Читать книгу Vertragt Euch! - Nicole Wilde - Страница 11

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Das Profil

Es ist wichtig, beim Auswerten von Verhaltensproblemen jeglicher Art das vorliegende Problem so genau und detailliert wie möglich zu bestimmen. Wenn Sie zum Beispiel zu mir kommen und sagen, Ihr Hund habe Angst vor Männern, dann wäre das ein guter Anfang. Ich würde dann versuchen, das Problem genauer einzugrenzen: Hat Ihr Hund Angst vor allen Männern? Konzentriert sich die Angst auf Männer von bestimmter Größe oder Statur? Hat er Angst vor Männern einer bestimmten Hautfarbe? Wie sieht es aus bei Männern mit Bart oder welchen, die Hüte oder Sonnenbrillen tagen? Hat Ihr Hund Angst vor männlichen Besuchern, ist aber bei Männern, die er auf der Straße trifft, zufrieden? Dies sind nur ein paar Beispiele für Details, die ich wissen wollen würde, um ein vollständiges Bild des Verhaltens zu bekommen.

Obwohl es von Fall zu Fall Ähnlichkeiten geben mag, sind keine zwei Szenarien gleich, was Spannungen unter Hunden in häuslicher Umgebung anbelangt. Zehn Hundebesitzer könnten Hunde haben, die zerstritten sind, aber bei jedem von ihnen wäre die Situation anders. Beispielsweise hat Brenda zwei kleine Jack-Russell-Terrier. Kima und Malone verstehen sich die meiste Zeit fantastisch. Sie spielen zusammen, gehen zusammen spazieren und sind sogar dafür bekannt, dass sie sich gemeinsam für ein Nickerchen einrollen. Aber wehe, wenn man die Quietschespielzeuge hervorholt – dann ist alles aus! Binnen einer halben Sekunde verwandelt sich Kima vom süßen Hündchen in einen „Jack-Russell-Terrorist“! Glücklicherweise ist dieses Problem bei Brenda zu Hause auf Spielzeug beschränkt.

Vergleichen Sie einmal Brendas mit Donnas Problem, deren Deutsche-Schäferhunde – Mischlingsrassen sich ständig streiten. Diesel bewacht Fressen, Spielzeug, und sogar Donna vor Jojo. Unglücklicherweise weicht Jojo nicht aus, und Auseinandersetzungen sind die Folge. Dazu kommt noch, dass Spielen oft in Streit ausartet. Und wenn die beiden am Zaun zum Nachbarsgarten entlangrennen, um die Nachbarshunde zu jagen, wandelt sich ihre Erregung oft in Aggressionen gegeneinander um. Während Brenda die Probleme ihrer Hunde ziemlich leicht regeln kann, fühlt Donna sich hilflos, weil sie nie weiß, wann ihre Hunde in ein plötzliches Tohuwabohu ausbrechen. Doch selbst in Donnas Fall kann die Situation bedeutend gebessert werden. Der erste Schritt ist, das Problem auf zwei typische Auslöser zu reduzieren.

Das Dokument erstellen

Das Schriftstück, das Sie verfassen werden, wird Ihnen bei der präzisen Berücksichtigung und Identifizierung von Auslösern und Problemen behilflich sein. Es wird auch als Basis dienen, von der aus Sie beginnen werden, sodass Sie irgendwann in der Lage sein werden, zurückzublicken und Ihre Fortschritte auszuwerten. Am wichtigsten aber ist, dass Sie dieses Profil beim Lesen des Buches zur Individualisierung eines Plans verwenden, mit dessen Hilfe Sie systematisch jedes Verhaltensthema angehen können.

Wahrscheinlich haben Sie bereits eine Vorstellung davon, was Konflikte zwischen Ihren Hunden schafft. Diese Übung wird Sie dazu bringen, individuelle Auslöser zu betrachten.

Möglicherweise stellen Sie fest, dass sich mit den Ergebnissen ein anderes Gesamtbild abzeichnet als dasjenige, das Sie jetzt im Sinn haben. Zum Beispiel ist Ihnen vielleicht gar nicht klar, wie viele Sachen ein Hund vor dem anderen bewacht. Oder vielleicht finden Sie heraus, dass er nur ganz bestimmte Dinge bewacht, während Ihr anderer Hund andere Dinge wertvoll findet.

