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Die Kunst, unsere Energie zu erhalten


»Mit Wille und Ausdauer kannst du

Wunder bewirken.«

BENJAMIN FRANKLIN

Dieser Satz von Benjamin Franklin mag zweifellos unser Herz ansprechen, aber unser Körper und Geist sind oft zu erschöpft, um ständig für unsere Träume zu kämpfen. Man sagt, Rom sei nicht an einem Tag erbaut worden. Das bedeutet, dass es nicht auf Schnelligkeit ankommt, sondern vielmehr auf Beständigkeit, wenn wir erfolgreich sein möchten. Statt den Versuch zu unternehmen, unseren Energiepegel zu erhöhen, sollten wir eher lernen, wie wir ganz bewusst die Energieressourcen nutzen, die wir zur Verfügung haben.

Es gibt Tage, da haben wir das Gefühl, wir könnten die Welt erobern und nichts könne uns aufhalten. Doch gibt es leider auch genug solcher Tage, wo schon das Aufstehen am Morgen einer Heldentat gleichkommt, wo schon der Gedanke an Sport oder daran, das Fahrrad zu reparieren, einem wie eine unüberwindliche Herausforderung erscheint; diese Tage, an denen es eine Qual ist, die als Nächstes anstehende Aufgabe zu erledigen, sind leider nur allzu häufig. Wenn wir uns zu lange in diesem Modus befinden, sinkt unsere Motivation immer weiter, und unser Leben scheint von Tag zu Tag problematischer zu werden. Nach und nach fühlen wir uns wegen unserer mangelnden Tatkraft schuldig. Manche Menschen entscheiden dann, alles zu tun, um wieder mehr Energie und Willenskraft zu bekommen. Eine Zeit lang verdoppeln sie ihre Bemühungen, doch schon bald machen sich Müdigkeit und Überdruss wieder bemerkbar, und so werden ihre guten Vorsätze rasch von schlechten Gewohnheiten ersetzt. Nach diesem zweiten Misserfolg verlieren viele das Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeit, erfolgreich zu sein. Sie sind voller Schuldgefühle und meinen, sie hätten einfach zu wenig Ressourcen. Doch tatsächlich rührt das eigentliche Problem daher, dass sie keine Ahnung haben, wie sie ihre Energie erhalten können, und sie unwissentlich vergeuden.

Sowohl die chinesische als auch die japanische Medizin gehen davon aus, dass alle Lebewesen von einer Lebenskraft, genannt Ki, belebt werden. Jedes Neugeborene erbt dieses Ki von Geburt an, kann aber kein neues erzeugen, weil nun einmal alles, was ins Leben tritt, wieder vergehen muss. Wir können diese Lebensenergie also nicht erschaffen, können sie aber erhalten.

In Japan benutzt man den Begriff genki, um jemanden zu fragen, ob es ihm gut geht. Gen () bedeutet die Quelle, der Ursprung, und ki () die Lebenskraft. »Genki sein« bedeutet demnach, dass wir uns gut fühlen, weil das Niveau unseres Ki unserem natürlichen Energiepegel entspricht. Das heißt umgekehrt auch, dass wir uns deshalb nicht gut fühlen, weil mit unserem Ki etwas nicht in Ordnung ist. Und so müssen wir, wenn es uns besser gehen soll, nach der Ursache forschen, warum unser Ki geschwächt ist, um unsere Tatkraft wiederherstellen zu können.

Das Ki ist das, was unseren Geist und unseren Körper verbindet, es ist somit gleichzeitig materieller und psychischer Natur. Um genki zu sein, ist es daher wichtig, nicht nur auf das achten, was man tut, sondern auch auf das, was man denkt. Wir müssen uns darüber klar sein, dass unsere Kraftlosigkeit zu einem großen Teil von Stress kommt. Um unsere intellektuellen, emotionalen und körperlichen Ressourcen nicht unnötig zu erschöpfen, gilt es, drei Regeln zu beachten.

Lernen, dem, was man tut, einen Sinn zu geben

Auf dem Weg zu einem erfüllteren Leben lassen uns Fragen, die mit »warum« beginnen, schneller Fortschritte machen als solche, die mit »wie« anfangen. Bevor wir also versuchen, uns ein bestimmtes Know-how für den beruflichen Erfolg anzueignen, sollten wir verstehen, dass nur die Antwort auf die Frage »Warum mache ich das?« uns voranbringt und uns ermöglicht, langfristig durchzuhalten.


»Es ist besser für die Gesundheit,

nach einem Sinn zu suchen,

als sich zu bemühen,

Schwierigkeiten zu vermeiden.«

KELLY MCGONIGAL,

amerikanische Gesundheitspsychologin, bekannt für ihre Forschungen

über die Verbindung zwischen Psychologie und Gesundheit

Schwierigkeiten auf unserem persönlichen und beruflichen Weg sowie Opfer, die wir zwischenzeitlich bringen müssen, um etwas zu erreichen, führen tatsächlich irgendwann zu körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Doch gewinnen wir unsere Tatkraft nicht etwa dadurch zurück, dass wir Schwierigkeiten zu vermeiden suchen, sondern wir kommen dann wieder in Form, wenn wir uns für das einsetzen, was uns wirklich wichtig ist. Wenn es uns gelingt, unseren Unternehmungen einen Sinn zu geben, setzt das Gehirn verschiedene Hormone frei, die den Organismus stimulieren und seine Reparaturfähigkeit verbessern.

