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Kapitel 1

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Leise summte Franzi vor sich hin, während sie den Adventskranz großzügig mit silbernem Glitzer bestreute.

»Hey« Felix ließ seine Zeitung sinken und schaute genervt in seine Kaffeetasse. »Wenn du so weiter machst, kannst du dir bald einen neuen Mitbewohner suchen.«

Unbeeindruckt zupfte Franzi eine Schleife zurecht und zündete die erste Kerze an. »Hör auf zu knurren und leg die Zeitung weg.« Liebevoll betrachtete sie ihr Werk. »Ist er nicht wunderschön geworden?«

Felix goss seinen Kaffee in die Spüle. »Ja, ganz entzückend mein Schatz. Aber kannst du mir mal verraten, wo wir jetzt essen sollen? Überall ist Weihnachten.«

Er hatte nicht ganz unrecht. Der Adventskranz vom Ausmaß eines Wagenrades, bedeckte fast vollständig den Küchentisch und in der gesamten Wohnung lauerten, in allen Ecken und Nischen, Weihnachtsstehrumchen. Einzig sein Zimmer hatte er bisher vor der Invasion glitzernder Dinge bewahren können.

»Ach, komm schon, nur noch der Adventskranz. Einen Adventskranz muss man schließlich haben.«

»Einen ja, aber das ist jetzt der Dritte und er nimmt den gesamten Tisch ein.«

»Der an der Tür ist ein Willkommenskranz und der im Wohnzimmer hat nur eine Kerze, ist also eigentlich auch kein richtiger Adventskranz und ...« Als sie Felix` Grinsen sah, brach sie ihre Verteidigungsrede ab. »Aber wenn du ihn nicht magst, nehme ich ihn mit in mein Zimmer.«

Felix seufzte. »Lass mal, er ist wunderschön. Essen wir halt eine Weile nur aus Schälchen.« Er strich sich über seinen Bauch. »Tut mir wahrscheinlich ganz gut.«

Franzi gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist lieb, aber zu Weihnachten gibt es keine Schälchen Diät. Ich muss eine andere Lösung finden.« Sie sah sich um und ihr Blick blieb an dem bunten Kronleuchter über dem Küchentisch hängen. »Wie wäre es, wenn wir den Adventskranz einfach an dem Deckenhaken befestigen? Ich werde morgen gleich das passende Band besorgen.«

Zweifelnd guckte Felix an die Küchendecke. »Und was ist mit dem Kronleuchter?«

»Da finde ich schon eine Lösung.«

Felix verdrehte die Augen und grinste. »Klar. Ich hatte es befürchtet.«

Zur Feier des Tages, oder zur Feier des Adventskranzes, oder wie Felix meinte, weil absolut kein Platz mehr zum Kochen war, hatten sie sich etwas vom Chinaimbiss bestellt.

Felix verteilte zweimal die 47 mit extra Soße und eine Portion Frühlingsrollen auf dem Tisch. »Sag mal Fränzchen, was hältst du von einer Runde Poker heute Abend? Ich habe Fred und Bert Bescheid gesagt.« Felix schaute auf seine Uhr. »Die müssten eigentlich bald hier auftauchen.«

Franzi tunkte ihre Frühlingsrolle in die Sojasoße und überlegte einen Moment, schüttelte dann aber ihren Kopf. »Nee, lass mal, das ist mir zu gefährlich mit euch dreien. Ich muss noch ein bisschen lernen und dann mit den Hühnern ins Bett. Ich schreibe morgen eine Klausur und will fit sein.«

»Oh Franzi, der sittsame Weihnachtsengel, übertreib´ es nicht. Nur ein harmloses Kartenspiel, das macht den Kopf frei.«

»Ja, ja, harmlos. Ich kenn´ euch doch. Morgen ist mein Kopf dann restlos frei von allem, was ich mir da mühsam reingeschafft habe. Nee, nee, spielt ihr Mal schön ohne mich.«

Pappsatt lehnte Franzi sich zurück. Woraufhin Felix seinen leeren Karton zur Seite schob und sich Franzis restliche Nudeln angelte. Er hatte den Mund noch voll, als es an der Tür klingelte. »Ich geh schon. Aber lass mir einen Glückskeks über«, sagte Franzi und rückte ihren Stuhl zurück.

