Читать книгу SpaltenReise | Erotischer Roman - Noelle Jordan - Страница 5

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DREI

»Wer zum Henker ist das denn?«, raunte Sarah in Helens Richtung und rammte ihr den Ellenbogen in die Seite, den Blick nicht von dem jungen Mann abwendend, der im Foyer des Agenturgebäudes stand. Helen schaute hinüber.

»Ich hab keinen blassen Schimmer«, flüsterte sie zurück.

Vor ihnen stand ein großer, schlanker, trainierter Mann in Jeans, das weiße Hemd lässig halb offen. Seine Füße steckten in braunen Sneakers. Er sah Ashton Kutcher mit langen Haaren zum Verwechseln ähnlich. Als er die beiden erblickte, grinste er breit über das ganze Gesicht. Umwerfend und entwaffnend. Helen und Sarah liefen rot an, winkten wie zwei ferngesteuerte, hyperaktive Duracell-Häschen im Gleichtakt hinüber und flüchteten dann in Richtung Aufzug. Peinlicher konnte es nicht mehr werden. Theoretisch.

»Hoffentlich ein neuer Kollege. Der ist ja zum Niederknien geil!« Sarah verdrehte im Aufzug verzückt die Augen.

»Kann man sagen. Bisschen jung vielleicht ...«

»Bisschen jung? Sag mal spinnst du?!«

»Der ist wie alt? Mitte Zwanzig?«, fragte Helen vorsichtshalber nach.

»Sag ich doch. Genau richtig. Ich halte es da wie Madonna: Ich bevorzuge junge Männer. Sie wissen zwar nicht, was sie tun, dafür tun sie es die ganze Nacht.«

Helen prustete los. Mal wieder einer von Sarahs Hammersprüchen, die in die Annalen eingehen würden.

»Also ehrlich, Helen. An Prüderie bist du heute nicht zu überbieten. Zieh dir mal den Stock aus dem Hintern. Es soll Leute geben, die daran gestorben sind ... wirklich«, neckte sie.

Sarah war Helens Kollegin und beste Freundin. Vor einem Monat hatten sie alle ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert. Seitdem fiel ihr Blick öfter auf Männer, die deutlich jünger waren als sie. Midlife-Crisis vermutlich. Vielleicht aber auch nur die pure Lust am Leben. Helen hingegen war Vierzig und hatte in den letzten Jahren im Prinzip gar keine Männer wahrgenommen, sah man einmal von dem langweiligen Vollpfosten ab, der jeden Abend mit ihr die Couch vollkrümelte und sie regelmäßig über die Bettkante des Wasserbetts kentern ließ. Eine Erkenntnis, die bei längerer Betrachtung Brechdurchfall verursachte.

Sie beneidete Sarah um ihr Single-Dasein und die Tatsache, dass sie so unkompliziert durchs Leben wanderte, sich einfach treiben ließ, egal, was die Gesellschaft dachte. Sie selber drehte sich seit Jahren wie ein Kreisel auf derselben Stelle. Ein Tag wie der andere. Keine Abenteuer, keine Ziele, keine Zukunftsvisionen, keine Männer, keine Erotik, kein Sex ... selber schuld!

Und täglich grüßt das Murmeltier, dachte sie.

»Bleibt es bei Morgenabend zwanzig Uhr? Essen im ›Olive Garden‹ und danach ins ›Marquee‹?«, fragte Sarah und wartete auf die Bestätigung.

»Unbedingt. Alles was du willst, nur nicht zu Hause bleiben.«

»Schmollt der Honk immer noch?«

»Yep.«

»Ich will ja nicht schon wieder auf dem Thema herumreiten und nerven, aber wieso tust du dir das nur an? Seit fünfzehn Jahren eine treue Freundin ohne Fehltritte, und wofür?«

»Selbstgeißelung?«

Sie schauten sich an und lachten los.

