Читать книгу HUNA für Kinder - Monika Petry - Страница 5
Erster Schritt
ОглавлениеDie besten Geschichten von allen sind jene, die davon erzählen, wie wir entstanden sind, und auch die Tiere, Vögel, Insekten und sogar die Blumen. Es ist ebenso lustig zu hören, wie so etwas wie die Wolken und der Regenbogen erschaffen wurden.
Zu Beginn vor sehr langer Zeit gab es keine Welt. Es gab weder Tiere noch Menschen und noch nicht einmal die Sterne im Himmel. Aber überall da, wo die Sterne, die Welt, die Sonne und der Mond hinkommen sollten, da war Gott.
Nun, Gott ist so groß, dass sich Seine tatsächliche Größe niemand vorstellen kann, und wenn ich die Geschichte der Schöpfung erzähle (die davon spricht, wie alles entstanden ist), dachten die Menschen früher an Gott als einen sehr weisen und strengen Mann, und sie nannten Ihn „Vater“ und behaupteten, Er lebe im Himmel.
Das Seltsame bei Gott ist, dass Er unsichtbar ist, das bedeutet, niemand kann Ihn sehen. Er hat keinen Körper wie wir, sondern besteht aus der Substanz, woraus unsere Gedanken gemacht sind. Wir nennen sie „Gedanken-Substanz“ oder „Selbst-Substanz“, weil sogar die Leute wussten, dass sie 'sie selbst' sind, ohne ihre Körper ablehnen zu müssen. (Dir und mir sowie den ganzen Geschöpfen wurde ein Stück der Gedanken-Substanz gegeben, so dass wir sicher sein können, dass wir lebendig und Gottes Kinder sind).
Sollte es dir schwerfallen, dir Unsichtbares vorzustellen, könntest du ein kleines Spiel spielen, wie Jack und Jill es vor langer Zeit taten. (Vielleicht kennst du ihre Geschichte, aber ein Teil davon war geheim und wurde nicht in den Büchern veröffentlicht. Nun erfährst du den geheimen Teil.):
Jack und Jill spielten; Jill hatte ihre Buntstifte mit einem Blatt Papier auf einem Tisch liegen und zeichnete Bilder. Jack versuchte, ihr das Geheimnis zu erklären. Er benutzte die Gedanken-Substanz in seinem Kopf, um einen guten Gedanken herzustellen und sprach zu Jill:
„Ich habe einen Gedanken hergestellt. Sag mir, ob du ihn sehen, fühlen, hören oder schmecken kannst.“
„Da gibt es nichts zu sehen“, antwortete Jill nach einer Minute. Sie fühlte sich in die Luft um Jacks Kopf herum ein, horchte und zog die Luft in ihre Nase. Natürlich konnte sie nichts empfinden. Jacks Gedanke – genau wie Gott und dessen Gedanken – war, als ob nichts geschehen wäre. Aber es war etwas sehr Reales erschaffen worden. Gedanken sind sehr real. Jill meinte:
„Ich gebe auf. Ich glaube, das ist alles nur ein Spiel.“
„Nein, ist es nicht“, erwiderte Jack. „Eine freundliche Dame in der Bücherei erklärte mir, wie man so etwas wie Gott und die Gedanken verstehen kann. Es ist einfach, ich zeige es dir.
Zuerst musst du einen Gedanken herstellen, so wie ich es tat, und dann musst du ein Wort finden und dieses damit verbinden. So hat alles angefangen. Die Dame sagte, dass kluge Männer in einem sehr alten Buch geschrieben haben:
'Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.'
Ich glaube nicht, dass Gott wirklich in der Welt war. Er muss nur einen Gedanken gedacht und dann das richtige Wort gefunden haben, um es mit dem Gedanken zu verbinden, bevor Er das Wort gesprochen hat.