Kaum hatte sie die Tür geöffnet, drückte ihr Bert zwei Flaschen in die Hände und umarmte sie flüchtig. »Seid ihr in der Küche?«, fragte er und warf seinen Mantel über einen Stuhl, auf dem bereits diverse Schals, Mützen und Jacken lagen. Bevor Franzi irgendetwas erwidern konnte, war er auch schon an ihr vorbei.

Fred, der wesentlich zurückhaltendere Teil des Pärchens, bewunderte derweil die Weihnachtsdekoration an der Tür. »Wohnt hier der Weihnachtsmann?«

»Genau. Ho, Ho, Ho!«, sagte Franzi. »Du warst doch sicherlich artig.«

»Ich glaub´ schon.« Fred lachte. »Schön weihnachtlich habt ihr es hier.«

»Ja, nicht.« Franzi strahlte. Mit den beiden Flaschen in der Hand umarmte sie ihn umständlich. »Komm, lass` uns auch in die Küche gehen.«

Dort angekommen, hielt sie Felix die Flaschen entgegen. »Wodka und Whisky, ganz harmlos.«

Achselzuckend zog Bert sich einen Stuhl heran. »Wir konnten uns nicht entscheiden. Du kannst ja auch einfach ein Gläschen Wein trinken, dann bist du beim Pokern schon mal im Vorteil.«

Franzi hob spöttisch eine Augenbraue. »Danke!«

»Sie will gar nicht mitspielen, die Spielverderberin. Sie muss mal wieder lernen.«

»Genau.«, sagte Franzi. »Die Spaßbremse verschwindet jetzt hinter ihren Büchern.«

»Och nee! Zuviel Lernen ist ungesund«, sagte Bert und Fred versuchte es mit einem Dackelblick.

Franzi lachte. »Och doch, ich muss. Aber ich wünsche euch viel Spaß.«

Gegen halb elf legte Franzi ihre Bücher zur Seite. Was sie bis jetzt nicht in den Kopf bekommen hatte, würde auch nicht mehr hineingehen.

Schon im Schlafanzug, schaute sie noch einmal in der Küche vorbei. Die drei hatten sich mit Wein begnügt und waren auf Skat umgestiegen. Den Adventskranz hatten sie auf die Arbeitsplatte neben der Spüle gestellt. Davon war Franzi nicht begeistert, aber irgendwie brauchten sie ja auch Platz zum Spielen. Morgen würde sie eine bessere Lösung finden.

Fred durchsuchte die CDs, die sich neben der kleinen Anlage auf der Fensterbank stapelten. »Sag mal, habt ihr nur noch Weihnachts-CDs?«

Franzi hob entschuldigend die Schultern. »Ich habe da im Moment so eine Phase.«

»Phase ist gut. Vor Ende Dezember wird hier nichts anderes gespielt.« Felix sortierte konzentriert seine Karten. »Warte ..., ich hol gleich etwas anderes aus meinem Zimmer.«

»Ach lass´ mal. Hier Michael Bublé, das ist doch ganz schön.«

»Siehste!«, sagte Franzi und nahm sich eine Flasche Wasser aus der Kiste. »Ich geh´ jetzt ins Bett. Spielt noch schön.«

»Gute Nacht, Mutti«, sagte Felix und grinste.

Woraufhin Franzi ihm die Zunge herausstreckte.

6.05, Franzi blinzelte irritiert auf ihren Wecker, das war eindeutig zu früh. Energisch schlug sie auf den Alarmknopf und drehte sich um. Sie hatte die Augen fast schon wieder geschlossen, als sie aus dem Augenwinkel den Stapel Bücher auf ihrem Schreibtisch sah.

Ach ja, die Kunsthistorik-Klausur. Sie hatte den Wecker so früh gestellt, um noch mal in ihre Aufzeichnungen schauen zu können. Kurzentschlossen schwang Franzi ihre Beine aus dem Bett. »Brr.« Es war empfindlich kalt. Draußen mussten deutliche Minusgrade herrschen, die nicht komplett draußen bleiben wollten. Die Altbauwohnung war zwar sehr schön mit ihren hohen Decken, dem Stuck und dem Dielenboden. Allerdings waren die schönen Fenster auch ganz schön alt und sehr schlecht isoliert. Da würde demnächst eine Investition nötig sein, an die gar nicht zu denken war. Franzi zog sich dicke Wollsocken an und schlurfte zum Schreibtisch. Zufrieden blätterte sie in ihrem dichtbeschriebenen Ringbuch und packte es in die Tasche. Sie packte ein Buch dazu und noch eins, sowie zwei weitere Kugelschreiber - nichts war schlimmer als Kugelschreiber, die mitten in der Klausur ihren Geist aufgaben.

