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Kapitel 2 Mack

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„Kara Louise MacKenzie, wenn du nicht sofort deinen Hintern bewegst, fahre ich ohne dich“, rief ich die Treppe hinauf, während ich die Füße in meine Stiefel stopfte.

Dieses Mädchen wurde einfach nie rechtzeitig fertig, egal wie früh ich sie weckte. Als sie noch klein war, war es süß, sie morgens wie einen Zombie umher wanken zu sehen, doch es wurde immer weniger süß, je älter sie wurde. Wenn ich wegen ihr wieder zu spät zur Arbeit kam, würde ich ihr eine Woche Hausarrest geben.

Okay, wahrscheinlich würde daraus ein Tag werden. Ich war nicht besonders gut darin, so etwas durchzuziehen, auch wenn ich wusste, dass ich das sein sollte. Es war schwierig, ein Kind zu bestrafen, das gute Noten bekam, andere Menschen mit Respekt behandelte und mich anlächelte, als wäre ich ein verdammter Superheld. Mein kleines Mädchen war ein gutes Kind, ganz egal, wie sehr sie mich in den Wahnsinn trieb.

„Kara!“, rief ich noch mal und schob mein Portemonnaie in die Gesäßtasche. „Wir müssen los!“

„Ich komme!“, rief sie zurück und hüpfte die Stufen hinunter, wobei sie versuchte, ihre Sneakers anzuziehen. „Ich bin fertig.“

„Binde sie zu“, ermahnte ich sie, als sie stolpernd neben mir zum Stehen kam. „Du kennst die Regeln.“

„Ja, ja“, sagte sie und beugte sich hinunter, um ihre Schuhe zu schnüren. „Keine Shorts, nichts Kurzärmliges, Schnürsenkel müssen zugebunden sein, keine Flip-Flops …“

„Wir nehmen das Bike“, unterbrach ich sie und nahm unsere Helme von der Couch. „Du hast den ganzen Winter gehabt, um die Schuhe zu tragen, die du wolltest.“

„Ich kann im Winter keine Flip-Flops anziehen“, merkte sie an und folgte mir zur Tür. „Meine Füße würden nass werden.“

„Hast du Sachen zum Wechseln in dem Rucksack?“, fragte ich und schloss die Tür hinter uns ab. Die Sonne schien schon und ich atmete den Duft nach gemähtem Gras ein und genoss den ersten Hauch von frischer Luft.

„Ja“, sagte sie und sprang die Vordertreppe mit einem einzigen Satz hinunter. Der Rucksack schlug hart gegen ihren Rücken, als sie landete.

„Dann kannst du den ganzen Tag Shorts und Flip-Flops tragen, bis ich dich abhole.“

„Ich weiß gar nicht, warum ich zu Trix gehen soll“, grollte sie, band fachmännisch ihr Haar zurück und setzte den Helm auf. „Ich bin zwölf. Ich brauche keinen Babysitter.“

„Das Gespräch hatten wir schon“, erwiderte ich und überprüfte ihren Kinnriemen, auch wenn sie ihn schon dutzende Male allein geschlossen hatte. „Wenn ich ein paar Stunden weg bin, kannst du allein zu Hause bleiben. Aber nicht, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin.“

„Alle in meiner Klasse bleiben allein zu Hause, wenn die Eltern arbeiten müssen“, erklärte sie mir zum tausendsten Mal. Ich stieg aufs Bike und wartete, bis sie hinter mir aufgestiegen war. Sie musste fast schreien, damit ich sie durch den Helm verstehen konnte. „Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“

Ich lachte leise, startete das Bike, und der Lärm übertönte ihre Beschwerden. Ich lachte noch lauter, als sie mich vor Wut leicht in die Seite zwickte.

Vielleicht war ich überbehütend. Zur Hölle, ich wusste, dass ich übervorsichtig war. Aber das interessierte mich einen Dreck. Wenn deine Frau in einer Badewanne voll Wasser Selbstmord begeht und deine fünfjährige Tochter für wer weiß wie lange sich selbst überlässt, bis du von der Arbeit nach Hause kommst, ändert sich deine Perspektive. Ich wusste, dass Kara allein zurechtkam. Sie war klug und tüchtig und brachte sich nicht in Schwierigkeiten. Das hieß aber nicht, dass ich mich wohlfühlte, wenn sie den ganzen Tag auf sich allein gestellt war.

