Читать книгу Der Duft der indischen Nelke - Nicolà Tölcke - Страница 8

3 Auf einem roten Kimono

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„Wir wechseln jetzt den Standort! Kommen Sie mit!“

Er zeigt mit einer Hand in den hinteren Teil der Kajüte. Die Tür, die dort geöffnet ist, war mir vorher nicht aufgefallen. Wir gehen nacheinander einen matt beleuchteten Gang entlang. Ich folge ihm wie in Trance und habe das Gefühl, als ob wir leicht in Serpentinen abwärts laufen. Ein mächtiges Dröhnen ist zu vernehmen, so als ob ein Ozeanriese einen Eisberg rammt.

Er bleibt stehen und öffnet rechter Hand eine Tür.

Ein Raum mit samtenem, braunem Bezug an Decke, Wänden und Boden. An der linken Längsseite steht eine Couch mit einer Leopardimitatdecke. Direkt an der Kopfseite befindet sich eine Stehlampe, die den Zeitsprung aus den 50er-Jahren schadlos überstanden hat.

„Legen Sie sich nun hin. Aus Sicherheitsgründen muss ich sie an Armen und Beinen anschnallen.“

Ich lege mich, so wie er es sich wünscht, und fühle mich augenblicklich entsetzlich schwer, so als wollte mein Körper durch die Couch hindurchfallen. „Wir haben ein weiteres Niveau erreicht.“

„Was bedeutet das?“

„Wir werden eintauchen in Ihre Welten. Ich will das mal so nennen. Ich injiziere Ihnen nun eine zerebral-projektive Substanz. Dadurch werde ich alle Denkvorgänge in Ihrem Gehirn auf dem Schirm da vorne miterleben können. Außerdem kann ich, so es nötig sein sollte, etwas aufzeichnen.“

In der Tat ist auf der Stirnseite des Raumes ein riesiger Bildschirm zu sehen.

Er lässt sich auf einem Sessel neben mir nach hinten fallen und fixiert mich mit stechendem Blick.

„Schließen Sie die Augen! Sie entspannen sich jetzt. Alles wird leicht und leichter. Sie verschwinden im Zeitennebel. Ich weise Ihnen Liane. Sie sind mit Liane. Sie erleben Liane wieder, jetzt!“

Der kleine Raum ist sehr plüschig gehalten. Die zwei Funzellampen erlauben keine klare Sicht. Die Wände und das geräumige Sofa, auf dem ich sitze, sind mit flauschigen Decken überzogen. Nebenan wechselt die Musikrichtung. Dancing Queen von Abba erfreut die Anwesenden. Die Mädchen, die sich auf der Drehscheibe den Zuschauern hinter den Fensterchen präsentieren, dürfen sich ihre Musik für ihre fünfminütigen Auftritte selber aussuchen und mitbringen. Auf der rechten Seite des Séparées ist eine Tür, die ich wie gebannt anstarre. Irgendwann wird sie sich öffnen. Die Musik hat ja gewechselt. Ihre Musik ist nicht die von Abba. Sie tanzt nach Pink Floyd. Dancing Queen kommt mir endlos vor. Plötzlich denke ich an die Fünf-Doppel-Acht. Ich habe die Taxe haarscharf am Parkverbot vorbei gegenüber am Theater des Westens geparkt. Schon oft hatte ich hier eine kleine Pause eingelegt, wenn ein Fahrgast zum Kudamm gebracht werden wollte. Gewöhnlich kann ich sie mittwochs während der Frühschicht bewundern. Ihr Standardsong ist Cymbaline. Außen am Rondell, wo die Kabinen mit den Fensterchen angeordnet sind, ist eine Showtafel mit vier Fotos angebracht. Jedes Foto hat am unteren Rand ein Namensschild und über dem Bild ein Lämpchen. Wenn das Lämpchen leuchtet, heißt das, dass das entsprechende Mädchen auf der Drehscheibe ist. Noch nie hatte ich mich getraut, zum Tresen zu gehen und der Frau dort einen Namen zu nennen und ihr die fünfzehn Mark für fünfzehn Minuten mit einer der Ladys im Séparée zu geben. Vielfältigen Fantasien habe ich nachgegeben, seit ich sie das erste Mal gesehen habe. Sie war im roten Kimono auf die sich drehende Bühne gekommen. Einen Moment war sie so stehen geblieben und hatte ins Rund zu uns Bewunderern geschaut und jedem Einzelnen zugelächelt, aufmunternd zugelächelt. Dabei war ihr ihr Kimono, wie es schien, völlig unabsichtlich langsam am Körper nach unten geglitten.

Ein leises Quietschen ist zu hören, als sich die Tür langsam öffnet.

Nur ihr Kopf mit den langen blonden Haaren ist zu sehen. Nach zwei, drei Sekunden scheint sie mich zu erkennen. Sie lächelt mich spitzbübisch an. Sie ist ganz vom roten Kimono umhüllt. Dann zieht sie eine kleine, weiße Eieruhr auf und stellt sie auf ein Tischchen neben der Tür. Es beginnt zu ticken.

„Ich schenke dir fünf Minuten für unser erstes Mal. Ist dir recht, dass ich zwanzig Minuten eingestellt habe?“

Ich zittere am ganzen Körper und höre mich mit heiserer Stimme „na klar!“ sagen.

Sie kommt auf mich zu. Ich stehe auf. Sie umarmt mich und küsst mich auf den Mund. Ein betörendes Parfum. Ich schätze Opium.

Sie zieht ihren Kimono aus und breitet ihn auf dem Sofa aus.

„Komm, setzen wir uns und machen es uns gemütlich.“

Wir nehmen nebeneinander auf ihrem Kimono Platz. Sie schmiegt sich an mich und dreht sanft meinen Kopf zu sich.

„Du zitterst ja! Bist du so aufgeregt? Ich weiß was.“

Ihre Lippen erobern meine und unsere Zungen lernen sich kennen.

„So! Nun hast du dich also endlich getraut, mich ins Séparée zu bitten?“

„Ja.“ Mir ist, als ob ich mehrfach Ja sage, aber es ist nur ein kleines, schüchternes und karges Ja.

„Was möchte denn mein dunkelhaariger, schüchterner Held mit mir machen?“

„Sag du doch mal, was du mit mir machen könntest.“

„Also, wenn du mir dreißig Mark schenkst, dann würde ich dich gerne mit der Hand massieren.“ So nah vor mir wirkt Lianes Lächeln noch viel betörender als drüben von Weitem auf dem großen Plattenteller.

„Gibt es noch etwas, was wir tun könnten?“

Sie schaut mich an und wieder sind ihre weichen vollen Lippen auf meinem Mund.

„Na klar! Ich verwöhne dich auch mit meinem Mund. Das wäre dann aber noch ein bisschen teurer.“

Drüben wechselt die Musik. Ein anderes Mädchen rekelt sich zu Hotel California.

„Okay, das würde ich gerne haben.“

„Dann gib mir bitte fünfzig Mark.“

Ich krame in meinem Portemonnaie und reiche ihr einen braunen Schein. Sie verstaut ihn in einer Art Kulturtasche und widmet sich meinem Reißverschluss.

„O là, là! Da ist aber jemand sehr vorlaut!“

„Das ist nicht meine Schuld!“, flüstere ich ihr ins Ohr.

„Ich gestehe ja, ich bin die Schuldige!“

Ihr Daumen bildet mit ihren Fingern einen nicht perfekten, aber sehr effektiven Kreis und dieses kleine Rund vollführt wunderbare Bewegungen auf und ab, während ihre Haare mein Gesicht kitzeln und ihr Mund mich von ihrer Hand abzulenken sucht.