Das gute Funktionieren unseres Gehirns hängt zu einem großen Teil vom Vorhandensein mehrerer Neurotransmitter ab, darunter Dopamin, GABA, Serotonin und Acetylcholin. Letztere sorgen dafür, dass wir fähig sind, Freude zu empfinden, ruhig zu bleiben und uns etwas einzuprägen. Es gibt eine ständige Wechselwirkung zwischen unserer Stimmung und diesen Transmittern. Herrscht ein Defizit bei einigen davon, kann dies zu einer Form von Depression führen. Gleichzeitig ist es wichtig zu wissen, dass negative Gedanken eine Reaktion auf hormoneller Ebene hervorrufen.

In starken Stresssituationen setzt unser Körper ein Hormon, das sogenannte Cortisol, frei. Dieses aktiviert rasch unseren Stoffwechsel, was bei Gefahr lebenswichtig ist, weil so unsere körperliche Leistungsfähigkeit erhöht wird und wir in der Lage sind, in Bruchteilen von Sekunden zu entscheiden. Das Hormon stellt jedoch eine ernste Gefahr für die Gesundheit dar, wenn wir unter Daueranspannung stehen und es somit ständig ausgeschüttet wird. Man kann es mit einem Feuer vergleichen, das uns wärmt, wenn wir es beherrschen, das bei Kontrollverlust jedoch sämtliche Brennstoff-Reserven zu verbrennen droht. Dadurch, dass das Cortisol die Wirkung des Melatonins reduziert, verzögert es auch das Einschlafen und verringert die Fähigkeit des Körpers, nachts zu regenerieren. Es hemmt zudem bestimmte Funktionen des Organismus, die für ein funktionierendes Immunsystem wichtig sind.

Ein großer Teil unserer gesundheitlichen Probleme hat somit mit Formen von chronischem Stress zu tun.

BEISPIEL

Es ist wichtig, dass wir unserer Arbeit einen Sinn geben können, damit wir uns nicht in ihr gefangen fühlen. Die Angst, von anderen verurteilt zu werden, kann erheblich abnehmen, wenn wir etwas unternehmen, das wir als wichtig für uns selbst einstufen. Das Gefühl persönlicher Erfüllung hilft uns somit, den Cortisolspiegel sowie den Pegel bestimmter Neurotransmitter zu regulieren. Das schafft einen positiven Kreislauf, der dazu führt, dass wir uns glücklicher fühlen und gleichzeitig die Fähigkeit unseres Körpers zur Selbst-Reparatur erhöht.

Stress nicht als Feind sehen

In der heutigen Gesellschaft ist Stress zum Feind Nummer eins geworden. Es vergeht kein Tag, an dem uns nicht gesagt würde, dass er die Ursache zahlreicher Krankheiten sei. Das beste Mittel, um gesund zu bleiben, wäre demnach, jede Form von Anspannung zu vermeiden. Allerdings scheinen neuere Studien zu belegen, dass die Wirkung von Stress auf die Gesundheit stark davon abhängt, wie wir auf den Reiz reagieren. Mit anderen Worten, wenn wir überzeugt sind, dass Stress schlecht für unsere Gesundheit ist, neigen wir eher dazu, negative Symptome zu entwickeln.


»Wenn Sie sich dafür entscheiden,

Stress als nützliche Reaktion Ihres

Nervensystems zu betrachten, entwickeln Sie

ein inneres Kraftgefühl.«

KELLY MCGONIGAL

Es ist nicht der Stress an sich, der einen Verlust von Ki verursacht, sondern die negative Meinung, die wir über dieses Empfinden haben.

Mit sich selbst nicht so streng sein

Viele von uns meinen, dass wir besser vorwärtskommen, wenn wir uns selbst gegenüber kritisch sind, doch sollten wir uns darüber bewusst sein, dass ständige Selbstkritik eine Hauptursache für emotionale Erschöpfung ist, die uns zwangsläufig auch körperlich erschöpft. Scham, ob natürlicherweise empfunden oder aufgezwungen, führt viel eher zu depressiven Verstimmungen als zu positiven Veränderungen.

Der Schlüssel zur Einhaltung Ihrer guten Vorsätze liegt darin, zu lernen, wie Sie Ihre Motivation täglich aufrechterhalten können. Seien Sie nicht so streng mit sich selbst, der Selbstkritiker ist ein sehr viel weniger wirksamer Führer, als es Ihre positiven Gedanken sind. Finden Sie Freude auf Ihrem Weg zur Veränderung und lernen Sie, über Ihre Fehler zu lachen.

BEISPIEL: Statt sich wegen Ihres Aussehens oder mangelnder Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich schuldig zu fühlen, sollten Sie sich lieber vorstellen, wie sich Ihr Leben verbessert, wenn Sie in der Lage sind, sich zu verändern. Das verleiht Ihrem Weg einen Sinn und verhindert, dass negative Gedanken Ihre Energie erschöpfen.

Genki

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