Während wir auf das Gelände zufuhren, spürte ich, wie Kara sich hinter mir entspannte. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich, hatte ihre Augen, ihr Lächeln und ihre Grübchen, aber ihre Liebe zur offenen Straße hatte sie von mir. Mein kleines Mädchen hatte es immer geliebt, auf meinem Bike mitzufahren, und es hatte mehr als nur ein paar harte Tage gegeben, an denen wir Stunden damit verbracht hatten, ziellos durch die Straßen zu fahren.

Als wir vor Cams und Trix’ Haus auf dem Grundstück neben dem Gelände vorfuhren, kam Trix auf die Veranda heraus, um uns zu begrüßen.

„Sei artig“, sagte ich zu Kara, als sie vom Bike stieg und ihren Helm abnahm. „Ich bin gegen fünf wieder da, um dich abzuholen.“

„Klingt gut“, sagte sie und küsste die Seite meines Helms, wie sie es tat, seit sie ein kleines Kind war. „Ich hab dich lieb.“

„Ich hab dich auch lieb.“

„Hey, danke, dass sie bei euch bleiben darf“, rief ich, als Kara die Verandastufen hochsprang.

„Sie ist jederzeit willkommen“, erwiderte Trix und lächelte Kara an. Dann sah sie mich an. „Die Jungs zeigen immer ihr bestes Benehmen, wenn sie hier ist, weil sie sie beeindrucken wollen.“

Ich spürte Übelkeit in mir aufsteigen und bereute sofort, dass Kara schon im Haus verschwunden war.

„Dein Gesicht!“ Trix lachte und zeigte auf mich. „Ich veralbere dich doch nur. Die Jungs behandeln Kara, als ob sie ihr Drilling wäre. Außerdem kommt Charlie später zum Abhängen vorbei, also können sie die Jungs ignorieren.“

„Das ist nicht lustig“, sagte ich und stieß die Luft aus.

„Doch, war es“, erwiderte Trix. „Ich wünschte, ich hätte ein Foto gemacht.“

Ich zeigte ihr den Stinkefinger, startete das Bike, ignorierte ihr Lachen und drehte um. Weniger als fünf Minuten später parkte ich beim Clubhaus und ging in die Werkstatt. Die Buchten standen bereits weit offen, und einige der Jungs arbeiteten, aber die meisten würden erst in ein paar Stunden auftauchen. Ich machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Ich war auch nie ein Morgenmensch gewesen, besonders nicht, bevor Kara geboren wurde. Ich hatte die ganze Nacht Party gemacht und am nächsten Tag immer noch angetrunken gearbeitet. Aber jetzt waren die Dinge anders.

Wenn es nach mir ginge, würde ich um fünf Uhr morgens anfangen, damit ich um eins fertig wäre und danach machen könnte, was ich will. Besonders im Sommer, wenn Kara nicht tausend Sachen für die Schule erledigen musste. Leider sah Kara es als schreckliche Folter an, um fünf Uhr morgens geweckt zu werden, und wenn sie nicht genug Schlaf bekam, war sie ein Monster. Also schafften wir es gewöhnlich erst ein paar Stunden später aus dem Haus.

„Morgen“, rief Trix’ Mann Cam, als ich mir einen Coverall anzog. „Ist Kara heute bei uns?“

„Ja.“ Ich nickte, als er auf mich zukam. „Trix sagte, dass Charlie später auch kommt.“

Cam lachte leise. „Da wird das Haus voll.“

„Ich bin sicher, dass ihr genug Platz habt“, sagte ich trocken. Nachdem ihr Haus vor ein paar Jahren komplett niedergebrannt war, hatten Cam und Trix es größer und schöner wieder aufgebaut. Das Haus war riesig und fantastisch.

„Wahrscheinlich verbringen sie die meiste Zeit sowieso draußen“, sagte er und nippte an seinem Kaffee. Ich überprüfte, ob alle meine Werkzeuge dort waren, wo ich sie am Abend zuvor gelassen hatte. Wir hatten kein Problem mit Diebstahl, die Brüder bestahlen einander nicht, aber wir hatten ganz gewiss ein Problem mit Leihen.