„Sag mir Bescheid, wenn es dir zu viel wird. Wir wollen doch möglichst die ganze Zeit ausnutzen. Was hältst du davon, wenn du dich mal ausziehst?“

„Okay!“ Ich entledige mich meiner Klamotten und sofort steht sie Körper an Körper mit mir und schmiegt sich an mich. Ich erlebe eine Gänsehaut vom kleinen Zeh bis zu den Ohrläppchen. Links hinten auf dem Beistelltisch flackert ein etwas unscharfer Porno. Eine schwarzhaarige Lady sitzt mit dem Rücken zur Kamera auf einem Kerl und führt sich mit einer behandschuhten Hand sein Teil in ihren Po ein. Der schwarze Handschuh aus transparentem Spitzenchiffon geht ihr fast bis zur Achsel. Wohl ein Exemplar, welches anständige Frauen auf einen Ball ausführen und dazu mit ihrem Ehegatten Sechzig Jahre – und kein bißchen weise von Curd Jürgens tanzen würden.

Der ziemlich große Fernseher schenkt uns keinen Ton. Den liefert erneut Dancing Queen des Mädchens im Showroom. Und als ob die Lady mit dem Teil in ihrem Allerwertesten Abba hören könnte, nimmt ihr Rhythmus jenen von Dancing Queen auf.

Liane gleitet mit ihrer Hand an mir, nach einem eigenen inneren Metronom.

„Komm, lass uns wieder hinsetzen. Erzähl mir ein bisschen von dir. Ich möchte dich gerne kennenlernen. Ich möchte gerne wissen, was dich so richtig anmacht.“

Wir sitzen wieder nebeneinander auf ihrem seidenen, roten Kimono. Ihre Hand streichelt mich und ihr Mund schleckt mein Ohr ab. Die Lady in der Glotze ist inzwischen von ihrem Typ abgestiegen und hält sich sein Teil vor ihren knallrot geschminkten Mund, um es sofort darin verschwinden zu lassen. Ihre Lippen umfassen seine nicht gerade kleinen Ausmaße und saugen ziemlich genüsslich daran.

„Gefällt dir der Film?“

„Na ja“, sage ich. Ich konzentriere mich auf mich selbst und bekomme zudem die Bemühungen der schwarzhaarigen Lady geboten.

„Das mache ich auch gleich mit dir“, flüstert sie mir in meine feuchte Ohrmuschel. „Aber vorher möchte ich ein paar geile Bemerkungen von dir. Schließlich ist meine Yoni auch am Programm hier beteiligt.“

„Wer ist Yoni?“

„Das ist tibetisch und heißt Möse“, belehrt sie mich. Sie verlässt mich mit ihrer Hand und führt meine zu ihrer Yoni. Dort ist es sehr warm und feucht. Im Fernseher verlässt ein weißer Schwall das Gigantoteil des Pornohelden, um letztendlich halb auf der Zunge und halb auf den roten Lippen der Lady zu landen. See the girl, watch that scene, digging the dancing queen singen Agnetha und Frida.

„Ich stehe sehr auf schöne Klamotten. Das macht mich unheimlich an.“ Ein kleiner, aber wichtiger Teil ihrer Yoni wächst unter meinen Fingerspitzen.

Und ich? Ich wusste gar nicht, wie hart ich werden kann. Jedenfalls fühle ich mich dermaßen stark zwischen ihren Fingern. Das beflügelt so einige Hoffnungen in mir.

„Was für Klamotten meinst du?“ Plötzlich wird aus ihren zarten Streicheleinheiten ein stahlharter Griff, eine Umklammerung, als wollte sie zeigen: So weit und nicht weiter. Ein lustvoller Schmerz brennt in ihrer Hand.

God knows, I want to break free!, queent es, denn nebenan zeigt sich ohrenscheinlich erneut ein anderes Mädel und in der Glotze verschlingt eine zierliche Blonde ein enormes Teil eines Blonden, der ihr dabei sehr behilflich sein mag, denn er umfasst ihren Goldschopf mit beiden Händen und gibt ihr so mit sanftem Zwang sein Tempo vor.

„Na, ich fände es zum Beispiel sehr erregend“, gehe ich auf ihre Frage ein, „wenn du einen Rock aus weichem, fließendem Stoff tragen würdest und darunter einen Hüftgürtel mit Strapsen, an denen Seidenstrümpfe befestigt wären. Dann würdest du einen weiteren Strumpf nehmen, ihn langsam aufkrempeln, bis zur Strumpfspitze, und ihn mir dann über meinen ... Wie heißt mein Teil auf Tibetisch?“

„Warja“, haucht sie.

„Über meinen Warja ziehen“, vervollständige ich den Satz.

In diesem Moment löst sie ihren Griff um eben diesen Warja und es wird warm und feucht um ihn. Ich öffne die Augen. Ihre langen Haare bedecken in wohligen Bewegungen meinen Schoß. Ihr Mäulchen nimmt mich gefangen, entlässt mich, aber nur für Sekunden, denn sofort spüre ich wieder ihre Zunge und ganz vorsichtig ihre Zähne.

„Liane, du Hexe! Du verzauberst mich!“

„Ich bin doch nur … “, das folgende Wort verschluckt sie, „lieb zu dir.“

„Meine Mutter hat immer gesagt, mit vollem Mund spricht man nicht!“

Ich spüre ihre Zähne am Rande der Schmerzfreiheit.

Der Blonde in der Ecke des Raumes vergräbt sein Teil zwischen den Brüsten der Blonden und hinter der Wand bitten die Eagles zum Hotel California.

„Liaaaane! Wann bist’n da endlich fertich? Ick hab‘ ooch `n Solo!“, zetert eine Kollegin hinter den hauchdünnen Wänden.

„Cindy! Ich komme, wenn die Zeit hier abgelaufen ist.“ Zu mir flüstert sie: „Fühl dich wohl, mein Lieber. Stell dir vor, du seist in meiner süßen Yoni.“

„Was würde ich das gerne.“

„Pssssst!“

Ich weiß nicht, wie sie das macht. Meine ganze Länge findet in ihr Platz. Ihre Zunge spielt den Sündenfall nach und die beiden Zahnreihen zeigen eindrucksvoll, dass eine Frau kein Plüschtier ist.

„Ehe du mir den Beweis lieferst, dass ich dich bis zum Zenit reizen darf und kann, möchte ich dir in deine Aufgeregtheit hinein sagen, dass mir das mit dir enorm viel Vergnügen bereitet. Das hast du ja an meiner Yoni gespürt. Heute Abend, wenn ich alleine in meinem Bettchen liege, werde ich mir selber viel Freude bereiten und dabei an deinen schönen Warja denken und das Aroma, das er mir geschenkt haben wird. Bin schon so gespannt, wie du schmeckst! Komm, nimm meinen Kopf in beide Hände!“

I was in the seventh heaven, when I kissed the teacher!

Das Abba-Mädchen macht einen Schritt von der tanzenden Königin hin zur konkreten Berührung zweier Körper.

Lianes Berührungen haben ein Limit überschritten. Sie hat mich mitgenommen und wir rasen im Tandem, Tagetes in der Nase, auf einem Deltadrachen gen Zugspitze. Von da an geht es im Schussflug durch diverse Wolkengebirge, Regenbögen, Canyons und Schluchten in welches Tal auch immer.

Die Küchenuhr, die mir gegenüber an der Wand hängt, zeigt mit dem großen Zeiger auf eins und dem kleinen auf sechs. Die mittig angelegte Barkonstruktion in Bordeauxmarmor erinnert an die Sachlichkeit eines japanischen Restaurants. Die Wände aus dunkelgrauem Schiefer wollen allerdings nicht so recht dazu passen. Sie lassen eher an die Gemütlichkeit einer Holzfällerhütte im Westerwald denken.

Der Herd rechts im Raum, auf dem ein gigantisches Ceranfeld ruht, erwärmt einen schwarzen Kessel, aus dessen Tülle in Abständen weiße Dampffahnen entweichen. Die Zeiger der Uhr sind Phallusandeutungen, die vor dem Hintergrund einer entblößten Marilyn Monroe ihre Kreise ziehen.