***

Helens Finger flogen über die Tastatur des Laptops. Konzentriert arbeitete sie an einer Präsentation für ein neues Produkt. Nicht leicht, neue Dinge auf den Markt zu bringen, wenn dieser bereits gesättigt war. Sie hielt inne und trank einen Schluck Yogi-Tee. Der Ingwer brannte in der Kehle. Nachdenklich starrte sie aus dem Panoramafenster und beobachtete eine Krähe im Kampf mit der Thermik.

»Wie überzeugt man Leute davon, etwas zu kaufen, was es schon in fünfundzwanzig anderen Varianten gibt?« Eigentlich hatte sie sich diese Frage selber gestellt. Umso verblüffter war sie, eine Antwort zu bekommen.

»Indem man es billiger verkauft als die Konkurrenz?«

Helens Kopf schnellte nach rechts. Im Türrahmen stand der Adonis aus der Lobby. Mit offenem Mund starrte sie ihn an, bevor sie nach gefühlten peinlichen zwanzig Minuten endlich ihre Sprache wiederfand.

»So trivial ist es leider nicht. Und du bist ...?«

»... sorry, wo hab ich nur meine Manieren. Ethan. Ich bin Ethan.« Er kam ein paar Schritt näher und reichte ihr die Hand.

Sie drückte kräftig zu. »Helen.«

»Freut mich sehr, Helen. Fester Händedruck. Gefällt mir.« Ethan strahlte schon wieder über das ganze Gesicht und sah ihr tief in die Augen.

Ihre Hand lag noch immer in seiner. Es fühlte sich unverschämt gut an.

»Was verschlägt dich in unsere Agentur ... Ethan?«, fragte sie und entzog sich langsam, wenn auch nur mit Widerwillen, seinen Fingern.

»Studentenjob. Ich verteile für die nächsten Wochen die Post im Haus.«

»Verstehe. Darf ich fragen, wie alt du ... ich meine, was du studierst?« Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Gott war das peinlich.

»Zahnmedizin sechsundzwanzig«, antwortete er prompt.

»Sechsundzwanzig ... was?«

»Mein Alter. Ich bin sechsundzwanzig.«

»Oooh, klar ... sorry. Wo?«, hakte sie nach.

»Wo was?«, fragte Ethan sichtlich verwirrt.

»An welcher Uni studierst du?«

»Ach so ... an der NYU.«

»Kenne ich, die hat einen guten Ruf. Dann sehen wir uns von jetzt an öfter, nehme ich an?« Sie biss sich auf die vorlaute Zunge. Was redete sie da bloß?

»Das will ich doch hoffen.« Wieder dieses Lachen, schlichtweg Hammer! »Aber bevor ich gehe ...«

»Ja?« Ihr Herzschlag beschleunigte sich.

Er reichte ihr ein paar Umschläge. Helen starrte ihn fragend an.

»Post. Deshalb bin ich doch hier. Bis dann, Helen.«

Sie nahm die Briefe entgegen und kam sich wie eine dumme Gans vor. Was hatte sie denn gedacht? Rendezvous bei Kerzenschein?

Ethan verließ das Zimmer und schob sein Postwägelchen weiter über den Gang.

***

Keine dreißig Minuten später klingelte Helens Telefon. Sarahs Nummer blinkte auf dem Display.

»Was hat dich so lange aufgehalten?«, fragte Helen.

»Weißt du, wer gerade ...?«

»Ethan«, unterbrach Helen sie.

»Woher ...?«

»Er war vor einer halben Stunde hier. Er verteilt für eine Woche die Post in der Agentur und studiert Zahnmedizin an der NYU.«

»Sieh mal einer an. Da haben sich die zwei Hübschen ja recht nett unterhalten, wie es scheint. Warum hast du ihn nicht gleich noch gefragt, wie alt ...«

»Sechsundzwanzig«, wurde sie erneut von Helen unterbrochen.

»Meine Güte, Helen! Du hast dir doch nicht etwa endlich den Stock aus dem Hintern gezogen?«

»Bitch«, lachte sie Sarah ins Ohr, »nein, wir haben uns nur kurz unterhalten.«

»Kurz unterhalten? Du weißt, was und wo er studiert und wie alt er ist ... Bei mir hat es nur zu einem flüchtigen ›Hallo, ich bin Ethan‹ gereicht.«

»Vielleicht steht er auf ältere Frauen«, kicherte Helen ins Telefon.