„Gut“, sagte ich. „Danke, dass sie heute bei euch bleiben darf. Ich hasse es, sie den ganzen Tag allein zu lassen.“

„Kein Problem“, sagte Cam leichthin. „Trix gefällt es, ein volles Haus zu haben. Sie sagt, dass es ihr die Jungs vom Leib hält.“

„Trotzdem.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist ein Kind mehr, das sie im Auge behalten muss.“

Cam winkte ab und ging.

Ich war nicht so wie er aufgewachsen, mit ehrenamtlichen Tanten und Onkeln, die bei der Kinderbetreuung halfen, ohne Fragen zu stellen. Ich war allerdings froh, dass Kara so aufwuchs. Als ich ein Kind war, musste ich bereits mit sieben Jahren auf mich selbst aufpassen. Meine Eltern hatten kein Geld für einen Babysitter, und es gab keine Familie oder Freunde, die kostenlos auf mich aufgepasst hätten.

Ich konnte mich immer noch an das kalte Metall des Schlüssels erinnern, der sich den ganzen Schultag lang unter dem Shirt an meine Brust drückte. Ich hatte so viel Angst gehabt, ihn zu verlieren und vor dem verschlossenen Haus zu stehen, dass meine Mom ihn an einem Band befestigte, das ich dann jahrelang als Halskette trug.

Ich wollte diesen Scheiß für Kara nicht. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, ob und wann ich nach Hause komme. Ich wollte nicht, dass sie jedes Mal Angst hatte, wenn ein Auto vor dem Haus hielt, weil sie nicht wusste, ob ich es war oder irgendein Fremder. Sie hatte schon so viel durchgemacht, dass ich fest entschlossen war, ihr Leben so normal und sicher wie möglich zu machen.

Ich brauchte ein paar Stunden, um mit der Arbeit an dem Minivan fertig zu werden, die ich am Tag zuvor begonnen hatte, und als ich ihn endlich draußen parkte, sehnte ich mich nach einer Tasse Kaffee und etwas zu essen.

„Hey, Anwärter“, rief ich einem dürren Jugendlichen zu, der neben der Gebäudewand Zigarettenstummel aufsammelte. „Fahr den Camry in meine Bucht, okay? Ich bin in einer Minute da.“

Ich schob den Coverall bis zu meiner Taille hinunter und ging ins Clubhaus. Die Hitze des Tages brachte mich bereits zum Schwitzen. Als ich hereinkam, saßen ein paar Brüder im Raum verteilt, und ich winkte ihnen zu, als ich an ihnen vorbei zum Tresen ging, wo ein paar Kannen Kaffee in einer Reihe standen.

„Wo ist denn dein hübsches Mädchen?“, fragte der alte Poet, als ich mir eine Tasse nahm. „Ist sie heute nicht mit dir mitgekommen?“

Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist bei Trix und Cam und hängt mit den Jungs ab.“

„Sie wird es schaffen, dass sie über ihre eigenen Füße fallen“, sagte er und grinste.

„Erinnere mich nicht daran“, grollte ich und unterdrückte ein Stöhnen, als ich den ersten Schluck Kaffee trank. Poets Frau Amy kochte im Club immer den Kaffee. Ich wusste nicht, was sie damit machte, aber er schmeckte zehn Mal besser als der Mist, den ich zu Hause kochte.

„Sag ihr, dass ich immer noch auf meine Cribbage Revanche warte“, sagte er und zeigte auf mich. „Ich glaube immer noch, dass sie gemogelt hat.“

„Ich glaube, dass sie es einfach gut kann“, sagte ich, und meine Lippen zuckten.

„Sie hat mit Sicherheit gemogelt“, widersprach er. „Ich bin nur nicht sicher, wie sie es gemacht hat.“

„Bist du sicher, dass du eine Revanche willst?“, fragte ich.

„Zur Hölle, ja. Ich will sie erwischen.“

Ich lachte über die Empörung in seinem Ton. Der Senior war einer der beängstigendsten Männer, denen ich je begegnet war – und ich hatte so einige angsteinflößende getroffen – aber er war ein absoluter Softie, wenn es um Frauen und Kinder ging.

