Читать книгу JETZT BIST DU WEG! DIE ABRECHNUNG - Monika Bonanno - Страница 6

3. Christian und Maria-Lia

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Der Ermittler der Mordkommission betrat den gerichtsmedizinischen Bereich und wurde wie immer mit einem Lächeln begrüßt, das Bände sprach. Die Gerichtsmedizinerin Maria-Lia himmelte Christian an und versuchte auf jede nur erdenkliche Weise mit ihm zu flirten. Aber sie stieß bei diesem Mann auf einen hartnäckigen Widerstand, den sie nicht kapierte.

Sie zog das Tuch über den männlichen Leichnam und nahm den Mundschutz ab. „Hallo Chris, wir sind fast fertig. Möchtest du unser Opfer sehen?“

Christian schüttelte den Kopf. „Muss nicht sein.“

„Gut, ist ja auch nicht unbedingt nötig, du bekommst die Bilder.“

Er nickte. „Ja und deine Analyse. Wie immer.“

Wie zufällig öffnete sie die oberen zwei Knöpfe ihres Kittels und präsentierte ihm ihr Dekolleté. Aber Christian sah nicht einmal hin, er ignorierte ihre Anmache und fragte sachlich: „Kannst du schon was zu der Todesursache sagen?“

Mit einem gekonnten Augenaufschlag erklärte sie: „Ja, der Mann ist betäubt worden. Wahrscheinlich mit K.-o.-Tropfen, aber das erfahren wir gleich, wenn die Laboruntersuchungen abgeschlossen sind. Ihm wurde der Schwanz abgeschnitten und ins Maul gesteckt. Auch die Eier sind entfernt worden. Todesursache war wohl ein kräftiger Stich mitten ins Herz.“

„Echt brutal! Der arme Kerl“, äußerte er sich.

„Na von dem Todesstoß hat er wahrscheinlich nicht mehr viel mitbekommen“, sagte Maria-Lia kaltschnäuzig und fügte hinzu: „Er wird es schon verdient haben.“

„Wie bist du denn drauf?“, wunderte er sich.

Die Gerichtsmedizinerin war sauer, weil er sie gar nicht beachtete, nicht einmal ein Lächeln schenkte er ihr. Dann änderte sie ihre Taktik, machte einen Schmollmund und schaute ihn mit ihren großen dunklen Augen an. Sie zog einen der Gummihandschuhe aus und nahm seine Hand. „Chris, wollen wir mal einen Kaffee zusammen trinken gehen?“

Christian schaute sie an und schlug vor, einen Cappuccino aus dem Automaten zu holen.

Wütend giftete sie ihn an: „Welchen Teil von ZUSAMMEN TRINKEN GEHEN hast du nicht verstanden? Fick dich doch selbst, du bist nicht der einzige Kerl auf dieser Welt.“

Jetzt erst merkte Christian, dass er ihr eine Erklärung für sein abweisendes Verhalten schuldig war. Maria-Lia hatte immer mit ihm geflirtet und ihm unmissverständlich gezeigt, dass sie in ihn verschossen war.

Er bestätigte ihr, dass sie auf ihn anziehend und sexy wirkte, aber er ganz bewusst Geschäftliches und Privates trennte. Christian vermied bei dieser Aussage jeglichen Körperkontakt und schaute nur auf ihren Mund mit den rosa geschminkten Lippen. Ihre südländische Schönheit reizte ihn schon, aber er wollte im Moment keine Beziehung, noch nicht einmal eine Affäre konnte er sich vorstellen.

„Warum hast du das nicht längst gesagt? Chris, ich mache mich hier zum Affen. Wahrscheinlich hast du sowieso eine Freundin. Oder bist du vielleicht schwul?“

Christian grinste. „Nein, ich bin nicht schwul. Aber komm, lassen wir es dabei. Du hast selbst gesagt, dass es noch andere Kerle gibt. Zurück zur Arbeit, was ist mit der DNA-Analyse, gibt es schon Ergebnisse?“

Maria-Lia ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken und deutet auf den großen Glasmonitor, auf dem die Vergleichs- und Suchvorgänge abliefen. „Wie du siehst, es läuft, kann noch ein Weilchen dauern. Ich gebe dir Bescheid, wenn wir Ergebnisse haben.“

„Danke, wo ist eigentlich meine Schwester?“ Christians Halbschwester Nadine machte gerade ihr Praktikum in der Gerichtsmedizin und war Maria-Lia unterstellt.

