Читать книгу Neuland-England - Monika Murmann - Страница 4

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Lotti musste unbedingt mit jemandem reden und zwar nicht mit Rupert. Sie fuhr auf dem Heimweg beim Supermarkt vorbei und kaufte Hundefutter und zwei Säcke Möhren. Freddy sprach sie auf den Anrufbeantworter, dass er sich bitte dringend ein paar Tage um ihre Tiere kümmern muss. Lotti packte eine Tasche mit etwas Bekleidung und fuhr zum Bahnhof. Mit dem Zug ging es zum Flughafen. Dort nahm sie den nächsten Flug nach Köln/Bonn. Die Anreise bekam sie eigentlich nicht richtig mit. Sie funktionierte wie ein ferngesteuerter Roboter. Ob ein Er oder eine Sie neben ihr im Flugzeug saß, hätte sie nicht mehr sagen können. Sie leistete sich den Luxus mit dem Taxi zu Katja zu fahren. Zwei Straßen weiter befand sich eine kleine Pension, in der Lotti früher selbst schon mal Besuch untergebracht hatte. Gottseidank war dort ein Zimmer frei.

Sie warf ihre Tasche aufs Bett und marschierte dann das kurze Stück Fußweg zu Katja. Weil niemand die Türe öffnete, setzte sie sich eben auf die Stufen vor der Haustüre und wartete. Sie hatte Katja nicht angerufen, sie brauchte den direkten Kontakt für so eine Katastrophe. Endlich kamen alle Drei mit dem Auto angefahren. Es war wohl ein Info-Abend von einer weiterführenden Schule für den Sohn gewesen. Katja machte große Augen, Rainer schnappte sich seinen Sohn und überlies die beiden Mädels sich selbst. Lotti hatte ein Déjà-vu als sie wieder mit Katja und einer Flasche Wein, wie vor gut einem Jahr, im Wohnzimmer saß. Sie zeigte ihr das Ultraschallbild. Katja war sprachlos. „Ja aber!“ kam von ihr und dann lange Zeit nichts. „Ich will das nicht“ sagte Lotti. „Ich bin zu alt, Andrew ist zu alt, ich will meine Freiheit behalten und ich habe schon Kinder großgezogen. Soll das jetzt alles wieder von vorne anfangen?“ Lotti weinte: „Mit dem Baby eingesperrt sein, Elternabende, Krabbelgruppen, Krankheiten, durchwachte Nächte, meine Figur, kaum Sex, Finanzsorgen, Streit mit Lehrern, Vokabeln abhören, usw“.

Katja hörte geduldig zu und fragte: „Wieso bist Du eigentlich schwanger?“ „Weil Rupert mir erzählt hatte, das Gloria nicht schwanger wurde, beim Arzt war und Rupert schuld ist“, schniefte Lotti. „Daher konnte ich mir die Pille ja schenken! Toll Rupert, super Idee!“ heulte sie, inzwischen wütend auf Rupert. „Ich bin so blöd! Wie kann ich ihm sowas nur glauben!“ Katja fragte vorsichtig: „Was sagt eigentlich Rupert dazu?“ „Der weiss ja noch nichts!“ kam von Lotti die Antwort. Sie erzählte ihrer alten Freundin vom Kongress und dem Unfall, von den Erdbeeren und Emilys Frauenärztin. Ebenfalls erzählte sie vom Gedanken an Abtreibung. Es war ein langer Abend.

Rupert kam am Freitagnachmittag endlich vom Kongress mit einem Leihauto nach Hause. Er versuchte Lotti schon seit zwei Stunden per Handy zu erreichen. Sie ging einfach nicht dran. Zuhause war sie nicht und das Auto war ebenfalls nicht da. Er rief direkt im Schreibwarenladen an und erfuhr zu seiner Überraschung, dass Lotti sich krankgemeldet hatte. Während er vor sich hin grübelte, kam Freddy um sich um die Tiere zu kümmern und wunderte sich, dass Rupert da war. Er ließ Rupert die Nachricht vom Anrufbeantworter auf seinem Handy abhören, um seine Anwesenheit zu erklären. Freddy hatte das Gefühl, dass Rupert immer etwas eifersüchtig und misstrauisch auf das besondere Verhältnis von seiner Frau und ihm war.

Beide Männer waren sich einig, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Rupert suchte sich die Nummer von Sabine in London raus und stellte fest, dass sie keine Ahnung hatte. Dann rief er seine Mutter an und fragte sie dasselbe. Sie wusste nicht wo Lotti war, allerdings wusste sie, dass Lotti mit Emily zur Frauenärztin gegangen war. Rupert fackelte nicht lange und fuhr mit dem Auto bei seiner Schwester vorbei und stellte sie zur Rede. Emily wollte erst nichts sagen, aber Rupert wurde schrecklich wütend. Also erzählte sie ihm, was sie wusste. Allerdings hatte auch sie keine Ahnung wo Lotti jetzt war.

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