Читать книгу Mein Leben als psychisch Kranker – Tagebucheinträge incl. Ein Part Psychiatrie Tagebuch - Nismion LeVieth - Страница 3
Eine kurze Einleitung zu meiner Person
ОглавлениеDas Folgende schreibe ich nicht, um Mitleid zu bekommen, denn das brauche ich nicht. Eben sowenig tippe ich es nieder, um mich zu brüsten. Das braucht es auch nicht. Ich will nur zeigen, wie es bei mir aussieht und woran ich zu tragen habe und trotzdem würde es mir keiner von Außen anmerken oder gar vermuten, wie es bei mir innerlich aussieht. Ich habe einen Job in Führungsposition und leiste in Vollzeit meinen Teil. Ohne, dass jemand weiß, wie es um mich wirklich steht. Meine Psychiaterin weiß Bescheid, sowie die #Psychiatrie hat eine dicke Akte über mich als auch meine Freunde wissen mal dies und mal das. Aber sonst ist es unter dem Deckmantel der Verstecktheit gut verborgen und still und heimlich trage ich daran, muss ich doch mein Gesicht unter den „Normalen“ wahren. Meine Wertigkeit beweisen und meine Last als auch Verantwortung mit aufrechtem Gang tragen. Zu den Diagnosen: Ich bin emotional instabil vom #Borderline Typus, schizo-affektiv und es besteht die Vermutung auf multiple Persönlichkeitstörung (aber nur mit Anteilen, nicht ausgefertigte Persönlichkeiten). Im Verlauf von über zehn Jahren hatte ich so etliche Klinikaufenthalte, in denen ich sogar Stimmen hörte. Nun, durch die Medikamente ging es weg und ich führe ein vollkommen normales Leben. Von Außen betrachtet. Meine psychische Andersartigkeit habe ich verarbeitet in Büchern, Sprüchen und Gedichten, die in diesem Zeitraum entstanden sind. Schon immer führte ich ein Doppelleben. Die Rolle auf der Arbeit und in der Gesellschaft und so, wie ich bin, wie es mir wirklich geht. Ich denke, bei uns psychischKranken ist das normal so. Denn nicht immer geht es uns gut. Und manchmal stolpern wir in Gedankengerüste, aus denen wir uns erst einmal lösen müssen. Aber sehr gut haben wir gelernt, uns nicht der Krankheit hinzugeben, sondern sie irgendwie abzukapseln, so dass wir trotzdem in der normalen Welt funktionieren. Im stillen Kämmerlein dann oder beim Arzt, Psychologen, Psychiater, können wir einmal darüber reden, wie es uns wirklich geht. Oder auch bei Freunden, die unser Schicksal teilen. Sonst aber hüllen wir uns in Schweigen, so dass wir selber manchmal einfach vergessen, was wir da ertragen, mit uns rumtragen und als Rucksack der Last verewigt haben. Man muss sich ab und zu auf die Schulter klopfen, mit materiellen Dingen auch belohnen, sonst fehlt einem die Motivation weiter zu machen. Man darf sich nicht der Krankheit ergeben. Man beobachtet sich selber und bemerkt sehr schnell, was ein krankhafter Zug ist und was normal. Dem Anschein nach und anerkannt. Dieses dann blendet man aus, unterdrückt es, kapselt es ab. So funktionieren wir. #Tabletten nun, Psychopharmaka, sind nützlich. Helfen sie uns doch. Wenn da nicht immer so viele #Nebenwirkungen wären. Gewichtszunahme oft, Müdigkeit, Schläfrigkeit und auch manchmal verlangsamtes Denken. Ich jetzt, persönlich, suche mit meiner Psychiaterin die Medikamente raus, die so wenig wie möglich Nebenwirkungen bei mir verursachen. Dass sie mich nicht behindern, sondern unterstützen, wie sie es sollen. Manchmal geben sie auch Motivationsschübe, aber das ist dann eher ein Glücksgriff. Bei normalen Ärzten, im Krankenhaus z.B. wenn man da seine Diagnosen schildert, wird man direkt abgestempelt. Und jede körperliche Wahrnehmung wird in die Sparte der Verrücktheit geschoben. Das ist mit persönlich schon oft vorgekommen. Genau deswegen erzählt man auch keinem „Normalen“ seine Diagnosen, wenn man noch mit ihm zu tun haben will und voll ernst genommen werden will. Zu viele Vorurteile huschen da draußen noch rum. Zu viel Halbwissen wird verbreitet. Und zu oft ist in Filmen der Böse ein psychisch Kranker, der etliche Diagnosen hat. Dabei sind wir recht umgänglich. Sehr mitfühlend, da wir das Leid Anderer kennen und nachempfinden können. Wir essen keine kleinen Kinder und opfern niemandem irgendeiner Gottheit oder halten uns alle für einen Erlöser. Es gibt Extrembeispiele und diese werden immer verbreitet. Aber, wir sind nicht alle so !!! Wir sind der Nächste, im freundlichen Blick. Der Mitfühlende, der Dir im Stolpern die Hand reicht. Die tiefen Wasser, die keinen Kommentar über ihr Leid heraus schicken. Die unscheinbar in der Masse ihre Aufgabe als auch Pflicht erfüllen. Wir sind wie Du, auch wenn wir eine Last zu tragen haben. wir lächeln Dich an und gleichzeitig verbannen wir unsere Dämonen in den inneren Kerker, damit sie unser Leben nicht stören. Und alles was wir wollen, ist trotzdem ernst genommen zu werden. Denn es ist „nur“ eine Krankheit. Sie sagt nichts über unsere Persönlichkeit aus, als dass man uns über sie definieren könnte.