Die Klausur würde sich um die Malerei der Jahrhundertwende drehen, Stilrichtungen, Einflüsse, Maler und so weiter. Sie mochte die Epoche; einige ihrer Lieblingskünstler hatten ihre Werke zu dieser Zeit geschaffen. Eigentlich hätte ich als Künstlerin auch besser in jene Zeit gepasst, dachte Franzi. Sie seufzte. Ein Professor hatte ihr wiederholt zu verstehen gegeben, dass er sie schlicht gar nicht für eine Künstlerin hielt.

Den Gedanken versuchte sie schnell wieder zu verdrängen. Jetzt ging es erst mal um die Kunstgeschichte, und auf diesem Terrain fühlte sie sich relativ sicher.

Auch im Bad war es schweinekalt. Bibbernd packte Franzi an den Heizkörper. Das dauerte morgens immer eine Ewigkeit, bis der warm wurde. Entweder manipulierte jemand an der Therme, zuzutrauen wäre es dem ein oder anderen Spezialisten, oder – schrecklicher Gedanke – die altersmüde Heizungsanlage schwächelte schon wieder.

Nach eiskalter Katzenwäsche zog sie über Jeans und Pulli noch ein Wollkleid und machte sich auf den Weg in die Küche. Vielleicht hat Felix schon Kaffee gekocht, hoffte Franzi. Sie hatte völlig verdrängt, dass er sich ein paar Tage freigenommen hatte.

Sie schnupperte. »Bah!« Das roch ganz und gar nicht nach frischem Kaffee, sondern nach kaltem Rauch. Bert war mal wieder zu bequem gewesen, auf den Balkon zu gehen, und Felix hatte nicht den Arsch in der Hose gehabt, ihm zu sagen, dass in der Küche nicht geraucht werden sollte. Oder es war ihm egal gewesen. Angesäuert öffnete Franzi die Küchentür. Es klirrte und eine Flasche, aus der ein Rest Wein tropfte, rollte ihr entgegen. Sie bückte sich, um die Flasche aufzuheben, und als sie sich wieder aufrichtete, sah sie das Chaos.

Ungläubig wanderte ihr Blick durch die Küche. Das konnte doch echt nicht wahr sein! Der Tisch war voll mit leeren Bierflaschen, Kronkorken, Tabakkrümeln und – igitt! verkrusteten Senfklecksen. Teller mit Essensresten und Dingen, die Franzi gar nicht genauer analysieren wollte, standen auf der Arbeitsfläche. In einem Topf schwamm ein aufgeplatztes Würstchen und in der Spüle – war ja klar – lagen ausgedrückte Kippen. Es sah aus wie nach einem echt fiesen Gelage. Wie konnten drei Mann nur so einen Saustall veranstalten?

Franzi räumte ein paar Flaschen vom Tisch, hielt dann aber inne. Das fehlte noch, dass sie hier aufräumte. Mann! Er wusste doch, dass ich heute eine Klausur schreibe, dachte Franzi. Sie war sauer, irgendwie auch traurig, enttäuscht und vor allem – langsam kam wieder Leben in sie – verdammt wütend. Und ihre Wut paarte sich allmählich gefährlich mit Hunger.

Auf der Suche nach etwas Essbarem blieb ihr Blick an dem kleinen Engelorchester aus dem Erzgebirge hängen und sie musste, gegen ihren Willen, schmunzeln.

Die »Nacktarschkombo«, wie Felix sie liebevoll getauft hatte, spielte jetzt auf kunstvoll zu einer Pyramide gestapelten Gewürzdosen.

Die drei hatten nicht nur rumgesaut und Chaos fabriziert, sie hatten auch umdekoriert. Sämtliche Weihnachtsutensilien hatten einen neuen Platz bekommen. An dem Kronleuchter hingen neben Kellen, Schneebesen, Bratenwendern und anderen Küchenfreunden, gläserne Eiszapfen. Die Gardine hatten sie mit dem Saum am Küchenschrank befestigt, sodass sie jetzt einem Plüschelch als Hängematte diente. Auf der anderen Seite der Gardinenstange seilte sich ein Engel an einer Sternenkette ab und ... Eigentlich war das alles ganz originell, aber Franzis Sinn für Originelles hielt sich im Moment arg in Grenzen. Sie brauchte dringend ein Frühstück und im Brotkasten war kein Fitzelchen Brot mehr.

