Читать книгу Magierin der Liebe - Monika Auer - Страница 7

Оглавление

Einleitung

In diesem Buch erzähle ich meine Geschichte über das schwerste und verstörendste Trauma, welches einem Menschen widerfahren kann. Es ist meine Erfahrung über sexuellen Missbrauch im engsten Familienkreis. Inzest.

Gleichzeitig ist dieses Schreibwerk meine innere Ablöse von dieser desaströsen Kindheitserinnerung, die mich jahrelang in einem Martyrium subtiler sadomasochistischer Machtverhältnisse gefangen hielt.

Ich breche ein Tabu. Ich lege endlich die Scham darüber ab, was mir passiert ist.

Ich finde, in einer Kultur, die sich modern und fortgeschritten wähnt, in einer Gesellschaft, die ganz offensichtlich laufend Tabus bricht, darf nicht mehr der bleierne Mantel des Schweigens über einem Problem liegen, das seit Anbeginn der Menschheit existiert - das Phänomen systematischer sexueller Gewalt an Babys, Kleinkindern, Jugendlichen und erwachsenen Frauen. Wir sollten darüber sprechen und Ansätze finden, wie wir diesen täglichen Horror stoppen.

In meiner Geschichte zeige ich die Folgen jahrelangen sexuellen Missbrauchs auf. Ich schreibe über das kleine Mädchen, das ich einmal war; über sein massives Bindungstrauma, die Verzerrung seiner Wahrnehmung und damit einhergehend die Verdrehung darüber, was richtig oder falsch ist.

Ich spreche über schizoide Abwehr, eine sich verselbstständigte Dissoziation mit all ihren Krankheitsbildern, wie zum Beispiel Borderline und psychosomatische Störungen. Aber insbesondere spreche ich schonungslos über die fatale Konditionierung meiner Sexualität.

„Wer sexueller Gewalt ausgesetzt war, leidet ein Leben lang an den Folgen. “

Ich wollte auf keinen Fall an meinem Schicksal zerbrechen. Ich wollte unter keinen Umständen mein kostbares Leben in der Gefangenschaft eines Traumas verbringen. Und so begab ich mich auf die Suche nach einem Ausweg aus dem alles vernichtenden Sumpf sexueller und emotionaler Gewalt.

Zugegebenermaßen war es ein langer steiniger Weg bis zur Wiederherstellung meines gesunden Ich, welches durch die Straftaten beider Elternteile völlig zerrissen worden war.

Wie sich herausstellte, gestaltete sich mein Überlebenskampf zu einer äußerst schweren schamanischen Prüfung. Zum einen, da ich versuchte, von innen heraus den dissoziativen Zustand zu überwinden. Und zum anderen, weil ich laufend durch unsere normopathische Gesellschaft erneut traumatisiert wurde. Ich versuchte, der toxischen Kettenreaktion des Psychotraumas mittels täglicher Meditation zu entkommen, stieg tiefer und tiefer in die unbekannte Welt des Seins ein. Mit jeder Transformation meiner inneren Blockaden in Ressourcen wuchs ich in mein wahres Ich hinein. Schritt für Schritt offenbarten sich meine Talente, die aufgrund meines Traumas wie unter einem Scherbenhaufen verschüttet waren. Und dann, 40-jährig, konnte ich auch das Trauma der Identität heilen. Ich bekam endlich eine Ahnung davon, wer ich jenseits des sexuellen Missbrauchs war. Ich bin Künstlerin und Schamanin.

(1) „Der Schamane ist der Vermittler zwischen der Gruppe, der er angehört, und den jenseitigen Mächten, seien es nun Geister oder Gottheiten. Diese Vermittlunggeschiehtin einem veränderten Bewusstseinszustand, worin er Kunde über Krankenheilung, (…) bekommt, und sie zum Nutzen seiner Gruppe an wendet. Wenn nötig muss er Jenseitsreisen unternehmen, um verlorene Seelen zu suchen. Diese Fähigkeiten gewinnt erin der Erfahrung der Initiation, in der er sich Jenseitsmächten unter Lebensgefahr aussetzen muss. Besteht er diesen rituellen Tod, so wird er wiedergeboren. Die Krankheitsgeister und Dämonen, die ihm zugesetzt haben, werden dabei zu seinen Hilfsgeistern, mit denen er heilen kann. Dieses schamanische Heilungsverständnis, nach dem man nur heilen kann, was man selber bestanden und überwunden hat, unterscheidet sich grundlegend von demjenigen der Schulmedizin. “

In meiner Rückverbindung zu mir selbst, aber auch zu einer tieferen Dimension des Seins, die ich als Weltenseele bezeichnen möchte, offenbarte sich mein Herz als eine unendlich schöpferische Quelle. Erst als ich dem Ruf meiner Seele folgte und meinen schamanischen Pfad akzeptierte, schaffte ich in einem großen Umfang die Ablöse aus der Umklammerung des Dämons sexueller Gewalt.