„Schatz, denk daran, dass Philipp vom Rolling Stone in etwa einer halben Stunde vorbeischauen wird.“ Liane ist schon auf Besuch gestylt. Ihre schwarzen Pumps klackern über die weißen Fliesen, während der knallrote Rock mit den weißen Pünktchen im Rhythmus von In-A-Gadda-Da-Vida tanzt. Die weiße Bluse mit dem hochgeschlossenen Stehkragen ist nahezu unverschämt transparent. Sehr verschämt allerdings ihre Frisur, die sie Alfred Hitchcock und seiner Marnie entnommen zu haben scheint.

„Wie gefällt dir denn dieses Exemplar?“ Da steht sie vor mir, hebt ihren Rock und nur ein Hauch von einem Stückchen weißem Tüll, der in tropischen Gefilden auch als Moskitoschutz dienen könnte, lockt nicht nur meine Augen. Jedenfalls bleibt nicht verborgen, dass sie wie immer sündig rasiert ist.

Doch der rote Vorhang fällt so schnell, wie er eben noch rasch nach oben gehoben wurde.

„Schade!“

„Nichts da, du Lustmolch! Hast du deine Hausaufgaben gemacht?

Du wolltest Löwin zu Ende schreiben!“

„Überraschung! Ist alles schon im Kasten!“

„Und wann kriege ich das zu hören? Es geht ja schließlich um mich, oder?“ Sie setzt sich auf den Barhocker neben mir.

Das eindrucksvolle Brüllen eines Löwen ist zu hören. Es gibt Leute, die schätzen einen asiatischen Gong als akustisches Signal für ankommende Gäste, doch wir haben uns für den Löwen von Metro-Goldwyn-Mayer entschieden.

„Meinste, das is schon der Philipp? Ich geh‘ mal nachsehen.“

„Tut mir leid! Ich bin etwas zu früh!“ Er sieht nicht die Bohne zerknirscht aus. Das blaurote Holzfällerhemd hängt lässig über den hautengen Jeans. In dem braunen Arztkoffer hat er wohl sein Interviewerzeug verstaut. Sein Gesicht erinnert mich an Neil Young. Er könnte ein jüngerer Bruder sein.

„Kein Problem, Philipp. Machen wir zuerst `ne kleine Führung?“

„Oh, welche Ehre! Hubert Schenck, Chef und Gründer der Kultband Tabula Raza, gönnt mir Einblicke in seine Welt!“

„Klar, der Flug zu unserer Hazienda im Mare Crisium, auf der bright side of la bella luna, wäre wohl jetzt etwas zu aufwendig. Also begnügen wir uns hier mit der hellen Seite der Erde. Fangen wir doch gleich mit dem Gartenbereich an. Die Skulpturen, die du vor dem Panorama der Pyrenäen siehst, sind aus dem hiesigen Felsmaterial gefertigt. Ein baskischer Freund von mir, Eduardo Chillida, der in San Sebastian lebt, hat sie so nach meinen Vorstellungen realisieren können.“

„Scharfes Ambiente, Hubert! Haben die Teile auch eine Bedeutung?“ Philipp greift sich eine Kippe aus seiner Brusttasche.

„Die Kulturen dieser Welt im Einklang mit einer Achse von Strahlen der aufgehenden Sonne. Ich glaube, dass das alte Ägypten in allem noch sehr präsent ist.“

„Wenn man wie du augenscheinlich von den Bergen angeturnt ist, ich meine, wären da nicht das Allgäu, also die deutschen Alpen, naheliegender gewesen?“

„Klar ist das Allgäu eine utopisch geile Landschaft. Aber hier gibt es noch einen Kick oben drauf.“

„Kannst du mir das erklären?“

„Klar! Stell dir vor, du hast eine megamäßig schöne Braut, aber die liegt im Bett wie ein Brett.“

„Ja, ja, so was soll es geben.“ Er macht eine abfällige Miene.

„Wenn diese Lady aber zum Beispiel in einer Peep Show in die Lehre gegangen ist und gelernt hat, was ein Kerl sich

so wünscht …“

„… dann bleibt nichts mehr zu wünschen übrig?!“

„Du hast es gerafft, Philipp! Und so ist das mit der Landschaft. Hier gibt es sozusagen das Allgäu 2.0. Das Allgäu mit Palmen, giganto Pampasgräsern und sogar Bananenstauden, die dich denken lassen, dass du ein Stückchen Erde in Schwarzafrika hättest. Außerdem sind die Gipfel und Grate so was von strange, Mann! Hier bleibt kein Landschaftswunsch unerfüllt.“

„Ich bin kein Alpinist, Hubert. Was ist denn hier so strange?“

„Lass uns mal, bevor wir das vertiefen, ins Haus gehen.“

Oben, in der Panoramastube, wie Liane sagt, nehmen wir Platz.

„Weißt du, an was mich das hier erinnert?“ Philipp scheint fasziniert zu sein.

„Du wirst sicher gleich den Tiger aus dem Tank lassen!“

„Ich weiß nicht, ob du jemals auf Lanzarote warst?“

„Ich war!“ Liane steht hinter uns.

Philipp dreht sich ruckartig um.

„Verdammt. Stones oder Beatles? Was ist hier schöner? Die Pyrenäen oder Liane? Ich nehme an, dass du das bist? Die Lady von Huberts größtem Erfolg bislang.“

„Schmeichler! Ich nehme an, dass ich die Beatles repräsentiere?“ Liane setzt sich neben uns und schlägt die Beine übereinander. Das verursacht das magische Knistern ihrer Strümpfe.

Dear Prudence, want you come out to play! summt Philipp vor sich hin und entzündet erneut eine Zigarette.

Liane reicht ihm eine große Muschelschale, die als Aschenbecher dient.

„Du wolltest verraten, woran dich das hier erinnert.“ Es interessiert mich wirklich, was andere beim Anblick unseres Gigantofensters denken.

„Mirador del Rio! Die Aussichtsplattform, von der aus man von Lanzarote auf die kleine Insel La Graciosa sehen kann. Total geiler Ort! Du hast das Gefühl, auf der Brücke eines Ozeanriesen zu stehen. Vor dir geht’s granatenmäßig abwärts. Das türkisfarbene Meer und auf der anderen Seite die Insel.“

„Genau von da stammt die Idee zu unserer Panoramastube. Spendierst du mir `ne Kippe? Roth Händle mit Filter kriegste in Gallien nicht.“

„Mit dem größten Vergnügen, Madame.“ Philipp reicht ihr einen unberührten Glimmstängel.„Du wolltest mich doch über die Einmaligkeit von Gipfeln und Graten hier aufklären. Sozusagen River deep mountain high? Darf ich denn gleichzeitig mein Gerät laufen lassen und unser Interview beginnen?“

„Klar, Philipp, go ahead!“ Der Kerl gefällt mir irgendwie, ist entspannt und unaufdringlich.

Er kramt in seinem Arztkoffer und stellt Recorder und Mikro auf den Tisch.

„Darf ich dabeibleiben?“ Indem Liane ihre Beine übereinanderschlägt, entsteht dieses verruchte Schrappen.

„Was wären die Bees ohne die Gees, die Fatas ohne die Morganas oder der Cunni ohne den Lingus?“ Philipp drückt die Aufnahmetaste.

