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Pluralisierung und Reformerwartung

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Der Katholizismus der 1960er-Jahre war ein tektonisch aktives Gelände. Vielfältige gesellschaftliche Veränderungsimpulse verstärkten sich gegenseitig.3 Der massiven Wiederherstellung von Autorität und Geltung des Nachkriegschristentums entsprach nicht zwingend eine Renaissance des christlichen Glaubens.4 Schon seit dem Ende der 1940er-Jahre und in den 1950ern erodierte die „Gnadenanstalt“5. Unter Katholiken vollzog sich eine „‚sexuelle Revolution‘ im Stillen“6. Auch katholische Frauen nutzten seit deren Zulassung 1961 zunehmend die Pille und bestimmten gegen die kirchliche Lehre selbst über die Folgen ihrer Sexualität. Zusätzliche Bewegungsfreiheit und Durchsetzungsfähigkeit gewann die weibliche Normalbiografie durch die vermehrte Erwerbstätigkeit der Frauen im Gefolge des Wirtschaftsaufschwungs.7 Ihren Kampf gegen die Gleichberechtigung der Frau in der Ehe nach staatlichem Familienrecht hatten die katholischen Hierarchen bereits zuvor verloren.8

Innerkirchlich hatte sich zudem schon vor dem und während des II. Vatikanischen Konzils ein beachtlicher Reformerwartungsdruck aufgebaut.9 Er verstärkte sich nach dem Konzil durch dessen breite reformerische Überinterpretation, die den Keim mittelfristiger Enttäuschungen und Restaurationsoptionen bereits in sich trug.10 Schon die Tatsache, dass die Stellung der Laien auf dem Konzil überhaupt thematisiert wurde, führte nachkonziliar zu einem erhöhten Selbstwertgefühl und einer ekklesiologischen Standortsuche in einer Atmosphäre, die treffend beschrieben wurde als „Mischung aus tiefer Verwirrung und euphorischer Aufbruchsstimmung“11. Das ZdK versuchte, die allenthalben entbrannten Diskussionen unter Katholiken dadurch in geordnete Bahnen zu lenken, dass es beim Bamberger Katholikentag von 1966 nur bewährte Funktionäre und Vertreter der Bischöflichen Hauptstellen als Diskutanten einlud.12 Mehr Pluralismus und Dialog und eine Neuordnung des Laienapostolats waren zwar durchaus thematisierte Stichworte, zu wegweisenden Entschließungen zur Umsetzung des Konzils führten sie allerdings nicht.13

Die Täuschung

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