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Kapitel 5

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Als Jemma, Zack und Jamie am nächsten Morgen den Schulhof betraten, waren die anderen vier schon da und warteten wie immer beim alten Kastanienbaum auf sie.

»Na, endlich«, bibberte Meg und kuschelte sich an Sam. »Lasst uns reingehen. Ich frier mir hier die Füße ab.«

Der Regen gönnte sich an diesem Morgen zwar vorübergehend eine Pause, doch der Wind blies unvermindert nasskalt und die meisten Schüler verzogen sich schnell ins Gebäude.

»Gute Idee.« Ohne einen Blick für Jamie übrig zu haben, drehte Ned sich um und stiefelte davon.

Jamie seufzte. »Ned, warte. Können wir kurz reden?«

»Wozu?«, fragte Ned eisig über seine Schulter hinweg. »Ich finde, du hast deinen Standpunkt gestern mehr als deutlich gemacht. Dazu gibt es nichts mehr zu sagen.« Schroff wandte er sich ab und ging weiter.

Jemma rollte mit den Augen und lief ihm hinterher.

»Hoppla.« Sam sah den beiden überrascht nach und blickte dann zu Jamie. »Habt ihr zwei Zoff?«

»Ja«, stöhnte Jamie. »Ich hab Mist gebaut. Und eigentlich will ich mich entschuldigen. Wenn er mir denn zuhört.« Er sah hinüber zu Jem, die Ned am Arm gepackt hatte und versuchte, ihn zum Stehenbleiben zu überreden.

»Was hast du denn gemacht?«, fragte Charlie verdutzt. »Muss ja echt heftig gewesen sein. Ihr seid doch sonst ein Herz und eine Seele.«

Jamie verzog das Gesicht und wich ihrem Blick aus. Charlie betrachtete ihn stirnrunzelnd, doch Zack legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie sanft mit sich.

»Das sollten die zwei unter sich klären.« Er nickte zu Sam und Meg. »Lasst uns einfach schon mal reingehen.«

»Ja, klar«, sagte Sam sofort. Er nahm Megs Hand und sie gingen in Richtung Schulgebäude.

Zack warf Jamie ein aufmunterndes Lächeln zu, dann nahm er Charlie mit und folgte Sam und Meg.

Jamie atmete tief durch. Jemma und Ned waren zu weit entfernt, um verstehen zu können, was Jem sagte, aber zumindest hatte sie Ned dazu gebracht, stehenzubleiben. Damit hatte er eine reelle Chance, die beiden einzuholen. Seufzend stützte er sich auf seine Krücken und überredete seine Beine zu den Schritten in die richtige Richtung.

»Ned, bleib stehen. Bitte.« Jemma eilte ihm hinterher und fasste seinen Arm.

Ned blieb zwar stehen, sah sie aber nur genervt an, als sie sich ihm in den Weg stellte. »Was?« Ungeduldig schüttelte er ihre Hand ab. »Weißt du, was er gestern gesagt hat?«

»Ja. Und ich finde, er darf sich in so was nicht einmischen. Okay? Aber im Prinzip hat er es nur gut gemeint.«

»Ja.« Ned lachte ironisch auf. »Genauso hat es sich angefühlt!«

Sie zog die Nase kraus. »Ich weiß. Aber gib ihm die Chance, es zu erklären.«

Grimmig schüttelte Ned den Kopf und schob sich an ihr vorbei. »Nein, ich denke nicht.« Entschieden steuerte er wieder das Schulgebäude an.

Jemma warf einen beschwörenden Blick gen Himmel, dann lief sie ihm nach und hielt ihn erneut zurück. »Mann, jetzt sei nicht so stur! Er hat dich gern und wollte dich nur beschützen.« Unnachgiebig versperrte sie ihm wieder den Weg. »Du hast nach der Sache im Frühling für Will eine zweite Chance bei mir rausgeschlagen und dafür bin ich dir echt dankbar. Also revanchiere ich mich jetzt und mache das Gleiche für dich. Und für Jamie. Gib ihm eine Chance, die Sache zwischen euch wieder geradezubiegen. Denn, glaub mir, der Mist, den Jamie gestern gebaut hat, ist weitaus geringer als das, was du und Will getan habt.«

Etwas zuckte in Neds Gesicht, doch sein Blick blieb unnachgiebig.

Jemma seufzte. »Mann, Ned, ihr seid Freunde! Jamie ist gestern zu weit gegangen und deshalb will er mit dir reden und sich entschuldigen. Aber wenn du vor ihm wegrennst, hat er keine Chance. Und das meine ich wörtlich! Du weißt, dass er dich nicht einholen kann, wenn du ihn nicht lässt. Das schafft er nicht. Und falls dir noch irgendwas an ihm liegt, bist du nicht so fies und reibst ihm das unter die Nase.«

Ned verzog das Gesicht und Jemma war erleichtert, als sie sah, dass sein Blick endlich etwas auftaute. Sie drückte kurz seinen Arm und deutete hinter ihn.

»Hör dir an, was er zu sagen hat. Das hat er verdient. Und du auch.« Damit ließ sie ihn stehen und verschwand zum Eingangsportal.

