Читать книгу Skrupellos I - Ausgeweidet - Nicole Le - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеEr hörte Menschen schreien, schrill, spitz und voller Panik. Er konnte sich nicht bewegen. Erschreckender Weise war er nicht gefesselt. Er lag einfach auf dem Rücken im Staub und konnte sich nicht rühren. Aber sein Geist war hellwach, seine Augen weit aufgerissen, die Schreie der Menschen waren unerträglich und ein eiskaltes Grauen erfasste ihn.
Sie waren ungefähr 50 Leute in dem Flugzeug gewesen. Er kannte niemanden. Er wollte nach Islamabad und von dort über die Grenze. Er hatte den Schleppern 10.000USD bezahlt. Er hatte einen gefälschten Pass, doch niemand an der Kontrolle im Flughafen war aufmerksam geworden. Das Flugzeug startete wie geplant und er hatte sich gerade etwas entspannt, als sie nach ungefähr anderthalb Stunden auf sandigem Boden mitten in der Wüste landeten.
Männer in Beduinenkleidung stürmten das Flugzeug und nahmen einen nach dem anderen mit nach draußen, in die sengend heiße Sonne. Man sagte ihnen in gebrochenem Englisch, das Flugzeug hätte einen Triebwerksschaden und sie müssten auf eine andere Maschine warten, die die Flugsicherung ihnen schon geschickt hätte. Die Menschen folgten den Beduinen ohne auch nur einen Moment an deren Erklärungen zu zweifeln. Ca zwei Kilometer östlich war eine kleine Hügelkette, dazwischen hatten die Beduinen Zelte aufgebaut. Nach dem anstrengenden Fußmarsch zu den Zelten, ließen die Männer sie auf dem Boden Platz nehmen und gaben ihnen etwas zu trinken. Die vermummten und bewaffneten Beduinen gingen zwischen ihnen umher und stellten sicher, dass jeder seinen Becher austrank. Auch die fünf Kinder, die mit an Bord gewesen waren. Es war eine Art Tee, nur mit bitterem Geschmack. Niemand begehrte auf oder stellte weitere Fragen. Die Menschen drängten sich zwar verunsichert und manche ängstlich aneinander, doch alles in allem, lief es ganz zivilisiert und ruhig ab.
Die letzten noch wachen Personen sahen sich verwirrt und ängstlich um, doch die Tropfen taten längst ihre Wirkung. Sie waren zu schwach um in Panik auszubrechen oder sich zu wehren. Nach kurzer Zeit kippte einer nach dem Anderen um und lag im Sand. Man hatte ihnen Tee mit k.o. Tropfen gegeben.
Als er wieder wach wurde und sich umsah, waren in dem Zelt ungefähr noch zwanzig Menschen, darunter auch die Flugbegleiter und Kinder. Manche weinten laut, manche schluchzen, manche fragten voller Panik was mit ihnen geschehen würde, doch niemand beachtete sie. Niemand hörte ihre Klagelaute, die vom Wüstenwind davongetragen wurden und irgendwo verhallten. Sie wurden von den bewaffneten Männern der Wüste bewacht, die zwischen ihnen ständig umher gingen. Die Männer sahen griesgrämig aus, zeigten kein Mitleid. Ihre wettergegerbten Gesichter ließen keinerlei Gefühlsregung erkennen.
Einer nach dem Anderen wurde herausgetragen, schreiend und voller Panik.
Die Schreie der Herausgetragenen wurden danach unerträglich. Schrill, entsetzlich und durchdringend bis ins Mark. Das Schlimmste war, dass er ihnen nicht entfliehen konnte. Der Körper war gelähmt, er wollte sich die Ohren zuhalten, doch er konnte seine Arme nicht bewegen.
Er urinierte unkontrolliert in seine Hose und hinterließ einen nassen Fleck auf dem Wüstenboden, als man auch ihn holte.
Nun sah und begriff er das Grauen in seinem ganzen Ausmaß.
Ärzte mit blutbefleckten Kitteln und Gummihandschuhen warteten schon auf ihn, während zwei andere Männer den notdürftig wieder zugenähten Leib seines Vorgängers hinaustrugen.
Sie sprühten etwas auf seinen Bauch und setzten das Skalpell an. Er spürte keinen Schmerz, aber die Panik, dass man ihm bei vollem Bewusstsein den Bauch aufschnitt ließ auch ihn fürchterlich schreien. Es war ein animalischer, tiefer Schrei, der aus dem tiefsten Innern kam. Die Chirurgen stutzen einen Moment und setzten dann erneut zum Schnitt an.
Das Blut quoll heraus und er wurde ohnmächtig.