„Okay, also zurück zu den Graten und Wipfeln! Ich habe mich verliebt in diese Landschaft hier. Wenn du aus dem Fenster schaust, so hast du vorne rechts da die drei Palmen und links die Bananenstaude. Als Background fungieren die Riesen der Pyrenäen. Links ein

One-World-Stand der Bergwelt. La Brèche de Roland! Als Karl der Große gegen die Sarazenen zu Felde zog, ebnete ihm sein Neffe Roland den Weg und schlug diese Bresche in die Gipfelkette; jedenfalls erzählt das die Sage. Rechts ist unter anderem der Pic du Midi d’Ossau. Schlappe 2.900 Meter hoch! Ich glaube, jetzt brauch‘ ich auch ´ne Kippe.“

„Kann man denn sagen, dass dich dieses Ambiente hier in deiner Arbeit beeinflusst?“ Philipp fingert an seinem Recorder.

„Kolossal! Zum Beispiel mein neues Projekt Lichtsinnlich dehnbarer Traum ist nur hier vorstellbar gewesen.“

„Kommen wir doch mal zu den Anfängen deiner Karriere. Wie kam es denn dazu, dass Tabula Raza für den Song The Diamond Ian Gillan von Deep Purple begeistern konnte?“

„Da bin ich nicht ganz unbeteiligt!“ Liane setzt ein kleines bisschen Schmollmund in Szene.

„Stimmt, wir hatten uns gerade kennengelernt und nur ein paar Nächte zu erregenden Tagen umgestaltet, als wir an einem Montagabend zu einem Soundcheck im Sounds in Berlin waren. Der Chef des Ladens tobte, weil irgendetwas mit der Anlage nicht stimmte. Es pfiff über die Boxen, als hätte eine Kuh über einen Tonabnehmer am Hinterteil Dauerblähungen abgelassen. In dem Moment tauchten die Jungs von Deep Purple auf.“

„Ian fuhr sofort total auf mich ab!“ Man merkt ihr an, dass sie das stolz macht. „Er versuchte alles Mögliche, um mich mit auf sein Zimmer einzuladen. Das habe ich für Hubert ausgenutzt. Hab‘ ihm verklickert, dass, wenn er bei The Diamond seine Stimme zum Einsatz bringen würde, wir uns natürlich wieder sehen müssten.“

„Geile Story, Liane. Seid ihr denn noch mit Ian in Kontakt?“

Ich gehe rüber zur kleinen Bar und besorge ein paar Gläser, Wasser und eine Flasche Ricard.

„Hoffe, du trinkst ´n Gläschen mit uns? Ach, deine Frage, ja, ja, Ian war schon ein paar Mal hier. Vorletzten Monat war er mit den Leuten von Ange hier und hat bei uns im Studio ein Album mit dem wohlklingenden Titel L’évidence bornée du graphique de l’amour aufgenommen. Liane wird übrigens auch darauf zu hören sein. Sie musste auf einem Track ein paar mal Je te plais comme ça, t’as envie de moi ? hauchen.“

Nachdem Philipp den Ricard abgenickt hat, gieße ich uns drei wohl bemessene Gläschen ein. Wir prosten uns zu.

„Hubert, du hast vorhin etwas von einem Projekt Lichtsinnlich dehnbarer Traum erzählt. Kannst du dazu ein bisschen was sagen?“

„Das ist ein Ultra-Mega-Ding! Tabula Raza goes Psycho! Wir haben dazu Richard Wright von Pink Floyd gewinnen können. Ein 25-Minuten-Song, der sozusagen akustisch einen LSD-Trip wiedergibt. Ganz exklusiv für dich ein paar Töne daraus.“

Ich gehe zum Sideboard und schmeiße

die TEAK-Vierspurmaschine an.

„Kannst loslegen, Chéri, alle vier Boxen sind angeschlossen!“ Liane hat plötzlich rote Wangen. Der Ricard wirkt offenbar. Wir haben uns in Frankreich angewöhnt, uns gegenseitig in Chéri umzutaufen. Ich starte das Band an der Stelle, wo sie mit lasziver Stimme je mange du maïs schmollt.

Draußen, hinter der majestätischen Kette der Pyrenäen, geht die Sonne unter und bei uns erobern die Klänge von Lichtsinnlich dehnbarer Traum das Terrain.

„Auch abends macht ein Joint den Tag zum Freund, oder?“ Philipp sieht uns fragend an.

„Philipp, das wäre schlecht für die Kondition! Ich habe noch eine kleine Überraschung, Surprise, wie man hier sagt, arrangiert.“ Liane geht zur Bandmaschine und stoppt sie. Daneben steht der Plattenspieler. Auf dem Teller liegt mit gelbem Etikett und türkiser Schrift Deep Purple In Rock. Witzigerweise ist laut Etikett die A-Seite auch die B-Seite. Mit anderen Worten bei der Plattenfirma Harvest wurde versehentlich auf beide Seiten des Vinyls das Etikett der B-Seite aufgeklebt. Aber keine Bange! Liane weiß inzwischen, welche der B-Seiten die A-Seite ist und lässt den Saphir auf den dritten Song der A-Seite niedergleiten: Child In Time!

„Geht Musik orgiastischer?“, sagt sie nach einigen Tönen.

Draußen wirbelt plötzlich ein Höllenlärm los. Ein Hubschrauber im Landeanflug auf den eigens für diesen Zweck arrangierten Platz oberhalb des Hauses.

Eine Blonde, eine Rothaarige und eine Schwarzhaarige verlassen das gelbe Fluggerät. Liane nimmt sie in Empfang und zeigt ihnen den Weg zu uns.

„Wir wollen uns doch heute einen ultrageilen Abend machen! Chéri, Philipp.“

Gerda trägt ihre blonde Pracht schulterlang offen. Ich hätte gerne ihr luftiges Kleidchen mit den kleinen weinroten Rhomben auf grauem Hintergrund im Helikoptersturm wehen sehen.

Mafalda gönnt uns einen verschmitzten Blick. Ihre bronzenen Locken schaukeln mit jedem Schritt. Das körpernahe, sandfarbene Top wird wie es sich gehört in der Taille von einem wilden, dunkelblauen Faltenrock gezähmt, auf dem sich gelb erblühte Rosen tummeln.

Agnieszka ist ganz in Schwarz, und als habe sie sich mit Liane abgesprochen, bändigt eine Bananenfrisur ihre pechfarbene Mähne. Die Bluse gewährt alle Vorzüge, die auch Liane eigen sind, nur nicht in Weiß! Ihr Rock, der eines Oktopus‘ Ejakulation alle Ehre machte, lädt zum zählen von kleinen weißen Pünktchen ein.

„Ist wohl Zeit für einen Champagner!“, findet sie.

„Chéri, rechts in der Kühlschranktür der Veuve Clicquot. Ich kümmer mich um die Flöten.“

Als ich in die Panoramastube zurückkehre, sitzen die Ladys auf dem roten Kanapee. Agnieszka, dann rechts Mafalda. Liane hat sich zwischen sie gemogelt, und nur Gerda hat niemanden zu ihrer Rechten. Auf seinem Stuhl allen gegenüber hockend wirkt Philipp etwas verschüchtert. Ich fülle die Flöten der Ladys und dann natürlich auch Philipps und meine.

„À notre Santé, Mesdames.“

„Skøl“, erwidert Gerda mit einer Stimme, die beruflich Obszönes am Telefon verklickern könnte.

„Lieber Philipp, das ist jetzt ein privater Abend. Wir laden dich gerne dazu ein. Der Recorder muss jetzt aber verstummen!“ Liane nimmt den Zeigefinger ihrer rechten Hand und hält ihn senkrecht vor ihren Mund, der ein wenig Lipgloss getankt hat.

Sie geht zum Plattenspieler und wechselt die Scheibe. Auf der Schallplattenhülle steht: Deutsche Grammophon Gesellschaft, Herbert von Karajan,

Bach: Brandenburgische Konzerte

Nr. 1, 2 & 3, Berliner Philharmoniker.

„Wir verteilen nun Zahlen mithilfe eines Würfels. Agnieszka, fang an!“ Liane gibt ihr einen großen Würfel aus dunkelrotem Plüsch mit weißen Punkten.

