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Kapitel 2

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Das Schulgebäude war bereits abgeschlossen und der sonnendurchflutete Schulhof war, bis auf die beiden wartenden jungen Frauen, leer. Sofie und Tina, Sofies Schulfreundin, standen an das Treppengeländer gelehnt und warteten darauf, dass sie abgeholt wurden. Christian verspätete sich und Tinas Vater auch.

„Ist schon irgendwie seltsam, dass die Schulzeit nun vorbei ist und die ganze Klasse in verschiedene Richtungen verstreut wird.“

Sofie sah Tina von der Seite an und zuckte mit den Schultern.

„Einmal im Jahr werden wir die meisten aus der Klasse beim Klassentreffen sehen. Aber du hast recht, nach zwölf Jahren Schule ist es sogar irgendwie traurig, dass alles nun vorbei ist.“

„Und du willst wirklich Lehrerin werden, Sofie?“

Sofie nickte zustimmend und Tina blickte sie zweifelnd an.

„Echt, hattest du nicht genug von den ganzen Lehrern hier in der Schule?“

Sofie lachte.

„Das schon, aber ich mag eben gern Kinder und ich möchte ja auch in der Grundschule unterrichten. Da sind sie noch klein und süß.“

„Süß? Das sehe ich anders. Die Bälger von unseren Nachbarn sind richtige Satansbraten, null mit süß.“

„Du findest Buchhaltung interessant und ich Kinder. Buchhaltung wäre für mich sterbenslangweilig. Jedem eben das Seine.“

Sofie sah Christians Wagen vor den Schulhof fahren.

„Ich werde abgeholt. Mach´s gut, Tina!“

Sofie umarmte ihre Freundin und sie gaben sich gegenseitig auf beide Wangen ein Küsschen.

„Wir sehen uns nächsten Samstag, beim Abschlussball!“

Sofie hob ihre Tasche von den Stufen auf und lief durch den Schulhof zum Auto.

Christian setzte seine Sonnenbrille ab und sah, wie Sofie sich von ihrer Freundin verabschiedete und dann auf den Wagen zuging. Sie gab schon eine recht gute Figur ab, in ihrem weißen Volant-Röckchen und der himmelblauen, enganliegenden Kurzarmbluse. Sie war schlank, sogar etwas zu schlank für seinen Geschmack. Er mochte eher Frauen mit breiteren Hüften und mehr Busen. Aber dafür hatte Sofie schöne, lange Beine, die in ihrem kurzen Rock gut zur Geltung kamen. Ihre hübsche, lange blonde Mähne fiel ihr in Wellen über die Schultern und sie hatte ein niedliches Gesicht. Im Großen und Ganzen ein recht süßes Ding. Er stieg aus und ging um den Wagen herum.

Laura hatte Recht, Christian sah wirklich schneidig aus, mit den modern geschnittenen blonden Haaren, dem türkisfarbenen Hemd mit der passenden Krawatte und der gutsitzenden Hose. Es imponierte Sofie irgendwie, vor Tinas Augen, von so einem Mann, mit einem tollen Wagen, abgeholt zu werden.

Christian begrüßte sie mit einem festen Wangenkuss und öffnete vor ihr die Beifahrertür. Den Wangenkuss fand sie zwar etwas übertrieben, aber dass er sich wie ein Gentleman benahm, gefiel ihr.

„Vielen Dank!“, sagte sie lächelnd und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

Sie winkte Tina lächelnd zu und diese winkte zurück. Tinas verwirrter Gesichtsausdruck amüsierte Sofie. Sollte Tina doch denken, was sie wollte. Neidisch war sie garantiert!

„Entschuldige, dass ich spät dran bin. Hat alles etwas länger gedauert, als geplant“, meinte Christian entschuldigend, als sie losfuhren.

Sofie zuckte mit den Schultern.

„Kein Problem. Obwohl ich mir schon überlegt habe, zum Bahnhof zu gehen. Aber da Tina auch auf ihren Vater warten musste, bin ich noch geblieben.“

„Na los, zeig endlich dein Zertifikat“, forderte Christian sie auf.

