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Du bist, was du isst

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„Kann es denn aber etwas Abscheulicheres geben, als sich beständig von Leichenfleisch zu ernähren?“

Francois de Voltaire, 1694 – 1778,

französischer Schriftsteller und Philosoph

Wir alle bestehen aus rund 70 Billionen Körperzellen, die sich innerhalb eines Jahres zu 97 Prozent und in nur wenigen Jahren zu 100 Prozent erneuern. Für einen ungestörten Ablauf dieser Zellerneuerung spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle. Sie hat die Aufgabe, uns mit dem nötigen Baumaterial für einen gesunden Körper und Geist zu versorgen, und so liefert sie uns Nährstoffe in Form von Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Enzymen, Faserstoffen (Ballaststoffen) und sekundären Pflanzenstoffen sowie die in ihr enthaltenen Informationen.

Lange Zeit hat sich die Wissenschaft nur auf die ihr bekannten und mit ihren Methoden nachweisbaren und messbaren festen Stoffe, die Materie, beschränkt und die energetische Versorgung außer Acht gelassen. Nach neueren Forschungserkenntnissen, unter anderem im Bereich der Quantenphysik, wird jedoch die Qualität unserer Nahrungsmittel in hohem Maß auch durch ihren Informationsgehalt bestimmt. Materie ist ja nichts anderes als verdichtete Energie, und Energie ist ein Informationsträger. Das heißt, dass wir mit jedem Bissen Nahrung auch die in ihr enthaltenen Informationen aufnehmen und damit Gesundheit und Wohlbefinden oder Unwohlsein und Krankheit in uns fördern. Diese Erkenntnisse geben der Volksweisheit „Du bist, was du isst“ eine tiefgründige Bedeutung.

Worin besteht nun der Unterschied zwischen pflanzlicher und tierischer Kost?

Beginnen wir mit den tierischen Nahrungsmitteln. Es ist bekannt, dass Tiere Emotionen haben. Emotionen sind Informationen, die in jeder Körperzelle gespeichert werden, ebenso wie alle anderen Eindrücke und Erlebnisse, die das Tier von seiner Geburt bis zu seinem Tod erfahren hat. Auch die Qualität der Milch und der Eier ist stark abhängig vom Wohlbefinden der Muttertiere. Die meisten „Nutztiere“ erleiden jedoch ein schlimmes Schicksal. In Massen gezüchtet, der Mutter viel zu früh entrissen, entweder einsam oder gemeinsam mit viel zu vielen Artgenossen eingepfercht, meist künstlich befruchtet, die eigenen Kinder an den Menschen verloren, selten oder nie im Tageslicht, ohne die Möglichkeit, sich artgerecht zu bewegen und zu ernähren, mit Schmerzen in den Gelenken und Beinen durch das unnatürlich angemästete Gewicht – ein freudloser Alltag voller Hoffnungslosigkeit, Depression, Schmerz und Angst. Eines Tages geht dann die Stall- oder Käfigtür auf, und das Tier wird, oft unter Anwendung brutaler Gewalt, in winzige Käfige oder auf Lastwagen getrieben und meist über weite Strecken zum Schlachthof transportiert. Die ganze Zeit über ist das Tier voller Angst, Panik, Verzweiflung und häufig Schmerzen, die beispielsweise von Verletzungen herrühren, die während des Verladens oder beim Transport entstanden sind. Dadurch werden im Körper reichlich Stresshormone ausgeschüttet, die ebenfalls im Gewebe gespeichert werden.

Alle diese Emotionen und Erlebnisse, die das Tier im Laufe seines Lebens erfahren hat, nimmt der Mensch dann mit jedem Bissen Fleisch in sich auf, wodurch seine Gesundheit, seine Stimmung, sein Verhalten und sein Bewusstsein beeinflusst werden.

Wir quälen also nicht nur diese armen Geschöpfe, sondern durch die negative Energie, die wir dadurch erzeugen, ebenso uns selbst. Und über diesen Weg nehmen wir auch dann Schaden an unserer Seele, wenn wir das hinter schalldichten Mauern von uns abgeschirmte Leid nicht direkt sehen und hören können. Wen wundert es dann noch, dass die Menschheit immer kränker, depressiver, aggressiver und ängstlicher wird?

Der Fleischkonsum hat aber nicht nur direkt, sondern auch indirekt eine große Auswirkung auf unser Leben. Dazu die Klinische- und Gesundheitspsychologin Dr. Astrid Ana‘Tatjana Kaplan: „Fleischessen untergräbt unser Mitgefühl. Es widerspricht der wichtigsten und einfachsten moralischen, der goldenen Regel:

„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

Wir selbst wollen auch nicht gequält und getötet werden, aber wir lassen andere es für uns tun. Wenn wir Fleisch essen, das wir irgendwo appetitlich verpackt und leblos kaufen, üben wir passiv Gewalt aus, da wir hierfür meist andere für uns haben töten lassen. Wir sind in diesem Fall die anonymen Dienstgeber der Auftragskiller. Dass dies auf unsere gesamte Psyche und damit auf unser allgemeines Verhalten und unser menschliches Zusammenleben negative Auswirkungen hat, dürfte einleuchten. Menschen, die kein wirkliches Mitgefühl haben, sind eine Gefahr für ihre Umwelt und sich selbst. Wirkliches Mitgefühl schließt alle Menschen aller Rassen und alle Tiere mit ein. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir selbst auf Frieden eingestimmt sein und friedlich leben.“

Dieses durch die neuste Forschung bestätigte Wissen um die Auswirkungen des Fleischkonsums ist so alt wie das Denkvermögen der Menschheit. Nicht nur berühmte Philosophen der Antike wie Sokrates, Plato, Plutarch oder Pythagoras, sondern auch viele Heilige und spirituelle Meister unterschiedlicher alter Kulturen propagierten den Fleischverzicht – einerseits als Ausdruck des Mitgefühls und der allumfassenden Liebe, andererseits, um inneren Frieden, Harmonie und Selbsterkenntnis zu erlangen.