Als sie auf Zehenspitzen im obersten Fach des Küchenbüfetts nach Knäckebrot Reserven suchte, trat sie mit ihrem Sockfuß in etwas eklig Klebriges.

»Ih!« Angewidert betrachtet sie die braunrote, zähe Masse und sah dann die halb leere, offene Ketchupflasche auf dem Kühlschrank stehen. Da hatte jemand den Ketchup – ohne Deckel – kräftig durchgeschüttelt. In einem Halbkreis um den Kühlschrank waren Sprenkel auf dem Küchenboden verteilt. Wütend knallte Franzi erst den Brotkasten, dann die Schranktür zu. Knäckebrot war auch keins mehr da. Blieb ihr nur Müsli, was sie noch nie sonderlich gemocht hatte.

Ihr lautstarkes, wütendes Geklapper musste Felix geweckt haben. Er hatte im Wohnzimmer nebenan auf dem Sofa geschlafen und kam völlig verschlafen in die Küche geschlurft. »Was machst du denn für einen Krach?« Er blinzelte auf die Küchenuhr. »Und wieso bist du überhaupt schon wach?«

Franzi, die dabei war sich eine Schale abzuwaschen – saubere gab es natürlich nicht mehr – drehte sich, mit der Abwaschbürste in der Hand, abrupt um und starrte ihn nur schweigend an.

»Hey! Du spritzt! Was ‘n los? Bist du sauer?«

»Was für eine Frage.« Franzi schnaubte. »Sieh dich doch mal um. Zu Essen ist nichts mehr da, es stinkt nach Rauch und ...« Sie hielt inne und sah sich Felix genauer an. Er hatte Weihnachtskugeln über den Ohren hängen und diverse rote Schleifen im Haar. In eine Schleife hatten sie ihm einen kleinen Tannenzweig gebunden und ... Sie spürte das sie, gegen ihren Willen, grinsen musste. Aber das kam gar nicht in Frage! Ich muss hier raus, dachte sie und schmiss die Abwaschbürste ins Waschbecken. Sie schob Felix zur Seite, stiefelte in ihr Zimmer und holte ihre Sachen. Während sie sich anzog, versuchte Felix sie zu beschwichtigen. »Aber Franzi, sei doch nicht so sauer, ich ...«

»Nichts aber Franzi!« Sie wühlte in den Klamotten, die auf dem Garderobenstuhl lagen. »Verdammt, wo ist sie denn schon wieder?«

Kommentarlos reichte Felix ihr eine rot/grün geringelte Mütze.

»Danke.«

Sie sahen sich an. Franzi wollte etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Schließlich wickelte sie sich ihren Schal um und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Im Hausflur stand sie allerdings erst mal ratlos da. »Mist!« – Was für eine blöde Übersprungshandlung. Wütend schleuderte sie sich ihre Tasche über die Schulter. »Au!« Es fühlte sich an, als würde sie sich die Schulter auskugeln. Wieso hatte sie da bloß so viel reingepackt? So ein Blödsinn! Ihr Magen machte sich lautstark bemerkbar. Ich brauche dringend ein Frühstück, wie soll ich denn sonst die Klausur durchstehen? Zu allem Überfluss stellte sie fest, dass sie mal wieder ihre Handschuhe vergessen hatte. Sie vergrub ihre Hände tief in den Manteltaschen und trat auf den Bürgersteig.

Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, hatte der Weihnachtsbaumverkäufer Franzi entdeckt und grüßte sie freundlich. Missmutig wie Franzi war, konnte sie sich gerade noch dazu durchringen, ihm zuzunicken.

Mit seiner Dogger-Mütze und seinem dunkelblauen Troyer sah er aus wie einer der Hipster, die an der Uni rudelweise rumliefen. Sie war sich allerdings ziemlich sicher, dass er die Kleidung aus praktischen und nicht aus modischen Gründen gewählt hatte.

Seit einer Woche stand er mit seinen Bäumen bereits dort, aber erst jetzt fiel Franzi auf, wie selten dämlich der Platz für einen Weihnachtsbaumverkauf war. Zwischen Tankstelle und Schnellreinigung, in einem Viertel mit nur wenigen, heruntergekommenen Wohnhäusern. Hier wohnten vorwiegend Studenten, Künstler und ein paar Rentner, von denen konnte sicher kaum einer viel Geld für einen Weihnachtsbaum erübrigen. Dabei hatte er wirklich schöne Bäume und riesige wunderschöne Mistelzweige. Bisher hatte Franzi sie jeden Morgen bewundert.

