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Vorspiel

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Jan Rochefort hatte es in seinem Leben weit gebracht. Aus seiner Perspektive zumindest. In seinem Büro stand die Luft. Es roch abgestanden nach Männerschweiz und Sex. Rochefort zog sich den Reißverschluss seiner Hose zu, während das kleine Schleckermäulchen Justine ihm beim Verlassen seines Büros winkte.

Es geht doch nichts darüber seine Ware selbst zu testen. Der Kunde soll doch immer das Beste bekommen. Da muss ich schon mal selbst mich überzeugen, dass die Mädels was zu bieten haben.

Rochefort herrschte über ein kleines Imperium in der Stadt. Fast das gesamte Rotlichtmilieu unterstand ihm und auch im Drogenhandel war er eine große Nummer. Im Bereich der Nutten gab es noch diesen VanDam mit seinen billigen Puffs, aber die drei Läden sollte er ruhig behalten. Die anderen 80 Prozent der Puffs kontrollierte er mit eiserner Hand. Im Drogenbereich sah es schon anders aus. Hier zofften sich gleich mehrerer Parteien um die Vorherrschaft. Nur die Stärksten würden den Kampf überleben. Und der Stärkste werde ich sein, ich werde die anderen wie kleine Maden zertreten.

Rochefort stand auf und ging zu dem großen Einwegspiegel in seinem Büro. Er sah hinunter in sein Etablissement, direkt auf die Tanzfläche mit der silbernen Stange, an der sich irgendeine kleine Fotze erotisch räkelte und gerade ihren Slip auszog und lassziv in das Publikum warf.

Rochefort nahm sich sein Whiskyglas und nippte daran. Sein linker Zeh juckte. Das kündigte Unheil an, dass wusste er. Er dachte an die Lieferung, die er erwarten würde. Hoffentlich ist da nichts schiefgegangen. Ich werde mit Luis sprechen, ob alles klar ist. Wehe die Maden, haben da was vermasselt.

Luis war ein grobschlächtiger muskelbepackter Mann. Er war die linke Hand von Rochefort. Viele Muskeln aber wenig Hirn. Aber zu 100% loyal. Er tat das, was man ihm befahl, ohne nachzudenken.

Luis stellte sich vor den wuchtigen Schreibtisch, hinter dem Rochefort wieder Platz genommen hatte. Er nippte an sein Whiskyglas, spürte das Brennen des Whiskeys in seinem Rachen und genoss das scharfe Nachbrennen.

„Läuft alles glatt mit der Lieferung?“, grunzte Rochefort.

„Bisher ja. In einer Stunde können wir die Lieferung im Empfang nehmen.“

„Irgendetwas Ungewöhnliches?“

„Wie?“

„Stell dich doch nicht blöder als du bist. Gibt es Anzeichnen, das mit der Lieferung irgendetwas nicht stimmt?“

„Nein, alles wie immer!“

„Spitzel der Polizei?“

„Die Kontaktpersonen waren die alten. Ich habe sie noch mal überprüft. Keiner hat eine Verbindung zur Polizei.“

„Und unsere Überraschung: Ist sie auch bei der Lieferung dabei?“

„Ja!“

„Gut, das wars dann.“


Schwarz saß hinter seinem Schreibtisch und starrte auf das Telefon. Sie hatten soeben den Einsatzbefehl erhalten. Er knetete seine Fäuste, öffnete und spreizte sie, fühlte die Kraft und die Energie, bereit einem Rochefort gehörig den Kiefer zu zertrümmern. Hoffentlich würde er Widerstand gegen seine Festnahme leisten, dann hätte einen Grund ihn zu verletzen und könnte es dann nachher als Notwehr darstellen. Schwarz und seine Ermittlungsgruppe des BKA hatten sich auf diese Aktion monatelang vorbereitet. Sie hatten Rochefort observiert, seine Finanzdaten durchleuchtet, die Telefone abgehört, das Büro von Rochefort illegaler Weise verwanzt, etliche Zeugen befragt und einen V-Mann in die gut durchstrukturierte Organisation eingeführt. Allerdings hatten sie kaum verwertbare Beweise bekommen, um Rochefort zu verhaften und aus dem Verkehr zu ziehen. VanDam, der Arsch, lieferte ihm auch nichts Verwertbares, außer ihm ständig an ihre Vereinbarung zu erinnern, dass er Rochefort aus dem Verkehr ziehen sollte. Wenn Rochefort erledigt ist, dann werde ich mir dich vorknüpfen. Wenn du denkst, du kannst mich ficken, dann werde ich dir zeigen, was es heißt, gefickt zu werden!