„Fünf!“ Sie gibt das Plüschteil an Mafalda weiter.

„Eins! Jetzt bist du dran, Liane.“

„Sechs! Und nun noch Gerda.“

„Drei!“

„So, Jungs, nun ist es an euch! Ihr würfelt euch jetzt die Ladys. Jeder von euch bekommt zwei.“

„Fang an, Philipp. Du bist Gast!“ Ich reiche ihm den Würfel.

Er scheint sich zu zieren.

„Ist doch nur Spaß und Vergnügen! Du sollst sie ja nicht heiraten!“ Ich klopfe ihm auf die Schulter.

„Okay, habe so was noch nie gemacht!“ Er würfelt.

„Zwei! Und nun?“ Er schaut Liane an.

„Würfel noch mal, Philipp.“

„Sechs!“

„Schlingel, hast du mich!“ Liane grinst. „Nun bist du dran, Chéri!“

Ich schmettere das Teil gegen die Panoramascheibe. Es wirbelt zurück und bleibt liegen auf – fünf.

„Okay, ich habe Agnieszka! Jetzt du noch mal, Philipp.“

Er nimmt den Würfel und – noch mal sechs!

„Noch mal, Philipp!“

Der Würfel fliegt gegen die Scheibe. Er macht mich nach.

„Eins!“ Philipp hat Mafalda und meine Liane! Also bleiben für mich Gerda und Agnieszka.

„Chéri, du gehst mit Agnieszka und Gerda ins Studio A hier oben und ich gehe mit Philipp und Mafalda ins Studio B nach unten. Viel Spaß wünsche ich euch. Und wenn wir wieder zusammenkommen, hoffe ich, dass sich das Resultat hören lassen kann und wir es dann gemeinsam aufnehmen können.“

Als wir im Studio A ankommen, ist alles schon bis ins letzte Detail von Liane vorbereitet. Drei Mikrophonständer sind im Halbkreis aufgestellt und dahinter jeweils die Notenständer.

Ich schnalle mir meine Fender um und setze mich in die Mitte zwischen Agnieszka mir zur Rechten und links positioniert sich Gerda. Die Ladys vertiefen sich in die Noten.

„Das ist sehrrr schön Stück!“, meint Agnieszka und bringt ihre Klarinette vor ihrem weinrot geschminkten Mund in Stellung. Gerda hat ihr Cello, wie es sich gehört, zwischen ihre langen, schlanken Beine geklemmt. Ihr Kleid dankt es dem Instrument, indem es seinen Saum hinter den Spitzenrand von Gerdas dunkelgrauen Strümpfen geluchst hat. Meine weiße Fender mit dem Schwanenhals markiert jede Bewegung auf meiner schwarzen Samthose.

„Bourée ist mein favorite title von Jethro Tull. Wirklich ein Meisterwerk von Ian Anderson!“ Die Schwedin spricht astreines Deutsch.

„Gibst du uns Anweisung?“ Agnieszka liebkost ihr Mundstück mit ihren Lippen.

„Klar! Agnieszka, du nimmst den Part von Ian Andersons Querflöte, also die Melodie. Gerda, du gibst uns mit dem Cello den Rhythmus, den im Original der Bass macht. Ich füge die begleitenden Akkorde hinzu.“ Ich schaue zu Gerda, die eine Frage aus ihren stahlblauen Augen versprüht.

„Wie kommen wir danach mit den anderen zusammen? Ich meine, wie soll dann das Zusammenspiel aussehen?“

Mit der Frage habe ich gerechnet.

„Wir werden sozusagen zwei unterschiedliche Instrumentalversionen zusammenführen. Philipp spielt hervorragend Akkordeon und wird die Begleitung, die ich hier mit der Gitarre spiele, in deren Version übernehmen. Mafalda soll mit ihrem Fagott den Rhythmus vorgeben und Liane macht die Melodie mit der Geige. Wenn alles klappt, werden wir in einer Stunde im Studio B alle zusammenkommen. Dort gibt es auch eine kleine Bühne und wir werden alles in Bild und Ton aufzeichnen können. Wir sollten mit unserer Version andante beginnen. Dann kommt Lianes Part schon in allegretto. Nun wieder wir in vivace und als stretta, wenn man so will, alle zusammen, einen weiteren Zacken forciert, in prestissimo. Auf geht’s, Ladys, nicht precipitatemente aber doch pressando, fangen wir mal an zu proben! Subito, con bravura.“ Ich komme mir vor wie ein italienischer Orchesterchef eines Tanztee-Ensembles in Bad Kissingen.

Ein paar Tage später sitzen Liane und ich im großen Vorführraum im Souterrain. Der Projektor im Projektionskäfig, wie Liane die kleine Kammer liebevoll nennt, gibt ein leises Surren hinter der Wand von sich. Die vier großen Bose-Boxen, von denen jeweils eine rechts und eine links der Leinwand hängt, während die anderen beiden mittig an den Seitenwänden angebracht sind, geben ein leises Rauschen ab.

Es erscheint unsere Bühne im Studio B. Von der Totalen her zoomt der Blick ganz links auf Mafalda, die allein mit dem Bassrhythmus beginnt. Rechts daneben erscheint Philipp, der mit den ersten Akkorden einsteigt. Der Blick fährt weiter auf Liane, die mit dem Bogen ihre Geige streichelt und die berühmte Melodie erklingen lässt. Nun kommt Agnieszka zum Zuge, die verführerisch mit der Klarinette die Melodie fortführt. Ich bin mit der Fender zu sehen, meine Akkorde klingen schwer, aber grooven total. Gerda flirtet mit mir. Ihr Blick wirkt intim und entschieden lasziv. Man möchte meinen, dass sie mit ihrem Cello verschmelze und wieder tritt ihr Hauch von Kleidchen mit den bordeauxroten Rhomben auf Grau die Flucht nach oben an. Die Kamera fängt den Rand ihrer Strümpfe ein. Liane und Agnieszka spielen sich die Melodie um die Ohren. Mafaldas Fagott verwöhnt die Bauchmuskulatur und jetzt spüre ich es, Lianes Hand verwöhnt aktuell etwas und zwar eindeutig unterhalb meiner Bauchmuskulatur.

„Bei der hättest du gerne mal deinen Warja spazieren geführt, oder?“

„Ich denke, du wirst mir das schon austreiben?“ Ich drücke meinen Schoß provokativ gegen ihre Finger.

Auf der Leinwand, im Gegenlicht zu den Bühnenstrahlern, wird der Rock von Agnieszka ziemlich transparent. Sie macht einen Schritt, sodass sich der Zwischenraum ihrer Beine gekonnt vergrößert. Die Umrisse ihrer rasierten Yoni sind gestochen scharf zu erkennen. Sie trägt nichts unter diesem Röckchen aus Pech und Hagelkörnern. Unter den Berührungen Lianes fühlt sich ein wichtiger Teil von mir ziemlich eingeengt. Wie von Zauberhand sind Agnieszkas als auch Lianes Blusen auf der Leinwand da vorne transparent geworden. Als ob sie von einem leisen Regen befeuchtet worden wären, glänzen die vier Brustwarzen im Rhythmus auf und ab und wippen um die Wette. Wie von Sinnen gleite ich zwischen Lianes Lippen und wie von einer anderen Welt betören von der Leinwand Mafaldas und Gerdas Basstöne, Agnieszkas und Lianes Melodieführung sowie Philipps und mein Begleitgeschick. Die gelben Rosen auf Mafaldas Faltenrock scheinen für Momente ein Eigenleben zu inszenieren. Es sieht so aus, als tanzten sie gegen den Beat ihres swingenden Untergrunds, währen weiter oben zwei üppige Brüste gegen die vermeintliche Enge des um die guten Sitten besorgten, sandfarbenen Tops protestieren. Ein unsichtbarer Taktgeber scheint den Röcken der Mädels synchrones Wippen verordnet zu haben. Je schneller das intuitive Metronom den Bourrée nach vorne taktet, je schneller die brillante Kameraführung in nahezu psychedelischer Manier die Röcke in einer Art Symbiose mit den roten Lippen der Musikerinnen verschmelzen lässt, je abenteuerlicher wird der Rhythmus, mit dem mich Lianes Mund an der Darbietung auf der Leinwand teilhaben lässt. Wie lange werde ich mich der unterschiedlichen Einzelstimmen, Takt für Takt untereinander, wie lange werde ich mich dieser unerbittlichen Partitur meiner Lust entgegensetzen können?