„Ich sage ihr, dass du auf die Revanche wartest“, sagte ich und hob prostend meine Tasse.

„Tu das“, sagte er und nickte. „Du machst bei ihr einen guten Job. Zuckersüß und gerissen wie ein Fuchs.“

Ich stimmte ihm zu und füllte meine Kaffeetasse nochmals auf, bevor ich wieder nach draußen ging. Es gab eine Tür, die direkt vom Clubhaus in die Werkstatt führte, aber wenn es nicht regnete, zog ich es vor, durch die Haustür und von dort aus zu den offenen Buchten zu gehen. Ich schnappte ein paar Minuten frische Luft, bevor ich wieder vom Gestank von Öl und Schmiere umgeben war, der mir die Nasennebenhöhlen verstopfte. Versteht mich nicht falsch, ich liebte meine Arbeit und machte sie verdammt gut. Ich hatte an Motoren gearbeitet, seit ich alt genug war, um unter die Haube zu sehen – aber der Geruch war penetrant, besonders wenn es warm war und kein Lüftchen wehte.

„Der Camry steht drinnen“, rief mir der Anwärter zu, als ich an ihm vorbeiging. „Der Schlüssel liegt auf dem Sitz.“

„Danke, Mann“, erwiderte ich. Einige der Männer behandelten die Anwärter beschissen, aber ich war nicht so. Ein bisschen Schikane hatte große Auswirkungen, und sie machten schon den beschissensten Job, den man sich vorstellen kann – manchmal buchstäblich. Ich erinnerte mich zu gut, wie es war, am untersten Ende der Hackordnung zu stehen, und ich wollte es für die armen Scheißer nicht noch schlimmer machen.

Ich trank schnell meinen Kaffee aus, rollte mich unter den Camry und war fast sofort mit schwarzem Schlamm bedeckt.

„Verflucht“, murmelte ich, langte nach oben und versuchte, das Leck zu finden. Ich würde stinksauer werden, wenn ich es in die Augen bekam, aber ich wollte nicht aufhören, um eine Sicherheitsbrille zu suchen, wodurch mir die Chance entgehen würde, herauszufinden, woher dieser Mist kam. Als ich ein paar Stunden später fertig war, war ich von Öl und Schmiere bedeckt. Es war überall – in meinen Haaren, meinem Bart, ich konnte es sogar in den verfluchten Ohren spüren.

„Himmel, was ist denn mit dir passiert?“, fragte Casper, als ich mich aus dem Coverall schälte und ihn auf dem Boden liegen ließ.

„Dieses verdammte Stück Scheiße“, murmelte ich und zeigte auf den Camry. „Ich habe keine Ahnung, wie sie es überhaupt geschafft haben, ihn hierherzufahren.“

„Die Leute sind Idioten“, sagte er leichthin.

„Aber echt.“ Ich ging zurück ins Clubhaus und direkt in mein Zimmer, zog mein weißes Unterhemd aus und löste im Gehen die Gürtelschnalle. Ich brauchte sofort eine Dusche. Zum Glück bewahrte ich immer Kleidung zum Wechseln für mich und Kara im Clubhaus auf. Das war uns in den letzten paar Jahren mehr als einmal zugutegekommen.

Mein Zimmer hatte kein eigenes Bad, also zog ich mich bis auf die Boxershorts aus, nahm ein Handtuch, ließ meine Klamotten auf dem Boden liegen und ging aus dem Zimmer. Normalerweise waren mitten am Nachmittag nicht besonders viele Leute da, und es war ja nicht so, dass ich etwas hatte, was sie nie zuvor gesehen hatten.

Das heiße Wasser war absolut fantastisch, und ich blieb länger unter der Dusche als für mich üblich. Als ich fertig war, wurde die Haut an meinen Fingern schon schrumpelig und ich beschloss, für heute Schluss zu machen. Eigentlich hätte ich noch ein paar Stunden arbeiten müssen, aber das konnte ich später wieder ausgleichen.