»Hmmm ... könnte sein. Das werden wir dann Morgen­abend sehen.«

»Wie meinst du das?« Helen dämmerte Schlimmes.

»Na ja, ich habe ihm gesagt, dass ich Morgen ins ›Marquee‹ gehe. Erst ist er nicht drauf angesprungen, aber als er hörte, dass du dabei bist, war er gleich Feuer und Flamme.«

»Der Mann ist erst seit ein paar Stunden im Haus und du sagst ihm, wo wir hingehen? Warum?«, stöhnte Helen auf.

»Warum? Bist du blind? Genau darum! Entspann dich und atme zur Abwechslung mal locker durch die Hose, Helen. Wird sicher ein lustiger Abend.« Sarah legte auf und hinterließ eine völlig perplexe Helen, die magentechnisch schon wieder in der Achterbahn saß.

***

Das »Olive Garden« war voll bis auf den letzten Platz. Sarah und Helen studierten hingebungsvoll die Speisekarte. Eine blonde Kellnerin kam zu ihnen hinüber, um die Bestellung aufzunehmen. Sie wählten eine Flasche »Brunello di Montalcino« und eine Flasche stilles Wasser. Außerdem eine klassische Lasagne für Sarah und grünen Spargel mit Parmesan und Risottobällchen für Helen. Auf Helens Smartphone summte es. Sie schaute drauf und ihr Blick verdunkelte sich augenblicklich.

»Andrew?«, fragte Sarah, während sie an einer Grissini-Stange knabberte und die Antwort eigentlich schon kannte. Helen nickte und las die Nachricht.

»Was will der Schmock?«, fragte Sarah.

»Frische Socken.«

»Er will was?«, Sarah starrte sie ungläubig an.

»Ihm sind offensichtlich die Socken ausgegangen, am Samstagabend so gegen zwanzig Uhr. Und wie immer liegt es an mir, weil ich die Putz-, Wasch-, Bügel-, Näh- und Kochfee bin.«

»Du kannst Nähen? Krass!« Sarah kicherte.

»Ich kann sogar Stricken und Häkeln, faszinierend, oder? Unfassbar, dass er nicht mal weiß ...« Weiter kam sie nicht, denn das Handy klingelte.

»Andrew?«

»Ich brauche Socken«, schnarrte es durch die Leitung.

»Mag sein, aber da kann ich gerade nichts für dich tun, ich sitze im ›Olive Garden‹ und esse. Zieh doch die an, die du schon den ganzen Tag trägst, wie jeder andere Mensch auch.«

»Die riechen nicht mehr frisch«, jammerte er durchs Telefon.

»Das ist so bei Schweißfüßen«, antwortete sie.

Sarah verschluckte sich vor Lachen an ihrer Grissini-Stange und hustete.

»Seit einer Woche liegt meine dreckige Wäsche jetzt schon rum und nix ist passiert.«

»Andrew, ich geb dir jetzt einen guten Tipp, also hör genau hin, denn ich werde mich nicht wiederholen: Schmeiß die Wäsche in die Maschine, schließ die Tür, füll oben Waschmittel rein, stell den Zeiger links auf Vier und den Zeiger rechts auf dreißig Grad und drück den Startknopf. Dann hast du in fünfundvierzig Minuten frische Socken, zwar nass, aber frisch. Und dann föhn sie, leg sie über die Heizung, schleuder oder saug sie trocken, mir vollkommen wumpe, aber nerv mich nicht!« Gekonnt drückte sie auf Gespräch beenden.

Sarah johlte. »Ich bin so stolz auf dich, Helen.«

Die Kellnerin kam genau im richtigen Moment. Helen goss den Rotwein großzügig in die Gläser. Das enthusiastische Gefühl musste gefeiert werden, bevor es sich auf den Weg zu einer anderen Person machte. Sie erhob ihr Glas. »Einen Toast: Auf die Männer, die wir lieben und die Penner, die wir kriegen«, sagte Helen laut.

