich nicht verstehen kann. Mein Gehirn spielt verrückt, und mein Denken setzt aus. Mir sitzt ein Kloss im Hals. Ich versuche zu sprechen, doch kein Laut kommt heraus.

«Hinlegen!», schreit der grosse maskierte Mann. Ich komme in die Realität zurück und sehe, wie sich die Kunden auf den Boden legen. Auch ich lege mich hin. Hitze durchflutet meinen Körper, der Magen krampft sich zusammen. Ich bin zu keiner Bewegung mehr fähig, mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Wie im Film sehe ich die drohenden Bewegungen der drei Männer.

Ein Kind fängt an zu weinen. «Schau zu, dass dein Gör die Schnauze hält, oder ich erschiesse es!», schreit mit galliger Stimme der kleine, drahtige Maskierte. Wie auf Kommando drehen sich alle Gesichter zu ihm hin, alle bleich und fassungslos. Horrorbilder drängen sich mir auf: erschossene Menschen, Blut – überall. Wut steigt in mir hoch, verdrängt für einen kurzen Augenblick das Gefühl der Ohnmacht. Endlich kann ich wieder sprechen: «Ihr könnt doch nicht...»

«Schnauze!», zischt der Grosse. Es läuft mir kalt über den Rücken. Ich möchte mich in Luft auflösen, höre jedoch meinen eigenen Atem so laut wie das Rauschen eines Bachs. Ich bemühe mich, dies in den Griff zu bekommen, doch je mehr ich es versuche, desto lauter höre ich mich atmen. Wenn sie mich hören, werden sie mich erschiessen, geht es mir durch den Kopf. Am Fussboden liegend, platziere ich meine Arme über den Kopf und versuche, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

«Du, da! Steh auf!» Jemand versetzt mir einen Fusstritt in die Rippen. Mir flimmert vor den Augen. Ich bemühe mich schnell aufzustehen, doch ein zentnerschweres Gewicht scheint auf mir zu liegen, und ich brauche all meine Kraft, um mich zu erheben.

Ich schaue in das Gesicht des grossen Maskierten und sehe, dass er etwas sagt, verstehe jedoch kein Wort. Mein Körper wird von einer eisigen Hand umfasst, die das Denken einfriert. Der Grosse schlägt mir ins Gesicht. Jetzt verstehe ich: «Tu das ganze Geld hier in den Koffer.»

Ich stehe jetzt ausserhalb meines Körpers und sehe mir zu, wie ich ein Bündel Noten nach dem anderen in die Tasche gebe. Ich sage zu mir selbst, dass dies unrecht ist, dass ich etwas tun muss. Ich will dem allem Einhalt gebieten, schaue mir jedoch zu, wie ich, einer Marionette gleich, auf sämtliche Befehle reagiere.

Dann fällt plötzlich ein Schuss. Ich lasse mich zu Boden fallen, unfähig, mich zu kontrollieren. Mir ist eiskalt. Mein Herz hämmert wild, ich spüre es bis in den Hals. Das Zittern wird immer stärker, ich spüre wie meine Hände, meine Füsse auf dem Fussboden aufschlagen. Ein unverständlicher Befehl seitens der Maskierten – dann grosse Ruhe.

Plötzlich reden alle durcheinander. Nur langsam begreife ich, dass alles vorbei ist. Ich stehe auf, und erst jetzt realisiere ich die aufgeregten Leute, die alle durcheinander reden und gestikulieren. – Jetzt rufe ich die Polizei – kann endlich abgeben, bin nicht mehr verantwortlich.

Das unheilvolle Niesen

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