Der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras (570 v. Chr. – 510 v. Chr.) lehrte: „Reichtum spendet die Erde verschwenderisch; friedsame Nahrung. Sie gewährt euch Gerichte, die frei sind von Mord und Blut.“ Und der heilige Basilius, Kirchenvater und Erzbischof von Cäsarea (329 – 379), verkündete: „Der Leib, der mit Fleischspeisen beschwert wird, wird von Krankheiten heimgesucht; eine mäßige Lebensweise macht ihn gesünder und stärker und schneidet dem Übel die Wurzel ab. Die Dünste der Fleischspeisen verdunkeln das Licht des Geistes. Man kann schwerlich die Tugend lieben, wenn man sich an Fleischgerichten und Festmahlen erfreut.“

Tierische Produkte enthalten, wie bereits gesagt, zudem einen der Gesundheit des Menschen abträglichen, zu hohen Anteil an Eiweißen und oft auch an Fetten. Pflanzliche Nahrungsmittel hingegen versorgen uns optimal mit allem, was wir für ein gesundes, vitales Leben brauchen: mit komplexen Kohlenhydraten, hochwertigem Eiweiß, gesunden, essentiellen Fettsäuren, Faserstoffen (Ballaststoffen) für einen gesunden Darm, sekundären Pflanzenwirkstoffen für ein starkes Immunsystem, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Enzymen.

Auch der Informationsgehalt pflanzlicher Speisen unterscheidet sich deutlich von dem der tierischen Nahrung: Da Pflanzen kein Ego haben, leben sie in jedem Augenblick im völligen Einklang mit der Natur und sind somit Ausdruck der vollkommenen Lebensordnung und Harmonie. Außerdem finden in Pflanzen auch nach ihrer Ernte noch Lebensprozesse statt. Diese erkennt man beispielsweise daran, dass sie die Fähigkeit haben, nachzureifen beziehungsweise zu keimen. Pflanzen sind somit „lebendige“ Nahrung, und Leben führt immer zu Leben. Im Fleisch eines toten Tieres finden keine Lebens-, sondern nur noch Verwesungsprozesse statt.

Früchte, Getreide und viele Gemüsearten werden ferner erst dann geerntet, wenn sie auch von Natur aus sterben würden. So fällt der Apfel ohne menschliches Zutun vom Baum, wenn er reif ist. Der Verzehr von Pflanzen steht somit im absoluten Einklang mit den Naturgesetzen.

Aus der Biophotonenforschung wissen wir heute, dass frische, natürlich belassene pflanzliche Nahrungsmittel neben hochwertigen Nährstoffen auch einen hohen Grad an Lichtenergie enthalten, die uns mit Lebensenergie versorgt und somit unsere Gesundheit wesentlich stärkt. Durch Stoffwechselprozesse wird diese Lichtenergie in uns freigesetzt und von unseren Körperzellen aufgenommen. Laut dem Biophysiker Fritz-Albert Popp ist dieses Licht nicht nur ein Energiespender für uns, sondern auch ein wichtiger Ordnungsfaktor, der dafür sorgt, dass alle Prozesse in unserem Organismus harmonisch und synchron ablaufen. Vor allem die Rohkost ist daher besonders wertvoll für uns, denn je mehr Licht in einem Lebensmittel zunächst aufgenommen und dann wieder abgegeben wird, desto mehr Leben ist darin enthalten und desto mehr Leben kann es schaffen, ernähren, erhalten und heilen. (1)

Konservierte, genmanipulierte, behandelte, erhitzte und tierische Nahrungsmittel enthalten kaum noch Lichtenergie. Sie sind energetisch gesehen tot und können uns somit nicht mit Leben versorgen. Für die „Popp Lichtkost“ werden daher vor allem naturbelassene Früchte, Wildkräuter, Nüsse, Gemüse und Salate empfohlen.

Schon Rudolf Steiner (1861 – 1925), der Begründer der Anthroposophie, war der Auffassung, dass unser Nervensystem optimal funktioniert, wenn wir uns von pflanzlicher Nahrung ernähren. Er vertrat die Ansicht, dass vegetarische Kost eine direkte Übertragung des in den Pflanzen gespeicherten Sonnenlichts bieten, und dies unser inneres Licht zum Leuchten bringen würde. (2)

Auch der amerikanische Arzt, Biochemiker, Psychiater und Familientherapeut Gabriel Cousens ist davon überzeugt, dass frische, lebendige Lebensmittel über das höchste und wohlstrukturierteste Energiepotenzial verfügen und vegetarische Kost nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere innere Harmonie und spirituelle Entwicklung fördert.