„Chéri! Ich möchte, dass, wenn wir auf der Bühne zum Höhepunkt kommen, du mir deinen in mein Mäulchen schenkst. Let’s bourrée Darling!“ Sofort verschließt sich ihre verbale Gier mit mir und ich spüre, wie die letzten Takte anfluten, spüre, wie es mir vom Nacken her mit abgespreizten Härchen auf der Haut bis in ihren Mund hinein vibriert, spüre, wie ich ihr das gebe, wonach sie trachtet, sehe, wie ihr blutroter Rock mit den vielen weißen Pünktchen hochgeschlagen ist und ihre Finger auf ihrer Yoni zittern.

What a crazy day, when I kissed the teacher. All my sense had flown away, when I kissed the teacher. Agnetha und Frida sind von einem Lehrer hin und hergerissen. Cindy nebenan allerdings scheint in ihrer Stimmung ziemlich angefressen.

„Liiiiiiaaaaaaane, ey! Det is nich fair, ey!”

„Was ist denn los, Cindy? Wir haben hier keine Zeitlimitvorgaben! Wenn mein Gast ´ne Stunde bleibt, so ist das seine Sache und okay. Ihr seid schließlich noch zu dritt da.“

Ich bemerke, dass Liane neben mir etwas aufgebracht ist. Jedenfalls kann sie richtig schön mit ihren großen Augen funkeln.

„Weißt du was? Ich hatte noch niemanden, der sich mir so hingegeben hat wie du gerade.“ Liane lächelt zufrieden, aber auch fragend.

„Wo wir so einen geilen Moment zusammen hatten, verrätst du mir deinen Namen?“

„Klar! Hubert. Nicht originell und auch nicht besonders modern, eher spießig! Aber das, was du da gerade mit mir gemacht hast, ehrlich, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich war ja komplett weg.“

„Das habe ich gemerkt, Hubert. Du hast mich so inspiriert, so angefixt. Ich bin auch zweimal gekommen, hatte Gänsehaut fast überall!“

„Ich hoffe, dass du keine Probleme wegen mir bekommst. Deine Kollegin scheint nicht sehr erfreut?“ Ich beginne, mich wieder in eine korrekte Erscheinung zu verwandeln.

„Das war hoffentlich kein One-Day-Stand, Hubert. Pass auf, ich bin freitags immer in der Martin-Luther. Dort ist alles relaxter. Wie wäre es, kommst du übermorgen vorbei? Die beste Zeit ist gegen 14.00 Uhr.“ Ich stehe auf. Sie schnappt sich ihren Kimono, streift ihn sich über und ich erhalte einen erinnerungswürdigen Kuss.

Es regnet Strippen. Natürlich auch in der Martin-Luther-Straße! Das Big Sexyland, früher gab es hier an gleicher Stelle eine Lokalität die Wiener Rutsch’n genannt wurde, liegt zwischen Motz- und Fuggerstraße im schönen Bezirk Schöneberg. Hier also kann man Liane und ihre Mitstreiterinnen bewundern und wenn genügend Geld vorhanden auch streicheln und sich streicheln lassen.

Der Laden ist wesentlich größer als der in der Kantstraße. Ich orientiere mich in Richtung der Peepshow-Bühne. Auch hier gibt es ein Anzeigefenster mit vier Mädels und einem entsprechenden, brennenden Lämpchen für die, die gerade tanzt. Miriam: langhaarig, blond. Tooky: halblang, dunkelhaarig. Gaby: schwarze, lange, glatte Haare. Rosa: eine Latina mit kaffeebrauner Haut. Wo ist Liane? Ich schaue mich um und entdecke einen orangenen Hinweispfeil, auf dem handschriftlich Solokino vermerkt ist. Ich folge der Informationshilfe durch einen langen, muffigen Gang und finde eine Art Einlasskasse, wirklich wie im Kino, hinter dessen Tresen eine sehr vollschlanke Wasserstoffblonde mit Hornbrille, güldenem Ohrgehänge und raumgreifendem Dekolleté residiert. Über ihr leuchtet in roter Neonleuchtschrift Solokino Live-Show. Links neben der Kasse ist der Eingang. Dahinter ist es dunkel.

Die Eingangstür ist weit geöffnet. Und da steht es! Auf einem gelben DIN-A4-Blatt zwischen Eingang und Kasse: heute LIANE!

Ich stelle mich mit fragendem Blick vor die Blonde. Sie schaut mich über die Ränder ihrer Brille an und dann kommt mit einer Stimme, die vielleicht Edith Hanke als Kaufhausfahrstuhlansagerin alle Ehre gemacht hätte. Es soll Leute geben, die diese mittels menschlicher Stimmbänder erzeugten Töne auch als mausähnlich bezeichnen würden. So kommt also folgende Lautäußerung auf mich zu:

„Wenn de Liane inne Show seh’n willst, kostet dett fünf Mark. Wenn de sie ooch noch in‘ Solokino willst, wa … ?“ Es folgt eine kleine Atempause.

„Dett kost‘ dreißig Mark die halbe Stunde. Watt woll’n wa denn?“

Ich krame in meiner Jackettinnentasche. Ich hatte mir schon ein paar Scheine parat gelegt. Schließlich reiche ich ihr wortlos einen Fünfzigmarkschein, einen Zehnmarkschein und ein Fünfmarkstück. Sie überlegt. Dann kommt ein Anflug eines freundlichen Lächelns über ihre feisten Wangen.

„Is jebongt, junger Mann! Wir ha’m einmal Show und denn eine Stunde Solo Liane!“

Sie gibt mir eine Art Eintrittskarte. Ein dunkelgraues Teil, auf dem EINTRITT 687 zu lesen ist. Ein gleiches Format kann man sich als Wartemarke auf dem Polizeirevier ziehen oder auch auf der Passierscheinstelle ganz oben im Forum Steglitz, wenn es einem nach einer Visite nach Ostberlin zumute ist.

„Et jeht in fünf Minuten los! Willste schon rein?“

Ich nicke.

„Denn jibb ma wieda her!“

Schon bin ich die Wartemarke, das Einlassticket, wieder los.

Mit einer unangestrengten Handbewegung in Richtung Eingang will sie mir wohl zeigen, wo es lang geht. Mit der anderen Hand führt sie eine halbgerauchte Zigarette vom vor ihr postierten Aschenbecher zu ihrem nach Rauch verlangenden schmallippigen Mund. Der Rauch steigt ihr ins linke Auge und reflexartig schlägt sie sich mit der richtungsweisenden Hand die Brille von der Nase. Vor Schreck inhaliert sie falsch, bekommt einen gehörigen Hustenanfall und läuft im Gesicht rot an.

Ich tue schnell so, als habe ich ihr Missgeschick nicht bemerkt und verschwinde im Dunkeln. Schließlich bin ich Katzen erprobt. Fällt ein Stubentiger aus Versehen vom Schrank, vom Regal oder sonst irgendwo herunter, tut man am allerbesten so, als habe man das Malheur nicht bemerkt. Der Vierpfoter dankt es einem mit einem Schnurren. Die Wasserstoffblonde ist des Schnurrens nicht mächtig, oder sollte es wider Erwarten zu ihrem Repertoire gehören, verzichte ich gerne zu Gunsten eines nachfolgenden Gastes.