»Dem ist absolut nichts hinzuzufügen. Prost Süße!«

***

Drei Stunden und zwei Flaschen Rotwein später torkelten Helen und Sarah aus dem »Olive Garden« und stolperten direkt in ein Taxi.

»Ins ›Marquee‹, bitte, 289 10th Avenue«, säuselte Sarah leicht angeheitert und kicherte.

Der Taxifahrer trat aufs Gas. Angetrunkene weibliche Fahrgäste bargen Gefahren in sich, wenn sich Alkohol und Essen nicht vertrugen. Gegen halb zwölf erreichten sie den Club. Eine endlose Menschenschlange bevölkerte den Eingang. Brav stellten sie sich hinten an, während es im Gänsemarsch vorwärts ging.

»Wenn das so weitergeht, bin ich nüchtern, bevor wir drin sind«, nuschelte Sarah.

»Das werden wir zu verhindern wissen.« Ethans Stimme ließ beide zusammenzucken. Er erschien quasi aus dem Nichts und grinste Helen herausfordernd an. Wieder rotierte ihr Magen.

»Ich kenne den Türsteher«, fuhr er fort, »wenn die Damen mir also folgen wollen.« Er spreizte beide Ellenbogen ab und Helen und Sarah hakten sich unter.

»Das ist übrigens mein Freund John«, er nickte mehrmals nach rechts hinüber. Neben ihnen tauchte ein bärtiger Hüne auf und grüßte sie wortlos mit der Hand. Sie marschierten problemlos am Türsteher vorbei und gaben die Jacken an der Garderobe ab. Ethan pfiff leise durch die Zähne, als er Helens Outfit sah. Zugegebenermaßen sah sie umwerfend aus. Die langen schlanken, trainierten Beine steckten in schwarzen Plateau-Peeptoes. Die großen Brüste verpackt in einer schwarzen Satincorsage, dazu passend ein schwarzer Minirock. Die langen Haare trug sie leicht gewellt offen, seitlich gescheitelt. Die dunklen, fast schwarz geschminkten Smokey-Eyes stachen hervor und der rote Lippenstift auf den vollen Lippen machte Lust auf mehr. Viel mehr. Ethan konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

»Du siehst einfach Hammer aus«, entfuhr es ihm.

Helen lief unter dem Make-up rot an.

»Können wir der blonden Freundin und der dunkelhaarigen Granate jetzt bitte was zu Trinken organisieren«, entschärfte Sarah die Situation und setzte ein flehentliches Gesicht auf. Alle Vier setzten sich in Bewegung, aber der Club war brechend voll und ein Durchkommen an eine der Bars gestaltete sich schwierig. Helen wurde von den tanzenden Partygästen von links nach rechts gedrückt und wankte. Ethan packte sie an der Hand und übernahm die Führung. Es fühlte sich richtig gut an, ihre Hand in seiner. Willig, und dank eines netten Alkoholpegels, ließ sie sich von ihm mitziehen. Sie drehte sich um. Zu ihrer Zufriedenheit sah sie Sarah, die sich bei John eingehakt hatte und über das ganze Gesicht strahlte. Blondie schien wohl ein neues Opfer gefunden zu haben, denn John war nicht nur jung, sondern auch riesengroß. Und Sarah stand auf große Kerle.