Es macht also einen großen Unterschied, ob wir das in unserem Darm weiter verwesende Fleisch, die Eier oder die Milch von geschundenen, unglücklichen, mit Medikamenten vollgepumpten und oft kranken Tieren essen, oder ob wir lebendige, natürliche Pflanzenkost zu uns nehmen, denn alles, was wir uns durch unsere Nahrung zuführen, wird letztendlich Teil von uns. Wir sollten unsere Lebensmittel daher bewusst und weise wählen, um uns ein Leben in Harmonie und vollkommener Gesundheit zu schaffen und zu erhalten.

Nachstehend ein ausführliches Interview mit dem renommierten Ernährungswissenschaftler Christian Opitz.


Christian Opitz wurde 1970 in Berlin geboren. Mit einem IQ von 196 zählt er zu den außergewöhnlichsten Menschen unserer Zeit. Seit seinem sechsten Lebensjahr beschäftigte er sich intensiv mit Naturwissenschaften, vor allem Biologie und Atomphysik. Zunehmende Gesundheitsprobleme, auf die die Medizin keine Antwort hatte, veranlassten ihn, sich mit dreizehn Jahren auch der Naturheilkunde und Ernährungswissenschaft zuzuwenden. In den folgenden sieben Jahren entwickelte Christian Opitz bahnbrechende Konzepte zum Verständnis von Gesundheit und Heilung. 1989 begann er durch Vorträge, Seminare und Bücher seine Erforschungen, Erfindungen und sein Wissen mit anderen Menschen zu teilen. Seitdem gibt er unzählige Vorträge und Seminare im In-und Ausland. www.humansun.com

„Was ist dran an dem bekannten Spruch „Du bist, was du isst“?“

„In der heutigen Zeit der Wissenschaft jenseits von Newton und Lavoisier entdecken wir wieder, dass Materie der Träger und die Ausdrucksform immaterieller Energien und Informationen ist. Nach der Rubbia Konstante kommen auf ein Materieteilchen eine Milliarde Photonen oder Licht–Energieteilchen. Eine Reduktion der Betrachtungsweise unserer Nahrung auf Nährstoffe, Kalorien usw. könnte man durchaus als eine Einschränkung der Sicht auf ein Milliardenstel dessen, was wir zu uns nehmen, bezeichnen.

Nahrung hat von den Grundbedürfnissen für unser Überleben einen ganz besonderen Charakter. Atemluft steht uns nach der Geburt zur Verfügung. Schlaf ist etwas, das unser Körper irgendwann einfordert und geschehen lässt. Nahrung aber bekommen wir in einem Kontext, der zutiefst unsere Gefühle anspricht. Die erste Nahrung des Menschen ist die sogenannte uterine Milch, eine Nährflüssigkeit, die kurz nach der Zeugung von der Zygote aufgenommen wird. Die Ernährung, der emotionale Zustand der Mutter und möglicherweise weitere Faktoren, die ihr Leben beeinflussen, prägen diese Nährlösung. Später, nachdem wir im Uterus implantiert sind, nehmen wir durch die Nabelschnur Nahrung zu uns, aber auch am Leben der Mutter teil. Diese Beziehung zur Nabelschnur ist so tiefgreifend, dass die pränatale Psychotherapie ihr viel Aufmerksamkeit widmet. Die Nabelschnur symbolisiert Leben, die Bereitschaft der Mutter, ihr Kind zu nähren, und Sicherheit. Wenn die Mutter sich in starkem emotionalen Stress befindet oder toxische Substanzen zu sich nimmt, kann sie aber auch bedrohlich werden. Es gibt Aufnahmen von Babys im Mutterleib, die mit ihren kleinen Händen die Nabelschnur zudrücken, um das Eindringen toxischer Substanzen in ihren Körper zu verhindern. Bereits diese frühen, vorgeburtlichen Phasen prägen uns dahingehend, dass Nahrung mehr als nur unseren Körper beeinflusst. Dies setzt sich natürlich mit dem Stillen nach der Geburt fort. Die Natur hat es so eingerichtet, dass eine Mutter beim Stillen eine neurologische Aktivierung durchläuft, die sie besonders empfänglich für die Gefühle des Babys macht.

Die Kombination physischer und seelischer Nahrung ist also bereits in den Anfängen menschlichen Lebens ganz natürlich angelegt.

Nahrung verbindet uns mit dem Energiefeld ihres Ursprungs. Ich habe viele Male gehört, wie Menschen nach der Einnahme von ursprünglichen Kräutern von der Region der Erde träumten, aus der diese Kräuter stammten. Von Mahatma Gandhi heißt es, dass er während eines Gefängnisaufenthalts eines Tages urplötzlich Gedanken hatte, zu morden. Er war zutiefst verwirrt, bis er schließlich herausfand, dass an diesem Tag das Essen von einem gerade verurteilten Mörder zubereitet worden war. Was und wie wir essen – dies sind immens wirksame Faktoren in der permanenten Neugestaltung unseres Körpers. Es wird geschätzt, dass annähernd 100 Prozent der Atome unseres Körpers innerhalb von drei Jahren mindestens einmal ausgetauscht werden. Die ständige Erneuerung unserer Zellen ist ebenfalls bemerkenswert. Keine Zelle deines Auges ist älter als zwei Tage. Und woher kommen die Atome, die wir in neue Körpersubstanz umsetzen? Mit großem Abstand ist Nahrung hier die wichtigste Quelle. Daher kann ich dem Spruch „Du bist, was du isst“ auf alle Fälle zustimmen.“

