Читать книгу Die Seelen der Indianer - Nina Hutzfeldt - Страница 6

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In der darauffolgenden Nacht konnte Sadie einfach nicht einschlafen. Sie drehte sich erst auf die eine und dann auf die andere Seite. Sie versuchte sogar die altbekannte Form des Schäfchenzählens, doch der Schlaf kam nicht. Immer wieder dachte sie an den gestrigen Tag. Er fing so schön an, dachte sie, außerdem ging ihr der Indianer nicht aus dem Kopf. Er hatte keine Miene verzogen, Sadie nur tief in die Augen gesehen und sie beobachtet. Aber warum hatte er sie nicht angegriffen, so wie Vater es ihr gesagt hatte? Warum hat dieser Indianer den Freundinnen das Leben gerettet, indem er diese giftige Schlange getötet hatte?

Fragen, die in dieser Nacht unbeantwortet blieben, denn in den frühen Morgenstunden schlief Sadie ein und betrat das Reich der Träume.

»Guten Morgen, mein Kind«, begrüßte Caroline ihre Tochter. Sie zog die Gardine zur Seite und öffnete das Fenster. »Es ist ein schöner Tag. Ich hoffe, du hast dich gestern noch ausgeruht.« Caroline hatte Sadie gestern noch aufgetragen, was sie die nächsten Wochen für Strafarbeiten zu tun hatte. Sadie hatte gestöhnt, doch war ihr bewusst, dass es keine Widerrede gab, denn sonst erführe es ihr Vater. Danach würde sie die Sonne nie mehr zu Gesicht bekommen. Was Verbote anging, war Jason O’ Connor sehr eisern.

»Komm doch nachher mit in die Siedlung. Adam würde sich sicher freuen.« Caroline schüttelte die Bettdecke aus. Sadie gähnte und stand auf. »Vorher fange ich erst mit meinen Arbeiten an.« Schlaftrunken führte sie der Weg zu der neben dem Haus stehenden Latrine. Wenn sie nur daran dachte, das Häuschen zu säubern, wurde ihr schon unwohl, doch war diese Tätigkeit Bestandteil der Liste. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab.

Danach blickte sie zu dem Paddock, wo Beauty ihr den Kopf entgegenstreckte. Als sie hinüberging, schnaubte dieser und stupste sie mit seiner weichen Nase an. »Guten Morgen, mein Junge. Hast du wenigstens gut geschlafen?« Sadie tätschelte dem Wallach den Hals und ging wieder hinein.

Eine halbe Stunde später stand Sadie in Knickerbocker, einer wadenlange Hose mit weiten Beinen, und einer beigefarbenen Bluse in der Küche.

»War Matthew heute schon da?«

»Nein.« Caroline bereitete Frühstück zu.

»Dann wird er wohl gleich kommen.« Sadie setzte sich.

»Nein, tut mir leid.« Caroline leckte sich die Fingerspitzen ab. »Er war da, aber ich habe ihm gesagt, dass du ab sofort seine Arbeiten für die nächste Zeit erledigen wirst. Die Ställe säubern, Eier sammeln, Kühe auf die Weide bringen.«

»Aber er braucht doch das Geld.« Sadie war sprachlos.

Caroline verzog keine Miene. »Keine Sorge, er bekommt sein Geld, nur du wirst seine Arbeiten erledigen.«

Sadie wollte gerade etwas erwidern, doch sie schluckte die Worte hinunter. Schweigend nahm sie sich eine Scheibe Brot und aß sie mit etwas Marmelade, die Caroline in der Siedlung erworben hatte.

Letztes Jahr hatte sie noch selbst Marmelade und Honig hergestellt, doch sie war dazu einfach nicht gemacht. Caroline hatte immer den Luxus genossen, andere für sich arbeiten zu lassen. Was ihr hier im Westen anfangs schwergefallen war.

Seit im Jahre 1863 das Bundesgesetz Homestead Act beschlossen wurde, strömten Menschenmassen in den Westen, um ein neues Leben zu beginnen. Dort suchten sie sich ein Stück unbesiedeltes Land, bauten ein Haus, meistens zuerst ein Grassodenhaus, und begannen das Farmland zu bewirtschaften.