Wie auch immer, wir können alle einen Gedanken denken und ein Wort dafür finden. Das Wort, womit du meinen Gedanken hören kannst, heißt 'Blau'. Ich erschuf einen Gedanken über Blau. Nimm deine Buntstifte und zeichne ein blaues Muster auf dein Blatt, dann kannst du meinen Gedanken auch sehen. Aber der blaue Punkt wird schwieriger zu fühlen sein und kann kaum gerochen oder schon gar nicht geschmeckt werden.“
Jill zeichnete einen blauen Punkt mit ihrem Buntstift. Sie schaute ihn an und fragte dann: „Wenn du an Gott denkst und sprichst das Wort 'Gott' für Ihn aus, kann ich Ihn in einem Bild zeichnen?“
„Ich habe die Frau mit der Geschichte dasselbe gefragt“, erwiderte Jack. „Sie sagte, dass vor sehr langer Zeit die Ägypter, die die Pyramiden gebaut haben, die wir in unseren Geographiebüchern gesehen haben, versuchten, sich ein Bild von Gott zu machen, so dass sie es in ihre Gräber legen konnten. Aber letztendlich mussten sie einsehen, dass sie sich höchstens einen Schatten als Gott vorstellen konnten. Da die Sonne mit ihrem Licht einen Schatten warf, behaupteten sie, die Sonne stünde für Gott in all ihren Bildern und bilde für Gottes unsichtbaren Körper einen Schatten ab. Sie sagten, Gott habe den Menschen Schattenkörper wie Seinen eigenen gegeben, und die Schatten der Könige seien so königlich, dass ständig ein Diener daneben stünde und darauf achte, dass niemand in des Königs Schatten einträte und er selbst auch nicht auf sich selbst träte; und wenn er in der Sonne spazieren ging, bedeckte ihn ein anderer Diener mit einem Sonnenschirm, damit er auf keinen Schatten treten konnte.“
„Tut es seinem Schatten weh, wenn man darauf tritt?“, fragte Jill.
„Ich weiß nicht“, antwortete Jack nachdenklich. „Es könnte sein. Aber die Sonne selbst war noch heiliger als des Königs Schatten. Sie glaubten, sie stünde als realer Gedanke und Wort Gottes – dass sie Gott sei – aber die Frau aus der Bücherei sagte, das sei falsch. Aber, falsch oder nicht, sie dachten normalerweise an Gott und nannten das Wort 'Sonne' oder 'Licht', und somit erhielt Er diesen Namen. Sie nannten Gottes große Macht 'Sonnenlicht'.“
Jill nahm ihre Schere und Papier. „Wenn Gedanken real sind, mache ich uns zu einem König und einer Königin.“
Sie schnitt zwei Kronen aus ihrem Papier und setzte eine auf ihren Kopf und die andere auf Jacks Kopf. „Hallo, Herr König“, lachte sie. „Pass auf, dass du nicht auf deinen eigenen königlichen Schatten trittst und ihn zerstörst. Komm, wir gehen besser auf den Berg zur Quelle und holen Wasser für Mutter.“
Sie nahmen ihren Eimer und stiegen auf den Berg hinauf. Als die Sonne vor ihnen stand und ihr Schatten beim Gehen hinter ihnen lag, fürchteten sie nicht, daraufzutreten. Aber als sie ihren Eimer gefüllt hatten und den Abstieg antraten mit ihren Schatten vor ihnen, gerieten sie bei dem Versuch, nicht daraufzutreten, ins Stolpern, und Jack fiel hin und zerbrach seine Krone, und Jill stolperte hinter ihm her und stürzte ebenfalls.
Jack schlotterte, als er Jill aufhob. Quellwasser ist sehr kalt. „Ich weiß nicht“, sagte Jack, „ob mein Schattenkörper – mein wirklicher, nicht nur mein Schatten – nass werden kann; mein normaler Körper wird sicher nass. Wir holen besser noch einen Eimer Wasser und beeilen uns, nach Hause zurückzukehren und in trockene Kleider zu kommen.“
Nun wisst ihr, was Jack und Jill damals wirklich passiert war, und wir kehren zurück zu der Geschichte, wie alles entstanden ist. Zuerst möchte ich jedoch vorschlagen, da Gott, Sein Schattenkörper und Seine Sonnenlicht-Kraft ohne den Schatten der Sonne schlecht erklärbar sind, dass wir es dem früheren Nachbarvolk der Ägypter nachmachen. Sie vereinfachten alles und nannten Gott 'Vater'. Und (hier ist ein ganz großes Geheimnis für euch), da sogar Gott ohne Mutter kein Vater sein kann, nennen wir sie in unserer Geschichte 'Mutter'. Auch sie ist zu groß, um vorstellbar zu sein, und auch ihren Schattenkörper kann man nicht sehen, und sie ist sehr stark. Sie ist sehr schön und äußerst freundlich, und sie liebt alles, besonders kleine Babies. Versuche daran zu denken, dass unsere Geschichte nicht ganz wahr ist. Die meisten Geschichten sind teilweise erfunden, und so ist es auch mit unserer.
Nun, vor langer Zeit geschah es, dass der weise Vater und die hübsche Mutter beschlossen, ein kleines Geschöpf zu erschaffen. Aber bevor sie Tiere, Vögel und Menschen machen konnten, benötigten sie einen Ort für sie. Da sie schon einmal dabei waren, erschufen sie den ganzen Raum, der jemals notwendig sein würde. Er reichte so weit, wie man mit einem Gedanken reichen kann, und das ist wahrhaftig sehr weit. In diesen weiten Raum platzierten sie die Sterne, die sie erschaffen hatten, sowie unsere Sonne, den Mond und die Welt. Unsere Welt war eine besonders schöne, hergestellt mit größter Sorgfalt, denn darin würden Frauen und Männer wohnen, nachdem sie abgekühlt und alles bereit stand.