„Möchten Sie auch etwas zur Wichtigkeit unserer Nahrung sagen?“

„Nahrung ist ein wesentlicher Faktor, der unsere Art zu leben bestimmt. Außer der körperlichen Gesundheit ist die Wahl unserer Nahrung sowohl Ausdruck wie auch prägender Faktor für unser Innenleben. Was und wie wir essen drückt aus, wie wir mit dem Thema der Versorgung für uns selbst umgehen. Wer seelenloses, in Fabriken hergestelltes Fastfood zu sich nimmt, macht damit eine Aussage über den Wert, den er/sie sich zugesteht. Wer natürliche Produkte vorzieht, die nicht nur einen kurzen schrillen Reiz auf die Geschmacksnerven ausüben, sondern wirklich tiefen Genuss ermöglichen, sagt damit etwas über den eigenen Wert aus. Spirituelle Lehren enthalten fast immer Empfehlungen zu einer maßvollen Nahrungsaufnahme und frischen, naturbelassenen Nahrungsmitteln. Selbst Ramana Maharshi, dessen Lehren immer auf die direkte Möglichkeit der Erleuchtung hinwiesen und damit viele Zwischenstufen spiritueller Praktiken und Lebensregeln übersprangen, sagte, dass eine sattvische (reine, maßvolle, aus frischen vegetarischen Speisen bestehende) Ernährung die wichtigste Unterstützung eines Wegs der Erleuchtung sei.

Eine wichtige Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die nach dem Ausmaß an Aufmerksamkeit, die unsere Ernährung bekommen sollte. Generell wird im Mainstream der Bevölkerung die Ernährung immer noch maßgeblich durch die Werbung der Nahrungsmittelindustrie bestimmt, was natürlich eine tiefe Unbewusstheit ausdrückt. Wenn Menschen wirklich erkennen, wie tiefgreifend die Auswirkungen der Ernährung sind und von den Heilwirkungen zum Beispiel von Rohkost oder anderen speziellen Ernährungsweisen erfahren, kann es leicht geschehen, dass nun ein gegenteiliges Extrem einsetzt. Wichtig ist daher, darauf zu achten, dass eine natürliche Ernährung irgendwann ein Selbstläufer wird, die sich spontan durch ein gutes Körpergefühl von alleine gestal-tet, ohne exzessiv daran zu denken. In der Praxis erlebe ich sehr häufig, dass aus der Ernährung quasi eine Religion wird und das eigene Selbstwertgefühl stark damit verknüpft ist, wie konsequent man eine als ideal angesehene Ernährungsweise befolgt. Dies kann man durchaus als Essverhaltensstörung bezeichnen, und es ist ein Zeichen für eine innere Spaltung von Kopf und Körpergefühl. Wir sind eben sehr viel mehr als das, was wir essen, und eine natürliche Ernährung sollte den Weg freimachen, dieses „Mehr“ zu erleben. Dr. Bircher–Benner, der große Schweizer Pionier der Ernährungsmedizin, drückte es sehr treffend aus:

„Ernährung ist nicht das Höchste im Leben, aber sie ist der Nährboden, auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.“

„Sind Ihrer Ansicht nach Fleisch, Fleischprodukte und Fisch notwendige Bestandteile einer gesunden Ernährung?“

„Nein, für ein gesundes Körper-Geist-System sind diese tierischen Produkte weder für Kinder noch für Erwachsene notwendig.“

„Unsere Nahrung versorgt uns mit Nährstoffen und der entsprechenden Information. Was sind für Sie die entscheidenden Unterschiede zwischen einer Ernährung mit Fleisch und Fleischprodukten und einer vegetarischen Kost?“

„Zunächst einmal halte ich es für sehr wichtig, den Zustand unserer modernen Zivilisation bei dieser Frage zu betrachten. Befürworter einer fleischreichen Ernährung weisen gerne auf gesunde Jägerkulturen hin, wie die Kalahari Buschmenschen oder die Shipibo-Indianer. Doch wir leben nicht mehr mit den Rhythmen der Erde, einer Besiedlungsdichte, die eine Versorgung mit Fleisch von wilden, gesunden Tieren möglich macht. Naturvölker sind Teil eines Ökosystems und achten die Tiere, die sie jagen. Diese Tiere leben ein natürliches, würdevolles Leben und sind eben auch Nahrung für andere Tiere oder Menschen. Sie bewegen sich frei in der Natur, essen nur wilde, gesunde Nahrung und formen ihre natürlichen sozialen Bindungen. Dies hat sehr wenig mit der modernen Massentierhaltung zu tun, die angesichts unserer Bevölkerungsdichte in westlichen Ländern die einzige Möglichkeit für eine Versorgung mit Fleisch darstellt. In Deutschland leben 250 Menschen pro Quadratkilometer Fläche, Jagd in freier Wildbahn wäre hier unmöglich als Versorgungsquelle mit Fleisch. Rein physiologisch betrachtet, hat das Fleisch aus dem Supermarkt mit dem gesunder, wildlebender Tiere etwa so viel gemein wie eine Flasche Ketchup mit frischen Tomaten aus dem eigenen Garten.

