Читать книгу Haustiere fotografieren - Nicole Schick - Страница 46

3.1Allgemeine Hinweise Safety first!

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Bei allen Shootings mit Tieren sollte Sicherheit immer die allererste Priorität haben. Das gilt auch für dich. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich schon fast von einem Pferd oder Hund überrannt wurde. Tatsächlich habe ich einige schmerzhafte Unfälle bei Shootings erlebt und viele Erlebnisse, die ich unter »Schwein gehabt« verzeichne. Du hast teilweise hinter deiner Kamera einen verzerrten und sehr eingeschränkten Blick auf das Geschehen. Mache es dir zur Routine, immer an alle noch so unmöglichen Fälle zu denken und sie auszuschließen, auch wenn man dich dafür belächeln mag.

Auch für die Models vor der Kamera trägst du Verantwortung. Oftmals lässt man sich für ein gutes Foto verleiten, etwas zu wagen, was man sonst nie macht oder vorher nicht hinreichend geübt hat – und schon passiert es. Vor einigen Jahren hatte ich mit meinem Pferd ein Shooting und wollte unbedingt, nur mit Halsring, über eine Wiese galoppieren. Das hatten wir bis dato immer nur auf dem Platz trainiert. Zugegeben, ein mulmiges Gefühl hatte ich schon, aber für die Bilder wollte ich es wagen. Schneller, als ich es realisieren konnte, gab es einen Bocksprung und ich bin runtergefallen. Zum Glück ist mir nichts passiert. Es war aber ein mahnendes Beispiel für mich.

Es gibt so vieles, was passieren kann: »Ups, hier war ja noch nie ein Hase.« – und schon ist Bello weg.


1/640 Sek. | f/2.8 | ISO 320 | 145 mm

»Aber ohne Halfter wäre es schöner.« – und schon steht dein Shooting-Pferd auf der Bundesstraße.

»Ach, das bleibt schon sitzen.« – und schon ist das Kaninchen auf und davon.

Es ist dein Job, dass so etwas nie passiert. Habe immer den doppelten Boden im Gepäck. Auch wenn die eingezäunte Wiese nicht ganz so schön ist: nimm sie. Auch wenn die Leine viel Retuschearbeit bedeutet, lass sie lieber dran. Wir arbeiten mit Tieren und es hängt immer ein liebender Besitzer entweder hinter der Kamera (du selbst) oder neben dir.

Auch Routine kann schnell dein größter Feind werden. Man hat Dutzende brave Pferde fotografiert, man war unzählige Male an dieser einen Location und doch ist es eines Tages eben anders. In all den Jahren ist meinen Models und mir relativ wenig passiert, aber ich habe gelernt, die Tierbesitzer (die meist sehr aufgeregt sind) zu ihrem Tier zu befragen und sie gut zu briefen. Durch meine eigenen Hunde und Pferde bin ich hier tatsächlich sehr feinfühlig geworden.

Verantwortung zu übernehmen, kann auch bedeuten, ein Shooting abzubrechen, weil das Pferd keinen guten Tag hat oder der Hund gerade seine Nase überall hat, wo man ihn nicht gut fotografieren kann. Natürlich redet kein Fotograf gerne über seine schlimmsten Shooting-Erlebnisse, aber ja, mir ist schon eine Katze im Freien davongerannt! Auch ein Pferd hat bei der Freiarbeit das Weite gesucht, ebenso ein Jagdhund, der minutenlang einem Reh hinterherrannte. Hier ist zum Glück nie etwas Ernstes passiert. Entscheidend ist aber am Ende des Tages, dass du nicht schuld bist und alles getan hast, um ein Unglück zu verhindern.

Generell solltest du ein Gespür für das Tier vor der Kamera entwickeln. Das ist vor allem schwierig, wenn du ein Tier fotografierst, das du nicht so gut kennst. Wer keine Pferdeerfahrung hat, sieht vielleicht nicht, dass es nervös wird. Auch der Halter ist dann vielleicht zu abgelenkt oder zu aufgeregt, um es zu bemerken. Wenn du aber ein ungutes Gefühl hast, meide Gefahrensituationen und beobachte das Tier gut. Sei nicht zu ehrgeizig auf Kosten der Sicherheit. Ich möchte hier nicht päpstlicher als der Papst erscheinen. Natürlich ist es viel toller, ein Tier frei und ohne Halfter/Leine abzulichten und meistens geht es auch gut. Im Endeffekt heißt es aber: lieber etwas mehr Arbeit als ein verletzter Mensch oder ein vermisstes Tier.

Hierzu zählt auch: Fotografiere möglichst nur bei moderaten Temperaturen. Dein Vierbeiner wird es dir danken, nicht nur, dass alle Tiere bei Hitze schneller gestresst sind – sie schlaucht auch. Ein Fotoshooting oder gar ein Transport bei großer Hitze bringt die Tiere schnell an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Wenn im Sommer also um die 30 Grad angesagt sind, fotografiere ich – wenn überhaupt – ausschließlich morgens bis maximal 9–10 Uhr (und auch das nur im Schatten). Normalerweise ist an solchen Tagen aber hitzefrei. Du solltest dann auf genügend Wasser zum Trinken achten. Statt frühmorgens kann du natürlich auch später am Abend shooten. Und idealerweise suchst du dir dazu eine Location mit Wasser, die zur Abkühlung dient. Du darfst dem Tier aber für Fotos nie zu viel zumuten.


1/120 Sek. | f/5.6 | ISO 200 | 150 mm

An diesem Tag war es auch recht warm, aber wir wollten noch schnell ein Foto für Herrchen zum Geburtstag machen. Bexter hat es uns mit einer super langen Hechelzunge gedankt. Auch diesen Aspekt musst du berücksichtigen. Selbst wenn die Temperaturen noch im Rahmen liegen, kann es sein, dass ein Hund bei warmem Wetter viel hechelt.

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