Nach fünf Jahren wurden die Siedler zu Eigentümern, manchmal auch eher, vorausgesetzt, man hatte das Geld dazu. Auch Caroline kam mit Sadie in den Westen. Sie hielt es an der Ostküste nicht mehr ohne ihren geliebten Ehemann aus, wollte ihm so nah sein wie möglich. Da er seit geraumer Zeit mit der Kavallerie durch die Great Plaints zog, besuchte er sie immer mal wieder spontan. Er beauftragte Handwerker, um seiner Familie ein wunderschönes Haus mit mehreren Kaminen zu bauen, eine Stallung und Zäune für die Tiere. Dazu eine Köchin, die hin und wieder seiner Frau unter die Arme greifen sollte.

Caroline wollte nicht mit den anderen Frauen in der Siedlung oder im Umkreis verglichen werden. Sie wollte gesehen werden, wollte von den Männern angeschmachtet werden, trug mit Stolz ihre edlen Kleider und war ein gern gesehener Gast beim Kaffeekränzchen oder bei Veranstaltungen.

»Wann fährst du in die Siedlung?«

»Nach dem Frühstück. Du wärst dann bitte so lieb und spannst Blacky vor den Wagen.«

»Aber natürlich.« Sadie aß ihr Brot auf, trank ihre Milch und stand auf.

»Ich brauche noch einen Moment. Mach du deine Arbeiten im Stall fertig und dann fahren wir zusammen.«

Sadie freute sich. Schnell spannte sie Blacky, das Pferd ihrer Mutter, vor den Einspänner, mistete die Ställe aus und führte die Kühe auf die Wiese. Caroline war immer noch nicht zu sehen, deshalb sattelte Sadie Beauty schon einmal. Caroline war ein ungeduldiger Mensch und vermochte es nicht zu warten. Warten tue ich schon mein halbes Leben auf deinen Vater, pflegte sie zu sagen.

»Mutter, bist du fertig?« Sadie ging ins Haus und lugte in Küche und Wohnzimmer. Niemand war zu sehen.

»Ich komme.« Caroline trat aus dem Schlafzimmer. Ihre weißen Handschuhe und der grazile Hut erinnerten an die Frauen aus dem Osten. Die feinen Ladys, wie die Frauen in der Siedlung sie immer nannten.

»Und wie findest du dieses Kleid?« Caroline drehte unten im Flur eine Pirouette.

»Sehr hübsch.«

Es war ein hochgeschlossenes grün-schwarz kariertes Kleid mit einer Brosche am Hals, die ein Erbstück ihrer Großmutter war. Irgendwann würde Sadie die Brosche mit Stolz tragen müssen. »Blacky steht fertig vor dem Haus und Beauty ist gesattelt.«

»Wieso Beauty?« Sie sagte es mit so einer Verachtung in der Stimme, dass es Sadie in der Seele wehtat.

»Weil ich doch mit in die Siedlung komme.« Angestrengt überlegte Sadie, ob sie etwas falsch verstanden hatte.

»Ja, doch wirst du mit mir fahren. Beauty kannst du auf die Weide stellen.«

Sadie verschlug es den Atem. Sie hatte noch nie einen Tag mit dem Reiten ausgesetzt.

Caroline bedeutete ihr mit einem Nicken, dass sie zügig machen solle.

Traurig und wütend zugleich sattelte Sadie ihren Wallach ab und führte ihn zum Tor der Weide. Dort würde er sich einsam fühlen. »Ich bin bald wieder zurück. Nicht traurig sein.«

Caroline saß derweil schon auf dem Bock, die Zügel fest in der Hand.

»Nun komm schon. Wir wollen doch noch im Laden einkaufen. Adam ist bestimmt auch da.«

»Ja, sicher.« Sadie kletterte auf den Bock und setzte sich neben ihre Mutter.

Der Wagen fuhr vom Hof Richtung Siedlung. Caroline fuhr die Kutsche so schlecht, wie sie ritt.