Mit dem Handtuch um die Hüften ging ich in mein Zimmer zurück. Aus dem Hauptraum des Clubs hörte ich Frauenstimmen, aber da mein Gehör ziemlich hinüber war, konnte ich nicht erkennen, wer es war. Hoffentlich war Kara mit Trix herübergekommen, wenn die Frauen sich versammelten. Das würde mir die Fahrt zu ihrem Haus ersparen. Vielleicht hatte mein Mädchen Lust, mit mir zum Badeteich zu fahren. Es war noch früh genug, um ein paar Stunden zu schwimmen, bevor es dafür zu kühl wurde.

Ich war unkonzentriert, als ich mich anzog, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, an den verdammten Fluss zu denken und erschrak mich fast zu Tode, als ich den Fuß in meinen Stiefel schob und auf etwas Klebriges, Nasses traf.

„Was zur Hölle?“ Ich streifte den Stiefel wieder ab und starrte verständnislos hinein. Er war mit etwas Dickem, Gelbem gefüllt. Ich sah zur Tür, die offen gestanden hatte, während ich duschte und hob den Stiefel näher an mein Gesicht. Da war eine fast drei Zentimeter dicke Schicht Tapioka-Pudding in meinem Stiefel. Warum war Tapioka-Pudding in meinem gottverdammten Stiefel? Ich griff nach meinem anderen Stiefel und fluchte. Er war auch voll mit diesem Scheiß.

Mein Blut kochte. Ich nahm beide Stiefel und stampfte auf Socken in den Hauptraum des Clubs. Ich rutschte jedes Mal weg, wenn meine mit Tapioka-Pudding verschmierte Socke mit dem Betonboden in Kontakt kam, was mich nur noch wütender machte. Ich wusste nicht, wer es für lustig hielt, so etwas mit meinen perfekt eingetragenen und höllisch bequemen Stiefeln zu machen, aber er würde dafür bezahlen, wenn ich es herausfand.

Poet sah mich kaum an, als ich an ihm vorbeiging, zeigte aber zur Haustür, während er versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. Ja, es sah bestimmt urkomisch aus, wie ich auf Socken herumlief, von denen eine sichtbar schleimig und eklig war und ein Loch hatte, aus dem mein großer Zeh hervorschaute.

Als ich in den Hof kam, blieb ich abrupt stehen. Mir blieb der Mund vor Überraschung offen stehen, als es mir dämmerte. Das konnte doch nicht wahr sein.

Rose.

„Rache ist süß!“, rief sie fröhlich, während sie aus dem Fahrerfenster ihres SUV hing. „Jetzt sind wir quitt.“

Sie kreischte überrascht und schob sich in den Wagen zurück, als ich auf sie zu rannte. Doch bevor ich das Auto erreichte, fuhr sie schon Kies aufspritzend davon.

„Mann“, sagte Will, der alles von einer der Buchten der Werkstatt aus beobachtet hatte. „Ich habe dir gesagt, dass sie es dir heimzahlen würde. Was hat sie gemacht?“

„Sie hat verdammten Pudding in meine Stiefel geschüttet“, knurrte ich und ließ sie auf den Kies fallen.

Wills Kopf ruckte zurück, und seine Augen wurden groß. „Ernsthaft? Du musst sie echt sauer gemacht haben.“

„Ich habe sie während eines verdammten Wasserballonkriegs in das Kinderplanschbecken geworfen“, schnappte ich. „Und zwar, nachdem sie mich mit Wasser vollgespritzt hatte.“

Seine Lippen zuckten, und er rieb sich über den Mund, um sein Lächeln zu verbergen. „Meine kleine Schwester hat in ihrem Leben noch nie halbe Sachen gemacht.“ Er zögerte. „Es ist gut zu sehen, dass sie es wieder tut. Sie hat einen Monat lang Trübsal geblasen.“

„Sie hätte bessere Möglichkeiten gehabt, allen zu zeigen, dass sie wegen des blöden Copper keinen Liebeskummer mehr hat“, meckerte ich und streifte die Socken ab. „Sie ist zu weit gegangen.“

„Pudding in den Stiefeln ist doch nichts“, erwiderte er überrascht. „Hast du schon dein Bike überprüft?“

„Verflucht noch mal!“, schrie ich und rannte so gut es ging auf die Reihe von Bikes zu, die neben dem Gebäude standen. Ich muss wie ein kompletter Idiot ausgesehen haben, als ich humpelnd und schwankend über den Kies lief, der sich in meine Füße bohrte.