Kein Profil ist weder gut noch schlecht. Es gibt keine Wertung. Wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen, um jede Frage sorgfältig zu betrachten und in Ihren Antworten so detailliert wie möglich sind. Schreiben Sie zu jedem Verhalten auf, welcher Hund beteiligt war oder ob es von beiden (oder mehreren) Hunden gezeigt wurde. Auf der linken Seite des Blattes listen Sie jedes Problem auf und auf der rechten die Lösung – sei es nun durch Management, Training oder Verhaltensänderung, und wie diese umgesetzt worden ist. Machen Sie sich keine Sorgen, falls die rechte Seite im Moment noch leer bleibt. Während Sie sich Kapitel für Kapitel vorarbeiten, werden Sie sich zu Ihrem Profil zurückbeziehen und die zu dem speziellen Problem Ihrer Hunde passende Lösung eintragen. Wenn Sie mit dem Buch dann durch sind, sollten Sie ein vollständiges Profil haben.

Das Bewachen von Ressourcen

Hunde bewachen Dinge voreinander – sowohl gewöhnliche als auch ungewöhnliche. Hier nur ein Beispiel eines seltsam anmutenden Bewachungsverhaltens unter meinen eigenen Hunden: Bananen gehören zu meinem täglichen Frühstück und ich gebe jedem meiner Hunde immer ein kleines Stück ab. Wenn sie mit Fressen fertig sind, leckt Sierra manchmal Bodhis Schnauze. Ist sie unterwürfig? Nein. Sie versucht, an jedes Stückchen Banane zu gelangen, das übriggeblieben ist. Wenn Bodhi den Kopf wegdreht, knurrt sie. Ja, Sierra bewacht das Fressen in Bodhis Schnauze vor ihm selbst. Da haben Sie es. Nun, das sollte es Ihnen leichter machen, die Fragen dazu zu beantworten, was Ihre eigenen Hunde bewachen! Nachfolgend einige Beispiele, die zum Nachdenken anregen.

FUTTER

Bewacht ein Hund Futter vor dem anderen? Sollte dies der Fall sein, handelt es sich um eine spezielle Art von Futter oder um alles Essbare? Taucht das Verhalten nur auf, wenn das Futter in einer Schüssel serviert wird? Passiert es nur, wenn die Hunde an einem bestimmten Ort gefüttert werden? Bewachen Ihre Hunde auch Nahrung, die sich nicht in ihrem Besitz befindet, wie die auf Ihrem Esstisch? Gibt es irgendwelche anderen Futter-Themen oder mit Futter verbundene Situationen, die Ihnen einfallen?

KAUARTIKEL UND SNACKS

Streiten sich Ihre Hunde um Knochen, Schweineohren, Ochsenziemer oder andere Kauartikel? Falls ja, um welche? Wie steht es mit Snacks wie Hundekeksen? Gibt es eine Neigung zum Konflikt bezüglich allem, was ihnen gegeben wird, oder geht es nur um spezielle Kausachen oder Snacks, die das Bewachungsverhalten hervorrufen? Was passiert, wenn ein Keks oder eine Belohnung auf den Boden fallen gelassen wird? Stürzt sich mehr als ein Hund darauf, gefolgt von einer heftigen Auseinandersetzung?

WASSER

Wasser ist überall und so viele Tropfen sind zum Trinken da. Aber versuchen Sie mal, das so manchem Hund zu sagen. Es ist nicht so verbreitet wie das Bewachen von Nahrung, aber es gibt Hunde, die ihren Wassernapf vor anderen bewachen, weil sie Wasser als eine wertvolle Ressource betrachten. Tun Ihre das?

SPIELZEUG

Gibt es ein bestimmtes Stoff – oder Quietschespielzeug, das ein Hund eher bewacht? Oder streiten sich Ihre Hunde um jedes Spielzeug, das ihnen gegeben wird? Wie sieht es mit Spielzeug aus, das sich nicht in ihrem Besitz befindet, wenn Sie zum Beispiel einen Ball oder ein Frisbee werfen? Die Erregung, die durch das Rennen erzeugt wird und die Aufregung aus dem Nachjagen können eine Konkurrenzsituation leicht in eine gefährliche Situation verwandeln. Führen diese Faktoren verbunden mit dem Verlangen nach dem Besitz des Spielzeugs bevorzugt zu einer Auseinandersetzung? Bedenken Sie auch die Örtlichkeit: Ist es für Ihre Hunde in Ordnung, wenn sie im Garten mit Spielsachen spielen, aber nicht, wenn diese Spielsachen im Haus sind? Gibt es andere beeinflussende Faktoren?