Zum Glück war Blacky ein ruhiges und geduldiges Pferd, kannte die Strecke, brachte Caroline sicher zur Siedlung und wieder zurück. Deshalb war sie ganz durcheinander, wenn Jason daheim war. Er forderte die Stute, so dass diese schwitzend und schnaubend am Ziel ankam.

Auf der Fahrt redeten Caroline und Sadie kein Wort miteinander.

Sadie schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Obwohl sie sich täglich draußen aufhielt, wurde sie nicht braun.

Der holprige Pfad weitete sich zu einem breiten sandigen Weg aus, der direkt zum Siedlungsplatz führte. Dort stand eine hundertjährige Eiche.

Am Anfang taten sich einige Menschen zusammen und fingen an, sich eine kleine Siedlung um den Baum, ihrem Wahrzeichen, zu bauen. Inzwischen hatte sich viel verändert.

Ein Jahr nach der Gründung kam ein Arzt, gefolgt von einer jungen Frau, die sich ein eigenes Leben aufbauen wollten.

Mittlerweile hatte sich der Arzt gut etabliert und die Frau hatte eine eigene Zeitung herausgebracht. Dort stand der neuste Klatsch der Nachbarschaft: Rezepte; wann die nächste Postkutsche kommen sollte und was man als Pionier im Westen sonst noch wissen musste.

Mittlerweile gab es auch einen Sheriff Joe und sein Sohn Chris, eine Poststation mit Telegrafenamt und ein Café.

Sie hielten vor dem Laden, wo Mr. Greene mit grimmiger Miene die Kunden begrüßte.

»Hallo, Mr. Greene«, sagte Caroline, als sie an Blackys Zügeln zog, so dass das Pferd abrupt stehen blieb.

»Guten Tag, Mrs. O’ Connor. Sie sehen heute wieder bezaubernd aus. Darf ich Ihnen behilflich sein.«

Er bot ihr seinen Arm an. Sein graues Haar hatte er streng zur Seite gekämmt und seine Augen wirkten müde, fast zu müde.

»Gerne, danke.« Sie hakte sich bei ihm unter und hob ihr Kleid etwas an.

Bei Regen war der Boden äußerst rutschig, so dass die Frauen sich auf der Veranda aufhielten, um ihre Kleider nicht zu beschmutzen. Doch Sadie mochte dieses Wetter ebenso wie die Trockenheit, wenn der Staub aufgewirbelt wurde, was den Damen ebenfalls nicht gefiel. Im Moment war eindeutig letzteres Wetter. Dieser Sommer war wieder sehr warm und trocken.

»Wie geht es Ihnen, Mrs. O’ Connor? Kommt Ihr Gatte bald nach Hause?«

»Ich hoffe doch. Sadie und ich vermissen ihn sehr.« Caroline folgte Mr. Greene in den Laden.

Eine kleine Theke, verschiedene Regale, die unter der schweren Last der Ware ächzten, und viel zu viele Menschen erwarteten einen im Ladeninneren. Sadie schlich sich immer in ein zweites, noch schmaleres Zimmer. Eine Bibliothek, die nur eröffnet worden war, weil ein Fremder auf der Durchreise eine Kiste mit Büchern vergessen hatte, die sorgfältig von Sadie, Rachel und anderen Siedlern in die Regale von Mr. Greenes zweitem Raum gestellt worden waren. Dort sollten sie verweilen, bis der rechtmäßige Besitzer zurück in die Siedlung kam, um sie abzuholen. Doch er kam nie zurück und so blieben die Bücher.

Die Ruhe und der Duft der Bücher ließen Sadie aufatmen. Sie setzte sich in den abgewetzten, grünen Ohrensessel und schloss die Augen. Zu dieser Tageszeit kamen nicht oft Leser in die Bibliothek, sie drängelten sich in die Zeitungsräume von Ms. McKenzy, um eine Ausgabe der druckfrischen Gazette zu ergattern.

Für Caroline legte die Herausgeberin immer eine Ausgabe zurück, damit sie sich nicht in den Strom der drängelnden Siedler einreihen musste.