Sofie holte ihr Abschlusszertifikat aus der Tasche und zeigte es ihm stolz.

„Das zweitbeste aus der Klasse!“

„Sehr schön! Hast du wirklich gut gemacht!“

Sofie lächelte strahlend, erfreut über sein Lob, und steckte das Zertifikat wieder in die Tasche.

„Jetzt werde ich Lehramt studieren“, meinte sie frohgelaunt. „Ich denke an die Fächer Kunst und Mathematik. Das waren meine Lieblingsfächer während der ganzen Schulzeit.“

„Lehramt?“, er schüttelte entschieden den Kopf, „Wäre überhaupt nichts für mich. Mag nämlich keine Kinder.“

Sofie lachte hell und er sah sie irgendwie seltsam an.

„Du siehst schön aus, wenn du lachst“, sagte er und musterte sie durchdringend.

Sofie wurde sofort ernst.

„Danke für das Kompliment, aber spar es dir lieber für Laura auf.“

„Ich weiß selber was ich tun oder lassen soll! Außerdem war es kein Kompliment, sondern eine Feststellung.“

Sofie schwieg. Irgendwie gefiel ihr sein Ton nicht. Hatte er einen schlechten Tag gehabt? Er hätte sie ja nicht abholen brauchen, sie wäre auch mit dem Bus nach Hause gefahren. Er hatte sich doch selber angeboten?!

Sie fuhren eine Weile schweigend, nur die Radiomusik tönte leise aus den Lautsprechern. Christian fuhr zu schnell, doch sie sagte lieber nichts. Sie waren längst aus der Stadt heraus und würden bald schon zu Hause sein.

„Wo fährst du denn hin? Wir hätten hier abbiegen sollen!“, rief Sofie aus. „Jetzt kannst du erst an der nächsten Kreuzung wenden oder es mitten auf der Straße tun!“

Sie blickte sich um und sah, wie sie sich immer weiter von der Kreuzung entfernten, bis sie komplett aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie fuhren absolut in die entgegengesetzte Richtung und das mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Christian legte seine Hand auf ihr Knie und tätschelte es leicht.

„Keine Sorge, Sof. Ich fahre schon richtig. Möchte dich heute nämlich an einen malerischen Ort, in der Nähe von Lavassaare, entführen. Du bist da bestimmt noch nie gewesen. Es wird dir dort gefallen. Habe auch eine Flasche Sekt und ein paar Knabbereien im Kofferraum. Dein glänzender Schulabschluss muss doch schließlich gefeiert werden.“

Sie ergriff ihn am Handgelenk und entfernte, leicht angeekelt, seine Hand von ihrem Knie.

„Was erlaubst du dir eigentlich?!“, fuhr sie ihn an.

„Entschuldige, war nur so eine Geste.“

Aus seiner Stimme war jedoch keine Reue heraus zu hören. Er musterte sie mit einem Blick, der durch ihre Kleidung zu sehen schien. Sie zog aus einem Reflex heraus den Rock etwas weiter herunter und verschränkte nervös die Arme vor ihrer Brust. Die Situation gefiel ihr ganz und gar nicht. Wieso war sie nur nicht mit dem Bus gefahren? Dann hätte sie sich den ganzen Ärger ersparen können. Christian schien wie ausgewechselt zu sein und das machte sie mehr als nervös. Sie überlegte, was sie tun könnte. Ihn anflehen, sie nach Hause zu bringen? Würde das etwas nützen? Verzweifelt blickte sie sich um. Mit rasender Geschwindigkeit entfernten sie sich immer weiter von zu Hause weg. Sie sah bereits das Ortsschild von Audru an ihnen vorbeifliegen. Sie waren demnach schon über zwanzig Kilometer von ihrem zu Hause entfernt. Und da Christian in unvermindertem Tempo weiter raste, musste dieses Lavassaare noch weiter weg liegen. Sie war noch nie in Lavassaare gewesen und wollte es auch nicht. Zumindest nicht jetzt und nicht mit Christian!