***

Eine Stunde und ein paar Flaschen »Desperados« später tanzten sie ausgelassen zu viert auf der Tanzfläche. Ethan stand hinter Helen und kam näher. Er legte seinen rechten Arm um ihre Taille und schmiegte sich an sie. Seine Lippen berührten sanft ihre rechte Halsseite. Sie erschauerte. Nach einem kurzen Moment des Zögerns schloss sie die Augen und ließ ihn gewähren. Ganz langsam tasteten sich seine Lippen von ihren Ohrläppchen am Hals entlang, bis zu den Schultern. Er biss sie, erst vorsichtig, dann heftiger. Ein kleiner Schrei entglitt ihrer Kehle. Er packte sie an beiden Schultern und drehte sie zu sich. Ihr Gesicht mit beiden Händen umschließend, berührte er ihre vollen, warmen, feuchten Lippen mit seinen. Seine Zunge suchte sich den Weg in ihren Mund. Er küsste sie so leidenschaftlich, dass ihre Knie weich wurden. Sie zerrte sein Hemd aus der Hose, glitt mit ihren Händen über seine muskulöse Brust und kniff ihm sanft in die Brustwarzen. Ethan drückte sich mit dem Unterkörper fest an sie, und sie konnte seinen harten Schwanz in der Hose spüren. Mit dem rechten Zeigefinger wanderte sie am Hosenrand auf die Innenseite und berührte seine Eichel. Ethan stöhnte in ihren Mund. Ihr Zeigefinger kreiste weiter um die Eichel herum, während sie spürte, wie ihre Möse feucht wurde.

»Lass uns rausgehen«, flüsterte er in ihr Ohr. Er nahm sie bei der Hand und zerrte sie von der Tanzfläche zum Ausgang, schnurstracks zum Parkplatz, wo sie auf der Rückbank seines Autos Platz nahmen. Ethan stürzte sich auf sie. Die Zunge in ihrem Mund, versuchte er, ihr das Höschen runterzuziehen. Helen wehrte sich und schob ihn von sich. Er wich zurück. Sie öffnete seine Gürtelschnalle und zog die Hose bis zu seinen Knien hinunter. Dann kniete sie sich auf die Rückbank, beugte sich nach vorn und ließ ihre Zungenspitze spielerisch um seine pralle Eichel kreisen. Das hatte sie ewig nicht gemacht. Danach setzte sie die vollen Lippen von oben an und öffnete langsam den Mund. Sein Schwanz verschwand Zentimeter für Zentimeter darin. Ethan keuchte vor Erregung, während Helen seinen Schaft packte und langsam von oben nach unten bewegte. Ihre Spucke lief über seinen Schwanz auf ihr Hände. Sie saugte und leckte abwechselnd Schaft sowie Eichel und ließ den Kolben so tief wie möglich in ihre Kehle vorstoßen.

»Scheiße, Baby, ich komm gleich«, keuchte Ethan mit geschlossenen Augen.

Sie spürte, wie sein Schwanz noch härter wurde und wusste, dass er gleich abspritzen würde. Sie schmeckte bereits den Lusttropfen. Last Exit to Brooklyn, ging es ihr durch den Kopf, doch sie wollte, dass er in ihrem Mund kam. Ein kurzes Zucken durchfuhr seinen Körper und dann schoss sein heißes Sperma in ihren Mund. Helen schluckte alles bis auf den letzten Tropfen runter und lutschte noch ein wenig an seinem Schwanz, bis Ethan endgültig entspannt zusammensackte. Sie nahm den Kopf hoch, wischte sich die Reste aus den Mundwinkeln und lächelte zufrieden.

»Warum wolltest du nicht ficken?«, fragte er ins Dunkel.

»Ich ... konnte nicht«, gestand sie zögernd.

»Schlechtes Gewissen wegen dem Freund?«

»Denke schon«, murmelte sie betroffen.

»Das ehrt dich sehr, ist aber schade, wäre sicher sensationell gewesen.«

Helen nickte stumm.

Ethan drehte den Kopf nach links und sah sie an. »Kann ich mich trotzdem irgendwie revanchieren?«, fragte er mit einem leicht herausfordernden Unterton.

Helen überlegte kurz, schüttelte aber den Kopf. »Danke Ethan, aber ...«

»Schon gut, du musst mir nichts erklären.«

Sie nickte ihm dankbar zu und lehnt sich mit geschlossenen Augen an seine Schulter.

***

»Du hast waaas?«, kreischte Sarah in den Hörer.

»Na ja ...«, murmelte Helen.

»Sprich laut und deutlich! Ich hör ja nix.«

»Wir saßen auf der Rückbank und dann ...«

»Und dann ... Was, verdammt nochmal?!«, Sarah flippte aus.