Einen Moment lang schaute Ned ihr hinterher und atmete tief durch. Dann wandte er sich um und sah, dass Jamie fast zu ihm aufgeschlossen hatte.

»Hey.« Jamie versuchte ein kleines Lächeln.

»Hey.« Ned blieb frostig.

Jamie atmete tief durch. »Es tut mir leid wegen gestern. Ich hätte mich da nicht einmischen dürfen. Wenn du Charlie magst, ist das cool, okay? Ich wollte nur nicht, dass sie dir wehtut. Aber das hat nichts damit zu tun, dass du in einem Biokörper lebst. Es ging mehr um Charlie. Ich fand halt, dass du wissen solltest, dass sie ihre Jungs bisher immer ziemlich schnell langweilig fand und sie wieder in den Wind geschossen hat. Damit du weißt, auf was du dich einlässt, und damit sie dich nicht verletzt. Aber wenn Zack recht hat und das zu viel Einmischung oder Bevormundung ist, dann tut es mir leid.«

Kam das jetzt irgendwie komisch rüber? Ned sah ihn jedenfalls gerade verdammt seltsam an.

Jamie stöhnte. »Mann, wir sind doch Freunde, oder? Ich wollte einfach nur nicht, dass Charlie dir womöglich das Herz bricht, denn so einen Scheiß hast du nicht verdient. Aber ich würde mich freuen, wenn es zwischen euch beiden klappt. Ich hab es wirklich nur gut gemeint, aber das kam offensichtlich nicht so an, und das tut mir ehrlich leid. Auch, dass ich dich mit Mike verglichen hab. Das war echt unterirdisch. Du bist kein bisschen so wie er. Wirklich nicht.«

Neds Mundwinkel zuckten. Gestern hatten Jamies Worte schrecklich wehgetan, die von heute taten dafür verdammt gut.

»Schon okay.« Er musste lächeln, als er sah, wie erleichtert Jamie war, trotzdem brannte Ned noch etwas auf der Seele. »Bist du denn sauer wegen der Geheimhaltung? Weil du deswegen jetzt alles abkriegst?«

Jamie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke, es ist auch für mich besser, wenn niemand weiß, was mit dir los ist. Wenn die Medien dir auf den Senkel gehen würden, wäre ich mit Sicherheit bald der Nächste, und das brauche ich wirklich nicht. Aber selbst wenn ich sauer wäre, wäre das mein Problem und es wäre trotzdem allein deine Entscheidung, wann du wem was sagen willst.« Er sah Ned fest an. »Und ich wär bestimmt nicht so fies, dass ich dir deshalb eins reinwürge und dir keine Freundin gönne.«

Betreten verzog Ned das Gesicht. »Ja, ich weiß. Das war unfair. Dafür hatte ich das mit Mike sogar verdient.«

Jamie grinste gequält. »Ich sollte Max wohl ein paar Upgrades gönnen, weil er verhindert hat, dass wir uns noch mehr Schwachsinn an den Kopf werfen.«

Ned lachte. »Mach das.«

»Gehen wir rein?« Jamie wies auf die bleigraue Wolkendecke, die der Wind über den Himmel trieb. »Mir ist kalt und wenn der Regen losgeht, will ich nicht patschnass werden.«

Langsam liefen sie zum Gebäude hinüber. An der Eingangstür wartete Zack und musterte die beiden.

»Alles wieder gut?«

Jamie zog eine Augenbraue hoch. »Hast du gedacht, ich krieg das nicht hin?«

»Doch, sicher.« Er legte seinen Arm um ihn und gab ihm einen Kuss. Dann sah er zu Ned. »Charlie hat Jem gesagt, dass sie dich spannend findet. Viel interessanter als die Kerle, mit denen sie sich sonst so abgibt. Und sie würde dich wohl verdammt gern ein bisschen besser kennenlernen.«

Sprachlos starrte Ned ihn an.

»Hey! Und das ist jetzt kein Einmischen und Grenzenüberschreiten und all der Mist, den ich mir gestern Abend anhören durfte?!«, fragte Jamie empört.

Zack grinste. »Nein, Süßer, das ist echte Freundschaft!«

Jamie verdrehte die Augen, sparte sich aber jeden weiteren Kommentar, als er Neds Gesicht sah.

»Charlie findet mich – spannend?«, fragte Ned unbehaglich.