Nun gibt es natürlich viele Bestrebungen in Richtung der artgerechten Tierhaltung. In einem gewissen Ausmaß ist dies aber ein Widerspruch in sich. Tiere zu halten, um sie kommerziell zu verwerten, ist nicht natürlich im ursprünglichen Sinn, und so ist die artgerechte oder biologische Tierhaltung ein Kompromiss, wesentlich besser sicherlich als die würdelose Massentierhaltung, aber oft noch weit von einem wirklich artgerechten Leben entfernt. Mit der Milchviehhaltung könnte man Tiere weitestgehend artgerecht halten, wie ich es bei manchen Bergbauern oder auch bei religiösen Gemeinschaften in Indien gesehen habe. Aber wenn Tiere wegen ihres Fleischs zur kommerziellen Nutzung gezüchtet werden, entsteht notwendigerweise ein erhebliches Stresslevel für die Tiere. Schweine und Kühe sind sehr intelligente, soziale Wesen, die nicht dafür gemacht sind, dass sie selbst und ihr Nachwuchs nur zu dem Zweck leben, als Nahrung verwertet zu werden. Dies ist eben der große Unterschied zwischen der Tierhaltung der überbevölkerten zivilisierten Menschheit und dem Leben von Wildtieren, die ein würdevolles, artgerechtes Leben führen. Nun könnte man sicher anführen, dass auch der Anbau von Pflanzennahrung nicht komplett natürlich ist, und das stimmt auch. Doch die ganzheitlichen Strömungen der Landwirtschaft, von der Biodynamik zu Permakultur, der Nutzung effektiver Mikroorganismen, den vedischen landwirtschaftlichen Praktiken, dem alten europäischen Klosterwissen über Gemüseanbau oder Nature Farming, viele Ansätze ermöglichen es, Pflanzennahrung so hochwertig und natürlich anzubauen, dass eine hohe Qualität leichter zu erreichen ist als bei der Erzeugung von Fleisch. Was die Information oder Energie der Nahrung betrifft, ist das artgerechte Leben eines Lebewesens sicherlich wesentlich dafür, dass, wenn es zur Nahrung für uns wird, wir wirklich genährt werden. Dies ist jedoch mit Pflanzennahrung wesentlich leichter zu erreichen.“

„Gibt es noch weitere Unterschiede zwischen tierischer und pflanzlicher Nahrung?“

„Ein genereller energetischer Unterscheid zwischen Fleisch und Pflanzennahrung ist, dass ein Tierkörper als Ganzes lebt und stirbt. Wir können von unseren Zimmer-pflanzen Ableger machen, und aus diesen kann eine neue Pflanze wachsen, aber mit einem Tierbein wird das nicht funktionieren. Frische rohe Pflanzennahrung befindet sich immer noch in einem aktiven Lebensstoffwechsel. Tierische Nahrung, selbst roh, ist in einem Zersetzungsprozess begriffen. Wenn wir lebensspendende Energie zu uns nehmen wollen, ist Pflanzennahrung geeignet, und Fleisch eben nicht.

Im Bereich von Vitalstoffen und Nährstoffen schneidet Fleisch an sich nicht so schlecht ab. Protein, Eisen, Zink, Vitamin B12 sind einige Substanzen, die durch Fleisch in hochwertiger Form geliefert werden, vor allem, wenn es roh gegessen wird. Völker mit fleischreicher Kost essen ihr Fleisch meistens roh, wie die Massai, Eskimo oder bis vor etwa 300 Jahren auch die nordamerikanischen Indianer, die erst anfingen, Fleisch zu erhitzen, als sie von den Weißen von ihren Jagdgründen verdrängt wurden. Das Problem bei Fleisch, auch in roher Form, ist die Belastung des Körpers bei dauerhaftem Verzehr, wenn man nicht sehr intensive körperliche Bewegung hat. So bekommen Menschen durch ihren Fleischkonsum auf Dauer erhebliche Probleme mit zu viel Histamin. Purine, die zur Harnsäurebildung führen, und auch Phosphate belasten ihren Körper ebenfalls. Diese nachteiligen Wirkungen gelten vor allem für zivilisierte Menschen mit einer sitzenden Lebensweise. Eine Stunde Sport am Abend ist nicht das Gleiche, wie körperlich intensiv zu arbeiten. Davon abgesehen isst kaum jemand rohes Fleisch. In gekochter Form ist Fleisch sehr stark belastend, weil gekochtes tierisches Eiweiß ein Nährboden für Fäulnisbakterien im Darm ist und im Stoffwechsel zu kaum abbaubaren Restsubstanzen führt, die Lymphe und Kapillaren verstopfen. Ich habe von vielen Menschen gehört, dass sie nach ihrer Umstellung auf vegetarische Ernährung von jahrelang wiederkehrenden Albträumen befreit waren. Die Situation unseres Darms wirkt sich erheblich auf die Qualität unseres Schlafs und der Träume aus. Pflanzennahrung, die gut ausgewählt ist, belastet den Körper keinesfalls wie Fleisch.“

„Wie sieht es mit Fisch aus?“

„Bei Seefisch stellt die immense Umweltbelastung der Meere ein Gesundheitsrisiko dar. Man hat im Wasser mancher Fischgründe im Atlantik bis zu 18.000 mikroskopisch kleiner Plastikteilchen pro Kubikmeter Wasser gefunden und eine entsprechende Ansammlung von Plastik in den Fischen, die dort leben und gefangen werden. Die Quecksilberbelastung von größeren Raubfischen ist ein bekanntes Problem. Die viel gerühmten Fischölkapseln werden so hergestellt, dass zunächst das Fischleberöl chemisch dekontaminiert wird, ähnlich wie Sondermüll.