Nach einigen Initiationen, insbesondere durch Tierahnen, von denen mich, wie sich herausstellte, einige seit meiner Geburt begleiteten, entsandt ich ganz bewusst meine Traumseele in die Anderswelt. Auf diese Weise erhielt ich Wissen über alchemistische Prozesse. Ich lernte, Missbrauchsenergie in Liebe zu transformieren. Hierfür lenkte sich meine unbewusste Seelenflucht in eine schamanische Disziplin um, auch Traumyoga oder Klarheitstraum genannt.

Diese hohe Schule des Träumens ermöglichte mir die Rückkehr vieler dissoziierter Ich-Anteile. Ich integrierte sie vor allem, wenn ich im Flow mit meinem Künstler-Ich war. Einst durch den Inzest abgespalten, trat es mittels einer Trauminkubation mit mir wieder in Kontakt. Von da an malte ich mir die Seele aus dem Leib.

Die Malerei wurde für mich zu einem präverbalen Medium. Mein Künstler-Ich brach das Schweigegelübde, hielt während des Gestaltens den inneren Flow aufrecht - Salutogenese des Bildlichen. Die Lebenserfahrung, die in meinen Körperzellen und in meinem Nervensystem gespeichert war, ergoss sich unreflektiert auf die Leinwände. Im Fluss der Farben und Formen lösten sich zutiefst verdrängte Gefühle aus ihrer Erstarrung, drängten ins Bewusstsein.

Der Dämon „sexueller Missbrauch“ wächst und gedeiht im Schutz der Dunkelheit. Wer ihn aber ans Licht zerrt und anschaut, schwächt ihn.

Anschließend konnte ich mit den entstandenen Bildwerken mein Trauma analysieren. Ich verstand im Nachhinein auf ich-stärkende Weise, was eigentlich passiert war. Gerade diese Selbstreflexion war wichtig für eine umfassende geistig-psychische Genesung. Es galt, alle Ich-Anteile zu finden und zu erkennen, sowohl die Licht- als auch die Schattenaspekte. Letztere spalteten sich in Opfer und Täteranteile auf.

Heilung findet jenseits des Psychodramas, der Opfer-Täter-Spaltung, statt. Heilung geschieht dort, wo sich Menschen im Mitgefühl verbinden, sei es mit sich selbst, ihren abgespaltenen Ich-Anteilen, mit ihrer Familie, mit ihrer Gesellschaft oder mit Mutter Erde. Denn in Wahrheit sind wir alle durch ein eng verwobenes Netz feinster Lebensfäden miteinander verbunden. Nichts und niemand existiert allein in diesem Universum.

Wenn ich mich im Schmerz sexueller Gewalt bewege, bewegt Ihr Euch mit.

Erst nach dem ich die vielen durch den Inzest auferlegten emotionalen Schlingen peu à peu ablegen konnte, offenbarte sich mir meine natürliche Spiritualität - Empathie und Liebe. Auch begriff ich erst danach meine Religion - die Welt der Träume und Mythen. Ich überlebte mithilfe meiner Träume, die wichtige Botschaften über mich und meine Genesungsmöglichkeiten bereithielten.

Alle Menschen träumen, sogar Tiere träumen. Während wir träumen, regenerieren sich Geist, Körper und Seele, gleichen sich Disbalancen und Spannungen zwischen dem Unbewussten und dem Bewussten aus, greifen wir auf eine immense universelle Ressource zurück. Wer sich also im Träumen trainiert, kann langfristig daraus spirituelle Intelligenz entwickeln. In meinem Buch erläutere ich, wie Letzteres mir Lösungsansätze bescherte, in dem ich transzendental über mein Ego hinauswuchs.

Es liegt mir am Herzen, meine Lösungswege mitzuteilen. Aber vor allem gebe ich mit den niedergeschriebenen Worten und meinen Seelen-Collagen meine Kraft weiter.

(2) „Die Kraft und die Wege“, sagte Fools Crow, „werden uns gegeben, damit wirsie an andere weiterreichen. Anders zu denken oderzu handeln wäre reine Selbstsucht. Wirkönnen sie nur behalten und vermehren, indem wir sie weitergeben; andernfalls verlieren wir sie. “

Magierin der Liebe

Подняться наверх