„Fahr jetzt einfach wieder zurück und bring mich nach Hause, hörst du?! Ich will mit dir nirgendwohin! Du sollst meine Schwester an malerische Orte entführen und nicht mich!“

„Schon wieder sagst du mir, was ich tun soll. Vielleicht finde ich aber nicht nur deine Schwester nett, sondern auch dich? Hast du schon mal daran gedacht?“

Er strich mit seinen Fingern über ihren Oberarm und fuhr dann über ihre Schulter und ihren Hals zu ihrer Wange.

„Du bist so ein Schwein! Nimm sofort deine Hände von mir weg oder ich springe aus dem Auto!“

Christian lachte schallend und gab noch mehr Gas.

„Das machst du nicht! Das könnte tödlich für dich enden.“

„Du fährst schon die ganze Zeit viel zu schnell. Hast du etwa getrunken? Du bist doch sonst nicht so ein Idiot?!“

„Ja, ich habe etwas getrunken, na und?! Willst du mir schon wieder sagen, ich hätte es nicht tun sollen, da ich ja am Steuer bin? Selber hast du aber auch nicht bessere Manieren! Platzt in die Schlafzimmer von anderen Leuten herein, ohne anzuklopfen!“ Er legte seine Hand auf ihr Knie und streichelte es langsam. „Hat dir vielleicht gefallen, was du gestern gesehen hattest?“

„Ich habe nicht gewusst, was für ein Arschloch du bist!“, sagte sie verächtlich und versuchte seine Hand von ihrem Bein zu entfernen.

„Du solltest etwas netter zu mir sein, Sof. Ich sage dir doch du gefällst mir. Gefalle ich dir denn nicht?“

Er sah sie mit einem Blick an, von dem ihr übel wurde. Seine Hand strich langsam ihren Oberschenkel hoch und fuhr unter ihren Rock. Sie versuchte wieder seine Hand wegzuzerren, doch er war stärker und behielt seine Hand auf ihrem Oberschenkel. Ohne ihr Bein loszulassen, bremste er abrupt und bog nach links in einen Waldweg ab.

„Sei doch nicht so störrisch, Sof. Es gefällt dir doch auch. Wir könnten mit dir ein bisschen Spaß haben und einen netten Nachmittag verbringen. Laura bräuchte nicht einmal etwas davon zu erfahren.“

Ihr Herz klopfte und ihr war ganz übel. Er fuhr mit der Hand zwischen ihre Oberschenkel und berührte ihren Slip.

„Lass mich sofort in Ruhe! Wenn Laura nur wüsste, was du für ein Schwein bist!“, schrie sie und fing an auf ihn einzuhauen.

Der Wagen machte einen Schlenker und prallte gegen einen Baum. Sofie wurde hart nach vorne, gegen den Sicherheitsgurt geschleudert. Die Luft blieb ihr kurze Zeit weg und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sie wieder zu Atem kam, sah sie Christian vor dem Wagen stehen und mit einem erzürnten Blick den Schaden begutachten. Er blickte durch die Frontscheibe zu ihr und sein Blick verhieß nichts Gutes. Sie musste hier schnell weg, denn er kam schon um das Auto herum. Sie öffnete die Tür, stieg schnell aus und rannte los, doch er war schon nach ein paar Metern bei ihr und packte sie am Arm.

„Das wirst du mir bezahlen, du blöde Ziege!“

Er zog sie mit Schwung an sich, so dass sie gegen seine Brust knallte. Mit einem harten Griff presste er sie fest an sich. Sie schrie und versuchte sich zu befreien. Er hielt sie mit dem einen Arm fest und mit dem anderen packte er sie an den Haaren. Kräftig zog er ihren Kopf nach hinten und zwang sie zu einem Kuss. Er schmeckte scheußlich nach Alkohol und nach Zigaretten. Sie wehrte sich. Schlug mit den Fäusten auf seinen Rücken ein und versuchte ihm ihren Mund zu entziehen, doch er verstärkte seinen Griff in ihren Haaren und sie stöhnte auf vor Schmerz. Sein Kuss war brutal, ihre Lippen schmerzten und sie schmeckte Blut. Er griff unter ihren Rock und versuchte ihren Slip herunter zu ziehen. Sein Griff in ihren Haaren lockerte sich etwas, sie nutzte den Moment, drehte ihren Kopf und biss mit ganzer Kraft in seinen Unterarm. Er heulte auf und schleuderte sie mit beiden Armen von sich weg. Sie prallte mit voller Wucht auf dem Erdboden auf, schlug dabei mit dem Kopf gegen etwas Hartes und eine erlösende, alles um sie herum verschlingende Dunkelheit senkte sich über sie.