Mit Pflanzennahrung sind wir wesentlich besser vor toxischen Belastungen geschützt als mit Fleisch und Fisch. Im Bereich der Pflanzennahrung ist der biologische Anbau ein sehr guter Schutz vor toxischen Belastungen, bei Fleisch können manche natürlichen Inhaltsstoffe wie Histamin den Stoffwechsel krankhaft verändern. Dies gilt zwar auch für einige pflanzliche Nahrungsmittel, wie zum Beispiel manche Sojaprodukte, aber generell ist die Pflanzennahrung für uns Menschen die „saubere“, gesündere und natürlichere Lösung. Dies entspricht ja auch schon dem menschlichen Ästhetikempfinden. Ich glaube nicht, dass ein halbwegs sensitiver Mensch seine kleinen Kinder auf einen Ausflug zu einem Schlachthof mitnehmen würde. Mit Kindern Beeren zu pflücken oder ein Gemüsebeet anzulegen, liegt wohl wesentlich näher.“

„Hat unsere Ernährung auch Auswirkungen auf unser Gehirn und unser Bewusstsein?“

„Ja, und diese Auswirkungen werden immer noch unterschätzt. Zunächst einmal können wir uns eine Einteilung des Gehirns in drei Hauptareale und die dazugehörigen Bewusstseinszustände vergegenwärtigen. Diese Einteilung ist seit Jahrzehnten in der Neuropsychologie akzeptiert und unterteilt das Gehirn in Reptiliengehirn, limbisches System und Neokortex. Das Reptiliengehirn wird so genannt, weil man diesen Level an Gehirnentwicklung bei allen Reptilien findet. Es ist im Wesentlichen mit körperlichen Überlebensfunktionen beschäftigt. Neben vege-tativen Nervenfunktionen steuert es auch primitive Kampf- und Fluchtmechanismen in Reaktion auf Situationen im Leben. Wenn wir uns das Leben von Reptilien betrachten, sehen wir, dass es sich weitestgehend um das körperliche Überleben dreht. Reptilien spielen nicht, was Säugetiere sehr wohl tun. Sie gehen auch keine sozialen Bindungen ein, es gibt keine Herden, Rudel oder Bindungen zwischen Eltern und Nachwuchs. Leben aus Sicht des Reptiliengehirns ist die Aufgabe, zu überleben. Natürlich brauchen wir diese Funktion auch als Menschen, doch im menschlichen Gehirn gibt es eine starke Tendenz zu Überaktivität im Reptiliengehirn und auch im limbischen System.

Bereits um 1950 hat Dr. Hans Selye (1907 – 1982) nachgewiesen, dass die Reptiliengehirnaktivität fast aller Menschen sich permanent auf einem Level bewegt, das nur in akut lebensbedrohlichen Situationen sinnvoll wäre. Dr. Selye hat übrigens auf der Basis dieser Entdeckung den Begriff Stress in Medizin und Psychologie eingeführt. Wir Menschen sind ja sehr anpassungsfähig, und so können wir uns an ein völlig überzogenes Level von Stress im Reptiliengehirn gewöhnen, dass wir es gar nicht unmittelbar wahrnehmen. Aber die Funktion des Gehirns ist dadurch erheblich eingeschränkt. In Belastungssituationen angemessen und lösungsorientiert zu reagieren, spielerisch und entspannt gute Leistungen zu bringen, Kreativität, emotionale Ausgeglichenheit und Wohlbefinden ohne äußeren Grund, Kritik von anderen entgegennehmen zu können, ohne mit emotionalen Abwehrmustern zu reagieren, optimale Selbstheilungskräfte des Körpers das alles sind nur einige Beispiele von neurologischen Potenzialen, die uns nur eingeschränkt zu Verfügung stehen, wenn wir mit einem überaktiven Reptiliengehirn leben.

Die Entwicklung unseres Bewusstseins zu mehr innerer Freiheit, Mitgefühl und Verbundenheit mit allem korreliert direkt mit einer Entspannung der Überaktivität des Reptiliengehirns und des limbischen Systems. Die Überlebensmuster des limbischen Systems sind nicht so primitiv wie die des Reptiliengehirns, aber auch in diesem Gehirnareal führt Überaktivität zur Verengung der Wahrnehmung von Problemen. Depression wird von manchen Neurologen als eine Entzündung des limbischen Systems bezeichnet.

Eine wichtige Voraussetzung für die Befreiung aus übertriebenen Überlebensmustern des Gehirns ist, das Leben in der praktischen Realität von echten Bedrohungen zu befreien. In vielen spirituellen Lehren wird daher die Erfüllung der Basisbedürfnisse des Lebens als wichtige Voraussetzung angesehen, um auf dem Weg innerer Befreiung wirklich in die Tiefe zu gelangen.“