Nach einem kurzen Gang eröffnet sich ein länglicher Raum mit

fünf Sitzreihen à sechs Kinosesseln. An der Stirnseite ist die Bühne. Ein schmutziger, weinroter Vorhang versteckt einen weiteren Einblick. An den Seitenwänden sind ein paar Funzellampen angebracht. Mittig an der Decke vorm Vorhang hängen ein paar erloschene Strahler. In der letzten Reihe sitzt ein altes Männchen mit Schiebermütze, vor ihm links eine Art Geschäftsmann in Anzug und Krawatte. Reihe drei ist verwaist.

Davor direkt am Gang lümmelt sich ein bierbäuchiger Mittvierziger im Blaumann. Jeder der anwesenden Herren tut unentspannt, entspannt so, als nähme er außer sich niemanden weit und breit war. Das heißt, die Augen fixieren eine nicht vorhandene Weite oder geben vor, die eigenen Oberschenkel seien das aktuelle achte Weltwunder der modernen Zeitrechnung.

Ich nehme den dritten Sessel in der ersten Reihe. Es ist stickig und warm hier. Ich lege mir mein Jackett über die Knie.

Kein Laut zu hören. Doch, das Männlein hinten hüstelt.

Da plötzlich! Die Funzeln werden noch ein wenig

runtergedimmt. Ein Rauschen in den Lautsprechern. Es erklingt eine sonore Männerstimme, ein wenig so, wie man sie aus dem Circus kennt:

„Damen und Herren! Das Big Sexyland präsentiert in einer alle Sinne betörenden Show das Girl, das am Tage immer lockt und, meine Herren, das in der Nacht niemals allein sein will,

L i a n e! Genießen Sie, was Sie sehen.“

Es folgt wieder ein Tusch wie im Circus und dann setzt Musik ein, während der Vorhang geräuschvoll und sehr langsam nach oben gleitet.

Die ersten Töne der Moody Blues und der erste Blick auf Liane.

Nights in white satin, never reaching the end. Letters I've written, never meaning to send.

Beauty I'd always missed with these eyes before. Just what the truth is, I can't say anymore.

Einen schwarzen Lackpumps hat sie auf den Bistrostuhl in Stellung gebracht. Ihren roten Kimono kenne ich. Bei der folgenden in der Stimmung stark anschwellenden Zeile, die Italiener würden als Musikbegriff acceso verwenden, 'Cause I love you, yes, I love you, oh how I love you, gleitet sie so auf den Stuhl, dass sie die Stuhllehne vor sich hat und die langen Beine etwas spreizen muss. Als habe der Kimono ein Eigenleben, rutscht er ihr über die Schultern und es kommt ein blütenweißer BH zum Vorschein. Einer, der nach oben hin offen ist, wie ihn die Bayerinnen für ihre Dirndldekolletés bevorzugen. Das Lied nimmt sie mit seiner hypnotischen, sündig anmutenden Melodie gefangen. Ihr Körper beginnt zu schlängeln, nimmt den Rhythmus auf und setzt ihn um in etwas Knisterndes, in spürbare Spannung. Der Kimono bedeckt den Boden. Ihre Taille umschlingt ein wahnsinnig breiter, fleischfarbener Hüftgürtel, der mit seinen vier Strapsen zwei bräunlichen Strümpfen Halt bietet.

Sie steht langsam auf, kehrt ihren Bewunderern den Rücken zu und umschlingt sich mit ihren Armen, so als läge sie in den Armen einer anderen Frau. Ihre Hände, die in langen Spitzenhandschuhen stecken, spielen auf ihrem Nacken nach der Melodie anmutig Luftklavier. Bei Just what you want to be, you will be in the end dreht sie ihren Kopf mit der Bananenfrisur, die Grace Kelly alle Ehre macht, und schenkt mir einen der sündigsten Blicke, den ich bislang erhalten durfte. Er landet unmittelbar dort, wo sie ihn haben wollte. Die Atmung des Blaumanns hinter mir wird hörbar.

Es folgt ein eher unbekannter Titel der Moody Blues: Candle Of Life. Take a look at me but slowly the candle of life.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich Liane anschließend ganz allein für mich haben werde und meine Mitbewunderer hier anschließend mit sich und ihren geilen Fantasien allein gelassen werden, könnte ich an die schmuddelige Decke über mir hüpfen vor Freude und Stolz.


Der Soloraum ist ein bisschen größer als sein Bruder in der Kantstraße, der Charakter jedoch identisch. Das Kanapee ziert eine Leopardplüschimitatdecke. Hier steht die große Glotze rechts. Ohne Ton schenkt ein brutal aussehender Glatzkopf sein riesiges Teil zwei dicken Pornoqueens. Die lecken es um die Wette. Warum erinnert mich die eine an die hiesige Kassiererin?

Auf dem Beistelltisch an der Eingangstür steht die Eieruhr, die uns den Himmel begrenzen wird. Ein Moment der Besinnung. Gleich wird sie bei mir sein. Wird mich mit ihren strahlenden Augen betören, wird mir beweisen, dass sie eine der begehrenswertesten Vertreterinnen jener Wesen ist, die in der deutschen Sprache Frau benannt werden.

Auch hier quietscht die Tür. Ihren Kimono hat sie lässig über einem Arm. Aber was ist das? Hier besucht mich eine Frau mit einem Cocktailkleid, das für sie geschneidert sein muss. Rot ist unbedingt ihre Farbe. Sie hat ihre Haare von Grace Kellys Banane befreit. Das blonde Gold streichelt die schmalen Träger, die eine beeindruckende Verantwortung für dieses wunderbare Dekolleté übernehmen.

„Ich scheine dir also zu gefallen! Na dann habe ich ja schon gewonnen.“ Was für eine Begrüßung!

Ich habe mich schon meiner Klamotten entledigt. Sitze nur in schwarzer Unterhose und schwarzem T-Shirt auf dem ausgebreiteten hellblauen Oberhemd, mit dem ich den Plüschleopard unter meinem Po verstecke.

Ich stehe auf, habe Gänsehaut überall, spüre ihren Körper, den weichen Chiffon an meiner Haut und diesen Duft, den sie verströmt. Viel später habe ich gelernt, dass das Shalimar ist. Ich habe mich nie getraut sie zu fragen.

„Hat dir denn meine kleine Darbietung gefallen?“

„Ich war und bin hin und weg. Nights In White Satin ist einer meiner absoluten Lieblingstitel. Wie du dich dazu bewegt hast. Ich finde keine Worte.“

„Komm, Hubert, nimm mal dein Hemd weg. Mein Kimono ist größer und ein bisschen daran gewöhnt. Also eine ganze Stunde möchtest du mit mir?“

„Ja! Hoffentlich wird dir das nicht langweilig?“ Meine rhetorische Frage.

Statt zu antworten dreht sie den Zeiger der Eieruhr einmal komplett im Kreis.

„Wenn wir so zusammen sein wollen wie am Mittwoch, dann würde ich mich freuen, wenn du mir dafür einhundert Mark schenken könntest.“

Wer kann diesem Blick widerstehen? Ich nicht. Ein großer Blauer wechselt von Besitzer zu Besitzerin.

Wir setzen uns nebeneinander. Ich höre das Rascheln ihrer Strümpfe unterm Kleid. Ich lege meinen Arm um sie. Drücke sie an mich. Küsse sie, schließe die Augen, ja ich weiß, das ist ein Moment des Glücks in diesem Leben.

„Lass uns doch mal plaudern, bevor wir uns genießen?“

„Gerne, alles, was du magst, Liane. Heißt du eigentlich wirklich so?“ Ich gebe ihr einen Stups auf ihr Näschen.

„Wenn du es genau wissen willst?“

„Ja, natürlich.“

„Liane, Margarethe, Julia.“ Ihre Lippen berühren sanft mein Ohr.

