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5. Unantastbar werden

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Es gibt kaum etwas, was den entfesselten Fluten eines Flusses standhält. Doch wie heftig sie auch sein mögen, dem Widerschein des Mondes auf ihrer Oberfläche können sie nichts anhaben. Keine Flut, kein Wasserfall und erst recht keine Welle vermag das Himmelslicht, das sie beleuchtet, auszulöschen.

Die Seele des Weisen gleicht dem Mond. Ihre Essenz liegt jenseits der materiellen Welt. Darum hat die Seele von Erscheinungen, die ihr Spiegelbild – das Denken – bedrängen, nichts zu fürchten. Das Denken des Weisen kann zwar vom Strudel des Lebens aufgewühlt werden, doch die Seele bleibt still und unbewegt. Wer Meditation praktiziert, ist in der Lage, sich von seinen Leidenschaften zu lösen. Er versucht nicht, sie zu beseitigen, sondern betrachtet sie einfach als das, was sie wirklich sind: unvorhersehbare, vorübergehende Turbulenzen seines Bewusstseins. Er weiß, dass sein Bewusstsein nichts weiter ist als der Widerschein seines wahren Selbst, das viel größer ist als all dieses aufgewühlte Hin und Her in seinem Geist.

»DER WAHRE ZWECK DES TEEWEGES LIEGT DARIN,

INMITTEN VON AUFRUHR IM FRIEDEN ZU SEIN,

INMITTEN VON KUMMER FREUDE ZU FINDEN UND

IN DIESER UNVOLLKOMMENEN WELT EIN BISSCHEN

SCHÖNHEIT UND HARMONIE ZU GENIESSEN.«

BEOBACHTER DER EIGENEN GEFÜHLE WERDEN

Wenn Sie ein unangenehmes Gefühl überkommt, kämpfen Sie nicht dagegen an. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit in Stille, schließen Sie die Augen und nehmen Sie die Bilder und Gedankenketten, die Ihnen in den Kopf kommen, bewusst wahr. Betrachten Sie sie wie etwas, das außerhalb von Ihnen liegt. Versuchen Sie nicht, sie zu beseitigen, sondern bringen Sie sie einfach in eine Distanz, als wären Sie ein Zuschauer, der sich im Kino einen Film ansieht. Lehnen Sie nichts ab, aber hören Sie auf, sich mit Ihren Gefühlen zu identifizieren.

Unser wahres Selbst liegt jenseits davon, daher sollte es von Wut, Trauer oder Schuldgefühlen unberührt bleiben. Wenn Sie die Wechselfälle Ihres Geistes als etwas Äußeres betrachten, wirken diese sich weniger auf Ihr tiefes Selbst aus. Ihr Bewusstsein kommt dann allmählich zur Ruhe.

Zen-Lehren der Teemeister

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