ANDERE DINGE

Es ist unmöglich, alle Dinge aufzuführen, die Hunde voreinander bewachen. Ich kannte Hunde, die Socken oder Unterwäsche aus dem Wäschekorb des Besitzers geholt und bewacht haben. Ich habe Hunde gesehen, die ihre eigenen Fäkalien bewacht haben. Ich kenne sogar einen Hund, der Staubmäuse bewacht hat! (Zum Glück nicht bei mir zu Hause.) Fällt Ihnen noch etwas ein, was Ihre Hunde für wertvoll genug befunden haben, um sich darüber zu streiten?

ÖRTLICHKEITEN

Nehmen Ihre Hunde es anderen übel, wenn diese in die Nähe ihrer Hundedecke, ihres Korbs oder Platzes auf dem Sofa kommen? Liegen sie quer in Türöffnungen, um anderen den Zutritt zu verwehren und werden so effektiv zu fellbedeckten Bremsschwellen? Neigt ein Hund zum Blockieren der Hundeklappe und lässt den anderen Hund nicht durch? Die beiden letztgenannten sind häufig auftretende Situationen, die von Besitzern gerne übersehen werden.

BESITZER

Sie, liebe/r Leser/in, sind eine sehr wertvolle Ressource! Jeder Ihrer Hunde ist ein großer Fan von Ihnen und würde Sie zweifellos gerne ganz für sich alleine haben. So sehr das auch schmeicheln mag – es kann Spannungen und Konflikte erzeugen. Versucht ein Hund sich dazwischen zu drängeln, wenn Sie den anderen streicheln? Falls ja, lässt sich der Weggeschobene das gefallen, oder folgt darauf eine Beißerei? Steht einer Ihrer Hunde mit dem ganzen Körper quer vor Ihnen und blockiert so den Zugang des anderen zu Ihnen? Springt einer auf die Couch und legt sich quer auf Ihren Schoß, wobei er den anderen niederstarrt? Auf welche Weise zeigen Ihre Hunde das Besitzergreifende bezüglich Ihnen oder anderen Familienmitgliedern? Wen und unter welchen Umständen bewachen sie?

BESUCHER

Hat einer Ihrer Hunde das Gefühl, dass jeder, der ins Haus kommt, zu ihm kommt, und zwar nur zu ihm? Verbunden mit der Aufregung, die durch die Ankunft eines Besuchers erzeugt wird, kann dies einer Katastrophe Tür und Tor öffnen. Werden Ihre Hunde besitzergreifend dem Besucher gegenüber? Blockiert einer den Zugang des anderen zu der Person, zieht die Lefzen hoch oder knurrt, wenn der andere Hund näherkommt? Wird diese Reaktion nur bei einer bestimmten Person hervorgerufen oder ist jeder ein potenzieller Auslöser?

ERREGUNG

Wie schon zuvor erwähnt, passiert es nur allzu leicht, dass Aufregung in einen Zustand hoher Erregung übergeht und letztendlich in Aggressionen überkocht. Ist es wahrscheinlich, dass ein Streit ausbricht, wenn Ihre Hunde sich verrückt machen durch

gemeinsames Spielen?

Hinterherjagen hinter einem Ball?

am Zaun Entlangrennen mit dem Nachbarhund?

einen Besucher an der Tür?

Welche anderen hocherregenden Situationen fallen Ihnen ein, die Ihre Hunde zum Streiten bringen?

EINDRINGLINGE

Sind Ihre Hunde zudringliche Invasoren? Respektieren sie den Platz des jeweils anderen oder neigen sie dazu, sich anzurempeln und herumzuschubsen? Streitereien bezüglich Individualabständen können umso schlimmer ausfallen, wenn ein Hund schlecht hört oder sieht und er dadurch andere Hunde nicht oder spät bemerkt, während sie sich nähern oder die Warngeräusche oder Körpersprache des anderen nicht wahrnimmt. Falls der Hund älter ist, arthritisch, krank oder verletzt, kann das ihn auch dazu bringen, dass er Herumschubsen oder das Eindringen in seinen Bereich übelnimmt.