Christian begutachtete die blutende Bisswunde an seinem Unterarm und sein Zorn wurde noch größer. Er machte einen Schritt auf Sofie zu, die seltsam unbeweglich am Boden lag, und blieb dann wie angewurzelt stehen. Eine leuchtendrote Blutlache breitete sich neben ihrem Kopf aus und wurde mit jeder Sekunde immer größer. Ihre Augen waren geschlossen und aus ihrem Gesicht war jedes Leben gewichen. Er versuchte zu realisieren was geschehen war, trat an ihren Körper heran und drehte ihn um. Aus der klaffenden Wunde an ihrem Hinterkopf pulsierte das Blut.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte er und blickte auf den so ungünstig daliegenden, großen Stein.

Krampfhaft überlegte er, was er jetzt tun sollte. Einen Krankenwagen rufen? Und was, wenn sie bereits tot war? Wie lange bekam man für einen Mord oder Totschlag? Er wollte doch nur ein bisschen Spaß mit der süßen Schwester von seiner Freundin haben. Sie war so hübsch und so jung. Und nun lag sie bleich, wie eine Leiche da und bewegte sich nicht mehr.

Er musste hier schnellstmöglich verschwinden! Er sah sich hektisch um, weit und breit war niemand zu sehen. Der Wald war still und nur die Libellen schwirrten über der Wasseroberfläche des Sees hin und her. Sie hatte nicht einmal die Schönheit dieses Ortes gesehen. Es hätte ein so schöner Nachmittag werden können, wenn sie keine unnahbare Jungfer gespielt hätte! Nun es half alles nichts. Sie war tot und er musste weg.

Eilig lief er zum Wagen, stieg ein und wollte losfahren, als sein Blick auf ihre Tasche vor dem Beifahrersitz fiel. Er griff nach der Tasche, wühlte darin, bis er das Handy gefunden hatte, stieg aus und warf es in den See. Er wollte auch schon die Tasche wegschmeißen, doch überlegte es sich anders, stieg wieder in den Wagen und fuhr los. Nachdem er bereits auf der Hauptstraße ein paar Kilometer gefahren war, bog er wieder in eine Seitenstraße ab, stieg aus und warf die Tasche ins Dickicht.

***

Laura sah in der Küche und im Wohnzimmer nach.

„Sofie? Wo bist du?“

Sie lief die Treppe hoch, aber auch im Obergeschoss war niemand da. Wo sie wohl stecken mochte? Laura lief wieder nach draußen, doch als sie ihre Schwester auch im Garten nicht entdecken konnte, ging sie wieder hinein und wählte Sofies Nummer. Ihr Handy schien leider aus zu sein, also wählte sie Christians Nummer. Dieser ging zum Glück gleich ran.

„Hallo Christian, gut, dass ich wenigstens dich erreiche. Wo bist du denn gerade und wo ist Sofie?“

„Hallo, mein Schatz. Ich bin noch im Büro und werde es heute nicht mehr zu dir schaffen.“

„Oh, das ist schade. Aber kannst du mir sagen, wo Sofie ist? Ich denke, du wolltest sie heute von der Schule abholen?“

„Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Ich hatte mich mittags verspätet gehabt und niemanden mehr an der Schule angetroffen. Ich nehme an, Sofie ist mit dem Bus nach Hause gefahren und ist vielleicht bei irgendeiner Freundin oder so.“

