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Vorwort

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Ich bin der Sohn der Nation.

Daniel Küblböck über sich selbst

»Der wird einmal ein Star.« Das war mein erster Gedanke, als ich Daniel Küblböcks Auftritt bei der ersten Mottoshow sah. Seine Darbietung bei der Castingshow war überraschend anders. Schrill, frech und dabei so unbekümmert und scheinbar nicht einstudiert, geradezu naiv. Damals hieß DSDS noch Deutschland sucht den Superstar und war für die Fernsehzuschauer die erste Staffel. Gesangswettbewerbe und Castingshows gab es zwar schon, aber eine Show, bei der erst die Jury und dann das Publikum im schrittweisen Ausscheidungsverfahren einen Sieger wählte, das was neu! Dazu kam noch, dass die Zuschauer verfolgen konnten, wie die Kandidaten meist nur eine Woche Zeit hatten, sich vorzubereiten. Experten unterrichteten in Stimmbildung und Tanztraining. Auch um das Outfit, Make-up und die Frisur kümmerten sich Profis, schließlich sollten Song, Kleidung und Darbietung eine Einheit sein. Die Teilnehmer bekamen so schon einen ersten Einblick in das Superstarleben und erhielten die einmalige Chance, sich auch persönlich weiterzuentwickeln.

Und RTL hatte den richtigen Riecher. Das Format kam bombig an und bis zu fünfzehn Millionen begeisterte Fernsehzuschauer schalteten bei dieser ersten Staffel ein. Moderiert wurde sie von Barbie und Ken oder wie sie sich selbst nannten: Michelle Hunziker und Carsten Spengemann.

Auch ich fand das Format ganz unterhaltsam. Was mich von Beginn an extrem nervte, war dieses folterartig, künstlich in die Länge gezogene Ausscheidungs-Geschwätz. Meinte der Sender wirklich, dieses ewigdauernde Rausschmiss-Verkündungs-Geschwafel, das sie endlos wie einen Kaugummi in die Länge zogen, gefällt dem Publikum? Meine Güte, Spannung erzeugen ist ja gut und schön, aber das war wirklich alles andere als schön!

Aber zurück zu den Mottoshows. Es war kurz vor Weihnachten 2002 und Daniels Darbietung spaltete die Nation: In seinem legendären Schottenrock-Outfit und geföhntem 80er-Jahre Stufenschnitt wagte er es, komplett von der Norm abzuweichen. Daniel war überraschend anders und somit eine ganz neue Herausforderung für das Publikum. Weich, weiblich und vor allem sehr undefinierbar. Paradiesvogel, diesen Stempel bekam er aufgedrückt, weil er irgendwie durchs Raster fiel.

Dabei hat fast jeder Mensch schon einmal den Traum vom Super-Star geträumt. Wie viele haben als Kind mit der Haarbürste in der Hand ihren Lieblingssong mitgesungen oder vor dem Spiegel im Kinderzimmer eine Tanzchoreografie geübt. Die schillernde Welt des Showbiz hat für so viele eine unwidersteh-liche Anziehungskraft. Ruhm, Geld, manchmal auch Sex, Drugs und Rock’n Roll, erhoffte sich so mancher. Realistisch gesehen haben die meisten aber leider nicht das notwendige Talent. Oder das notwendige Durchhaltevermögen und legten ihren sehnlichsten Wunsch ad acta. Aber so manch einer arbeitete hartnäckig daran, sich diesen Wunsch zu erfüllen.

Und Daniel lebte nun diesen Traum, von dem so viele träumen. Mitten vor unseren Augen und einem Millionenpublikum. Und das schaute ihm gebannt zu … Ganze Generationen saßen gemeinsam vor dem Fernseher. Es war wie zu Glanzzeiten von Wetten, dass. Die Tochter zitterte wegen Daniel und die Mutter fieberte mit, als wäre es der eigene Sohn.

Mein Superstar lautete dann das Motto der ersten Show. Daniel sang nicht, er interpretierte Another Day In Paradise von Phil Collins und kassierte neben tosendem Applaus auch lautstarke Buh-Rufe, was ihn sichtlich mitnahm. Die Jury baute ihn wieder auf. »Von allen Mädels hast Du den geilsten Rock an«, war der Kommentar von Dieter Bohlen und Thomas Stein urteilte: »Du bist eine Personality, du bist und bleibst mein Superstar!« Er ging sogar noch weiter und forderte das Publikum direkt auf, für Daniel zu voten. »Machen Sie keinen Scheiß, wir brauchen Daniel!« Und Daniel kam weiter, knapp jeder vierte Anruf war für ihn. Daniel hatte damals schon eine treue Fangemeinde, die sich selbst Faniels nannten und mit deren Hilfe er es bis Platz 3 schaffen sollte. Und das ohne die Unterstützung der Jury. Die hatte er längst verloren. Er war zwar der Quotenbringer der Show, aber er passte so gar nicht in das Leistungsprinzip dieses gerade erst geborenen Genres. Daniel berührte im Gegensatz zu seinen stimmgewaltigen, teilweise aus dem Profi-Bereich kommenden Mitstreitern, die Menschen tief. Und das galt es, um jeden Preis zu vermeiden. Schließlich sollte der vermeintlich Beste gewinnen. Fortan beschwerten sich die Juroren über seine schiefen Töne, mangelndes Talent und den quäkenden Gesang. Auch vom Studiopublikum wurde Daniel gnadenlos ausgebuht. Trotzdem kam er weiter und weiter. Runde um Runde. Bis in die vorletzte Mottoshow voteten ihn seine Fans.

»Der wird einmal ein Star.« Das war mein Gedanke damals. Und ich sollte, wie so oft, recht behalten. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin kein Profi, ich denke nur so durchschnittlich! Ich bin quasi Erika Mustermann. Okay, ein bisschen mehr als die durchschnittlichen 13 Paar Schuhe habe ich schon im Schrank. Mit den 67 Tagen, die Frauen damit verbringen, nach Dingen in ihrer Handtasche zu kramen, komme ich nicht hin. Da suche ich deutlich länger! Aber das liegt wahrscheinlich an meinem Beruf. Ich bin Modedesignerin und spezialisiert darauf, meist sehr blutjunge Sangeskünstler sehr niedlich aussehen zu lassen.

Auch für Daniel Küblböck durfte ich arbeiten und ihn ein Stück seines Weges begleiten. Und davon möchte ich jetzt gern ein wenig erzählen …

Daniel Küblböck

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