„Sie ist zum Tatort gefahren, um den Kollegen bei der Spurensicherung zu helfen.“

Er erwiderte: „Spurensicherung vor Ort passt aber nicht zum Vorpraktikum des Medizinstudiums.“

„Ja okay, aber sie wollte unbedingt mitgehen“, erklärte sie. „Warum auch nicht, man muss alle Facetten mal kennenlernen.“

Er überlegte, was sollte schon daran falsch sein. Eigentlich war es ihm auch egal, er wollte nur wissen, ob sie mit seiner Schwester zufrieden war, und fragte sie explizit danach.

Maria-Lia verdrehte die Augen und antwortete: „Ja Chris, wenn du es genau wissen willst. Sie passt hier nicht rein, ganz und gar nicht. Sie ist nicht gewissenhaft und auch noch zimperlich. Bei der Obduktion hängt der Mundschutz auf ihrem Kinn und sie zieht einfach die Handschuhe aus, weil sie das ganze Gummizeug nervt. Von Desinfektionsmitteln hält sie gar nichts und trotz Tigerbalsam beschwert sie sich ständig, dass der Gestank unerträglich sei.“

„Finde ich im Moment gar nicht so schlimm. Aber gut, jeder Mensch ist anders. Du musst halt mal mit ihr reden wegen der Sicherheitsvorschriften bezüglich Mundschutz, Handschuhe und so“, schlug er vor.

Sie zuckte die Schultern. „Das ist ja nur das kleinste Übel. Stell dir vor, deine Schwester hat auf die Leiche gekotzt. Einfach so, ein wenig blass im Gesicht und einen Würgereiz, dann die volle Soße frontal auf den Kerl. Das war vielleicht eine Sauerei, ihn wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Zudem haben wir somit ihre ganze DNA auf dem Opfer. Wie sollen wir das trennen? Alles ist komplett versaut.“

Er lächelte und versicherte ihr, dass jedes Praktikum auch mal ein vorhersehbares Ende habe.

„Hoffentlich, ich kann es kaum abwarten. Das hat nichts mit ihrer Person zu tun, verstehe mich da nicht falsch“, sagte sie.

„Nein, kein Problem. Vielleicht überlegt sie es sich noch einmal mit dem Medizinstudium.“

„Wie auch immer, unser netter Mensch hier unter dem Laken ist ja schon identifiziert. Ihr habt alle personenbezogenen Daten?“

Christian nickte und deutete auf die schwarze Rose, die auf dem Seziertisch lag. „Was ist das?“

„Die lag zwischen seinen abgeschnittenen Eiern“, antwortete sie kurz angebunden. „Nun, ich schick dir dann eine WhatsApp, wenn die DNA-Analyse durch ist und du sie einsehen kannst“, beendete die Gerichtsmedizinerin abrupt das Gespräch und begleitete ihn demonstrativ zur Tür.

Ihm war das mehr als recht. Diese unangenehme Situation und ihre beleidigte Stimmung ließ ihn mit einem erleichterten Seufzer die Tür zuziehen. Er überlegte, ob er das nächste Mal lieber einen Kollegen in die Gerichtsmedizin schicken sollte.

Als er im Auto saß, machte sich sein Smartphone bemerkbar. Er schaute darauf und sah ein Bild mit rosa Hintergrund und den Worten in blutroter Schrift: „Ich liebe Dich, mein Engelsgesicht.“

„Maria-Lia kann es nicht lassen, habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“, schimpfte Christian. Er löschte die Nachricht, dann erst kam ihm das Bild merkwürdig vor. Das passte überhaupt nicht zu ihr.


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