Die Erde war rund wie ein Ball, wie fast alles am Anfang ist. Sie drehte sich wie ein Kreisel und zirkulierte ziemlich langsam um die Sonne herum in einem so großen Kreis, dass eine einzige Umrundung ein Jahr dauerte. Zusammen mit der Erde wurden verschiedene andere Welten oder Planeten erschaffen, einige weiter von der Sonne entfernt und andere näher, einige größer als die Erde und andere kleiner. Sie besaßen alle einen Mond wie der unsrige oder drei oder vier. Einige der Planeten reichten jedoch zu nahe an die Sonne heran und wurden zu heiß. Andere waren zu weit entfernt und zu kalt. Nur unsere Erde war genau richtig.
Sobald die Erde abgekühlt war, eilten Vater und Mutter herbei, um sie anzuschauen und zu beschließen, was jetzt anstünde. Es war zu trocken für Pflanzen, also machten sie aus kleinen, runden Wassertropfen Regen, und dieser fiel und fiel. Das ist eigenartig mit den Regentropfen. Sie sind rund, so wie die meisten guten Dinge bei ihrer Erschaffung rund sind, aber sie vermischen sich untereinander und werden zu Wasser. Im Wasser können wir nicht sehen, wo ein Regentropfen endet und der nächste beginnt. Sie werden alle flach an die Seiten gepresst, so können sie zusammen zu Wasser werden, und noch nicht einmal mit dem Vergrößerungsglas sind irgendwelche Nähte zu sehen. Aber wenn, während die Regentropfen fallen, die Luft kalt ist, frieren sie, und dann können wir sie als Hagelkörner sehen und feststellen, wie sie rund bleiben, bis sie warm und wieder zu Wasser werden.
Schon bald gab es genügend Wasser, aber es bedeckte die gesamte Welt und ließ kein trockenes Land zurück. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, wurden Teile der Erde zu Bergen und Ebenen hochgehoben, und das ganze Wasser floss in die niederen Stellen und bildete Seen und Ozeane. Als das Wasser in den Bergen zu kleinen Flüssen wurde und zu den Ebenen herunterfloss, waren die Flüsse sehr froh – und sind es noch heute. Sie sangen melodische Liedchen, als sie über Steine plätscherten oder kleine Wasserfälle bildeten. Und die Regentropfen lieben das so sehr, dass, wenn sie im Ozean angekommen sind, sie die Leitern, die von den Strahlen der warmen Sonne zur Verfügung gestellt werden, hinaufklettern und Wolken bilden, worin sie zurücksegeln, vom Wind angetrieben, zu hohen Orten über dem Land, wo sie noch einmal herabfallen und sich in Bächen vereinigen und auf ihrem Weg zum Meer singen können.
Vater sprach zu Mutter: „Ich bin fertig mit den Zeichnungen für den größten Teil der Schöpfung. Wir müssen mit den ganz kleinen Dingen beginnen und sie in dem warmen Wasser des Ozeans in der Nähe der Küste heranwachsen lassen.“
„Ich helfe dir jederzeit gern“, antwortete Mutter. „Hast du schon beschlossen, woraus du die Kreaturen erschaffen willst?“
„Ich habe etwa hundert verschiedene Arten von irdischen Materialien zum Arbeiten“, erklärte Vater. „Und die meisten dieser Dinge können untereinander vermischt werden, um noch mehr Arten von Materie herzustellen. Einige von ihnen sind Gase, einige flüssig wie Wasser, und viele sind weich oder hart oder etwas dazwischen.“
Er streckte seine Hand aus und zeigte auf verschiedene Arten von Materie, genannt 'Elemente'. „Möchtest du mir helfen, Schattenkörper für ein paar Kreaturen herzustellen? Wir können sie dann mit Materie füllen und etwas von unserer Gedanken-Substanz und Selbst-Substanz in sie hineinfüllen sowie etwas Lebenskraft, und das müsste sie zum Leben bringen.“
Mutter streckte ihre liebliche Hand aus und nahm Vaters große, freundliche Hand. Sie vereinten sich, um die benötigten Gedankenbilder der kleinen Lebewesen herzustellen. Danach stellten sie Schattenkörper her, um die Bilderkörper zu bekleiden und fügten Teile ihrer eigenen Selbst-Substanz ein, so dass die Geschöpfe eine erstklassige Intelligenz besäßen und sich ihrer selbst bewusst seien. Mutter befestigte an jedem einzelnen einen kleinen, unsichtbaren, schattenhaften Faden, den sie an ihren Schürzenbändern befestigte, so dass sie die Spuren aller verfolgen und ihnen helfen konnte, das Leben zu erlernen. (Es wird 'Instinkt' genannt, wenn die Mutter den Lebewesen sagt, wie man etwas tut, wie beispielsweise essen und wachsen. Sie teilt es ihnen über die dünnen, schattenhaften Fäden mit.)