STRESS

Je entspannter Ihre Hunde sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für einen Kampf. Beinahe alles trägt das Potenzial in sich, Stress zu verursachen. Angefangen beim körperlichen Unwohlsein bis hin zur emotionalen Unausgeglichenheit. Auch Umweltfaktoren können zu Stress beitragen. Dazu kommt noch die Tatsache, dass manche Hunde empfindlicher sind als andere. Prüfen Sie die nachfolgende Liste und schreiben sich die möglichen Auslöser bezüglich Ihrer Hunde heraus:

körperliches Unwohlsein

Angst oder Furcht

Trennungsprobleme

stressauslösende Umgebungsfaktoren wie Familienkonflikte, Handwerker im Haus oder laute Bauarbeiten nebenan

Falls der Stress seinen Ursprung in einer Krankheit hat, tun Sie, was immer Sie können, um es Ihrem Hund bequem zu machen. Management, wozu etwa gehört, Ihren anderen Hunden nicht zu erlauben, den kranken Hund zu ärgern, hat einen großen Anteil an der Lösung. Wenn die Stressauslöser mit Furcht, Angst oder Trennungsproblemen zusammenhängen, so sind dies Verhaltensprobleme, die behandelt werden können (hilfreiche Literatur siehe unter Serviceteil). Umgebungsbedingter Stress kann zur Herausforderung werden, denn man kann zwar einige Dinge kontrollieren, aber nicht alle. Beginnen Sie damit, aufzuschreiben, welche Dinge in der Umgebung Ihren Hund unter Spannung setzen und überlegen Sie, ob man an diesen etwas verändern kann. Vergessen Sie dabei nicht das Phänomen der Anhäufung von Auslösern: Je weniger Auslöser sich ansammeln, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass Ihre Hunde Reaktionen gegen den anderen Hund zeigen.


Es wäre unmöglich, jeden möglichen Aggressionsauslöser hier aufzuzählen. Nehmen Sie sich etwas Zeit, zu überlegen, was sonst Spannungen zwischen Ihren Hunden auslösen könnte. Vielleicht greift einer den anderen an, wenn er sich wegen eines plötzlichen Geräuschs erschreckt. Vielleicht geht einer dem anderen hinterher, eine Woche vor der Läufigkeit der Hündin. Falls es noch andere Leute bei Ihnen zu Hause gibt, setzen Sie sich zu einem Brainstorming zusammen, was die Spannungen und Streitereien verursachen könnte. Und seien Sie wachsam beim Beobachten Ihrer Hunde. Immer, wenn sich etwas ändert, passen Sie Ihr Profil an, damit die Informationen so aktuell wie möglich bleiben.

Beispiel-Profil

Nachfolgend ein Beispiel dafür, wie ein Profil für Pixel und Peeper, zwei kleine Terrier-Mischlinge, aussehen könnte. Obwohl die rechte Spalte derzeit noch weitgehend leer ist, wird das Profil vollständig sein, sobald ihr Besitzer das Buch zu Ende gelesen hat. Sobald Sie das Buch zu Ende gelesen haben, werden Sie die Lösung zu jedem dieser Probleme kennen.

Problem Lösung
Peeper bewacht sein Futter beim Fressen vor Pixel. Die Hunde beim Fressen voneinander trennen.
Pixel bewacht manchmal Kuscheltiere vor Peeper. Plüschtiere nur herausholen, wenn die Hunde betreut oder voneinander getrennt sind.
Peeper wird eifersüchtig, was unsere Zuneigung angeht. Wenn Pixel dazu kommt, kann es zum Kampf kommen.
Wenn Besucher kommen, werden die Hunde so aufgeregt, dass es manchmal zum Streit kommt.
Aus Spiel wird manchmal Kampf.
Beim Spazierengehen greift Peeper manchmal Pixel an, wenn ein anderer Hund vorbeiläuft.
Vertragt Euch!

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