„Und welchen konkreten Einfluss hat hierbei unsere Ernährung?“

„Wenn wir nun eine Art der Ernährung haben, die uns zwar sättigt, aber nicht die wirklichen biologischen Bedürfnisse des Körpers erfüllt, registriert das unser Gehirn natürlich als Bedrohung. Eine sehr unmittelbare Auswirkung einer Mangelernährung ist die Unzufriedenheit mit Nahrung beziehungsweise der ständige Hunger, den viele Menschen als normal ansehen. Man hat sich den Bauch vollgeschlagen, aber jetzt ist da noch die Lust auf ein Dessert, dann auf einen Kaffee, und in zwei Stunden könnte man schon wieder essen. Besonders stark verarbeitete Nahrungsmittel, Junkfood, führen dazu, dass Menschen permanent zu viel essen, weil sie eine gesunde, zelluläre Sättigung, die einem gedeckten Bedürfnis des Körpers entspringt, gar nicht kennen. So ist es natürlich schwer für unser Gehirn, sich aus einer verengten Wahrnehmung vom Überlebenskampf zu lösen, denn die Gesundheit und langfristig das Leben selbst sind bei denaturierter Nahrung in Gefahr.“

„Gibt es noch weitere Auswirkungen von der Art und Weise, wie wir uns ernähren?“

„Ja, ein weiterer wichtiger Aspekt der Auswirkung von Nahrung ist die intrinsische Wirkung von Nahrungsmitteln an sich. Fleisch hat definitiv die Tendenz, Aggressionen zu fördern. Es gibt eine interessante Aussage von Rickson Gracie, einem der erfolgreichsten Kampfsportler in Mixed Martial Arts, einer äußerst brutalen Form des Kampfsports. Rickson Gracie hat in über 400 Kämpfen nie verloren. Er stammt aus einer sehr gesundheits- und ernährungsbewussten Familie. In einem Interview gegen Ende seiner aktiven Karriere wurde er über seine Ernährungsgewohnheiten befragt. Er sagte, dass er ein paar Mal im Monat Rindfleisch zu sich nähme, um die notwendige Aggression für diese Kämpfe zu haben. Er sagte auch, dass er nach seiner Karriere sofort aufhören würde, Fleisch zu essen, weil ihm die negativen Auswirkungen sehr wohl bewusst seien.

Ich habe als Ernährungsberater einen ähnlich Fall mit einem Zehnkämpfer erlebt, der zu den Besten der Welt gehörte. Er wurde Vegetarier und war nun viel gesünder, die zwei bis drei Erkältungen pro Winter blieben aus, er war weniger verletzt und fühlte sich emotional ausgeglichener und wohler. Aber er merkte auch, dass eine gewisse Aggression, mit der er sich bis dahin im Wettkampf zu Höchstleistungen motiviert hatte, nicht mehr vorhanden war. Schließlich beendete er seine aktive Karriere, weil er erkannte, dass er in einem gewissen Ausmaß Aggression gegen sich selbst, gegen seinen eigenen Körper verwendet hatte, um ein erfolgreicher Leistungssportler zu sein. Dieses Beispiel zeigt auf, wie verschiedene Ernährungsformen unterschiedliche innere Haltungen zum Leben fördern. Aggression und Leistungsorientierung sind ja an sich nichts Schlechtes, wir können aber auch sehen, dass in unserer patriarchalen Kultur seit langer Zeit diese Qualitäten übermäßig betont werden. Fleisch zu essen fördert Aggression und einen auf ein Ziel ausgerichteten Tunnelblick, der sich um die Folgen des Handelns nicht kümmert. Das mag für Jäger wichtig sein, die ihren Stamm von der Jagdbeute ernähren. In unserer zivilisierten Welt wird sich aber ein Übermaß dieser Art der Aggression auf Kosten des harmonischen Gesamtgefüges auswirken. Patriarchale Kulturen und das dazugehörige Bewusstsein betonen den Kampf, die Konkurrenz, den kurzfristigen Erfolg, die Dominanz, die Nutzung von Ressourcen ohne Rücksicht auf langfristige Folgen. Es ist wohl unschwer zu erkennen, dass die Einseitigkeit einer solchen Lebenshaltung unsere Gesellschaft an den Rand des sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kollaps gebracht hat.

In der heutigen Zeit ist die Auswirkung einer vegetarischen Ernährung auf das Bewusstsein sicherlich besonders wertvoll. Vegetarische Ernährung kann eine hilfreiche Unterstützung dabei sein, eine Art von Kraft in sich zu finden, die sich nicht in Kampf und Dominanz äußert, sondern in Integration und sanfter Stärke. Mahatma Gandhi war sicherlich ein enorm starker Mensch, dessen Stärke das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang, weiblicher Rezeptivität und männlicher Kraft, hatte. Er war überzeugt davon, dass eine vegetarische Ernährung ein Schlüssel für die Entwicklung einer solchen gewaltlosen Stärke war. Mit aggressiver Kraft zu agieren, ist sicherlich oft verführerisch und verspricht schnellere Resultate. Die sanftere Kraft verspricht als Resultat eher langfristige Harmonie, Ausgewogenheit, anstelle Dominanz über andere. Diese Art von Kraft wird heutzutage dringend gebraucht. Eine vegetarische Ernährung alleine wird sie nicht zugänglich machen, kann aber eine wertvolle Hilfe dabei sein, eine Stärke in sich zu finden, die zusammenführt, anstatt zu zerstören.“

„Möchten Sie zum Einfluss unserer Nahrung noch etwas sagen?“

„Es ist ebenfalls von Bedeutung, in welcher inneren Haltung wir uns mit Ernährung beschäftigen. Bei allen Vorzügen, die man zum Beispiel für vegetarische Ernährung, Rohkost oder eine andere Form der naturbelassenen Ernährung finden kann, ist jede Art von moralischer Überheblichkeit fehl am Platz. Vollständige Akzeptanz aller Menschen mit ihren Ernährungsweisen, egal, wie „falsch“ sie uns erscheinen mögen, ist die Basis dafür, dass unsere eigene Ernährung nicht zu einer kultischen Praxis verkommt.