»Ja.« Zack wurde wieder ernster und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. »Und jetzt krieg bloß keine kalten Füße wegen Du-weißt-schon-was!« Er hatte die Stimme gesenkt, damit keiner der wenigen Mitschüler, die noch nicht vor dem ungemütlichen Wetter in die Eingangshalle geflüchtet waren, mitbekam, was sie hier besprachen. »Vergiss, was Jamie gestern gesagt hat. Er war ein Vollidiot. Für jemanden, der so clever ist wie er, hat er manchmal erschreckend wenig Ahnung, glaub mir. Und er steht definitiv zu sehr auf Schwarzmalerei.«

»Hallo?! Ich steh hier neben dir! Ich kann dich hören!«

»Ja, und ich liebe dich trotzdem.« Zack bedachte seinen Freund mit einem frechen Grinsen und wandte sich dann wieder zu Ned. »Charlie ist toll, und wenn du sie wirklich magst, dann teste einfach aus, was passiert.«

Niedergeschlagen hob Ned die Schultern. Er hatte eine ziemlich schlaflose Nacht hinter sich, weil ihn Jamies Argument, dass er es sich nicht leisten konnte, andere an sich heranzulassen, unendlich lange hatte grübeln lassen. Unsicher sah er zwischen seinen beiden Freunden hin und her. »Ich weiß nicht. So ganz unrecht hat Jamie ja nicht, wenn Ihr-wisst-schon-was nicht rauskommen soll.«

»Doch, hat er.« Zack sah ihm fest in die Augen. »Zumindest, was Charlie angeht. Egal, was zwischen euch passiert oder nicht, du kannst ihr hundertpro vertrauen.«

Zweifelnd blickte Ned zu Jamie.

»Zack hat recht. Das kannst du wirklich. Mir fehlten bis gestern Abend einfach ein paar Infos.« Jamie seufzte. »Aber auch ohne die hätte ich es besser wissen müssen. Ich war echt ein Idiot.«

Völlig überzeugt war Ned nicht, trotzdem nickte er schließlich zögernd.

»Hör zu«, meinte Zack. »Rede mit Jem, wenn du unsicher bist. Sie kennt Charlie am besten.« Aufmunternd knuffte er ihm gegen den Oberarm. »Oder du vertraust einfach Jamie und mir!«

Ned verdrehte die Augen. »Euch beiden? Na, halleluja …«

Es fing an zu regnen und Zack zog die Eingangstür auf.

»Überleg es dir einfach.« Er zwinkerte verschwörerisch und hielt Ned und Jamie die Tür auf. »Unser Treffen morgen Abend wird ja nicht ewig dauern. Du könntest also sicher danach noch was Nettes mit ihr unternehmen. Was ganz Harmloses. Pizza essen oder so. Und Charlie steht total auf Eiscreme und Frozen Yogurts.«

Ned spürte, wie wieder dieses seltsame Kribbeln in seinem Inneren auftauchte.

Es wäre schon verdammt cool, ein bisschen Zeit alleine mit Charlie zu verbringen …

Zack grinste, als er Ned lächeln sah, und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. »Trau dich einfach, Tiger!«

Ned atmete tief durch. Sollte er wirklich?

Moment mal –

»Tiger?!«

Jamie schnitt eine gequälte Grimasse, doch Zacks Grinsen wurde bloß noch ein bisschen breiter.

»Nicht?«

»Ehm – nein!«

Zack zog die Nase kraus. »Zu schwul?«

Eine von Neds Augenbrauen wanderte in ungeahnte Höhen. »Tiernamen sind eher so ein generelles No-Go. Egal, für wen.« Er musterte seine beiden Freunde mit einem skeptischen Seitenblick.

»Was?«, grinste Zack. »Überlegst du jetzt, ob Jamie und ich welche haben?«

»Ich glaube nicht, dass ich das wissen will!«

Mit einem leicht verzweifelten Blick auf Zack schüttelte Jamie den Kopf. »Nein!«

»Nein, ich will es nicht wissen? Oder: Nein, ihr habt keine?«

»Na, wissen willst du es ja offensichtlich doch!«, lachte Zack.

Ned verzog das Gesicht. »Nein, will ich nicht.«

»Doch, willst du«, stöhnte Jamie und wollte dieses echt schräge Gespräch einfach nur beenden. »Und nein, haben wir nicht!«

»Danke!«, atmete Ned übertrieben erleichtert auf. »Hätte es sonst vermutlich die gesamte Geschichtsstunde nicht aus dem Kopf gekriegt …«

»Na, das wäre aber sicher wesentlich spannender gewesen als der Endlosmonolog, mit dem Sheppard uns gleich wieder beglücken wird. Aber danke für den Tipp! Jetzt weiß ich, was ich machen werde!«

»Wenn in meinem Geschichtsordner eine einzige Instant-Message mit ‘nem Tiernamen für mich auftaucht, raste ich aus!«, knurrte Jamie.

»Echt?« Zack tat gekränkt. »Dabei gäb es so niedliche für dich, mein Spatz!«

»Oh Mann …« Augenrollend beeilte Jamie sich, zum Klassenzimmer zu kommen, da er genau wusste, dass Zack sich jetzt einmal auf diesen Schwachsinn eingeschossen hatte und erst dann wieder damit aufhören würde, wenn zu viele fremde Ohren mithören konnten.

»Nicht?«, machte der auch prompt weiter. »Dann vielleicht Floh? Oder lieber Mücke? Von mir aus auch Moskito, klingt wilder!«

»Oh, bitte!«, flehte Ned. »Mein Kopfkino fängt an zu qualmen!«

Mit einem fetten Grinsen drehte Zack sich zu ihm um. »Siehst du, genau deshalb brauchst du dringend eine Freundin!«

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