»Ärger gehabt?«, fragte der Weihnachtsbaumverkäufer. »Das ist der erste Morgen, an dem du nicht lächelst.«

Jetzt lächelte Franzi doch. »Ich habe so einen Hunger, dass er meine gute Laune aufgefressen hat.«

»Das kann ich gut verstehen, ich habe auch noch nicht so richtig gefrühstückt.«, sagte er.

»Ich noch nicht mal unrichtig! Und zudem habe ich«, sie schaute auf ihre Armbanduhr, »in gut einer Stunde eine wichtige Prüfung.«

»Oh.« Einen Moment sah er sie ratlos an, dann erhellte sich sein Gesicht. »Da muss etwas geschehen. Warte kurz.« Ohne weitere Erklärung verschwand er in Richtung Tankstelle.

Franzi sah ihm nach. Sie rieb sich die Hände und trippelte von einem Fuß auf den anderen. Warten war keine gute Idee, dachte sie. Es war verdammt kalt geworden. Doch wenige Minuten später änderte sie ihre Meinung: Warten war eine Spitzenidee gewesen!

Der Weihnachtsbaumverkäufer – wie hieß er eigentlich? – kam zurück, beladen mit Milchkaffee und diversen Croissants.

»Süß oder herzhaft?«, fragte er.

»Süß.«, sagte Franzi spontan, zögerte dann aber und floskelte: »Das kann ich doch nicht annehmen.«

»Du kannst.«, sagte er und fügte hinzu: »Ich bekomme Sonderkonditionen, weil der Tankstellenbesitzer ein schlechtes Gewissen hat. Sein Sohn hat mich hierhergelockt und mir weisgemacht, dass das hier ein Spitzenplatz sei. Ich zahle zwar nur eine geringe Miete, aber jeder Cent ist zu viel.«

»Dann vielen Dank!« Franzi biss in ihr süßes, mit Nugat gefülltes Croissant. Zwischen zwei Bissen fragte sie: »Sag mal, wie heißt du eigentlich?«

»Martin, und du?«

»Franzi.«

Für einen Moment begegneten sich ihre Augen, dann konzentrierten sie sich beide wieder, ein bisschen verlegen, auf ihre Croissants.

Schließlich klopfte Franzi sich die Krümel vom Mantel und deutete unvermittelt auf eine besonders schöne Mistel. »Könntest du mir die dort bis heute Abend zurücklegen?«

»Klar. Ich glaub´ zwar nicht, dass ich heute noch einen Ausverkauf befürchten muss, aber auch wenn es einen Riesenansturm gibt, diese Mistel ist für dich reserviert.«

»Prima. Ich glaub´, ich sollte langsam mal los. Vielen Dank für das Frühstück.«

»Gerne.« Im fiel etwas ein. »Warte nur einen Moment.« Mit wenigen Schritten war er an der Beifahrertür seines Transporters. Nervös sah Franzi auf ihre Uhr, langsam saß sie wirklich auf Kohlen. Sie lächelte ziemlich angespannt, während er in seinem Rucksack wühlte und schließlich eine altmodische Blechbrotdose hervorkramte.

»Äh, magst du?« Verlegen drehte er einen riesigen, fladenartigen Keks in seiner Hand. »Das sind die Überlebenskekse meiner Mutter ..., ich weiß, die sehen etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber ich dachte ... als Nervennahrung, für deine Prüfung. Oder falls du noch mal Hunger bekommst ...« Einmal angefangen, konnte er nicht aufhören, sich zu verhaspeln. »Und sie schmecken besser als sie aussehen.«

Womit hatte sie so viel Freundlichkeit am frühen Morgen verdient? Franzi war ganz gerührt. »Also ich finde, sie sehen total lecker aus. Und für heute ist mein Überleben auf alle Fälle gesichert.«

Als Martin Franzi den Keks reichte, berührten sich kurz ihre Hände.

»Du brauchst Handschuhe.«

»Ja, stimmt.« Vorsichtig verstaute sie den Müslikeks in ihrer Tasche. »Aber jetzt muss ich wirklich los, sonst schmeiß´ ich mein Studium hin, werde zu einem deiner Tannenbäume und lasse mich rundum versorgen.«

Martin lachte. »Warum nicht?«

»Tja.« Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß ich eigentlich auch nicht. Auf jeden Fall vielen Dank!«

Franzis merry little Christmas

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