»Hallo, Sadie.«

Eine Stimme riss Sadie aus ihren Gedanken, die wieder um den Indianer kreisten.

»Oh, hallo. Entschuldige, ich habe ein wenig die Augen zugemacht.«

»Das ist mir nicht entgangen.« Adam erschien auf der Bildfläche und lächelte Sadie mit seiner großen Zahnlücke an.

»Ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen. Wie lange bist du schon hier?«

»Eine Weile.« Seine grünen Augen leuchteten wie die Blätter der großen Eiche in der Sonne.

»Deine Mutter schickt mich, sie möchte gleich zu Mary-Jane.«

Oh, wie lange saß ich bloß hier und wie lange ist Adam schon hier?

Sadie rieb sich die Stirn. »In Ordnung, dann sollte ich wohl meine Mutter nicht warten lassen.« Sadie stand auf, strich sich ihre Knickerbocker glatt und nickte Adam zu.

Caroline stand auf der Veranda und beobachtete Dr. Andrews, der ihr die Einkäufe auf den Einspänner hievte. Meine Mutter konnte einfach jeden um den Finger wickeln. Sadie schüttelte verständnislos den Kopf.

»Ach, da bist du ja. Ich hatte Adam gebeten dich zu holen.«

»Ja, jetzt bin ich ja da.« Sadie strich sich das Haar aus der Stirn.

»Gut, Dr. Andrews war so freundlich, uns mit dem Einkauf zu helfen.«

Sadie musterte Dr. Robert Andrews, der eine Schwäche für Caroline zu haben schien, genau. Er trug seine dicke Hornbrille immer etwas schief auf der Nase und sein abgetragener Nadelstreifenanzug verriet nicht, dass er der Arzt war. Vielleicht war es beabsichtigt?

»Wollen wir zusammen speisen, Mrs. O’ Connor?«, fragte Dr. Andrews.

»Oh.« Caroline legte sich die Hand auf die Brust. »Ich weiß nicht. Weißt du nicht, dass ich verheiratet bin, Robert?« Ein charmantes Lächeln huschte über ihre Züge.

»Ja, doch. Selbstverständlich. Es tut mir leid.« Er hob seinen Hut an. »Schönen Tag, Mrs. O’ Connor, Sadie.« Dr. Andrews ging hinüber zur Klinik.

»Ist er nicht nett?« Caroline blickte ihn hinterher. »Komm, wir sollten gehen.«

»Ja, doch.« Sadie folgte ihrer Mutter über die Straße, hinter Ms. McKenzys Zeitungsgeschäft hinüber zu Mary-Janes Café. Hier bekam man täglich drei leckere Mahlzeiten, hausgemachten Kuchen und für besondere Anlässe war auch genug Platz.

Sadie mochte den Tisch an der Wiese. Dort hatte man einen wunderschönen Blick auf die kleine Kirche, versteckt am Waldanfang. Zwei aneinandergebaute Räume, die das Haus Gottes waren.

Caroline bestellte zwei Portionen von Mary-Janes berüchtigtem Schmorbraten mit Gemüse, doch bevor die Gerichte auf den Tisch kamen, brachte sie Caroline und Sadie zwei Becher Wasser.

»Guten Tag, ich hoffe, es geht euch gut.« Mary-Jane war eine mollige Frau mit einem Doppelkinn. »Kommt Jason zur Sonntagsmesse? Reverend Edwards hat etwas ganz Besonderes für unsere Soldaten geplant.« Sie kam etwas näher und legte sich die Hand an den Mund. »Es darf aber keiner wissen.« Und natürlich wusste sie es, denn Mary-Jane war der Mittelpunkt der Siedlung.

Jeder in der Stadt kam zu ihr, aß etwas, tauschte Neuigkeiten oder Geheimnisse aus.

Und sie hatte jede Menge gut gehüteter Geheimnisse.

Während Caroline sich mit Mary-Jane unterhielt, erblickte Sadie zwei Tische weiter Rachel mit ihrer Mutter. Rachel beobachtete Matthew, wie er um sie herumlief und sich einen Platz suchte. Sadie winkte, als Rachel aufblickte, doch Rachel winkte nicht zurück. Enttäuscht senkte Sadie den Arm und stand auf.