Mit Liebe Essen zuzubereiten und entspannt zu essen sind weitere wesentliche Aspekte einer Ernährung, die sich unterstützend auf Gehirn und Bewusstsein auswirkt. Hierzu gibt es eine interessante Erkenntnis: Langsam zu essen und gründlich zu kauen ist ja bekanntlich sowohl für die Verdauung, als auch für emotionale Ausgeglichenheit sehr wichtig, während hastiges Essen Stressmuster noch weiter verstärkt. Das ist so gut wie unmöglich mit extrem denaturierter Nahrung. Wer versucht, bei Pommes Frites oder einem Hamburger einen Bissen 100 bis 150mal zu kauen, wird merken, wie der angenehme Geschmack nach wenigen Sekunden schwindet und das Zeug irgendwann fürchterlich schmeckt. Wenn man dagegen natürliche Nahrung lange kaut, wird sie sich im Geschmack noch mehr entfalten. Die Reaktion unseres Gaumens auf Nahrung zeigt schon auf, was unser Körper von ihr hält, vorausgesetzt, wir kauen lange genug. Bei aller Bedeutung der Frage danach, was wir essen, sollten wir auch das „Wie“ beachten. Ernährung als Lebensaspekt, der unser Gehirn und Bewusstsein in einer harmonischen Entwicklung unterstützt, sollte eine entspannte, sinnliche und besinnliche Angelegenheit sein.“

„Seit wann und warum Sind Sie Vegetarier?“

„Ich bin 1988, im Alter von 18 Jahren, zur vegetarischen Ernährung gekommen. Ich war damals im Tierschutz engagiert, und als ich erfuhr, dass es die Möglichkeit gibt, sich vegetarisch zu ernähren, ohne Mangel zu erleiden, war der Schritt dahin völlig logisch, und ich verschlang alles an Literatur, was ich zu diesem Thema finden konnte. Die Verbundenheit mit den Tieren war und ist der wesentliche Grund für mich, vegetarisch zu leben. In Indien habe ich Gegenden besucht, in denen Kühe besser behandelt werden als viele Menschen, und so sehe ich heute die vegetarische Ethik vereinbar mit einer respektvollen Art der Tierhaltung, die ich unterstütze, indem ich bei entsprechenden Bauern beispielsweise Rohmilch oder Rohmilchbutter einkaufe. Die Förderung von Kleinbauern und eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft ist für mich ebenso wichtig wie das vegetarische Leben, denn ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sehr der übermäßig kommerzielle Anbau von Sojabohnen oder Reis die Umwelt und die Tierwelt zerstören kann.

Letzten Endes ist die vegetarische Lebensweise für mich auch ein Ausdruck dessen, dass Verzicht manchmal sehr bereichernd sein kann. Auch wenn Ernährung längst nicht alles im Leben ist, kann ich doch sagen, dass die vegetarische Ernährung mich zu einem glücklicheren Menschen gemacht hat.“

„Gibt es noch etwas Wichtiges, das Sie den Lesern mitteilen möchten?“

„Ja, ich möchte gerne allen, die sich für eine vegetarische und somit gesunde Lebensweise entscheiden, dazu einladen, ihr Mitgefühl auch auf den Metzger, den Schlachthofbesitzer und alle Menschen auszudehnen, deren Herz für unsere Mitgeschöpfe verschlossen ist. Als John Robbins sein aufsehenerregendes Buch „Diet for a new America“ publizierte (Im Deutschen „Ernährung für ein neues Jahrtausend“), gelang ihm etwas wirklich Außergewöhnliches. Mehrere Besitzer großer Tierfarmen lasen das Buch, verkauften ihre Farmen, wurden Vegetarier und begannen, sich für einen ethischen Umgang mit Tieren aktiv einzusetzen. Einer von ihnen war Howard Lyman, Rinderfarmer der vierten Generation. Ich traf Howard einmal vor vielen Jahren und fragte ihn, warum er durch dieses Buch, das die Missstände der Massentierhaltung schonungslos aufdeckt, so verwandelt werden konnte. Sein Antwort war: „Weil ich fühlen konnte, dass John nicht nur Mitgefühl mit den Tieren hat, sondern auch mit jemandem wie mir. Ich habe mich durch das Buch nie verurteilt gefühlt.“ Für mich persönlich war dies eine wichtige Aufforderung, mir meine eigene moralische Überheblichkeit einmal genau anzuschauen, denn damals hatte ich sicher nicht ein unbegrenztes Mitgefühl mit Menschen, die aus meiner Sicht das Falsche taten. Mir wurde klar, dass man die Handlungen eines Menschen ablehnen und gleichzeitig die Person vollkommen annehmen kann. Das ist für mich die hohe Stufe des Vegetarismus und der Lebensphilosophie der Gewaltlosigkeit.“

„Danke für das Gespräch!“



„Die Welt ist kein Machtwerk, und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauchen. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.“

Arthur Schopenhauer, 1788 – 1860,

deutscher Philosoph und Autor

Du sollst nicht töten!

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