„Sicher möchtest du wissen, warum ich in eine Peepshow komme?“

„Na, das kann ich mir doch denken. Du hast sicher sonst niemanden, der …“

„… so zärtlich ist wie du!“ Meine Finger gleiten durch ihr Haar.

„Na ja, du hast doch sicher eine Frau oder Freundin?“

„Habe ich. Wir leben seit ein paar Jahren zusammen. Unser Leben gestaltet sich aber eher wie das eines Bruders mit seiner Schwester. Da ist null erotische Spannung zwischen uns. Zudem hat sie mich mit einem Freund betrogen.“

„Und warum hast du sie nicht gehen lassen?“ Ihre Hand auf meinem Knie ist angenehm warm.

„Ich bin so ein verdammtes Gewohnheitstier! Eigentlich bin ich sowieso nur aus einer Art Mitleid mit ihr zusammengekommen.“

„Wie das denn?“ Die Hand wandert ein wenig nach oben.

„In unserer ersten Nacht in ihrem kleinen Zimmer bin ich fast aus dem Bett gefallen vor Schreck, als ich sie von hinten nackt sah. Ihre Kleidung muss unglaublich geschickt das getarnt haben, was da zu Tage, besser gesagt zu Nacht trat. Ich habe vorher noch nie so gewaltige Oberschenkel gesehen. Später erfuhr ich, dass es für dieses Phänomen auch einen Fachausdruck gibt: Reiterhosenfettsucht!

Und das mir, wo ich so mit den Augen, ich meine, wo ich so optisch, erotisch gesehen, zu erregen bin.“

„Warum bist du denn nicht am nächsten Morgen vielleicht nicht schreiend, aber immerhin doch davongerannt?“ Da nähert sich etwas meinem Schoß!

„Noch in jener Nacht hat sie mir von ihrem Selbstmordversuch erzählt, dass sie eine Woche im Koma im Sauerstoffzelt lag, dass ihr Urvertrauen gestört sei, weil sie als Baby von ihrer Mutter zu ihrer Uroma abgegeben worden war. Ich konnte sie nicht, nur weil sie dick war, vor den Kopf stoßen. Und Teile ihres Charakters sind ausgesprochen herzlich. Es gibt aber auch ihre dunkle, ihre cholerische Seite.“

„Wie sieht die aus?“ Ihre Hand wandert in meine untere Hose.

„Stell dir mal vor. Sie hatte ein halbes Jahr ein Verhältnis mit einem guten Freund von mir.

Abends zur Essenszeit hübschte sie sich dann auf und fuhr zu ihm. Und das einige Male pro Woche. Ich wusste genau, wo sie da landete. Manchmal rief sie mich sogar von ihrem Stelldichein aus an, fragte, wie es mir ginge. Liane, ich weiß nicht, ob ich mich mit deiner Hand an dieser Stelle noch konzentrieren kann!“

„Das musst du lernen, Hubert! Ich werde einen Teufel tun und jetzt von dir ablassen. Zudem, wo er schon so wunderbar gewachsen ist. Erzähl weiter.“

„Vor zwei Wochen komme ich am späten Nachmittag nach Hause. Sie fragt mich, warum ich so spät käme. Ich antworte wahrheitsgemäß, dass mich ein Fahrgast im Café am Schloß Charlottenburg zu einem Glas Sekt eingeladen hätte. Sie fragt, was das für ein Fahrgast sei. Du musst wissen, dass ich neben dem Studium Taxi fahre. Also antworte ich ihr, dass das die junge Frau sei, die ich als Dauergast zweimal die Woche von Nikolassee zum Flughafen brächte. Dann merke ich schon, wie ihre Gesichtsfarbe ins Rötliche wechselt. Und klar, dann kommt dieser Satz: Und in welchem Hotel wart ihr? Daraufhin werde ich sauer und entgegne ihr, dass wir uns den ganzen Nachmittag im Puff in der Windscheidstraße eingemietet hätten, um dort mit einer Hure einen enorm geilen Dreier zu zelebrieren.

Was ich nicht wusste ist, wie flink sie sein kann. Ratzfatz greift sie sich meine zwölfsaitige Gibson und schlägt sie mir über den Kopf. Mein Doktor musste mich mit drei Stichen nähen. Die Gitarre ist im Gitarrenhimmel und glaubst du, dass sie sich nur andeutungsweise entschuldigt hätte? Mir wird immer noch ganz anders, wenn ich mir vorstelle, wenn da nicht die Akustik- sondern eine E-Gitarre gestanden hätte. Liane Margarethe Juliane, du würdest jetzt gerade bei …“

„Pssssst!“ Sie dreht mir den Nacken zu und flüstert:

„Hubert, der Reißverschluss würde gerne abwärts fahren.“

Ich tue ihr und mir den Gefallen, fahre entlang des

BH-Verschlusses talwärts und komme erst fast am unteren Rand des Hüftgürtels zum Stehen. Ihre Hand verlässt mich. Sie steht auf, ich stehe auf und sie fragt ziemlich unkompliziert, aber auch rhetorisch:

„Ja, was machst du denn nun mit deiner halbausgezogenen Schlampe?“

Wortlos ziehe ich ihr das Kleid über den Kopf. Und da steht sie vor mir, wie vorhin auf der Bühne: Weißer BH mit Brüsten, die keineswegs noch mehr eingeengt werden dürften, einem Hüftgürtel, der sicher aus einem Retro-Wäschegeschäft stammt, jedoch die Aufgabe hat, sich um die Strümpfe, vermutlich aus reiner Seide, zuschnappend zu kümmern. Und letztlich diese Lackpumps, wegen der so manches Weib seiner besten Freundin beim Caféhausbesuch ins Ohr flüstern würde: Meine Gute, für die würde ich morden!

„Darf ich vorstellen: linker Hand, mein Herr, das ist Margarethe und zu Ihrer Rechten wartet Julia! Du darfst sie gerne ein wenig über den Rand befreien. Falls du sie magst, so darf ich verraten, dass sie es lieben, ein wenig abgeschleckt zu werden.“

Einen Moment lang stehe ich sicher vor ihr, als hätte ich vom Hupen und Trompete spielen keinen Schimmer.

Aber na klar! Frauen geben ihren Brüsten gerne auch mal Namen. So schiebe ich meinen Zeigefinger vorsichtig in Margarethes Behausung und lasse das Nippelchen über die Begrenzung des bajuwarischen Kleidungsstücks hinausschauen. Vorsichtig nehme ich es zwischen meine Lippen und umkreise es mit meiner Zunge. Die Reaktion ist eindrucksvoll. Wie ein verkehrtes Ausrufungszeichen ragt es mir in den Mund. Aber Julia möchte ja auch. Als ich sie befreie, hat sie schon fast Margarethes Ausmaße. Damit die aber nicht traurig wird, puste ich ihr ein wenig Luft zu. Nun kommt die Reaktion von höchster Stelle:

„Gemeinheit! Willst du mich quälen?“

„Wo ist eigentlich Liane, wenn hier oben Margarethe und Julia residieren?“

„Rate doch mal!“

Es gibt da eigentlich nur eine Lösung. Ich gehe auf die Knie. Unter dem Hüftgürtel, da ist ja gar nichts! Besser gesagt, da ist sehr viel, nur kein Stoff. Ein winziges, hahnenkammartiges Büschelchen verläuft vom Venushügel abwärts. Es endet dort, wo sich mir Lianes Liane völlig hemmungslos offenbart.

„Sie möchte auch dein Mäulchen kennenlernen.“

Folgsam stecke ich meinen Kopf zwischen ihre Beine.

Als wir wieder nebeneinander auf ihrem Kimono sitzen, führt sie meine Hand auf ihre erregte Yoni. Das ist deutlich zu spüren.

Der Duft der indischen Nelke

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