Ich ignorierte Wills Lachen und kontrollierte mein Bike, überzeugte mich, dass sie nichts zerkratzt oder etwas aus den Satteltaschen genommen hatte. Ich wusste, dass sie sich nicht an den Reifen oder irgendetwas anderem, was jemanden in Gefahr bringen könnte, zu schaffen gemacht hatte, aber alles andere war vogelfrei. Als ich in meine Satteltasche griff, fand ich einen Umschlag, den ich nicht hineingetan hatte und zog ihn heraus.

Du hast sowieso neue gebraucht war auf die Vorderseite gekritzelt. Im Umschlag war ein Geschenkgutschein für einen Einkauf in dem Laden, wo die meisten von uns ihre Ledersachen kauften und reparieren ließen.

„Scheiße“, murmelte ich. Meine Wut löste sich sofort in Nichts auf.


„Ernsthaft, Dad“, meinte Kara am selben Abend, als ich eine Schachtel Gummihandschuhe vom Regal nahm. „Wofür zum Teufel kaufen wir das alles?“

„Manchmal, Baby, muss man Feuer mit Feuer bekämpfen“, antwortete ich abgelenkt.

„Okay, das musst du jetzt wirklich erklären“, sagte sie und machte ein paar Sprünge, um zu mir aufzuschließen, als ich in den vorderen Bereich des Ladens ging.

„Mach dir darüber keine Gedanken.“

Sie schnaubte.

Ich hatte keine Ahnung, wie ich Rose den Geschenkgutschein zurückgeben sollte, den sie auf meinem Bike gelassen hatte. Sie und ich hatten uns nie nahegestanden, doch selbst ich wusste, dass sie wahnsinnig stur war. Das Problem war, dass ich ihn einfach nicht annehmen konnte. Sie hatte recht, es war ohnehin Zeit für neue Stiefel. Ich hatte mich nur noch nicht dazu überwinden können, welche zu kaufen, weil es Ewigkeiten dauerte, bis man sie so eingetragen hatte, dass sie tatsächlich bequem waren. Also war ich zu faul für den Wechsel gewesen.

Im Moment war ich auf einer anderen Mission. Ihr Geschenk änderte nichts an der Tatsache, dass sie Pudding in meine Stiefel getan hatte. Zum Glück hatte ich ein Paar Flip-Flops im Clubhaus, die ich zum Schwimmen mit Kara trug. Und ich musste nicht barfuß nach Hause fahren, obwohl es sich genauso anfühlte. Es war keine große Sache für mich, aber ich musste mir die letzten dreißig Minuten das Gemecker von Kara anhören, weil sie keine offenen Schuhe auf dem Bike tragen durfte. Diese dreißig Minuten Gejammer festigten meinen Entschluss, meine Rache an Rose zu planen.

Sie hätte den Scheiß nicht eskalieren lassen dürfen. Ich war nicht einer ihrer Brüder, die den Schwanz einzogen, wenn sie ein bisschen durchdrehte, weil sie Angst hatten, dass der nächste Streich noch schlimmer werden würde. Scheiß drauf. Ich konnte alles aushalten, was sie mit mir machte und es ihr mit gleicher Münze heimzahlen.

Und darum holten Kara und ich die ganzen Sachen aus der Drogerie, statt zu Hause die Steaks zu grillen, die ich den ganzen Tag mariniert hatte.

„Kann ich einen Schokoriegel haben?“, fragte Kara und hüpfte auf und ab. „Ich bin am Verhungern.“

Ich sah meine Tochter an und lächelte. Die Zöpfe, zu denen sie ihr Haar am Morgen geflochten hatte, waren völlig zerzaust, und sie hatte von Gott weiß was einen Schmutzstreifen auf dem Hals. Manchmal vergaß man zu leicht, wie jung sie war. Zwölf schien mitten zwischen kleinem Mädchen und Teenager zu sein. Sie mochte vielleicht Make-up getragen haben, als wir an diesem Morgen das Haus verließen, aber als ich sie abholte, war sie mit Schmutz bedeckt und zeigte mir stolz eine lange Schramme auf ihrem Knie, die sie sich beim Fahrradfahren mit den anderen Kindern zugezogen hatte.