„Ja, du hast Recht. Sie ist vielleicht einfach noch unterwegs und vermutlich ist bei ihrem Handy der Akku leer gegangen“, sie schwieg einen Moment, „Wirst du denn morgen vorbei kommen können? Morgen bist du doch nur bis Mittag im Büro?“

„Nein, wahrscheinlich nicht. Mein Auto ist kaputt und ich wollte es morgen zu Arno in die Werkstatt bringen. Außerdem habe ich morgen Abend noch ein Geschäftsessen mit einem wichtigen Kunden.“

„Wirklich schade. Ich werde dich vermissen. Sieh bitte zu, dass du dir den Sonntag für uns frei hältst, ja?“

„Ich versuche es, mein Schatz. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch. Bis Sonntag!“

Laura legte auf und wählte abermals Sofies Nummer, doch wieder erfolglos. Es sah Sofie gar nicht ähnlich, dass sie von zu Hause wegblieb, ohne Laura Bescheid zu sagen, wo sie war. Aber wenn ihr Akku leer war, konnte sie ja gar nicht anrufen.

*

Christian hörte sein Handy läuten und sein Herz setzte für einen Moment aus. Hatten sie Sofies Leiche schon gefunden? Hatte jemand doch sein Auto gesehen und das Kennzeichen aufgeschrieben? Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf, bevor er sein Handy in die Hand nahm. Er blickte auf Lauras Nummer und atmete einmal tief durch, bevor er ranging.

„Hallo, Laura. Ist etwas passiert?“

„Christian, es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber Sofie ist immer noch nicht aufgetaucht und ihr Handy ist entweder aus oder ihr Akku ist wirklich leer. Es ist bereits ein Uhr nachts! Sie ist noch nie so lange weggeblieben, ohne mir Bescheid zu sagen. Ich weiß nicht was ich machen soll?!“

„Mein Gott, Laura. Sie ist achtzehn und lange kein Kind mehr. Vielleicht feiert sie mit ihren Freunden den Schulabschluss und ihr Handy hat keinen Empfang oder wie auch immer. Geh jetzt ins Bett und versuche zu schlafen. Du musst ja schließlich morgen noch arbeiten. Sofie wird schon irgendwann wieder auftauchen.“

„Ach, wenn du wenigstens hier bei mir gewesen wärst“, sie machte eine Pause, „Ich mache mir Sorgen um Sofie, aber wahrscheinlich hast du Recht und es geht ihr gut. Ich versuche jetzt wirklich zu schlafen. Entschuldige noch mal, dass ich dich geweckt habe.“

„Kein Problem. Geh jetzt einfach schlafen und ich lege mich auch wieder hin.“

Christian legte auf und strich sich mit der Hand langsam übers Gesicht. Er hätte beim Mittagessen doch nicht so viel Alkohol trinken sollen und sich nur mit Laura begnügen, anstatt Sofie zu begrapschen. Dann hätte er jetzt auch nicht bei jedem Anruf und jedem Geräusch an der Eingangstür zusammenzucken müssen. Er schüttelte energisch den Kopf. Es war nichts mehr zu ändern, es war geschehen und Sofie hatte selber Schuld daran. Sie hätte ihn nicht beißen sollen, dieses Biest. Er sah sich die Wunde am Unterarm an. Eine gute Ausrede dafür musste er sich noch für Laura ausdenken.

Er ging zur Bar und goss sich noch einen Cognac ein. Er sollte aufhören sich unnötig Sorgen zu machen und versuchen tatsächlich zu schlafen. Wenn Sofies Leiche gefunden werden sollte, würde keiner wissen, wer sie war. Er hatte schließlich dafür gesorgt, dass ihr Handy und ihre Papiere nicht bei ihr waren. Nur wenn jemand seinen Wagen gesehen und das Kennzeichen aufgeschrieben hatte, dann wäre er dran. In diesem Fall hätte er aber schon etwas von der Polizei hören müssen, oder? Nun, vielleicht hatte er doch Glück gehabt und würde ungeschoren davonkommen. Sofie war tot. Ihr war jetzt alles egal, aber er lebte und er wollte auf keinen Fall in den Knast!

Eva Sofie

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