Читать книгу Zen-Lehren der Teemeister - Nicolas Chauvat - Страница 7
1. Sich unnötig sorgen
ОглавлениеAllein in der Dunkelheit seiner Kammer, wird ein Mönch vom Wind wachgehalten, der heulend um die einsame Hütte fegt. Plötzlich ertönt vom Dach her ein ohrenbetäubendes Prasseln. »Der lange Winterregen ist wieder da«, klagt der Mönch und kauert sich unter seinen Decken zusammen. Während er in dieser unbequemen Haltung allmählich einschläft, wird sein Geist von düsteren Gedanken gequält. Frühmorgens, als endlich wieder Stille eingekehrt ist, erhebt sich der Mönch mühsam, sein Körper nach unruhigem Schlaf ganz erstarrt. Zögernd angesichts der Vorstellung, sich der klammen Eiseskälte der umgebenden Natur auszusetzen, ringt er sich dazu durch, die Tür seiner Hütte zu öffnen. Bei dem Anblick, der sich ihm bietet, leuchtet sein Gesicht auf. Der Weg zu seiner Bleibe ist von unzähligen goldgelben und orangefarbenen Blättern bedeckt. Nicht den Regen hatte er gehört, sondern das Geräusch dieser Blätter, die der Herbstwind auf sein Dach wehte. Die Kälte, die ihm die ganze Nacht Sorge bereitet hatte, war nur ein Hirngespinst seiner Fantasie.
Das Erwachen besteht darin, die Tür unseres Herzens zu öffnen, um zu erkennen, dass unsere Ängste sich auf Hirngespinste gründen. Es besteht nicht die geringste Notwendigkeit, gegen sie anzukämpfen: Wenn wir ihnen mutig ins Auge sehen, verschwinden sie ganz von selbst, denn sie sind dann der einzigen Macht beraubt, die sie über uns hatten – der Unwissenheit.
»NACH EINER GUTEN TASSE TEE
KOMMT MEIN GEIST ZUR RUHE
UND ICH KANN DIE ESSENZ ALLER
DINGE (ALLER WESEN) BETRACHTEN.«
ANGST DURCH VISUALISIEREN VERRINGERN
Wenn Sie nachts nicht schlafen können, weil Sie zum Beispiel befürchten, dass ein bestimmtes Ereignis in näherer Zukunft eintritt, machen Sie folgende Übung:
Versuchen Sie sich daran zu erinnern, wie Sie sich früher einmal wegen etwas gequält haben, das am Ende überhaupt nicht eingetreten ist. Das wird Ihnen helfen zu erkennen, dass die Angst häufiger auf Ihrer Vorstellungskraft beruht als auf realen Fakten.
Stellen Sie sich so genau wie möglich vor, auf welche Weise das Ereignis, das Ihnen gerade Angst macht, sich zum Guten wendet und letztendlich gar nicht so schlimm ist, wie Sie angenommen hatten. Dieser bewusste Umgang mit dem Warten auf das gefürchtete Ereignis ermöglicht Ihnen, sich geistig und körperlich zu schützen, damit Sie Ihr tägliches Leben besser genießen können.