„Klar“, sagte ich und lachte, als sie einen kleinen Tanz aufführte. „Hol mir auch einen.“

Ich sah auf die Uhr, als wir nach Hause fuhren. Es dauerte noch ein paar Stunden, bis Rose zur Arbeit aufbrach, also hatten wir noch Zeit. Ich wusste nicht genau, ob sie heute Nacht als Barkeeperin arbeitete, aber die Chancen standen ziemlich gut. Ich hatte bemerkt, dass sie ziemlich viel arbeitete. Solange nicht irgendetwas im Club dagegensprach oder ihre Familie Pläne hatte, mischte sie ab sieben Uhr irgendwo Drinks. Als ich das letzte Mal gezählt hatte, hatte sie zwei reguläre Jobs und einen weiteren, wo sie einsprang, wenn jemand sich krankmeldete.

Nach viel Gemotze ging Kara nach oben, um sich den Schweiß und die Sonnenmilch des Tages abzuduschen, während ich unser Abendessen auf den Grill legte. Gott, ich liebte den Sommer. Selbst wenn ich volle acht Stunden arbeitete, hatten wir zumindest noch ein paar Stunden Tageslicht, wenn ich nach Hause kam, sodass wir draußen abhängen oder etwas Schönes unternehmen konnten. Außerdem machte es Spaß, zu grillen, wenn es nicht regnete – nicht, dass ein bisschen Regen mich jemals aufgehalten hätte.

Mein Telefon klingelte, als ich ein paar Maiskolben umdrehte, also ging ich dran und klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Wange, während ich mit meiner Arbeit weitermachte.

„Hallo, Ma.“

„Cubby“, sagte meine Mom liebevoll und benutzte den Spitznamen aus meiner Kindheit als Kosenamen. „Wie geht es dir und meiner Enkelin?“

„Uns geht es gut“, erwiderte ich und sah über die Schulter, als Kara in ihrem Pyjama nach draußen kam und direkt zu der Schaukel ging, die an einer alten Eiche in unserem Garten hing. „Ich arbeite, wie üblich, und wir genießen die Sonne, wann immer wir können.“

„Was hat Kara denn in den Sommerferien vor? Hat sie etwas Schönes geplant?“

„Sie liebt es, nicht zur Schule zu müssen“, antwortete ich, was Mom zum Lachen brachte. „Aber sie ist nicht allzu glücklich darüber, trotzdem vor Mittag aufstehen zu müssen.“

„Es ist gut, dass sie einen Ort hat, wo sie ihre Tage verbringen kann, während du arbeitest“, sagte meine Mom mit einem Anflug von Schuldbewusstsein.

„Du und Dad habt euer Bestes getan“, sagte ich. „Ich habe einfach Glück mit meinen Freunden. Sie kann mit Kindern in ihrem Alter abhängen, und Trix macht es nichts aus, den ganzen Tag ein paar zusätzliche Monster in ihrem Haus rumrennen zu haben.“

„Das ist schön“, erwiderte sie.

„Und sie geht auch bald ins Ferienlager. Darauf freut sie sich schon sehr.“

„Das Feriencamp, wegen dem sie so aufgeregt war?“

„Ja. Ich habe ein paar Nebenjobs gemacht, um es mir leisten zu können. Es ist nächsten Monat.“

„Nur noch siebenundzwanzig Tage!“, rief Kara jubelnd von der Schaukel aus.

„Noch siebenundzwanzig Tage“, wiederholte ich für meine Mom, was sie zum Lachen brachte.

„Aber wer zählt schon?“, meinte sie trocken.

„Wie geht es dir und Dad? Genießt ihr es noch, euch gegenseitig im Weg rumzustehen?“ Meine Eltern hatten nie viel Geld gehabt, als ich aufwuchs, aber der Betrieb, für den mein Vater gearbeitet hatte, zahlte eine höllisch gute Rente. Als er in den Ruhestand ging, verkauften sie das kleine Haus, in dem ich aufgewachsen war und kauften sich sofort ein winziges Wohnmobil. Seitdem waren sie auf Reisen. Zu Weihnachten und Karas Geburtstag im Januar kamen sie immer nach Hause, aber während der Wintermonate waren sie gewöhnlich irgendwo im Süden, während sie im Sommer nach Norden fuhren. Sie hielten an, wo sie wollten, fuhren weiter, wann sie wollten und genossen ganz im Allgemeinen ihr Leben. Ich hätte mich nicht mehr für sie freuen können.