Schwarz stand auf, riss die Tür zu dem großen Arbeitsraum auf und brüllte in die Runde.

„Lagebesprechung in fünf Minuten. Wir haben eine anonymen Tipp gekommen, dass Rochefort eine Lieferung Mädchen und Drogen bekommt. Diesmal erwischen wir das Arsch auf frischer Tat!“


VanDam legte den Hörer auf. Seine Quelle beim BKA hatte ihm den Ort und Zeitpunkt für eine Lieferung für Rochefort genannt. Ich habe jetzt die einmalige Chance meinen ärgsten Feind die Ware abzuluxen und ihn damit bei seinen Geschäftspartner als unseriös und unzuverlässig erscheinen zu lassen. Ich könnte ihn damit stärker aus dem Geschäft drängen und mich den Osteuropäer als verlässliche Alternative anbieten.

„Jackson!“, brüllte VanDam aus seinem Büro. Jackson, sein treuer Vasall betrat das Büro.

„Ja Chef!“

„Ich habe den Treffpunkt von meinem Informanten übermittelt bekommen. Es kann losgehen. Sag den Jungens Bescheid. Das wird eine lustige Nacht. Wir treten Rochefort so richtig in den Arsch und werden uns den Osteuropäern andienen.“

„Chef, ich habe ein ungutes Gefühl. Ich wittere nichts Gutes!“

„Du witterst nie etwas Gutes! Du bist ein alter Miesmacher. Deswegen bin ich ja auch der Boss und du nur mein Befehlsempfänger.“

„Ich lass schon mal die Jungs aufsatteln. Wir wollen ja nicht zu dem Treffen zu spät kommen.“

„Mach das!“

Jackson verließ das Büro und ging in die Garage, um die Jungs auf die Aktion vorzubereiten und sie mit den notwendigen Informationen und Waffen auszustatten.

Rochefort in den Arsch zu treten, ist besser als der geilste Blowjob der Welt. Endlich kann ich ihn auch mal die Suppe versalzen. Ich fühle nichts negatives, mein Bauch sagt mir, das alles gut geht. Und wenn man Bauch das sagt, dann wird es auch so eintreffen. Da hat sich mein Bauch noch nie geirrt. Rache ist etwas Schönes. Ich werde mich rächen, für all die verlorengegangen Geschäfte in der Vergangenheit, für all die Niederlage, die ich erleiden musste und dafür, dass du meine beste Nutte zu Tode gefickt hast! Gewalt wird mit Gewalt bezahlt. Auf jeden Schlag erfolgt ein Gegenschlag.

VanDam öffnete die Schublade, in der er seine Mauser gelagert hatte. Er benutzte nur deutsche Waffen, nicht das er rechtsradikal war oder so, aber deutsche Waffen schossen und töteten am besten. Diese Präzision, diese Genauigkeit, diese Durchschlagskraft fand man fast bei keiner Waffe auf diesem Planeten. Er steckte sich die Waffe in seinem Hosenbund, schob die Schublade zu und stand auf. VanDam ging aus seinem Büro, welches im Hinterteil, sondern einer Autowerkstatt lag. Zum Schein hatte er die Autowerkstatt als Betrieb angemeldet, um eine offizielle Geschäftsadresse zu haben und um Geld aus seinen illegalen Geschäften weiß waschen zu können. Hinzu kam, dass man hier ganz gut an Autos herumschrauben konnte. Das war seine Lieblingsfreitzeitbeschäftigung. Nur das Scheffeln von Geld machte er noch lieber. Da hatte er ein Dagobert-Duck-Gen in sich. VanDam ging durch die Autowerkstatt, vorbei an dem alten Opel Kadett, den sie gerade aufmotzten, hinaus durch das große Tor in den Sonnenuntergang. Vor der Werkstatt hatte der harte Kern seiner kleinen aber schlagkräftigen Organisation bereits auf ihren Maschinen aufgesessen und alle wartete sie auf ihn. Auf ihn, den Anführer ihrer Gang, ihn, die coolste Sau auf der Welt, ihn den größten Frauenabschlepper in der Weltgeschichte. Die Blicke der Rocker schauten ehrfürchtig zu ihrem Chef, wie er lässig sein Bein über den Sitz seiner Maschine schwang, den Schlüssel im Schloss versenkte und den Motor heulend anwarf. Dann fuhr VanDam der Große mit quietschenden Reifen vom Vorplatz seiner Autowerkstatt in Richtung des vereinbarten Treffpunktes.



Rache

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