»Er wollte ficken, aber ich hatte Gewissensbisse. Also hab ich ...«

»Waaas??? Himmelhergottnocheins!« Sarah tobte.

»... ihm eben freundlich einen geblasen«, entfuhr es Helen.

»Du hast ihm freundlich einen geblasen?« Sarah prustete laut los.

»Was ist daran so lustig?«

»Ich wusste gar nicht, dass das gemütsabhängig ist und man so etwas auch unfreundlich machen kann.« Sarah bekam einen Schluckauf.

Helen kicherte mit. »Na wenn ich das unfreundlich mache, bunker ich die Ladung Sperma in meinem Mund und küsse ihn danach. Feindliche Übernahme nennt man das. Oder Ressourcenteilung, ganz wie du willst.«

Sarah gluckste am anderen Ende der Leitung. »Wirst du es Andrew sagen?«, fragte sie schließlich.

»Ich denke, es wird Zeit, dass ich mich entscheide. Beim nächsten Mal wird es nicht beim Flötenspiel bleiben, fürchte ich. Und ich möchte ihn nicht hintergehen, egal wie mies unsere Beziehung auch ist. Ich möchte nicht respektlos sein, denn diese Aktion hat die Grenze eigentlich bereits überschritten«, sagte sie nachdenklich.

»Na ja, wenn man es genau betrachtet, hattest du keinen Sex. Zumindest nicht nach Bill Clintons Auslegung.« Helen grinste und seufzte dann tief. »Ich werde heute Abend mit Andrew reden. Ich denke, das war’s.«

***

Mit Herzklopfen betrat Helen am Abend leise die Wohnung. Sie war früher als sonst zu Hause.

Die Wohnzimmertür war geschlossen. Ungewöhnlich. Normalerweise waren alle Türen offen, damit die Katzen problemlos durch die Wohnung laufen konnten.

Sie hielt auf dem Gang inne und lauschte. Aus dem Wohnzimmer hörte sie lautes Stöhnen. Ihr Herz schlug schneller. Sie zog die Schuhe aus, tippelte zur Tür und legte das Ohr dran. Lauschangriff.

»Ja, ja ... tiefer rein, fick mich, fester!«, schrie es lautstark aus dem Wohnzimmer.

Sie hörte Andrew keuchen und stöhnen. Drei-zwei-eins ... Helen riss die Tür auf.

Auf der Couch saß Andrew splitterfasernackt auf einem Handtuch. Den harten Schwanz in der Rechten, getränkt in Gleitgel, auf und ab bewegend. Im Fernseher lief ein Porno. Eine pralle Silikonblondine ließ sich gerade von hinten, über einen Tisch gebeugt, von einem Afroamerikaner den Schwanz in den Arsch rammen.

Andrew starrte sie fassungslos an, bevor er aufsprang und mit seinem Fahnenmast fluchend an ihr vorbei ins Bad flüchtete.

»Was machst du denn hier?«, keifte er sie an.

»Ich wohne hier.«

»Kannst du nicht vorher anrufen?«

»Spinnst du, oder was? Dann wichs dir halt irgendwann anders einen, du Arsch!«, schrie sie ihn durch die Badezimmertür an.

»Noch nie was von Privatsphäre gehört?«

»Jetzt halt bloß die Luft an. Mein Gott, hast dir halt einen runtergeholt. Na und? Ist ja nicht so, dass ich deinen Schwanz noch nie gesehen hätte. Also benimm dich nicht wie ein kleines Kind, das gerade beim Onanieren erwischt wurde. Oder hast du gedacht, ich weiß nicht, dass du dir Pornos anschaust?« Sie ging zurück ins Wohnzimmer, starrte noch ein wenig amüsiert auf das immer größer werdende, inzwischen tierisch gedehnte Arschloch der Silikonmaus und schaltete den Fernseher ab.

Andrew kam in einer Jogginghose zurück. Er war stinksauer.

Helen starrte ihn an. »Wir müssen reden«, sagte sie mit einem Seufzer und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich auf die Couch zu setzen. Er ließ sich widerwillig in die Kissen fallen.

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