„Das Wohnmobil hatte ein Wasserleck“, nörgelte sie. „Darum saßen wir eine Woche lang in dieser Kleinstadt in Iowa fest. Aber ich glaube, dein Dad hat das Problem endlich entdeckt, also können wir wohl bald weiterfahren.“

„Warum hat er es nicht einfach in eine Werkstatt gebracht?“, fragte ich und ging ins Haus, um die Steaks zu holen.

„Du kennst deinen Dad. Er wollte kein Geld dafür verschwenden, dass jemand es repariert, wenn er es selbst kostenlos machen kann.“

„Verständlich“, erwiderte ich und holte das Fleisch aus dem Kühlschrank. „Aber ihr beiden habt jetzt Geld. Knausert nicht, wenn ihr nicht müsst.“

„Ich weiß, ich weiß“, murmelte sie. „Aber deinen Dad einfach machen zu lassen, ist einfacher, als mit ihm zu diskutieren. Ich beschränke mich auf das Wesentliche.“

„Seit wann?“, zog ich sie auf.

„Seit wir uns gegenseitig im Weg herumstehen, wie du es ausdrückst.“

Ich lachte.

„Sich auf so engem Raum mit jemandem zu streiten, ist schlimmer als eine Wurzelbehandlung“, sagte sie mit einem Lächeln im Ton. „Man kann sich nicht ausweichen.“

„Klingt schrecklich“, sagte ich mit spöttischer Ernsthaftigkeit.

„Ha!“ Sie lachte. „Du wärst sofort hier bei uns, wenn du könntest.“

„Sofort“, antwortete ich ohne zu zögern.

Ich war sicher, dass ich meine Schwäche dafür, unterwegs zu sein, von meinen Eltern hatte. Die Hüften meines Dads waren zu kaputt, als dass er längere Zeit Motorrad fahren könnte, aber als ich ein Kind war, waren meine Mom und er stundenlang auf seiner schäbigen alten Harley unterwegs. Mit meinem heutigen Wissen fragte ich mich im Rückblick, wie er das Ding am Laufen gehalten hatte – aber er hatte es geschafft. Es war das einzige Entkommen, das sie hatten, wenn die Zeiten schwierig waren.

„Ich habe nur angerufen, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist“, sagte sie. „Wir vermissen euch.“

„Wir vermissen euch auch. Seid vorsichtig auf den Straßen.“

„Das sind wir immer. Ich hab dich lieb.“

„Ich liebe dich auch. Sag Dad, dass ich ihn liebe.“

Ich hielt das Handy hoch und rief nach Kara. „Deine Nana ist am Telefon.“

Mom nahm sich immer die Zeit, mit Kara zu sprechen, wenn sie anrief. Ich wusste, sie hassten es, zu verpassen, wie ihr einziges Enkelkind aufwuchs, aber sie bemühten sich beide, engen Kontakt mit ihr zu halten.

Als Kara wegging und dabei in Schallgeschwindigkeit ins Telefon sprach, legte ich die Steaks auf den Grill. Sie brauchten nur ein paar Minuten, also ging ich schnell ins Haus, um Teller und Besteck zu holen. Wenn das Wetter schön war, aßen wir immer draußen. Warum sollten wir eingepfercht im Haus sitzen, wenn wir nicht mussten?

„Ich soll dir von Gram sagen, dass sie dich liebt und bald wieder anruft“, sagte Kara, als sie zum Terrassentisch herauskam und mir mein Handy zurückgab. „Was willst du trinken?“

„Eiswasser, bitte“, antwortete ich und beeilte mich, die Steaks umzudrehen. „Bevor du fragst, ja, du darfst eine Limo haben.“

„Cool“, sang sie und hüpfte ins Haus.

Das Leben war manchmal hart. Es warf einem einen Curveball zu und dich damit zu Boden. Aber Abende wie diese, wenn ich mit meinem Mädchen allein war, wir grillten und ich mich entspannte, und wir nach dem Essen noch ein bisschen Unsinn machten, wogen jeden beschissenen Tag auf.

Craving Rose

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