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2.2Vollformat: ja oder nein?

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Vor der heutigen Digitaltechnik war der analoge 35-mm-Film das überall gebräuchliche Standardformat. Auch heute noch nimmt man dieses Format als Grundlage, spricht in diesem Kontext aber von Kleinbild oder Vollformat. Die Brennweitenbezeichnungen der Objektive beziehen sich auf dieses Format. Das heißt, dass ein 50-mm-Objektiv an einer Vollformat-Kamera tatsächlich einer Brennweite von 50 mm entspricht. Bei anderen Sensorformaten sieht das etwas anders aus.

Der Begriff »Cropfaktor«, auf den du im Kontext der Kameratechnik unweigerlich stößt, bezeichnet das Verhältnis der Sensorgröße zu der des Kleinbildformats. Der Cropfaktor sagt aus, um welchen Faktor ein Bild zugeschnitten und damit »vergrößert« wird.

Du siehst – es ist nicht ganz einfach, zumal einige Kamerahersteller auch noch unterschiedliche Bezeichnungen und Faktoren für die Berechnung haben:

 »FX« bei Nikon = Kleinbildformat (Vollformat) 36 × 24 mm

 »DX« bei Nikon = Cropformat 23,7 × 15,6 mm/Faktor 1:1,5

 »Kleinbild« bei Canon = Kleinbildformat (Vollformat) 36 × 24 mm

 »APS-C« bei Canon = Cropformat 22,2 × 14,8 mm/Faktor 1:1,6

 »MFT« (zum Beispiel Panasonic) = Micro-Four-Thirds/Faktor 1:2

Generell übermittelt das Objektiv ein kreisrundes Bild, den sogenannten Bildkreis. Der Sensor erfasst ein rechteckiges Bild, also nur einen Teilbereich. Deckt der Sensor den vollständigen Bereich des Bildkreises ab, so wird er als Vollformatsensor bezeichnet. Ist das erfasste Bild kleiner als der Bildkreis, so handelt es sich um einen Cropsensor, denn es werden Bereiche des Bildkreises »abgeschnitten«.

Jetzt wird klar: Es ist im Grunde falsch, den Cropfaktor als Brennweitenverlängerung zu bezeichnen. Es wird lediglich ein kleiner Sensorausschnitt genutzt, wodurch man nur »gefühlt« näher an das Motiv herankommt. Dennoch werden Sensoren mit Cropformaten (DX, APS-C, MFT) in der Wildlife-Fotografie gerne genutzt. Denn durch den engeren Ausschnitt in Verbindung mit der gleichen Auflösung wie eine Vollformatkamera steht einem ein größerer Bildausschnitt zur Verfügung, als es bei einem Vollformatsensor der Fall wäre – denn hier müsste man das Bild noch in der Bildbearbeitung beschneiden, wodurch es an Auflösung einbüßen würde.


Weiß = Bildkreis, Orange = Vollformatsensor, Grün = APS-C-Sensor bzw. Cropformat (Größen können wie beschrieben variieren)

Auch wenn es also nicht völlig korrekt ist, Crop als Brennweitenverlängerung zu sehen, kann man sich mit dieser Tabelle den Unterschied der Brennweiten mit und ohne Crop veranschaulichen. Übrigens: Nicht jedes Objektiv ist mit jedem Sensorformat kompatibel. Meistens gibt es speziell für ein Sensorformat passende Objektive. Hier solltest du dich im Vorfeld unbedingt informieren, um Inkompatibilitäten zu vermeiden.

Es gibt zwei Gründe, warum man als Tierfotograf eine Kamera mit Vollformatsensor ins Auge fasst: Zum einen bietet das Vollformat eine (gemessen am gleichen Bildausschnitt) bessere Freistellung des Motivs – auch wenn das in der Praxis bedeutet, dass man mit derselben Brennweite näher an das Motiv heranmuss. Und zum anderen weisen Vollformatsensoren ein besseres Rauschverhalten auf. Allerdings sind Vollformatkameras preislich meist spürbar höher angesiedelt als Kameras mit Sensoren im Cropformat. Auch die passenden Objektive sind meist teurer.



1/800 Sek. | f/2.2 | ISO 400 | 50 mm

Fotos von oben funktionieren ideal mit einer 50-mm-Brennweite.

Der Umstieg aufs Vollformat war für mich nicht ganz leicht. Nicht nur waren meine ganzen langen Brennweiten auf einmal gar nicht mehr so lang – auch die Tiefenschärfe änderte sich. Wo früher eine Offenblende von f/2.8 perfekt war, muss ich jetzt oft etwas mehr abblenden, um die entsprechende Tiefenschärfe zu erreichen. Es dauerte ein Weilchen, bis ich den Motivabstand und die jeweilige Tiefenschärfe wieder richtig einschätzen konnte.

Ich habe die Vorzüge des Cropfaktors immer geschätzt und sehe auch keine Notwendigkeit, unbedingt mit Vollformat zu arbeiten. Sicherlich bekommt man mit einer Vollformatkamera und entsprechenden Objektiven etwas mehr Qualität – diese muss aber auch teuer bezahlt werden. Und das lohnt sich eigentlich nur, wenn man die Tierfotografie professionell betreibt.

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