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Unglücklicher Kettenhund

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Der Sommer der nun folgte war heiß. Jaco vertrieb sich die Tage mit schlafen und in den kühleren Nächten begab er sich auf Streifzüge über den Hof. Während dieser Streifzüge hing Jaco sehr oft seinen Erinnerungen nach. Die klare kühle Nachtluft tat ihm gut und die Stille rings um ihn herum verlockte dazu die Gedanken schweifen zu lassen. Er dachte oft an Nell und überlegte sich wie schön sie es nun im Hundehimmel haben möge. Er stellte sich vor wie es wäre wenn seine Geschwister wieder bei ihm sein könnten. Manchmal merkte er überhaupt nicht wie die Zeit verging und wo er überhaupt hin lief.

Eines Abends führte Jacos Weg dicht unter dem großen Fenster an der Vorderseite des Hauses entlang. Dort wurde er Zeuge eines seltsamen Telefongespräches. Sein Besitzer brüllte in den Hörer: „Meine Schwester hätte sich doch früher überlegen können ob sie für ihren Sohn sorgen kann oder nicht. Weshalb sollte ich mich jetzt um ihn kümmern? Und weshalb sollte ich ihn hier wohnen lassen?“

Darauf folgte Stille. Jaco vermutete dass sein Besitzer wohl seinem Gesprächspartner zuhörte, der am anderen Ende der Leitung saß. Aber plötzlich ging das Geschrei wieder los: „Es kann doch nicht sein dass ich der einzige noch lebende Verwandte bin. Ich habe schon Jahre lang kein Wort mehr mit meiner Schwester gesprochen, sie wollte nichts mit mir zu tun haben und ich auch nichts mit ihr. Es muss doch jemanden geben der sich um den Jungen kümmern kann! Was ist mit dem Vater?“

Wieder folgte Schweigen. „ Was? Er ist auch bei dem Verkehrsunfall gestorben. Und sonst? Es gibt doch sicher noch irgendjemanden der den Jungen bei sich aufnimmt. Ich werde es sicherlich nicht sein! Der Junge interessiert mich nicht!“ Jaco hörte noch wie der Hörer auf die Gabel geknallt wurde und sein Besitzer fluchend in dem Haus umher lief.

Da es keine gute Idee war sich jetzt von seinem Besitzer erwischen zu lassen beschloss Jaco zurück zu seiner Hütte zu gehen. Aber nach allem was er gehört hatte war Jaco sehr durcheinander. Wer sollte auf den Hof kommen? Wen wollte sein Besitzer nicht hier haben? Vielleicht war er ja bald nicht mehr alleine hier!? Lauter Fragen und Ideen schwirrten durch seinen Kopf. Tief in Gedanken versunken sah er nicht dass ein großer rostiger Eimer direkt vor ihm auf dem Weg lag. Er stieß dagegen. Der dumpfe blecherne Schlag der nun folgte riss ihn sofort aus seiner Traumwelt. Durch den Schrecken waren seine Sinne geschärft und seine Muskeln angespannt. Er hörte wie sich sein Besitzers näherte. Er wusste dass dieser nun aus der Türe treten und nachsehen würde was das Geräusch verursacht hat. Darum beschloss Jaco zur Hütte zurück zu laufen. Er wollte nicht in die Nähe seines Besitzers kommen, denn bei schlechter Laune war dieser unberechenbar. Jaco rannte als ob es um sein Leben ginge, doch er war zu langsam. Sein Besitzer sah ihn noch, kurz bevor er hinter der Ecke des Schuppens verschwand.

In seiner Hütte angekommen verkroch Jaco sich ganz hinten, so dass sein Besitzer nicht an ihn heran kommen konnte. Er hörte wie sich wütende Schritte näherten und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Dann tastete sein Besitzer mit einer Hand nach Jaco, anschließend folgte ein Fuß der wild in der Hütte herum trat aber irgendwann gab er auf, und Jaco hörte eine fluchende Person die sich entfernte. Zitternd versuchte Jaco seine Gedanken zu ordnen. Wieder überfluteten ihn die Fragen von vorhin. Würde er bald nicht mehr alleine mit seinem Besitzer auf dem Hof sein?

Jaco traute sich die ganze Nacht nicht mehr aus der Hütte, er wollte noch nicht einmal einen Blick nach draußen werfen, aus Angst vor einer Strafe. In solchen Zeiten wünschte er sich Nell zurück. Er fühlte sich sehr einsam und verletzlich.

Am Tag darauf, hörte Jaco gegen Mittag ein hämmern im Hof, danach ein metallisches Klirren und letztendlich Schritte die sich entfernen. Vor Neugier und Hunger getrieben, denn er hatte schon seit gestern Morgen nichts mehr gegessen, wagte er sich schließlich doch aus seiner Hütte. Sein Besitzer hatte einen Pflock mit einer Kette daran in den Boden gerammt, jedoch konnte Jaco sich beim besten Willen nicht vorstellen wozu das gut sein sollte. Dann sah er die Futterschüssel direkt neben der Kette stehen und stürzte sich mit knurrendem Magen darauf.

Vor lauter Verzückung über das Mahl, das sich in seinem billigen Metallnapf befand, sah er nicht wie sich sein Besitzer näherte. Erst als er eine Kette um seinen Hals spürte bemerkte er dass dieser direkt neben ihm stand und grinste. Dieses Grinsen irritierte Jaco, genau so sehr wie die Kette um seinen Hals. Er wollte weg laufen, doch die Kette folgte ihm überall hin und lies nicht von seinem Hals ab. Jaco wand sich und zerrte an der Kette, doch sie wurde nur noch enger. Und als ihm schließlich fast die Luft ausging musste er sich setzen. Verwirrt und ängstlich sah Jaco sich um. Als sein Blick den seines Besitzers streifte sagte dieser nur: „Dies ist die Strafe für deine nächtlichen und lauten Streifzüge. Wage es nie wieder so herum zu streunen und solch einen Krach zu machen. Aber das kannst du ja nun eh nicht mehr.“ Sein Besitzer entfernte sich laut lachend und lies den verängstigten und verstörten Jaco alleine zurück.

Von nun an war Jaco ein Kettenhund. Die Kette war gerade lang genug dass er sich in seine Hütte zurückziehen und bis zum Schuppen kommen konnte. Aber in die Nähe des Hauses konnte Jaco nun nicht mehr gehen. Er war ein einsamer Gefangener!

Jaco

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