Als Vaters Hand zu voll wurde, schlug Mutter vor: „Lass uns ins Haus gehen, damit ich eine Schüssel mit der richtigen Größe dafür finden kann.“
Also gingen sie in ihr Haus und legten die kleinen Kreaturen in eine Schüssel. Aber sie waren zu trocken und ließen sich beim Umrühren nicht gut vermischen.
„Wir brauchen etwas gutes, reines Wasser“, stellte Vater fest. Sie gingen hinaus und schauten in den Himmel. Eine kleine Wolke schwebte dort, und Vater rief:
„Kleine Wolke! Wir brauchen dich. Komm her und schau, ob du ein wenig in diese Schüssel regnen kannst.“
Die kleine Wolke war so stolz und aufgeregt, dass man sie um Hilfe gebeten hatte und platzte fast, als sie sich zu regnen beeilte. Es ist sehr schwierig für Wolken zu regnen, bevor sie nicht dazu bereit sind. Aber sie presste, wandte sich und versuchte es so lange, bis sie schwarz wurde im Gesicht.
„Wie einfach“, sagte Mutter, und die Wolke versuchte es immer wieder, so gut sie konnte, einige Regentropfen herauszupressen, aber aus Versehen entwich ihr ein Blitz- und ein Donnerschlag.
„Vorsicht!“, warnte Mutter. „Du hättest die Mixtur fast verbrannt.“
Kleine Wolke brach in Tränen aus, und da sie Regentropfen weinte und die Schüssel bald halb voll war, war alles gut.
Vater schaute zu, wie Mutter vorsichtig umrührte. Bald darauf sagte er: „Ich denke, das genügt, dieser kleine Lichtstrahl ist genau richtig, um die Lebenskraft zu bewirken.“
„Du hast recht!“ rief Mutter aus. „Schau! Es formen sich kleine Bälle, und es wachsen Häute darum. Bälle sind immer ein gutes Zeichen.“
Sie beobachteten es, und Mutter rührte immer noch vorsichtig. Bald begannen die kleinen Bälle, die wie Wackelpudding aussahen, zu wackeln und füllten sich mit Leben.
„Hört zu“, befahl Vater, „ihr kleinen Kerle wachst so schnell ihr könnt und multipliziert euch, so dass wir eine Vielzahl einzelliger Lebewesen erhalten.“
Mutter rieb ihre Hände und hängte ihre Schürze mit Sternen auf. „Was beabsichtigst du, mit ihnen zu tun, wenn sie genug sind?“
„Oh“, antwortete Vater, „ich verbinde sie, um größere Lebewesen mit vielen Zellen herzustellen. Ich wette, einige Zellen werden die Arbeit übernehmen, die Augen für das Lebewesen wachsen zu lassen, und einige werden zum Magen und einige zum Mund. Du musst sie über den Schattenstoff, den du an deine Schürzenbänder befestigt hast, anweisen.“
„Das mache ich gern“, antwortete Mutter. „Ich wollte schon immer eine Familie haben, und das werden schlaue Kinder. Wenn es soweit ist, sehe ich zu, dass ihr Instinkt sie lehrt, wie sie ihre Zähne, Ohren und Haare wachsen lassen. Später lernen sie, Nester zu bauen. Es wird sehr unterhaltsam werden.“
Als sie die Schüssel mit der Mixtur in den warmen Ozean schütteten, waren sie überrascht, eine ganze Gruppe Wolken über ihrem Haus versammelt zu finden. Sie hatten von der wunderbaren Ehre zugunsten der kleinen Wolke gehört, indem sie bei der Erschaffung kleiner Dinge helfen durfte. Sie warteten alle und platzten fast, um im geeigneten Moment zu regnen. Die Luft füllte sich mit Blitzen und lautem Donnergrollen. Aber Vater und Mutter achteten nicht darauf. Sie lächelten nur und bedeckten die Schüssel, um zu zeigen, dass sie keinen Regen mehr brauchten.
Sie überquerten den Strand und leerten die Schüssel hier und da zwischen den Felsen an der Küste aus. Einmal im Wasser, verloren die kleinen Kreaturen keine Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Einige wurden zu Pflanzen und einige zu Lebewesen. Alles, was sie benötigten, war Zeit, um zu zeigen, was sie zu tun vermochten.