Читать книгу #DieSichtderDinge - Nicole Wunram - Страница 9

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Die Gießkanne

Mich gibt es in verschiedenen Ausführungen. Du kannst mich kaufen aus Plastik, Keramik oder Metall, ich komme daher in verschiedenen Größen und Ausführungen. Klassisch bestehe ich aus einem Gefäß, einem Griff und einem Ausgießer, manchmal auch mit einem Brausekopf daran.

Je nach Größe kannst du mich für Zimmer- oder Balkonpflanzen einsetzen oder deinen ganzen Garten mit mir gießen. Es gibt mich aber auch in ganz klein für Kinder, die gerne auf dem Spielplatz spielen und den Sand benässen, um ihren »Kuchen« damit zu backen.

Im Sommer komme ich meinen Aufgaben viel öfter nach. Ich genieße es, wenn ich mit frischem kaltem Wasser gefüllt werde. Dann fühle ich mich ganz schwer. Manchmal darf ein bisschen in der Sonne stehen, damit sich das Wasser ein wenig aufwärmt.

Wenn ich dann meiner Aufgabe nachkommen darf, der Mensch mich vorsichtig anhebt und zu der Pflanze trägt, dann bin ich ganz aufgeregt. Nun werde ich ein wenig gekippt, so dass das Wasser aus mir herausläuft, immer schön langsam auf die Erde.

Über einen längeren Zeitraum kann ich so beobachten, wie aus dem in die Erde gedrückten Samen ein kleiner Keimling wird. Alle paar Tage darf ich das zarte Pflänzchen gießen und bin entzückt, wie es wächst. Schnell kommen die ersten Blätter zum Vorschein und es dauert nicht lange, da sehe ich eine kleine Knospe und beim nächsten Gießen sogar schon zwei!

Ich freue mich jeden Tag aufs neue, die Entwicklung zu beobachten. Als die ersten Blüten aufgehen, sehe ich die schöne rote Farbe der Blütenblätter. Wie stolz sie sich zur Sonne hin recken, als wollten sie ihre ganze Schönheit zur Schau stellen.

Ohne Wasser und die Wärme der Sonne wäre die Pflanze nicht so schön geworden und ich bin froh, meinen Teil dazu beigetragen zu haben. Manchmal, wenn ich mein Wasser noch in der Sonne wärme, kommen auch kleine Vögel zu mir geflogen und landen auf meinem Rand, um von dem frischen Wasser zu trinken. Leider kommen auch die kleinen Ameisen und krabbeln an mir hoch und in mich rein, wenn ich gerade ohne Wasser im Garten stehe. Das kitzelt immer sehr und ich hoffe dann, dass jemand kommt und Wasser einfüllt.


Den Herbst mag ich nicht so gerne, zum einen darf ich dann nicht mehr so viele Pflanzen gießen und zum anderen landen viele Blätter in der Wasserpfütze, die oft in mir stehen bleibt. Wenn dann der Wind kommt, um mich umzupusten, dann habe ich immer Angst, irgendwo gegen zu fliegen.

Im Winter stehe ich meistens im Gartenhaus und darf mich bis zum Frühjahr ausruhen. Ein Jahr hat man vergessen, mich ins Häuschen zu stellen. Den Herbst habe ich soweit ganz gut überstanden, leider hat es viel geregnet, so dass das Wasser bis zum Rand stand.

Gut, so kann der Wind mir nicht so viel anhaben. Ich habe mich schon damit abgefunden, hier auf den Frühling zu warten. Dann wird mein Wasser immer schwerer. Es gefriert Tag für Tag mehr und bald habe ich einen großen Eisklotz in mir. Das ist gar nicht schön! Ich habe Angst, dass ich das schwere Eis nicht halten kann und ich auseinanderbreche.

Ich fühle mich einsam und vergessen, denke viel an die Sonne und die schönen Pflanzen und, als ob meine Gedanken etwas genützt haben, kommen die ersten wärmeren Tage und das Eis schmilzt. Es dauert mehrere Tage, bis es wieder zu Wasser wird. Nun ist der Frühling nah und ich darf mich auf eine neue Saison freuen!

#DieSichtderDinge

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