Читать книгу Aufgeben ist keine Option - MP #teamdopamin - Страница 3

Prolog Die W-Frage(n)

Оглавление

Christoph

Warum ich? Was wäre, wenn ich nicht krank geworden wäre? Wie wäre mein Leben dann verlaufen? Wie sähe meine familiäre Situation aus? Wie weit wäre ich beruflich gekommen? Wo säße ich jetzt? Würde es mich überhaupt noch geben? Fragen über Fragen, auf die es glücklicherweise keine Antworten gibt!

Auch wenn mir klar ist, dass es keine Antworten gibt, stelle ich mir doch ab und zu so eine „W- Frage.“ Und ich bin mir sicher, ich bin nicht der einzige. Dabei habe ich festgestellt, dass die Frage im wesentlichen von der Phase der Erkrankung abhängt.

Warum ich?

Ich denke, diese Frage stellen sich alle am Anfang, wenn die Diagnose frisch ist. Irgendwann akzeptiert man die Situation und geht zur nächsten Frage über. Bei mir kam recht schnell die Frage nach dem Job. Ich fragte mich, wie lange es wohl gut gehen würde, wie lange ich noch Geld verdienen kann?

Den Entschluss, Lehrer zu werden, fasste ich bereits in der 9. Klasse der Realschule auf. Mein damaliger Sportlehrer, Herr O., war mein absolutes Vorbild. Ich vertraute ihm meinen heimlichen Wunsch an. Als die 10. Klasse geschafft war, fuhr Herr O. (natürlich mit dem Wissen meiner Eltern, wovon ich aber damals nichts wusste) mit mir zu einem Gymnasium. Er hielt an und sagte nur, wenn DU willst, kannst du hier Abi machen, den ersten Schritt, um Lehrer zu werden. Ich wurde Lehrer, mein Traumjob. Leider viel zu kurz!

Heute, wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, lautet die Antwort: “Rentner.” Ist man denn tatsächlich Rentner von Beruf, oder bleibt man nicht Lehrer, Maurer, Verkäufer, Ärztin, …. ein Leben lang? Unsere Leistungsgesellschaft akzeptiert und respektiert doch nur die Starken, Gesunden und Selbstbewussten. Gemessen wird dies doch meist am sozialen Stand, den man sich erkämpft und erarbeitet hat! Natürlich gibt es auch andere Werte, doch seien wir ehrlich …

Naja, wie ein Freund noch sagte: „Mitleid gibt es umsonst! Respekt muss man sich verdienen.“ Wie verdient man sich jedoch Respekt? Eine gute und sichere Arbeit trägt sicherlich dazu bei.

Als ich 2017 mit 52 Jahren - 12 Jahre nach der Diagnose - meinen Traumjob aufgeben musste, weil ich nur noch unzureichend zu verstehen war, fürchtete ich das große Nichts, das Loch, in das ich hineinfallen würde. In dieser Zeit kamen die „W-Fragen“ sehr häufig vor.

Mit der Unterstützung meiner Familie und Freunde gelang es mir jedoch schon bald, das Loch zu schließen. Sich Respekt verdienen, Akzeptanz aufbauen, sind viel und gern genutzte Attribute, doch wie macht man das? Am einfachsten ist es doch, wenn man einen Haufen Geld verdient. So zumindest die verbreitete Meinung in unserer Gesellschaft. Mit 53 Jahren Frührentner zu sein, so habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt! Träume und Wünsche zu realisieren, das Leben zu leben, die Schäfchen ins Trockene zu bringen, die Kinder gut auf das eigene Leben vorzubereiten, das sind doch Ziele eines 50-jährigen! Sich selbst zu bejammern, zu bemitleiden ist und war jedoch nie eine Option. Es bringt einfach nichts, schon gar nicht Respekt und Akzeptanz! Respekt im Außenverhältnis, aber auch Respekt sich selbst gegenüber. Sich morgens im Spiegel anschauen zu können, abends auf einen erfüllten, respektvollen Tag zurück zu schauen, ist nicht immer einfach, aber mir enorm wichtig. Ich habe neue Aufgaben, neue Menschen gefunden. Wir engagieren uns gemeinsam, setzen uns Ziele, freuen uns über jede Form der Akzeptanz unserer Arbeit.

Was ist deine W-Frage?

Aufgeben ist keine Option

Подняться наверх