»Hallo, Sadie«, begrüßte Mrs. Douglas die Freundin ihrer Tochter.

»Hallo, Mrs. Douglas, Matthew, Rachel.«

Rachel blickte verträumt auf. »Oh, entschuldige. Ich habe gerade geträumt.« Ihr geflochtener Zopf hing ihr über der Schulter.

»Hab ich mir gedacht.« Sadie rieb sich den Arm. »Was machst du heute hier in der Stadt?«

»Ich helfe meiner Mutter beim Einkaufen. Jetzt machen wir eine kurze Pause, bevor wir wieder zurückfahren.«

»Das ist richtig. Im Moment muss Rachel mir mehr im Haushalt helfen«, sagte Mrs. Douglas und schaute Sadie mit einem prüfenden Blick an. Ihre breiten Hüften und großen Brüste verrieten, dass sie durch und durch Mutter war. Außerdem hatte sie einen gut trainierten Bizeps, der von ihrer täglichen fleißigen Arbeit kam. Deshalb wusste Sadie, dass Mrs. Douglas keine Hilfe benötigte, doch wie sie selbst musste auch Rachel Strafarbeiten verrichten.

»Und was führt dich hierher?« Mrs. Douglas drehte den Kopf.

»Ich helfe meiner Mutter ebenfalls.« Sadie deutete zu Caroline, die sich blendend mit Mary-Jane unterhielt und mal wieder von ihrer Umgebung nichts mitbekam.

Plötzlich polterte es und der zappelnde Matthew fiel mit dem Stuhl um.

»Mensch, Kind. Ich habe dir gesagt, du sollst dich benehmen.« Mrs. Douglas stand auf und half Matthew auf die Beine, der vor Schreck weinte. Schnell untersuchte sie ihn mit den Augen einer Mutter. Er hatte eine kleine Platzwunde am Kopf. »Ich gehe mit ihm zu Dr. Andrews, bitte bleib hier sitzen«, sagte sie an Rachel gewandt. Sie hob drohend ihren Finger.

»Matthew. Ich glaube ich sollte ein Buch über ihn schreiben«, scherzte Rachel und spielte an ihrem Zopf.

»Das würde sich sicher gut verkaufen. Sag mal, hast du deiner Mutter etwas über den Indianer erzählt?« Sadie setzte sich und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch. Bevor sie das Wort „Indianer“ in den Mund nahm, blickte sie sich um, als würde sie jemand beobachten.

»Nein, natürlich nicht«, antwortete Rachel flüsternd. Ihren Zopf mittlerweile fest in der Hand. »Meine Mutter hat sich schon über das Baden im Fluss aufgeregt. Ich meine«, Rachel hielt kurz inne, »sie hat ja recht, die Strömung hätte uns mitreißen können. So gute Schwimmerinnen sind wir ja nicht.« Rachel biss sich auf die Lippe.

»Bereust du es immer noch, mitgekommen zu sein?«

»Nein, ich bin froh.« Sie lächelte, doch spürte Sadie diese Anspannung in der Stimme ihrer Freundin, die ihr Angst machte.

»Irgendwas bekümmert dich doch?« Sadie legte den Kopf schief.

»Ich habe sehr viel Ärger bekommen und darf mich im Moment nicht mehr mit dir treffen. Sie meinte, du hättest keinen guten Einfluss auf mich.«

Sadie stockte der Atem, doch wusste sie, dass dieser Satz Rachel schwer über die Lippen kam.

»Ich dürfte nicht mal mit dir hier sitzen. Meine Mutter tadelt mich sicher daheim.«

»Das tut mir sehr leid. Können wir uns trotzdem heimlich treffen?« Sadie konnte sich ein Leben ohne Rachel nicht vorstellen. Sie waren fast täglich zusammen.

»Im Moment ist es besser, ich höre auf meine Mutter.«

Dabei wollte Sadie Rachel so gerne von ihren Träumen erzählen, von dem Indianer und dass sie ihn wiedersehen musste.

Die Seelen der Indianer

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